Barotrauma ist eine Gewebeverletzung, verursacht durch eine druckbedingte Änderung des Gasvolumens im Körperraum Sie kann das Ohr betreffen (verursacht Ohrenschmerzen, Hörverlust und/oder vestibuläre Symptome) oder die Nebenhöhlen (verursacht Schmerzen und Stauung). Die Diagnose erfordert manchmal Audiometrie und vestibuläre Tests. Behandlung, falls erforderlich, kann abschwellende Mittel, Analgetika und manchmal orale Kortikosteroide oder chirurgische Reparatur von schweren Innen- oder Mittelohr- oder Sinus-Verletzungen umfassen.
(Siehe auch Tauchverletzungen im Überblick und Überblick über Barotrauma.)
Tauchen kann sich auf das äußere, mittlere und innere Ohr auswirken. Typischerweise empfindet der Taucher Ohrdruck oder Schmerzen während des Abtauchens; wenn der Druck nicht rasch ausgeglichen wird, kann es zu Mittelohrblutungen oder einer Trommelfellruptur kommen. Das Hineinfließen von kaltem Wasser in das Mittelohr kann zu Schwindel, Übelkeit und Orientierungslosigkeit während des Tauchens führen. Bei der Untersuchung des äußeren Gehörgangs kann das Trommelfell eine Stauung, Zeichen eines Hämatotympanons oder einer Perforation und fehlende Mobilität während des Einblasens der Luft mit einem pneumatischen Otoskop aufweisen; häufig liegt eine Schallleitungsschwerhörigkeit vor. Wenn der Druck im Mittelohr während oder nach dem Auftauchen von einem Tauchgang erhöht bleibt, kann der Gesichtsnerv komprimiert werden (faziale Baroparese), was zu einer ipsilateralen oberen und unteren Fazialisparese führt. Die Schwäche des oberen und unteren Gesichts unterscheidet die Baroparese des Gesichts von einem Schlaganfall oder einer arteriellen Gasembolie (1).
Ein Barotrauma des Innenohrs (IEBT) entsteht durch eine Ruptur des labyrinthischen Fensters (rundes oder ovales Fenster) oder durch Risse der Reissner-, Basilar- oder Tektorialmembranen. Die Symptome, zu denen Tinnitus, Hörverlust, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen, Vertigo, Nystagmus, Ataxie, Übelkeit und Erbrechen gehören, verschlimmern sich häufig bei Aktivität und lautem Lärm und bessern sich bei Ruhe. Die Symptome treten in der Regel während des Abtauchens auf, wenn der Druckausgleich im Mittelohr erschwert ist, können aber auch während des Auftauchens auftreten, möglicherweise aufgrund einer Luftausdehnung in der Cochlea oder im Vestibularapparat. Die Symptome können auch noch Tage nach einem Tauchgang auftreten, oft provoziert durch Heben oder Pressen (2).
Ein Barotrauma der Sinus wirkt sich in erster Linie auf den Sinus frontalis aus, gefolgt von den Sinus ethmoidalis und den Sinus maxillaris (3). Die Taucher spüren während des Auftauchens oder Abtauchens einen leichten Druck bis hin zu starkem Schmerz, zusammen mit einem Gefühl der Stauung in den betroffenen Nasennebenhöhlen und manchmal einer Epistaxis. Die Schmerzen können stark sein und manchmal sind sie von Berührungsschmerz im Bereich des Gesichtes begleitet. Ein Überdruck im Sinus maxillaris kann den maxillären Ast des N. trigeminus komprimieren und eine Hyperästhesie im Wangenbereich verursachen. Ein Überdruck im Keilbeinhöhle komprimiert gelegentlich den Sehnerv, was zu Sehstörungen oder Erblindung führt (3, 4).
Selten kann ein Sinus rupturieren und einen Pneumatozephalus mit Schmerzen im Bereich von Gesicht und Mund, Übelkeit, Schwindel oder Kopfschmerzen verursachen. Die Ruptur eines Sinus maxillaris kann zu retroorbitaler Luft mit Diplopie aufgrund der okulomotorischen Dysfunktion führen. Die Kompression des Nervus trigeminus in der Kieferhöhle kann Gesichtsparästhesien verursachen. Bei der körperlichen Untersuchung kann eine Empfindlichkeit im Bereich der Nasennebenhöhlen oder Nasenbluten gefunden werden.
Ein Barotrauma kann auch durch den Rückgang des Umgebungsdrucks während des Aufstiegs in die Höhe entstehen.
Allgemeine Literatur
1. Molvaer OI, Eidsvik S. Facial baroparesis: A review. Undersea Biomed Res 14(30):277-295, 1987. PMID 3307083
2. Elliott EJ, Smart DR: The assessment and management of inner ear barotrauma in divers and recommendations for returning to diving. Diving Hyperb Med, 44(4):208-22, 2014. PMID: 25596834
3. Schipke JD, Cleveland S, Drees M: Sphenoid sinus barotrauma in diving: Case series and review of the literature. Res Sports Med, 26(1):124-137. doi: 10.1080/15438627.2017.1365292
4. Hanasono MM, Norbash AM, Shepard K, et al: Sphenoid pneumoceles cause episodic pressure-related blindness. West J Med 169(5):295-299, 1998. PMID: 9830365 PMCID: PMC1305327
Diagnose des Barotraumas der Ohren und der Sinus
Klinische Untersuchung
Manchmal Audiometrie und vestibuläre Tests
Ein Barotrauma, das nur Schmerzen im Ohr oder in den Nasennebenhöhlen verursacht, wird in der Regel klinisch diagnostiziert.
Patienten mit Symptomen eines Innenohr-Barotraumas (z. B. Tinnitus, Hörverlust oder Schwindel) sollten auf Anzeichen einer vestibulären Dysfunktion untersucht werden und sich dringend einer formalen Audiometrie, vestibulären Tests und möglicherweise einer Operation unterziehen. Diese Patienten sollten an einen HNO-Arzt überwiesen werden, da eine rasche chirurgische Behandlung von Rissen im labyrinthischen Fenster den Hörverlust rückgängig machen kann.
Bildgebende Verfahren (z. B. einfache Röntgenaufnahme, CT) sind diagnostisch nicht notwendig, obwohl eine CT nützlich sein kann, wenn eine Sinusruptur oder Hirnnervenkompression vermutet wird.
Behandlung des Barotraumas der Ohren und der Sinus
Abschwellende Mittel und Analgetika
Manchmal orale Kortikosteroide, chirurgische Reparatur oder beides
Die meisten Verletzungen durch ein Barotrauma der Ohren und der Sinus verschwinden spontan von selbst und benötigen nur die Behandlung der Symptome und eine ambulante Nachbehandlung.
Die medikamentöse Behandlung bei Sinus- und Mittelohrbarotrauma ist identisch. Abschwellende Medikamente (in der Regel Oxymetazolin 0,05%, 2 Spraystöße in jedes Nasenloch 2-mal täglich über 3–5 Tage; Pseudoephedrin 30–60 mg 2- bis 4-mal täglich oral bis zu einer Höchstdosis von 240 mg/Tag über 3–5 Tage) können dabei helfen, verstopfte Nasennebenhöhlen zu öffnen. Schwerwiegende Fälle können mit intranasalen Kortikosteroiden behandelt werden. Die Schmerzen können mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) oder Opioiden kontrolliert werden.
Wenn Blutungen oder der Nachweis von Ergüssen vorliegen, wird ein Antibiotikum verabreicht (z. B. Amoxicillin 500 mg p.o. alle 12 h über 10 Tage; Trimethoprim-Sulfamethoxazol 1 Tablette doppelter Stärke p.o. 2-mal täglich über 10 Tage).
Bei einem Mittelohrbarotrauma sprechen sich manche Ärzte auch für einen Behandlungszyklus mit Kortikosteroiden aus (z. B. Prednison 60 mg/Tag oral über 6 Tage, anschließend über 7–10 Tage allmählich ausschleichend).
Die Überweisung an einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt ist bei schweren oder anhaltenden Symptomen angezeigt. Eine dringende operative Behandlung (z. B. Tympanotomie zur direkten Sanierung eines rupturierten runden oder ovalen Fensters, Myringotomie zur Ableitung von Flüssigkeit aus dem Mittelohr, Sinusdekompression) kann für schwere Innen- und Mittelohr- oder Sinusverletzungen notwendig werden.
Prävention des Barotraumas der Ohren und der Sinus
Während eines Tauchgangs kann ein Ohrbarotrauma während des Abtauchens vermieden werden, indem man häufig schluckt oder gegen zugehaltene Nasenlöcher ausatmet, um die Eustachische Röhre zu öffnen und den Druck zwischen dem Mittelohr und der Umgebung auszugleichen. Der Druck hinter Ohrstöpseln kann nicht ausgeglichen werden, daher sollten sie nicht zum Tauchen benutzt werden.
Eine Prophylaxe mit Oxymetazolin 0,05% Nasenspray, 2 Sprühstöße pro Nasenloch 2-mal täglich oder Pseudoephedrin 30 bis 60 mg oral 2- oder 4-mal täglich bis zu einem Maximum von 240 mg täglich, mit Beginn 12–24 Stunden vor dem Tauchgang, kann das Auftreten von Ohr- und Sinusbarotraumata reduzieren. Es sollte nicht getaucht werden, wenn die Stauung nicht abklingt oder ein Infekt der oberen Atemwege oder eine unkontrollierte allergische Rhinitis besteht.
Wichtige Punkte
Wenn Patienten Tinnitus, Hörverlust oder Schwindel leiden, veranlassen Sie dringend eine Audiometrie und vestibuläre Tests.
Ziehen Sie ein CT in Betracht, wenn Sie sich bei der klinischen Beurteilung unsicher sind oder wenn die Sinusverletzung durch Hirnnervenkompression kompliziert ist.
Wenn die Symptome schwerwiegend sind, werden schmerzstillende und abschwellende Medikamente verordnet.
Das Risiko von Ohr- und Nebenhöhlenbarotraumata wird gesenkt, wenn der Rat befolgt wird, bei verstopfer Nase nicht zu tauchen oder wenn prophylaktisch Oxymetazolin oder Pseudoephedrin verschrieben wird.
Weitere Informationen
Die folgenden englischsprachigen Quellen können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MSD-Manual nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.
Divers Alert Network: 24-hour emergency hotline, 919-684-9111
Duke Dive Medicine: Physician-to-physician consultation, 919-684-8111