Übersicht über Luxationen

VonDanielle Campagne, MD, University of California, San Francisco
Überprüft/überarbeitet Jan. 2023
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Von einer Ausrenkung (Luxation) spricht man, wenn die Knochen, die zusammen ein Gelenk bilden, vollständig voneinander getrennt sind. Bei einer Subluxation sind die Gelenkknochen teilweise verschoben. Häufig bleiben ausgekugelte Gelenkknochen solange ausgerenkt, bis sie von einem Arzt wieder eingerenkt (reponiert) werden. Manchmal renken sie sich aber auch von selbst wieder ein.

  • Die meisten Luxationen entstehen durch akute Verletzungen oder Überbeanspruchung.

  • Der ausgerenkte Körperteil schmerzt (vor allem dann, wenn er benutzt wird), ist in der Regel geschwollen und kann eine Prellung aufweisen, verdreht oder verbogen aussehen oder sich nicht mehr in seiner normalen Position befinden.

  • Es können auch weitere Verletzungen vorliegen oder entstehen, beispielsweise Frakturen, Blutgefäß- und Nervenschädigungen, Kompartment-Syndrom, Infektionen und anhaltende Gelenkprobleme.

  • Solche Probleme können auf Basis der Symptome, der Umstände, unter denen die Ausrenkung (Luxation) entstanden ist, und des Befunds der körperlichen Untersuchung diagnostiziert werden. Mitunter müssen aber auch Röntgenuntersuchungen oder andere Bildgebungstests durchgeführt werden.

  • Die Knochen werden wieder eingerenkt (reponiert), in der Regel manuell, und anschließend ruhiggestellt (immobilisiert). Manchmal ist auch ein chirurgischer Eingriff nötig.

  • Viele Luxationen verursachen keine langfristigen Probleme, aber einige schwächen oder reißen die Bänder und Sehnen, die das Gelenk stabilisieren.

  • Die Gelenke werden steif, und die Muskeln können sich verkürzen oder verkümmern, wenn das Gelenk immobilisiert ist.

Die Gelenke sind Teil des Bewegungsapparats, das aus den Muskeln und Geweben besteht, die diese miteinander verbinden (Bänder, Sehnen und anderem Bindegewebe, den sogenannten Weichteilen). Der Bewegungsapparat verleiht dem Körper seine Form, stabilisiert ihn und ermöglicht die Bewegung.

Bei Luxationen werden die Knochen eines Gelenks vollständig voneinander getrennt. Bei einer Subluxation sind die Knochen nur zum Teil verschoben und nicht vollständig voneinander getrennt. Luxationen können von Verletzungen von anderen Geweben des Bewegungsapparates begleitet sein, z. B. von:

  • Frakturen: Knochen können angebrochen oder ganz gebrochen sein. Für gewöhnlich sind auch die Gewebe um die gebrochenen Knochen herum verletzt.

  • Verstauchungen (Distorsionen): Bänder (Verbindungselemente zwischen Knochen) können reißen.

  • Zerrungen: Muskeln können reißen.

  • Sehnenriss: Sehnen (Verbindungselemente zwischen Muskeln und Knochen) können reißen.

Bei Luxationen, Frakturen, Verstauchungen und Zerrungen (gesamt „Verletzungen des Bewegungsapparats“ genannt) können in Bezug auf Schwere der Verletzung und Behandlungsbedarf große Unterschiede vorliegen.

Luxationen können offen (d. h. die Haut ist aufgerissen) oder geschlossen (die Haut ist nicht beschädigt) sein.

Luxationen treten in der Regel an den Gliedmaßen auf, können aber auch andere Teile des Körpers, z. B. den Kiefer, Hals oder die Wirbelsäule betreffen.

Die Prognose und Behandlung von Luxationen ist sehr unterschiedlich und hängt vom Entstehungsort und dem Ausmaß der Luxation ab.

Ursachen für Luxationen

Ein Trauma ist die häufigste Ursache für Luxationen und andere Verletzungen des Bewegungsapparats. Von einem Trauma spricht man in folgenden Fällen:

  • direkte Krafteinwirkung, z. B. bei einem Sturz oder Autounfall

  • bei ständigem Verschluss und Abnutzung, z. B. bei Alltagsaktivitäten oder infolge von Vibration oder ruckartigen Bewegungen

  • Überlastung, z. B., wenn Sportler zu viel trainieren

Wie schwer eine Luxation ist, hängt zum Teil von der Art und der Krafteinwirkung des Traumas ab, das zur Ausrenkung führte.

Einige Luxationen treten während bestimmter Sportarten auf (siehe Sportverletzungen).

Es gibt Störungen, die eine Luxation begünstigen. Ein Beispiel ist das Ehlers-Danlos-Syndrom, eine seltene erbliche Bindegewebserkrankung, bei der die Gelenke des Betroffenen übermäßig flexibel sind. Menschen mit dieser Erkrankung neigen zu Ausrenkungen und Zerrungen.

Symptome von Luxationen

Kommt es zu einer Luxation, können die Knochen sichtbar verschoben sein. Das Gelenk kann verdreht oder verbogen aussehen. Ein Knochen kann abnorm hervorstehen, und die Haut um ihn herum dehnen und ausbeulen.

Luxationen verursachen folgende Symptome:

  • Schmerzen

  • Schwellungen

  • Unfähigkeit, den verletzten Körperteil normal zu benutzen

  • Blutergüsse oder Verfärbungen

  • möglicherweise Verlust des Gefühls in dem Körperteil (Taubheitsgefühl oder anomale Wahrnehmung)

Der Bereich um die Luxation herum schmerzt, insbesondere, wenn versucht wird, den verletzten Körperteil zu belasten oder zu gebrauchen. Er ist berührungsempfindlich.

Der verletzte Körperteil (z. B. ein Arm, ein Bein, eine Hand, ein Finger, ein Zeh) kann häufig nicht normal bewegt werden.

Um das ausgerenkte Gelenk herum können Blutergüsse entstehen. Sie entstehen, wenn sich Blut unter der Haut ansammelt. Der Bluterguss ist anfangs mehrere Tage lang dunkelrot bis schwarz, wird dann aber langsam grün und gelb, wenn sich das Blut zersetzt und wieder vom Körper aufgenommen wird.

Eine Bewegung des verletzten Körperteils wird aufgrund der Schmerzen mitunter vermieden oder ist nicht möglich. Bei Menschen, die nicht sprechen können (zum Beispiel Kleinkinder oder ältere Menschen), ist die Weigerung, einen Körperteil zu bewegen, oft der einzige Hinweis auf eine Luxation.

Komplikationen bei Luxationen

Luxationen können von anderen Problemen begleitet sein bzw. andere Probleme nach sich ziehen (Komplikationen). Schwerwiegende Komplikationen sind jedoch unüblich. Wenn Hautverletzungen vorliegen oder Blutgefäße oder Nerven geschädigt sind, ist das Risiko schwerwiegender Komplikationen höher. Bei ausgerenkten Gelenken besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit der Schädigung von Blutgefäßen und Nerven als bei Frakturen, wenn sie nicht rasch wieder reponiert werden.

Manche Komplikationen (zum Beispiel eine Schädigung von Blutgefäßen und Nerven und Infektionen) treten in den ersten Stunden oder Tagen nach der Verletzung auf. Andere (z. B. Probleme mit Gelenken oder mit dem Heilungsprozess) entstehen nach und nach.

Frakturen

Die Verletzung, die zu einer Luxation führt, kann auch einen Bruch mitverursacht haben. In seltenen Fällen führen die Brüche dazu, dass benachbarte verletzte Muskeln so sehr anschwellen, dass sie die Durchblutung der verletzten Gliedmaße stören oder völlig unterbinden. Wenn die Durchblutung nicht wieder hergestellt wird, fühlt sich die Gliedmaße schließlich kalt an und wird blau, und die Gewebe der Gliedmaße werden beschädigt oder sterben ab. Diese Störung wird als Kompartment-Syndrom bezeichnet.

Schädigung von Blutgefäßen

Bei einer Luxation des Hüft- oder Kniegelenks kann die Durchblutung des Beins gestört sein. In einem solchen Fall erhalten die Gewebe in dem Bein nicht genug Blut (Ischämie) und können absterben (Nekrose). Eine ausgerenkte Hüfte neigt zu Gewebetod (Nekrosen), besonders, wenn sie nicht sofort wieder eingerenkt wird. Wenn die Hüfte ausgerenkt ist, werden die Blutgefäße am oberen Ende des Hüftknochens (dem oberen Teil des Hüftgelenks, dem sogenannten Femurkopf) gedehnt. In der Folge wird der Hüftknochen nicht ausreichend durchblutet. Wenn das Knie ausgerenkt ist, kann das untere Bein nicht ausreichend durchblutet sein. Wenn die fehlende Durchblutung dazu führt, dass viel Gewebe abstirbt, muss das Bein vielleicht amputiert werden. Bei bestimmten Ellenbogenverletzungen kann die Durchblutung des Unterarms eingeschränkt werden, was zu ähnlichen Komplikationen führt. Eine solche Durchblutungsstörung kann unter Umständen erst einige Stunden nach der Verletzung symptomatisch werden.

Blutung

Schwere oder traumatische Luxationen können zu Weichteilverletzungen um diese herum und zu internen Blutungen führen. Ein ausgekugelter Knochen kann die Haut durchbrechen und zu äußeren Blutungen führen.

Nervenschäden

Bei einer Gelenkluxation können manchmal Nerven gedehnt, geprellt oder gequetscht werden. Ein direkter Schlag kann zu einer Nervenprellung oder -quetschung führen. Eine Quetschung ist schwerwiegender als eine Prellung. Je nach ihrer Schwere heilen solche Verletzungen meist im Lauf von Wochen, Monaten oder Jahren von selbst.

Selten werden Nerven zerrissen. Gerissene Nerven heilen nicht von selbst und müssen womöglich chirurgisch repariert werden.

Bei manchen Nervenverletzungen wird nie eine vollständige Heilung erzielt.

Infektionen

Wenn bei einer Gelenkluxation auch die Haut verletzt ist, kann sich die Wunde infizieren und die Infektion kann sich auf den Knochen ausdehnen (Osteomyelitis). Eine Osteomyelitis ist sehr schwer zu heilen.

Gelenkerkrankungen

Manchmal wird bei einer Luxation auch der Knorpel an den Knochenenden eines Gelenks verletzt (den sogenannten Gelenkoberflächen). Dieses glatte, zähe, schützende Gewebe ermöglicht eine reibungslose Bewegung der Gelenke. Ein geschädigter Knorpel neigt zur Narbenbildung, was eine Osteoarthrose verursacht, die zu steifen Gelenken führt und die Beweglichkeit der Gliedmaßen einschränkt. Bei Knie, Ellenbogen und Schulter ist die Wahrscheinlichkeit einer Versteifung nach einer Luxation besonders hoch, vor allem bei älteren Menschen. Außerdem kann die Verletzung, die zur Luxation führte, auch Gewebe schwächen oder zerreißen, die das Gelenk stabilisieren, z. B. die Bänder und Sehnen.

Um einer Versteifung vorzubeugen und eine möglichst normale Bewegung des Gelenks zu ermöglichen, ist gewöhnlich eine Physiotherapie erforderlich. Der geschädigte Knorpel muss häufig operativ behandelt werden. Nach einem solchen chirurgischen Eingriff ist die Vernarbung des Knorpels geringer bzw. schwächer ausgeprägt. Die gerissenen Bänder und Sehnen müssen manchmal mit einem chirurgischen Eingriff repariert werden.

Diagnose von Luxationen

  • Untersuchung durch den Arzt

  • Röntgenaufnahmen zur Frakturerkennung

  • Manchmal eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT)

Wenn eine Luxation plötzlich auftritt, müssen die Betroffenen entscheiden, ob sie eine Notfallambulanz aufsuchen, ihren Arzt anrufen oder abwarten, ob die Beschwerden (Schmerzen, Schwellung oder andere Symptome) wieder von selbst verschwinden oder nachlassen.

In den folgenden Fällen sollten die Betroffenen in eine Notaufnahme gebracht werden (meist mit dem Krankenwagen):

  • wenn das Problem offensichtlich schwerwiegend ist (beispielsweise nach einem Autounfall oder wenn der betreffende Körperteil nicht mehr benutzt werden kann).

  • Sie vermuten, dass sie eine schwere Luxation oder andere schwere Weichteilverletzung haben.

  • wenn vermutet wird, dass ein Bruch vorliegt (eine mögliche Ausnahme ist eine Verletzung eines Zehs oder an einer Fingerspitze).

  • wenn mehrere Verletzungen vorliegen.

  • wenn Symptome einer Komplikation vorliegen – beispielsweise, wenn der betreffende Körperteil taub oder schwach wird, nicht mehr normal bewegt werden kann oder sich die Haut kühl anfühlt oder blau wird.

  • Sie können das betroffene Körperteil nicht belasten oder nutzen.

  • Das verletzte Gelenk fühlt sich instabil an.

In den folgenden Fällen sollten Betroffene ihren Hausarzt anrufen:

  • wenn die Verletzung Schmerzen oder eine Schwellung hervorruft, sie aber nicht glauben, dass der verletzte Körperteil gebrochen oder schwer verletzt ist und sie das Gelenk normal bewegen können.

wenn keine der oben beschriebenen Umstände vorliegen und die Verletzung geringfügig zu sein scheint, können die Betroffenen den Arzt anrufen oder abwarten, ob das Problem von selbst wieder verschwindet.

Wenn die Verletzungsursache ein schwerwiegender Unfall ist, muss der Arzt als Erstes

  • den Patienten auf schwere Verletzungen und Komplikationen untersuchen, z. B. auf Unterbrechung der Blutzirkulation, signifikanten Blutverlust, offene Wunde, Nervenschädigung und das Kompartment-Syndrom, das entstehen kann, wenn die Blutzufuhr zu einem verletzten Körperteil verringert oder unterbunden wird

Wenn eine dieser Verletzungen und Komplikationen vorhanden ist, wird sie entsprechend behandelt. Anschließend führt der Arzt die körperliche Untersuchung des Patienten fort.

Beschreibung der Verletzung

Die betroffene Person (bzw. ein Zeuge) wird gebeten, den Verletzungsvorgang zu beschreiben. Häufig erinnern sie sich nicht daran, wie eine Verletzung aufgetreten ist, oder können sie nicht genau beschreiben. Die Art der Verletzung kann aber leichter ermittelt werden, wenn bekannt ist, wie es dazu gekommen ist. Der Arzt erkundigt sich außerdem danach, in welche Richtung das Gelenk belastet wurde, als die Verletzung auftrat.

Der Arzt erkundigt sich auch danach, wann die Schmerzen begannen. War dies sofort nach der Verletzung der Fall, könnte es sich um eine Ausrenkung, einen Bruch oder eine schwere Verstauchung handeln. Setzte der Schmerz erst Stunden oder Tage später ein, ist die Verletzung meist geringfügig. Wenn die Schmerzen stärker sind, als bei der Art von Verletzung zu erwarten ist, oder wenn die Schmerzen in den ersten Stunden nach der Verletzung kontinuierlich stärker werden, könnte sich ein Kompartment-Syndrom entwickelt haben oder der Blutfluss ist unterbrochen.

Körperliche Untersuchung

Eine solche Untersuchung umfasst Folgendes (nach Priorität geordnet):

  • Überprüfung auf Beschädigung der Blutgefäße in der Nähe des verletzten Körperteils

  • Überprüfung auf Beschädigung der Nerven in der Nähe des verletzten Körperteils

  • Untersuchung auf offene Wunden, auf Gelenke, die verformt aussehen, Schwellungen, Blutergüsse und eingeschränkte Beweglichkeit des Gelenks

  • Untersuchung und Bewegung des verletzten Körperteils

  • Untersuchung der Gelenke ober- und unterhalb des verletzten Körperteils

Zur Überprüfung auf Anzeichen von Schäden der Blutgefäße und einer unterbrochenen Blutzirkulation messen die Ärzte den Puls und die Körpertemperatur und sehen sich die Hautfarbe an. Wenn die Blutzirkulation unterbrochen ist (was zum Beispiel beim Kompartment-Syndrom passieren kann), kann auch der Puls nicht mehr oder nur noch schwer messbar sein und die Haut wird bleich und fühlt sich kühl an. Sie messen den Blutdruck, der bei Menschen niedrig ist, die viel Blut verloren haben.

Zur Überprüfung eines Nervenschadens testen Ärzte, ob die Person die Muskeln normal bewegen kann. Wenn die betroffenen Muskeln nicht bewegt werden können, können die Nerven, die diese Muskeln steuern (sogenannte motorische Nerven), beschädigt sein. Der Arzt überprüft zudem, wie empfindlich die Haut reagiert, d. h., ob ein normales Gefühl vorhanden ist, und fragt nach ungewöhnlichen Gefühlsempfindungen, z. B. Kribbeln oder Taubheit. Wenn die Haut nichts oder weniger spürt, sind eventuell die Nerven, die für die Hautempfindlichkeit (sogenannte sensorische Nerven) zuständig sind, beschädigt.

Der Arzt tastet den verletzten Körperteil vorsichtig ab, um festzustellen, ob Knochen verschoben sind und ob der Bereich druckempfindlich ist. Außerdem wird nach Schwellungen und Blutergüssen gesucht. Der Arzt fragt, ob der verletzte Körperteil benutzt, belastet und bewegt werden kann.

Zur Überprüfung der Stabilität eines Gelenks wird es vorsichtig bewegt. Besteht der Verdacht auf einen Bruch oder eine Ausrenkung, werden jedoch zunächst Röntgenaufnahmen erstellt, um festzustellen, ob die Bewegung des Gelenks sicher ist. Der Arzt überprüft, ob bei einer Bewegung des verletzten Körperteils Reibungs- oder Rasselgeräusche (Krepitation) zu hören sind. Falls ja, könnte ein Knochenbruch vorliegen. Indem das betreffende Gelenk bewegt wird, kann der Arzt auch leichter feststellen, wie schwer die Verletzung ist.

Der Arzt untersucht auch die Gelenke ober- und unterhalb des verletzten Gelenks.

Ein Belastungstest kann zu Abklärung der Stabilität eines verletzten Gelenks durchgeführt werden. Wird jedoch ein Bruch (Fraktur) oder eine Ausrenkung (Luxation) vermutet, wird der Belastungstest erst durchgeführt, wenn mittels Röntgenaufnahmen auf diese Verletzungen hin kontrolliert wurde. Um ein Gelenk zu belasten, bewegt der Arzt das Gelenk sanft in eine Richtung, die senkrecht zum normalen Bewegungsbereich des Gelenks verläuft. Wenn sich das Gelenk sehr instabil anfühlt, gehen die Ärzte von einer Ausrenkung (oder einem schweren Bänderriss) aus.

Wenn Schmerzen oder Muskelkrämpfe die Untersuchung beeinträchtigen, kann ein Schmerzmittel und/oder ein Muskelrelaxans oral verabreicht oder gespritzt werden, oder es kann ein örtliches Betäubungsmittel in den verletzten Bereich injiziert werden. Oder die Ärzte immobilisieren das verletzte Gelenk, bis der Spasmus abklingt (gewöhnlich nach einigen Tagen) und untersuchen dann das Gelenk.

Untersuchungen

Zum Diagnosestellung von Ausrenkungen und anderen Verletzungen des Bewegungsapparats können die folgenden Bildgebungstests verwendet werden:

Röntgenbilder helfen bei der Diagnose von Ausrenkungen und Brüchen. Zur Feststellung von Verletzungen von Bändern, Sehnen oder Muskeln sind Röntgenbilder nicht geeignet, da sie nur Knochen abbilden (und die Flüssigkeit, die sich an einem verletzten Gelenk ansammelt).

Röntgenbilder werden meist aus mindestens zwei verschiedenen Winkeln aufgenommen, um zu zeigen, wie die Knochen angeordnet sind.

Eine CT oder MRT kann zur Überprüfung von sehr unauffälligen Brüchen verwendet werden, die mit einer Ausrenkung einhergehen können.

Andere Tests können zur Überprüfung auf andere Verletzungen durchgeführt werden, die sich aus einer Ausrenkung (Luxation) ergeben:

Behandlung von Luxationen

  • Behandlung sämtlicher schwerwiegender Komplikationen

  • Schmerzbehandlung

  • Pausieren, Eis, Druckverband (Compression) und Hochlagern (PECH)

  • Reposition der verschobenen Teile

  • Ruhigstellung, in der Regel mit einer Schiene oder einem Gips

  • Manchmal operative Eingriffe

Schwere Komplikationen durch Luxationen müssen sofort behandelt werden. Ohne Behandlung könnten sich die Komplikationen verschlimmern, schmerzhafter werden und einen Funktionsverlust wahrscheinlicher machen. Außerdem müssen einige Komplikationen, wie das Kompartment-Syndrom, notversorgt werden. Unbehandelt können diese Komplikationen ernste Folgen haben oder sogar zum Tod führen.

Wenn der Verdacht besteht, dass eine Fraktur oder eine andere schwere Verletzung vorliegt, sollte der Betroffene sofort in die Notaufnahme gebracht werden. Wenn der Betroffene nicht gehen kann oder mehrere Verletzungen aufweist, ist ein Transport im Krankenwagen notwendig. Bis der Arzt sie untersuchen kann, können die Betroffenen Folgendes tun:

  • die verletzte Gliedmaße ruhigstellen (immobilisieren) und mit einer provisorischen Schiene oder Schlinge oder einem Kissen stützen

  • die Gliedmaße bis über die Höhe des Herzens anheben, um das Anschwellen zu reduzieren

  • Eis (in ein Handtuch oder einen Lappen eingewickelt) auflegen, um die Schmerzen und das Anschwellen zu kontrollieren

Behandlung von schwerwiegenden Verletzungen

In der Notaufnahme wird der Patient auf Verletzungen untersucht, die umgehend behandelt werden müssen.

Geschädigte Arterien werden mit einer Operation repariert, es sei denn, die Arterien sind klein und der Blutfluss ist nicht betroffen. Damit soll sichergestellt werden, dass der verletzte Körperteil durchblutet bleibt. Wenn vorhanden, wird das Kompartment-Syndrom behandelt.

Auch abgetrennte Nerven werden chirurgisch repariert. Dieser Eingriff kann aber, falls erforderlich, um einige Tage verschoben werden. Nerven können nach einer Prellung oder Verletzung manchmal von selbst heilen.

Wenn die Haut verletzt ist, wird die Wunde mit einem sterilen Verband abgedeckt, und die verletzte Person erhält eine Impfung zur Vorbeugung gegen Wundstarrkrampf bzw. Tetanus und Antibiotika gegen Infektionen. Außerdem wird die Wunde gereinigt, in der Regel nach Verabreichung eines Lokalanästhetikums, das den Bereich betäubt.

Die meisten mittelschweren und schweren Ausrenkungen, besonders sehr instabile, werden sofort mit einer Schiene ruhiggestellt (immobilisiert). Diese Maßnahme hilft, die Schmerzen zu lindern und beugt weiteren Schäden der Weichteile durch instabile Ausrenkungen vor.

Schmerzbehandlung

Schmerzen werden behandelt, üblicherweise mit: opioiden Schmerzmitteln und/oder nichtsteroidalen Antirheumatika (NSARs).

PECH

Menschen mit einer Luxation können von der PECH-Methode profitieren. PECH bezieht sich auf Pausieren, Eis, Druckverband (Compression) und Hochlagern.

Pausieren trägt dazu bei, weitere Verletzungen zu verhindern, die die ursprüngliche Verletzung verschlimmern könnten. Typischerweise wird eine Schiene oder eine andere Vorrichtung angelegt.

Ruhe verhindert weitere Verletzungen und kann die Heilung beschleunigen. Die Betroffenen sollten nur in Maßen aktiv sein und es vermeiden, den verletzten Körperteil zu belasten oder zu benutzen. Sie könnten zum Beispiel Krücken benötigen und müssten auf Kontaktsportarten verzichten.

Eis und Druckverband minimieren Schwellungen und Schmerzen. Eis wird in einen Plastikbeutel gegeben oder in ein Handtuch oder einen Lappen gewickelt und in den ersten 24 bis 48 Stunden so oft wie möglich jeweils 15 bis 20 Minuten lang aufgelegt. Als Druckverband für die Verletzung wird meist eine elastische Bandage oder eine Schiene verwendet.

Das Hochlagern der verletzten Gliedmaße trägt dazu bei, Flüssigkeit von der Verletzung weg zu leiten und dadurch die Schwellung zu reduzieren. In den ersten 2 Tagen wird die verletzte Gliedmaße über Herzhöhe gelagert.

Nach 48 Stunden kann für jeweils 15 bis 20 Minuten Wärme angewendet werden (zum Beispiel mit einem Heizkissen). Die Wärmebehandlung kann zur Schmerzlinderung beitragen. Es ist jedoch unklar, ob Wärme oder Eis besser ist. Dies kann bei jeder Person anders sein.

Reposition

Ausgerenkte Gliedmaßen werden wieder eingerenkt (reponiert).

Die Einrenkung (Reposition) wird für gewöhnlich nicht chirurgisch durchgeführt (geschlossene Reposition), sondern manuell, zum Beispiel durch Ziehen und/oder Drehen einer Gliedmaße. Nach erfolgter Reposition wird meist eine Röntgenaufnahme gemacht, um zu bestätigen, dass sich die verletzten Körperteile wieder in ihrer normalen Position befinden.

Manche Ausrenkungen müssen chirurgisch eingerenkt werden (sogenannte offene Reposition).

Da eine Reposition in der Regel schmerzhaft ist, werden vor dem Eingriff in der Regel Schmerzmittel, Beruhigungsmittel und/oder ein Anästhetikum verabreicht. Welche Medikamente verwendet werden, richtet sich nach der Schwere der Verletzung und der Art und Weise, wie die Reposition durchgeführt wird:

  • Geschlossene Reposition von kleinen Ausrenkungen (wie etwa an Fingern oder Zehen): kann die Injektion von Lidocain in der Nähe des verletzten Körperteils zur örtlichen Betäubung bereits ausreichend sein.

  • Bei einer geschlossenen Reposition größerer Ausrenkungen (zum Beispiel des Arms, der Schulter oder des Unterschenkels): werden Beruhigungsmittel und Schmerzmittel in eine Vene verabreicht. Das Beruhigungsmittel macht die Patienten schläfrig, sie sind aber nach wie vor wach. Es kann auch ein örtliches Betäubungsmittel gespritzt werden. Bei einer Schulterluxation kann beispielsweise Lidocain in das Schultergelenk injiziert werden.

  • Offene Reposition: Die Patienten erhalten eine Vollnarkose durch Injektion oder über eine Gesichtsmaske. Der Eingriff wird in einem Operationssaal vorgenommen.

Ruhigstellung

Nach dem Richten darf der verletzte Körperteil nicht bewegt werden, d. h. er wird ruhiggestellt.

Nach der geschlossenen Reposition einer Luxation wird meist ein Gipsverband, eine Schiene oder eine Schlinge verwendet. Einige ausgerenkte Gelenke benötigen nur eine Schlinge oder eine Schiene, die nach der Einrenkung am Gelenk angelegt wird.

Die Ruhigstellung verringert Schmerzen und unterstützt die Heilung, indem eine weitere Verletzung von umliegendem Gewebe verhindert wird. Die Ruhigstellung (Immobilisation) ist bei den meisten mittelschweren bis schweren Ausrenkungen hilfreich. Es werden die Gelenke auf beiden Seiten der Verletzung immobilisiert.

Wenn die Ruhigstellung zu lange dauert (beispielsweise länger als einige Wochen bei jungen Erwachsenen), kann es zu einer mitunter dauerhaften Gelenkversteifung und Verkürzung (Kontraktur) oder Schrumpfung (Atrophie) der Muskeln kommen. Es können sich Blutgerinnsel bilden. Probleme dieser Art können schnell auftreten und Kontrakturen können chronisch werden, was vor allem bei älteren Menschen der Fall sein kann. Deshalb wird von Ärzteseite empfohlen, den ehemals verletzten Körperteil sobald wie möglich wieder zu bewegen.

Bei Verletzungen, die mehrere Wochen lang ruhiggestellt werden müssen, wird meist ein Gipsverband angelegt.

Dazu wird der verletzte Körperteil zuerst mit Mull und darüber mit einem weichen Baumwollmaterial umwickelt, um die Haut vor Druck und Reibung zu schützen. Dieses Polster wird mit feuchten gipsgefüllten Baumwollbandagen oder Fiberglasstreifen umgeben, die beim Trocknen hart werden. Gipsverbände lassen sich gut formen und reiben weniger gegen den Körper. Fiberglasverbände sind stärker, leichter und haltbarer. Nach etwa einer Woche bildet sich die Schwellung zurück. Ist dies der Fall, kann ein Gipsverband manchmal durch einen Fiberglasverband ersetzt werden, der die Gliedmaße enger umschließt.

Patienten, die einen Gipsverband benötigen, erhalten spezielle Pflegehinweise. Werden diese nicht befolgt, können Probleme auftreten. Wenn der Gipsverband zum Beispiel nass wird, könnte das Schutzpolster unter dem Gips feucht werden. Ein vollständiges Trocknen kann in solchen Fällen nahezu unmöglich sein. Die Folge kann sein, dass die Haut weich wird und sich zersetzt und sich offene Stellen bilden. Ein nasser Gipsverband kann außerdem auseinanderfallen und den verletzten Bereich nicht mehr schützen und ruhigstellen.

Die Patienten erhalten die Anweisung, den Gips vor allem in den ersten 24 bis 48 Stunden so hoch wie möglich und mindestens auf Herzhöhe zu lagern. Regelmäßiges Beugen und Strecken der Zehen oder Finger hilft, das Blut aus der Gliedmaße abzuleiten, und wirkt der Schwellung entgegen.

Selten verursachen Gipsverbände gleichbleibende oder sich verschlimmernde Schmerzen, Druck oder Taubheit. Derartige Schmerzen müssen dem Arzt sofort mitgeteilt werden. Diese Beschwerden können durch entstehende Druckgeschwüre oder ein Kompartmentsyndrom hervorgerufen worden sein. In solchen Fällen muss der Gipsverband unter Umständen abgenommen und ein frischer Verband angelegt werden.

Bei manchen stabilen Ausrenkungen kann zur Ruhigstellung (Immobilisation) eine Schiene verwendet werden, insbesondere dann, wenn die Ruhigstellung nur wenige Tage lang erforderlich ist. Während der Erstversorgung werden Schienen auch verwendet, um mittelschwere bis schwere Luxationen zu immobilisieren, besonders sehr instabile Ausrenkungen, bis der Patient genauer untersucht werden kann. Im Gegensatz zum Gipsverband ermöglicht eine Schiene das Auflegen von Eispacks und die Bewegung der verletzten Stelle.

Eine Schiene ist eine lange, schmale Schale aus Gips, Fiberglas oder Aluminium, die mit speziellem Klebeband oder elastischen Binden angelegt wird. Sie umschließt die Gliedmaße nicht komplett, so dass sich das geschwollene Gewebe etwas ausdehnen kann. Eine Schiene bewirkt demnach keine Erhöhung des Risikos der Entwicklung eines Kompartment-Syndroms. Manche Verletzungen werden zunächst mit einer Schiene ruhiggestellt, bis die Schwellung weitestgehend zurückgegangen ist, bevor ein Gipsverband angelegt wird.

Eine Schlinge kann einen gewissen Halt bieten. Schlingen können sinnvoll sein, wenn eine vollständige Ruhigstellung unerwünschte Auswirkungen hätte. Wenn zum Beispiel ein Schultergelenk vollständig immobilisiert wird, könnten sich die umliegenden Gewebe versteifen, mitunter bereits innerhalb weniger Tage, so dass die Schulter unbeweglich wird (Schultersteife). Eine Schlinge begrenzt die Bewegung von Schulter und Ellenbogen, lässt aber immer noch eine Bewegung der Hand zu.

Eine ergänzend eingesetzte Bandage aus einem Tuch oder Riemen stabilisiert die Konstruktion und sorgt dafür, dass der Arm vor allem nachts nicht nach außen schwingen kann. Die Bandage wird um den Rücken herum über die Verletzungsstelle geführt.

Pflege eines Gipsverbands

  • Beim Baden oder Duschen den Gips in eine Plastiktüte einwickeln und diese oben sorgfältig mit Gummibändern oder Klebeband abschließen oder eine spezielle wasserdichte Verbandsabdeckung verwenden. Solche Abdeckungen sind im Handel erhältlich, einfach anzuwenden und sicherer. Wird der Gips nass, nimmt die Polsterung darunter meist Feuchtigkeit auf. Ein Haartrockner kann etwas von der Feuchtigkeit entfernen. Lässt sich die Polsterung nicht mit einem Föhn trocknen, muss der Gips gewechselt werden, da die Haut sonst durch das feuchte Klima aufreißt.

  • Niemals Gegenstände in den Gips einführen (etwa um die juckende Haut zu kratzen).

  • Die Haut um den Gips herum sollte täglich kontrolliert werden. Bei roten oder schmerzenden Stellen den Arzt kontaktieren.

  • Auch die Ränder des Gipsverbands sollten täglich kontrolliert werden. Wenn sie sich rau anfühlen, mit einem weichen Klebeband, Mullgewebe, einem Tuch oder einem anderen weichen Material abpolstern, damit keine Hautverletzungen auftreten.

  • In Ruhestellung den Gips vorsichtig lagern, wenn möglich mit einem kleinen Kissen oder Polster, um zu verhindern, dass der Rand in die Haut eindrückt oder sie quetscht.

  • Den Gips regelmäßig wie vom Arzt empfohlen hochlegen, damit die Schwellung zurückgeht.

  • Verursacht der Gips Schmerzen oder fühlt sich an, als ob er eindeutig zu klein sei, muss sofort ein Arzt verständigt werden. Diese Symptome können auf Druckgeschwüre oder Schwellungen zurückzuführen sein. Ist dies der Fall, muss der Gips unter Umständen sofort entfernt werden.

  • Wenn der Gipsverband unangenehm riecht oder wenn der Patient Fieber bekommt, ist ein Arzt zu verständigen. Diese Symptome können auf eine Infektion hinweisen.

  • Auch wenn der Gipsverband stärker werdende Schmerzen verursacht oder ein neues Taubheits- oder Schwächegefühl auftritt, ist ein Arzt zu verständigen. Diese Symptome können auf ein Kompartment-Syndrom hinweisen.

Gängige Techniken für die Ruhigstellung eines Gelenks

Operation

Gelegentlich können Luxationen nicht mit einer geschlossenen Reposition wieder eingerenkt werden. Um das Gelenk wieder in seine Ursprungsposition zu bringen ist ein chirurgischer Eingriff notwendig. Ist das Gelenk einmal eingerenkt, ist ein weiterer chirurgischer Eingriff häufig nicht mehr notwendig.

Manchmal ist ein chirurgischer Eingriff notwendig, um Brüche (Frakturen) zu behandeln, die mit Ausrenkungen (Luxationen) einhergehen, um das Gelenk zu stabilisieren oder um Knochen- oder Knorpelpartikel aus dem Gelenk zu entfernen.

Rehabilitation und Prognose bei Luxationen

Viele Luxationen und damit einhergehende Verletzungen verheilen gut und führen kaum zu Problemen. Manche heilen aber trotz richtiger Diagnose und Behandlung nicht vollständig ab.

Die Heilungsdauer einer Verletzung schwankt zwischen Wochen und Monaten in Abhängigkeit von folgenden Faktoren:

  • Art der Verletzung

  • Verletzungsstelle

  • Alter der Person

  • Andere vorhandene Erkrankungen

Bei Kindern verläuft die Heilung zum Beispiel schneller als bei Erwachsenen. Bestimmte Erkrankungen (einschließlich solcher, die Durchblutungsprobleme verursachen, beispielsweise Diabetes und periphere Gefäßerkrankung) wiederum, verlangsamen die Heilung.

Die Betroffenen haben meist weiterhin Beschwerden, auch nachdem die Verletzung ausreichend ausgeheilt ist, um eine volle Gewichtsbelastung des ehemals verletzten Körperteils zu ermöglichen. Manche Patienten spüren bei kaltem Wetter auch stärkere Schmerzen und Steifheit.

Eine Ruhigstellung führt zu Gelenkversteifung und die Muskeln werden schwächer und schrumpfen, weil sie nicht in Gebrauch sind. Das Gelenk einer eingegipsten Gliedmaße wird von Woche zu Woche steifer und verliert schließlich seine Fähigkeit zum vollständigen Beugen und Strecken. Solche Probleme können schnell auftreten und chronisch werden, was vor allem bei älteren Menschen der Fall sein kann.

Zur Vorbeugung oder Minimierung der Steifheit und Unterstützung der Betroffenen hinsichtlich der Aufrechterhaltung ihrer Muskelstärke können Ärzte oder Physiotherapeuten tägliche Übungen empfehlen, unter anderem Übungen zur Vergrößerung des Bewegungsumfangs und Übungen zur Kräftigung der Muskeln. Während die Verletzung verheilt, können die Betroffenen den Rest ihres Körpers nach Anweisung ihres Arztes oder Physiotherapeuten trainieren.

Ist die Verletzung ausreichend ausgeheilt und das Gelenk nicht mehr immobilisiert, kann damit begonnen werden, die verletzte Gliedmaße zu kräftigen. Bei den Übungen sollte der Patient darauf achten, wie sich die verletzte Gliedmaße anfühlt, und zu kraftvolle Übungen vermeiden. Ist die Muskulatur zu schwach zum Trainieren, werden die Bewegungen von einem Physiotherapeuten geführt (passive Übungen). Aktive Übungen gegen die Schwerkraft oder gegen einen Widerstand durch Gewicht (bei denen der Patient seine eigenen Muskeln anstrengt) sind jedoch unerlässlich, um die volle Kraft einer verletzten Gliedmaße wiederzuerlangen.

Übungen zur Verbesserung des Bewegungsumfangs und zur Kräftigung der Muskeln und Stärkung und Stabilisierung des verletzten Gelenks können bei der Vorbeugung einer weiteren Ausrenkung und langfristigen Problemen hilfreich sein.

Der Alterungsprozess im Visier: Luxationen

Menschen über 65 Jahre kugeln sich eher ein Gelenk aus, zum Teil, weil sie eher stürzen – eine häufige Ursache von Luxationen. Ältere Menschen stürzen aus den folgenden Gründen häufiger:

  • Einige normale, altersbedingte Veränderungen des Gleichgewichtssinns, der Sehkraft, der Sinneswahrnehmung (hauptsächlich in den Füßen) und der Muskelkraft machen ältere Menschen anfälliger für Verletzungen. Diese Veränderungen machen es auch schwerer für ältere Menschen, sich zu schützen, wenn sie stürzen.

  • Einige ältere Menschen fühlen sich schwindelig und benommen, wenn sie sitzen oder aufstehen, weil ihr Blutdruck zu stark abfällt.

  • Außerdem können bestimmte medikamentöse Nebenwirkungen vorliegen (Schwindel, Verlust des Gleichgewichts und Benommenheit), die das Sturzrisiko erhöhen.

Andere Verletzungen scheinen eher bei älteren Menschen mit Ausrenkungen einherzugehen. Eine Ausrenkung der Schulter, z. B. führt bei älteren Menschen häufiger zu einer gerissenen Rotatorenmanschette als bei jüngeren Menschen.

Bei älteren Menschen ist die Genesung oftmals kompliziert und dauert länger als bei jüngeren Personen

  • Körperkraft, Flexibilität und Gleichgewichtssinn sind im höheren Alter oft geschwächt. Daher fällt es älteren Menschen meist schwer, Einschränkungen durch Ausrenkungen zu kompensieren und die Wiederaufnahme von Alltagstätigkeiten ist schwieriger.

  • Wenn ältere Menschen inaktiv oder immobil sind (aufgrund eines Gipsverbands oder einer Schiene), verlieren sie tendenziell mehr und schneller Muskelgewebe als junge Erwachsene. Die Ruhigstellung (Immobilisation) kann daher zu Muskelschwäche führen. Mitunter verkürzen sich die Muskeln dauerhaft und in den Geweben in Gelenknähe, z. B. Sehnen und Bändern, bildet sich Narbengewebe. Dieser Zustand (sogenannte Gelenkkontrakturen) schränkt die Beweglichkeit des Gelenks ein.

  • Ältere Menschen leiden eher an anderen Erkrankungen (z. B. Arthritis oder Durchblutungsstörungen), die den Genesungsprozess aufhalten oder die Heilung verlangsamen.

Bereits leichtere Verletzungen können die Fähigkeit älterer Menschen, normale tägliche Aktivitäten zu verrichten, wie etwa Essen, Ankleiden, Baden und selbst Gehen, beträchtlich einschränken, besonders wenn sie vor der Verletzung auf eine Gehhilfe angewiesen waren.

Ruhigstellung: Immobilisation (z. B. wenn Bettruhe verordnet wurde) ist für ältere Menschen ein besonderes Problem.

Unbeweglichkeit kann im fortgeschrittenen Alter folgende Probleme verursachen:

Wenn die Durchblutung eines Bereichs unterbrochen oder stark verringert ist, entwickeln sich Druckgeschwüre. Unter Umständen ist die Durchblutung einer Gliedmaße bei einer älteren Person bereits ohnehin reduziert. Wenn dann das Gewicht einer verletzten Gliedmaße auf einem Gips ruht, verringert sich der Blutfluss noch weiter und es können sich Druckgeschwüre bilden. Bei bettlägerigen Patienten entstehen Druckgeschwüre an den Hautstellen, die das Bett berühren. Diese Stellen sollten sorgfältig auf Anzeichen von Hautverletzungen untersucht werden.

Da das Risiko für Komplikationen bei der Immobilisierung älterer Menschen besonders hoch ist, liegt der Schwerpunkt bei der Behandlung von Ausrenkungen und anderen Verletzungen des Bewegungsapparats darauf, den älteren Menschen zu helfen, ihre Alltagstätigkeiten so schnell wie möglich wiederaufnehmen zu können.