Maligne Erkrankungen in der Schwangerschaft

VonLara A. Friel, MD, PhD, University of Texas Health Medical School at Houston, McGovern Medical School
Überprüft/überarbeitet Sept. 2023
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    Eine Schwangerschaft sollte die Behandlung einer malignen Erkrankungnicht verzögern. Die Behandlung ist oft ähnlich wie bei nicht schwangeren Frauen, außer bei rektalen und gynäkologischen Krebserkrankungen.

    Da embryonale Gewebe bei einer hohen DNA-Replikationsrate sehr schnell wachsen, ähneln sie malignen Geweben und reagieren daher sehr verletzlich auf antineoplastische Wirkstoffe. Viele Antimetabolite und alkylierende Substanzen (z. B. Busulfan, Chlorambucil, Cyclophosphamid, 6-Mercaptopurin, Methotrexat) können fetale Anomalien verursachen. Besonders Methotrexat ist problematisch; seine Anwendung während des 1. Trimesters erhöht die Gefahr für einen Spontanabort und bei fortlaufender Schwangerschaft für multiple kongenitale Fehlbildungen. Obwohl die Schwangerschaft trotz der Krebsbehandlung häufig erfolgreich verläuft, entscheiden sich einige Frauen aufgrund des Risikos einer Schädigung des Fetus durch die Behandlung für einen Schwangerschaftsabbruch.

    Die Diagnose und Behandlung von Krebserkrankungen während der Schwangerschaft oder im Wochenbett erfordern ein multidisziplinäres Team aus Onkologen und Fachärzten für Geburtshilfe und Fetalmedizin. Patientenaufklärung und gemeinsame Entscheidungsfindung sind wichtig, um sicherzustellen, dass der Patient eine informierte Entscheidung treffen kann.

    Mammakarzinom

    Gestationsbrustkrebs ist definiert als Krebs während der Schwangerschaft, im ersten Jahr nach der Geburt und/oder während der Stillzeit. Eine Brusthypertrophie und -schwellung während der Schwangerschaft können das Erkennen von Brustkrebs erschweren. Jeder solide oder zystische Tumor in der Brust sollte abgeklärt werden.

    Normalerweise sollte ein Mammakarzinom sofort behandelt werden. Die Datenlage ist uneinheitlich, was die Frage betrifft, ob sich die Diagnose Brustkrebs während der Schwangerschaft negativ auf die Prognose auswirkt (1, 2).

    Zervixkarzinom

    Eine Schwangerschaft scheint die Prognose von Zervixkarzinom nicht zu verschlechtern (3).

    Ein Zervixkarzinom kann sich während der Schwangerschaft entwickeln, und ein abnormaler Papanicolaou (Pap)-Test sollte nicht auf die Schwangerschaft selbst zurückgeführt werden. Pathologischen Pap-Abstrichen folgt eine Kolposkopie und bei gegebener Indikation eine gezielte Biopsie. Eine Kolposkopie erhöht nicht das Risiko für einen negativen Ausgang der Schwangerschaft. Biopsien werden nur bei Verdacht auf eine hochgradige intraepitheliale Neoplasie oder ein Zervixkarzinom durchgeführt. Wenn eine Biopsie erforderlich ist, wird eine fachkundige kolposkopische Untersuchung und Rücksprache mit dem Pathologen empfohlen, da die Biopsie Blutungen und vorzeitige Wehen verursachen kann.

    Bei Carcinoma in situ (Federation of Gynecology and Obstetrics [FIGO] Stadium 0 – siehe Tabelle FIGO Klinisches Staging des Gebärmutterhalskrebses) und mikroinvasivem Krebs (Stadium IA1) wird die Behandlung oft bis nach der Entbindung aufgeschoben, da in diesen Stadien der Krebs nur sehr langsam fortschreitet und die Schwangerschaft sicher abgeschlossen werden kann, ohne die Prognose der Frau zu beeinflussen.

    Bei invasivem Karzinom (FIGO-Stadium IA2 oder höher) sollte die Schwangerschaft in Absprache mit einem gynäkologischen Onkologen betreut werden. Wird in der Frühschwangerschaft ein invasives Karzinom diagnostiziert, wird in der Regel eine sofortige, dem Karzinom entsprechende Therapie empfohlen. Wenn ein invasives Karzinom nach der 20. Schwangerschaftswoche festgestellt wird und die Schwangere einen quantitativ ungewissen Risikozuwachs akzeptieren kann, wird die Behandlung bis in das 3. Trimester (z. B. 32. Schwangerschaftswoche) verschoben, um die fetale Reife zu optimieren, aber ohne allzu lange Verzögerung der Therapie. Bei Patientinnen mit invasivem Karzinom wird eher ein Kaiserschnitt mit radikaler Hysterektomie als eine vaginale Entbindung durchgeführt.

    Andere gynäkologische Krebserkrankungen

    Nach 12 Wochen Schwangerschaft, Eierstock-, Eileiter- und Peritonealkrebs sind schwer zu erkennen, weil nach 12 Schwangerschaftswochen die Ovarien mit dem Uterus aus dem Becken aufsteigen und nicht mehr leicht palpierbar sind. Ist das Ovarialkarzinom während der Schwangerschaft fortgeschritten, kann es vor Abschluss der Schwangerschaft tödlich sein. Die betroffenen Frauen benötigen baldmöglichst eine beidseitige Ovarektomie.

    Uteruskarzinom tritt selten während der Schwangerschaft auf.

    Rektumkarzinom

    Ein Rektumkarzinom erfordert in manchen Fällen, um eine vollständige Tumorentfernung sicherzustellen, eine Hysterektomie. So früh wie möglich kann nach der 28. Schwangerschaftswoche ein Kaiserschnitt durchgeführt werden, gefolgt von einer Hysterektomie, sodass eine aggressive Krebsbehandlung begonnen werden kann.

    Leukämie und Hodgkin-Lymphome

    Leukämie und Hodgkin-Lymphom sind in der Schwangerschaft selten.

    Antineoplastika, die üblicherweise zur Behandlung von Lymphomen eingesetzt werden, erhöhen das Risiko von Fehlgeburten und angeborenen Fehlbildungen.

    Da Leukämien sehr schnell tödlich verlaufen können, erfolgt die Therapie so bald als möglich, ohne jeden bedeutenden Verzug, um den Fetus reifen zu lassen.

    Wenn ein Hodgkin-Lymphom auf den Bereich oberhalb des Zwerchfells begrenzt ist, kann eine Strahlentherapie durchgeführt werden; das Abdomen muss abgedeckt werden. Ist das Lymphom unterhalb des Zwerchfells lokalisiert, wäre ein Schwangerschaftsabbruch anzuraten.

    Literatur

    1. 1. Amant F, von Minckwitz G, Han SN, et al: Prognosis of women with primary breast cancer diagnosed during pregnancy: results from an international collaborative study. J Clin Oncol 31(20):2532-2539, 2013. doi:10.1200/JCO.2012.45.6335

    2. 2. Shao C, Yu Z, Xiao J, et al: Prognosis of pregnancy-associated breast cancer: a meta-analysis. BMC Cancer 20(1):746, 2020. doi:10.1186/s12885-020-07248-8

    3. 3. Johansson ALV, Fredriksson I, Mellemkjaer L, et al. Cancer survival in women diagnosed with pregnancy-associated cancer: An overview using nationwide registry data in Sweden 1970-2018. Eur J Cancer 155:106-115, 2021. doi:10.1016/j.ejca.2021.07.008