Rückenmarksinfarkt

(Ischämische Myelopathie)

VonMichael Rubin, MDCM, New York Presbyterian Hospital-Cornell Medical Center
Überprüft/überarbeitet Feb. 2023
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Ein Rückenmarksinfarkt ist in der Regel Folge einer Ischämie, die ihren Ursprung in einer extravertebralen Arterie hat. Symptome sind plötzliche und heftige Rückenschmerzen, an die sich sofort eine sehr schnell fortschreitende bilaterale schlaffe Extremitätenlähmung und sensible Ausfälle, insbesondere bzgl. Schmerz und Temperatur, anschließen. Die Diagnose wird anhand einer MRT gestellt. Die Behandlung ist i. Allg. unterstützend.

(Siehe auch Überblick über Erkrankungen des Rückenmarks.)

Der primären Gefäßversorgung für das hintere Drittel des Rückenmarks dienen die Aa. spinales posteriores, für die beiden vorderen Drittel die Aa. spinales anteriores. Die Aa. spinales anteriores hat nur wenige zuführende Arterien in der oberen Zervikalregion und eine große versorgende Arterie, die A. Adamkiewicz, in der unteren Thorakalregion. Die zuführenden Arterien entspringen der Aorta.

Weil die Kollateralversorgung für die A. spinalis anterior in bestimmten Bereichen spärlich ist, sind bestimmte Rückenmarksegmente (z. B. zwischen dem 2. und 4. Thorakalsegment) besonders empfindlich für Ischämien. Schädigungen an einer extravertebralen zuführenden Arterie oder der Aorta (z. B. aufgrund von Arteriosklerose, Dissektion oder Abklemmung während chirurgischer Eingriffe) verursachen häufiger einen Infarkt als intrinsische Störungen der Spinalarterien. Eine Thrombose ist eine ungewöhnliche, eine Polyarteriitis nodosa eine seltene Ursache.

Symptome und Anzeichen von Rückenmarkinfarkt

Das erste Symptom eines Rückenmarksinfarkts ist in der Regel ein plötzlicher Rückenschmerz mit einem umlaufend ausstrahlenden Spannungsgefühl, dem innerhalb weniger Minuten eine segmentale beidseitige schlaffe Schwäche und ein Gefühlsverlust folgen. Schmerz- und Temperaturempfinden sind überwiegend beim Spinalis anterior Syndrom beeinträchtigt. Typischerweise ist die A. spinalis anterior betroffen, was zu einem vorderen Rückenmarkssyndrom führt (siehe Tabelle Rückenmarkssyndrome). Lage- und Vibrationssinn, der in den posterioren Säulen weitergeleitet wird, und häufig die Wahrnehmung von leichter Berührung sind relativ gut erhalten.

Wenn der Infarkt klein ist und primär das am weitesten von der verschlossenen Arterie entfernt liegende Gewebe (in Richtung Rückenmarkmitte) betrifft, ist auch ein zentrales Rückenmarksyndrom möglich (siehe Tabelle Rückenmarkssyndrome).

Die neurologischen Defizite können sich zum Teil nach den ersten Tagen zurückbilden.

Diagnose von Rückenmarkinfarkt

  • MRT

Ein Infarkt ist in Betracht zu ziehen, wenn plötzlich starke Rückenschmerzen und charakteristische Ausfälle auftreten.

Die Diagnose von Rückenmarksinfarkt erfolgt durch MRT. Wenn kein MRT verfügbar ist. Eine CT-Myelographie kann durchgeführt werden.

Akute Querschnittsmyelitis, Rückenmarkkompression und demyelinisierende Erkrankungen können zu ähnlichen Befunden führen, jedoch entwickeln diese sich in der Regel eher schrittweise, und sie lassen sich durch MRT und Liquoranalyse ausschließen.

Behandlung von Rückenmarkinfarkt

  • Unterstützende Behandlung

Gelegentlich kann die Ursache eines Infarkts (z. B. Aortendissektion, Polyarteriitis nodosa) behandelt werden, jedoch ist häufig nur eine symptomatische Behandlung möglich.

Wichtige Punkte

  • Der Rückenmarkinfarkt resultiert aus einer Verletzung einer extravertebralen Ernährungsarterie oder der Aorta (z. B. durch Atherosklerose, Dissektion oder Klemmen während der Operation) häufiger als aus intrinsischen Störungen der Wirbelsäulenarterie.

  • Es verursacht plötzliche Rückenschmerzen mit umlaufend ausstrahlender Enge, gefolgt von segmentaler bilateraler schlaffer Schwäche und sensorischem Verlust innerhalb weniger Minuten; Schmerzen und Temperaturempfindungen sind überproportional beeinträchtigt.

  • Ein Zentralkabel-Syndrom ist auch möglich.

  • Diagnostizieren Sie mit MRT.

  • Wenn möglich, behandeln Sie die Ursache. ansonsten behandeln Sie unterstützend.