Eine Tubenfunktionsstörung ist eine Obstruktion der Tuben oder eine Epitheldysfunktion, die die Beweglichkeit der Eizelle, Zygote und/oder Spermienmotilität beeinträchtigt; strukturelle Anomalien des Beckens[können die Befruchtung oder Einnistung behindern.
(Siehe auch Übersicht zur Unfruchtbarkeit.)
Ätiologie tubarer Funktionsstörungen und pelviner Anomalien
Ursachen einer tubaren Funktionsstörung können sein:
Entzündlicher Beckenerkrankung (pelvic inflammatory disease, PID)
Rupturierter Appendix
Unterbauchoperation mit folgenden pelvinen Adhäsionen
Infektiöse Erkrankungen (z. B. entzündliche Darmerkrankung, Tuberkulose)
Zu den strukturellen Anomalien des Beckens, die die Fertilität beeinträchtigen können, gehören
Intrauterine Adhäsionen (Asherman-Syndrom)
Myome, die die Eileiter verlegen oder zu Verformungen des Cavum uteri führen
Bestimmte Fehlbildungen (z. B. Uterus bicornis)
Eine Endometriose kann krankhafte Veränderungen der Eileiter, des Uterus oder anderer Art verursachen, die die Fertilität beeinträchtigen.
Auch Faktoren des Gebärmutterhalses, einschließlich Zervizitis oder Verletzungen (z. B. Konisationen bei intraepithelialer Neoplasie des Gebärmutterhalses, geburtshilfliche Verletzungen des Gebärmutterhalses), können zur Unfruchtbarkeit beitragen, indem sie die Produktion von Zervixschleim beeinträchtigen.
Diagnose tubarer Funktionsstörungen und pelviner Anomalien
Tests auf zervikale Gonorrhö oder Chlamydien, bei Verdacht auf Zervizitis oder Adnexitis
Kochsalzinfusions-Sonohysterographie (SIS) oder Hysterosalpingographie (HSG), wenn keine SIS verfügbar ist
Hysteroskopie zur weiteren Abklärung von Anomalien
Selten Laparoskopie
Besteht der Verdacht auf eine Infektion des Beckens, sollten Tests auf Gonorrhöe oder Chlamydien durchgeführt werden. Auch das Screening auf sexuell übertragbare Infektionen wird in der Regel im Rahmen der routinemäßigen Schwangerschaftsvorsorge durchgeführt.
Alle Sterilitätsuntersuchungen schließen eine Beurteilung der Tuben ein.
Für die Erstbeurteilung von Eileiterfunktionsstörungen und die Beurteilung der Gebärmutterhöhle hat die SIS (Injektion von isotonischer Flüssigkeit durch die Zervix in den Uterus während der Ultraschalluntersuchung), sofern verfügbar, die HSG (Durchleuchtung der Gebärmutter und der Eileiter nach Injektion eines röntgendichten Mittels in den Uterus) ersetzt. Zu den Vorteilen der SIS im Vergleich zur HSG gehören: Sie kann in der Praxis des Arztes durchgeführt werden, ist nicht mit einer Strahlenbelastung verbunden und ist weniger kostspielig. Die Falsch-Positiv-Rate bei der SIS ist möglicherweise etwas niedriger als die 15% bei der HSG, und beide zeigen nur selten fälschlicherweise eine Eileiterdurchgängigkeit an. Beide Tests können auch einige pelvine und intrauterine Anomalien erkennen (für eine endgültige Diagnose kann eine Magnetresonanztomographie erforderlich sein).
Sowohl SIS als auch HSG werden 2 bis 5 Tage nach dem Ausbleiben der Regelblutung durchgeführt. Aus ungeklärten Gründen scheint die Fruchtbarkeit bei Frauen nach einer Hysterosalpingografie (HSG) oder Kochsalzinfusions-Sonohysterographie (SIS) erhöht zu sein, wenn das Testergebnis normal ist. Wenn die Ergebnisse normal sind, können zusätzliche diagnostische Tubenfunktionsprüfungen bei jungen Frauen mehrere Zyklen lang aufgeschoben werden.
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Eine Hysteroskopie kann durchgeführt werden, um intrauterine Läsionen weiter zu bewerten.
In seltenen Fällen wird eine Laparoskopie zur weiteren Abklärung von Eileiterläsionen durchgeführt.
Im Rahmen einer Laparoskopie oder Hysteroskopie lassen sich Diagnostik und Therapie oft gleichzeitig durchführen.
Behandlung tubarer Funktionsstörungen und pelviner Anomalien
Antibiotika, wenn Zervizitis oder Adnexitis (PID) vorliegen
Laproskopie und/oder Hysteroskopie
Techniken der assistierten Reproduktion
Manchmal Eileiteroperationen bei jüngeren Frauen
Zervizitis oder PID wird, falls vorhanden, mit Antibiotika behandelt. Die Behandlung einer bestehenden Infektion ist im Allgemeinen wichtig und kann den Zervixschleim verbessern. Eine antimikrobielle Therapie hilft nicht bei pelvinen Adhäsionen, die durch eine aktuelle oder frühere Beckeninfektion verursacht wurden.
Während einer Laparoskopie können pelvine Adhäsionen gelöst und pelvine Endometrioseherde koaguliert oder durch Laser entfernt werden. Während einer Hysteroskopie kann man sowohl intrauterine Adhäsionen lösen als auch submuköse Myome und intrauterine Polypen entfernen. Die Schwangerschaftsraten nach laparoskopischer Behandlung von Beckenanomalien sind gering (typischerweise nicht mehr als 25%), aber hysteroskopische Behandlung von intrauterinen Anomalien ist oft erfolgreich, mit einer Schwangerschaftsrate von etwa 60 bis 70%.
Ein chirurgischer Eingriff kann durchgeführt werden, um einen Eileiter mit distalen Eileiterschäden zu reparieren (z. B. aufgrund einer Eileiterschwangerschaft oder einer Infektion) oder um eine frühere Eileitersterilisation rückgängig zu machen (Eileiterreanastomose), insbesondere bei jüngeren Frauen und wenn die Schäden nicht schwerwiegend sind. Diese Operationen haben jedoch niedrige Erfolgsraten. Das Risiko einer Eileiterschwangerschaft ist sowohl vor als auch nach einem solchen Eingriff höher als sonst. Daher wird stattdessen oft eine In-vitro-Fertilisation empfohlen.
Techniken der assistierten Reproduktion sind häufig entweder eine Notwendigkeit oder eine Alternative, insbesondere für Frauen < 30 Jahren.