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Neugeborenen-Hypernatriämie

VonKevin C. Dysart, MD, Nemours/Alfred I. duPont Hospital for Children
Reviewed ByAlicia R. Pekarsky, MD, State University of New York Upstate Medical University, Upstate Golisano Children's Hospital
Überprüft/überarbeitet Dez. 2024
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Eine Hypernaträmie ist eine Serumnatriumkonzentration von > 145-150 mEq/l (> 145-150 mmol/l), meistens durch Dehydratation bedingt. Symptome sind u. a. Lethargie und Krampfanfälle. Die Therapie besteht aus einer vorsichtigen Infusion von Kochsalzlösung.

(Hypernatriämie bei Erwachsenen wird an anderer Stelle behandelt.)

Ätiologie der neonatalen Hypernatriämie

Hypernatriämie entwickelt sich, wenn

  • das Wasser über Natrium (hypernaträmische Dehydratisierung) verloren wird

  • Natriumaufnahme übersteigt die Natriumverluste (Salzvergiftung).

  • Beide

Übermäßiger Wasserverlust (hypernaträmische Dehydratation)

Ein Überwiegen des Wasserverlusts im Vergleich zum Salzverlust besteht häufig bei Diarrhoe, Erbrechen oder hohem Fieber. Auch durch Nahrungsverweigerung in den ersten Lebenstagen (z. B. wenn sowohl Mutter als auch Kind das Stillen bzw. Saugen lernen) oder bei VLBW-Kindern mit einem Gestationsalter von 24–28 Wochen kann diese Problematik entstehen. Bei VLBW-Kindern führt die Verdunstung des Wassers durch das unreife wasserdurchlässige Stratum corneum in Verbindung mit einer verminderten Nierenfunktion und einer reduzierten Fähigkeit, den Urin zu konzentrieren, zu Verlust von freiem Wasser. Der unmerkliche Wasserverlust über die Haut wird auch durch Wärmestrahler und Phototherapielampen erheblich erhöht; exponierte VLBW-Säuglinge können manchmal bis zu 250 mL/kg/Tag Wasser IV in den ersten Tagen benötigen, danach entwickelt sich das Stratum corneum und der unmerkliche Wasserverlust nimmt ab.

Eine seltene Ursache für übermäßigen Wasserverlust ist Arginin-Vasopressin-Mangel (zentraler Diabetes insipidus) oder Arginin-Vasopressin-Resistenz (nephrogener Diabetes insipidus).

Säuglinge mit Hypernaträmie und Dehydration sind oft mehr als dehydriert als in der körperlichen Untersuchung erscheint, weil die erhöhte Osmolalität dazu beiträgt, den Extrazellulärraum (und damit das zirkulierende Blutvolumen) zu erhalten.

Überladung mit gelösten Stoffen (Salzvergiftung)

Eine Salzüberladung entsteht meist durch zu starken Salzgebrauch bei der Zubereitung von Säuglingsnahrungen oder durch die Gabe hyperosmolarer Infusionen.

FFP und Humanalbumin enthalten Natrium und können bei sehr unreifen Frühgeborenen zur Hypernaträmie führen.

Symptome und Anzeichen einer neonatalen Hypernaträmie

Typische Symptome der Hypernaträmie sind Lethargie, Unruhe, Hyperreflexie, Spastik und Krampfanfälle. Die Hautbeschaffenheit kann teigig anstatt reduziert erscheinen.

Intrakranielle Blutungen, venöse Sinusthrombosen und akute renale tubuläre Nekrosen sind wichtige Komplikationen der Hypernatriämie.

Diagnose der neonatalen Hypernatriämie

  • Serumnatriumkonzentration

Die Diagnose einer Hypernatriämie wird aufgrund von Symptomen und Anzeichen vermutet und durch eine Serumnatriumkonzentration von > 145 bis 150 mEq/L (> 145 to 150 mmol/L) bestätigt.

Weitere Laborauffälligkeiten sind eine erhöhte Harnstoffkonzentration, ein moderater Anstieg des Blutzuckerwertes und, bei niedrigem Kalium, ein verminderter Serumkalziumwert.

Behandlung der neonatalen Hypernaträmie

  • 0,9% ige Kochsalzlösung IV, dann hypotone Salzlösung (0,3%ige oder 0,45%ige Kochsalzlösung)

Bei stark dehydrierten Säuglingen muss als Erstes das zirkulierende Blutvolumen wiederhergestellt werden, in der Regel mit 0,9%iger Kochsalzlösung in Portionen von 20 ml/kg IV Die Behandlung erfolgt durch IV Infusion von 5%iger Dextrose und 0,3–0,45%iger Kochsalzlösung. Das Infusionsvolumen entspricht dabei dem ermittelten Flüssigkeitsdefizit (siehe auch Behandlung von Dehydration bei Kindern) und wird über einen Zeitraum von 2–3 Tagen gegeben, um einen zu raschen Abfall der Serumosmolalität und damit eine zu schnelle Flüssigkeitsverschiebung in die Zellen mit der Gefahr eines Hirnödems zu verhindern. Die reguläre Erhaltungsinfusion sollte unabhängig parallel gegeben werden.

Das Ziel der Therapie sollte sein, den Serumnatriumspiegel um ca. 10 mEq/Tag abzusenken (10 mmol/l/Tag). Körpergewicht, Serumelektrolyte, Urinmenge und spezifisches Gewicht müssen regelmäßig kontrolliert werden, so dass die Flüssigkeitstherapie entsprechend angepasst werden kann. Sobald eine gute Diurese vorhanden ist, sollte Kalium hinzugefügt werden, um den normalen Bedarf zu decken und den Verlust über den Urin auszugleichen.

Eine durch Salzintoxikation verursachte extreme Hypernaträmie (Serumnatrium > 200 mEq/l [> 200 mmol/l]) sollte mit einer Peritonealdialyse behandelt werden, v. a. dann, wenn die Intoxikation einen weiteren raschen Anstieg des Serumnatriums verursacht.

Prävention der neonatalen Hypernatriämie

Zur Vorbeugung einer Hypernatriämie ist eine besondere Aufmerksamkeit in Bezug auf das Volumen und die Zusammensetzung der Flüssigkeitsverluste und der zum Volumenausgleich verwendeten Infusionslösungen geboten. Das Risiko ist vor allem bei Neugeborenen und jungen Säuglingen am größten, die ihren Durst noch nicht effektiv signalisieren oder ihren Flüssigkeitsverlust selbstständig ausgleichen können. Die Nahrungszusammensetzung, insbesondere wenn eine Mischung erforderlich ist (z. B. bei einigen Säuglingsnahrungen und konzentrierten Zubereitungen für die enterale Ernährung), erfordert besondere Aufmerksamkeit, insbesondere wenn das Risiko einer Dehydratation hoch ist, wie bei Durchfall, geringer Flüssigkeitsaufnahme, Erbrechen oder hohem Fieber.

Wichtige Punkte

  • Eine ypernatriämie entsteht in der Regel aufgrund von Dehydration (z. B. verursacht durch Durchfall, Erbrechen, hohes Fieber); Natriumüberlastung ist selten.

  • Beschwerden sind Lethargie, Unruhe, Hyperreflexie, Spastik, Hyperthermie und Krampfanfälle.

  • Es kann zu intrakranieller Blutung, Sinusvenenthrombose und akuter renal-tubulären Nekrose kommen.

  • Diagnose bei einer Serumnatriumkonzentration von > 145-150 mEq/l (> 145-150 mmol/l). vor.

  • Wenn die Ursache Dehydration ist, stellen Sie das zirkulierende Blutvolumen mit 0,9% Salzlösung wieder her und geben dann 5% Dextrose/0,3% bis 0,45% Salzlösung IV in Volumen gleich dem berechneten Flüssigkeitsdefizit.

  • Rehydrieren Sie über 2 bis 3 Tage, um einen zu schnellen Abfall des Serumnatriums zu vermeiden, was erhebliche nachteilige Folgen haben kann.