Prüfung des mentalen Status

Erhoben werden die aktuellen geistigen Fähigkeiten, wobei das allgemeine Erscheinungsbild, das Verhalten, ungewöhnliche oder bizarre Überzeugungen und Wahrnehmungen (z. B. Sinnestäuschungen, Halluzinationen), die Stimmung und alle Aspekte der Kognition (z. B. Aufmerksamkeit, Orientierung, Gedächtnis) beurteilt werden.

Die Untersuchung des mentalen Status erfolgt bei allen Patienten, bei denen dieser verändert ist, oder bei sich entwickelnder kognitiver Beeinträchtigung, sowohl akut als auch chronisch. Es stehen zahlreiche Screeninginstrumente zur Verfügung, die folgenden sind extrem nützlich:

  • Montreal Cognitive Assessment (MOCA) für ein allgemeines Screening, da es ein breites Spektrum kognitiver Funktionen abdeckt (z. B. Aufmerksamkeit, Konzentration, exekutive Funktionen, Gedächtnis, Sprache, visuell-räumliche Fähigkeiten, Abstraktion, Berechnung, Orientierung)

  • "Mini-Mental State Examination", wenn Patienten in Bezug auf die Alzheimer-Krankheit bewertet werden, weil sie auf Testspeicher fokussiert ist

Die Ausgangsbefunde werden aufgezeichnet, die Untersuchung wird jährlich wiederholt bzw. wenn Verdacht auf eine Änderdung des mentalen Status besteht.

Patienten sollten darauf hingewiesen werden, dass die Aufnahme des mentalen Status routinemäßig erfolgt und sie dadurch nicht bloßgestellt werden sollen.

Die Prüfung wird in einem ruhigen Raum durchgeführt, und der Untersucher sollte sicherstellen, dass die Patienten die Fragen klar und deutlich hören können. Patienten, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, sollten in der Sprache, die sie fließend sprechen, befragt werden.

Die Überprüfung des mentalen Status bewertet verschiedene Bereiche kognitiver Funktion. Der Untersucher muss zunächst die Aufmerksamkeit des Patienten sicherstellen — z. B. indem er deren Aufmerksamkeit festellt während die Anamnese durchgeführt wird oder indem die Patienten sofort 3 Wörter wiederholen sollen. Einen unaufmerksamen Patienten weiter zu testen, ist nicht sinnvoll.

Die Parameter, wie kognitive Funktionen getestet werden und Beispiele, wie diese zu testen sind, umfassen Folgende:

Orientierung

Testung der 3 Parameter für Orientierung:

  • Person (Wie heißen Sie?)

  • Zeit (Welches Datum haben wir heute?)

  • Platz (Wie heißt der Ort, an dem wir hier sind?)

Kurzzeitgedächtnis

Bitten Sie den Patienten, sich nach einer Verzögerung von 2 bis 5 min an 3 Objekte zu erinnern.

Langzeitgedächtnis

Stellen Sie dem Patienten eine Frage zur Vergangenheit wie "Welche Farbe hatte Ihre Hochzeitskleidung?" oder "Welche Marke hatte Ihr erstes Auto?"

Rechnen

Verwenden Sie eine einfache Rechenaufgabe. Gebräuchlich sind 7er-Reihen: Der Patient wird aufgefordert, mit 100 zu beginnen und 7 zu subtrahieren, dann 7 von 93 usw. Alternativ können Sie auch fragen, wie viele Fünf-Cent-Münzen in 1,35 US-Dollar enthalten sind.

Wordfindung

Bitten Sie den Patienten, in 1 min so viele Objekte einer Kategorie wie möglich zu nennen, z. B. Kleidungsstücke oder Tiere.

Aufmerksamkeit und Konzentration

Lassen Sie den Patienten ein Wort mit 5 Buchstaben vorwärts und rückwärts buchstabieren. " z. B. kann das Wort "Abend" verwendet werden.

Benennen von Gegenständen

Zeigen Sie ein Objekt, z. B. einen Stift, ein Buch oder ein Lineal, und bitten Sie den Patienten, dieses und einen Teil davon zu benennen.

Aufeinanderfolgende Anweisungen

Beginnen Sie mit einer einfachen Anweisung wie "Berühren Sie Ihre Nase mit der rechten Hand". Testen Sie dann ein 3-stufiges Kommando wie "Nehmen Sie dieses Stück Papier in die rechte Hand. Falten Sie es in der Mitte. Legen Sie das Papier auf den Boden."

Schreiben

Bitten Sie den Patienten, einen Satz zu schreiben. Der Satz sollte ein Subjekt und ein Objekt haben und sinnvoll sein. Rechtschreibfehler sollten ignoriert werden.

Räumliche Orientierung

Lassen Sie den Patienten ein Haus oder eine Uhr zeichnen mit einer bestimmten Uhrzeit. Oder bitten Sie den Patienten, 2 sich überschneidende Fünfecke zu zeichnen.

Abstraktes Denken

Fordern Sie den Patienten auf, 3 oder 4 Objekte einer gemeinsamen Kategorie zuzuordnen (z. B. Obst, Transportfahrzeuge, Musikinstrumente). Bitten Sie den Patienten, eine relativ einfaches Sprichwort zu interpretieren wie "Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen."

Urteilsvermögen

Fragen Sie den Patienten nach einer hypothetischen Situation, die ein gutes Urteilsvermögen erfordert, z. B. "Was würden Sie tun, wenn Sie einen frankierten Brief auf dem Bürgersteig finden würden?" Die richtige Antwort ist, ihn in den Briefkasten zu werfen; den Brief zu öffnen, lässt auf eine Persönlichkeitsstörung schließen.