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Risikofaktoren für Nebenwirkungen

VonDaphne E. Smith Marsh, PharmD, BC-ADM, CDCES, University of Illinois at Chicago College of Pharmacy
Überprüft/überarbeitet Jan. 2025
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Viele Faktoren können die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Nebenwirkungen (alle unerwünschten Wirkungen eines Medikaments) erhöhen. Hierzu gehören:

Manche Menschen sind aufgrund erblicher Veranlagung für die toxischen Wirkungen bestimmter Substanzen (einschließlich Medikamenten) empfänglicher als andere. Es wurden verschiedene Gene bestimmt, die einen Einfluss darauf haben, wie der Körper auf Arzneimittel reagiert. Beispielsweise können Unterschiede in bestimmten Genen den Stoffwechsel von Arzneimitteln in der Leber beeinträchtigen, wodurch der Wirkstoffspiegel steigen und die Wahrscheinlichkeit einer Nebenwirkung erhöht sein kann. Die Tests hinsichtlich dieser Unterschiede sind jedoch kompliziert und kommen in der klinischen Praxis noch nicht routinemäßig zum Einsatz.

Bestimmte vorbestehende Erkrankungen können die Resorption von Arzneistoffen, ihre Verstoffwechselung und Ausscheidung sowie die Reaktion des Körpers auf die Arzneistoffe und somit das Risiko für Nebenwirkungen erhöhen (siehe Arzneimittel-Wechselwirkungen: Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln und Erkrankungen).

Inwieweit die Psyche durch die innere Einstellung, Hoffnung, Vertrauen in sich selbst und in die behandelnden medizinischen Fachkräfte Nebenwirkungen beeinflusst, ist nicht ausreichend erforscht.

Mehrfachmedikation

Mehrere Medikamente gleichzeitig einzunehmen, gleich, ob diese rezeptfrei oder verschreibungspflichtig sind, erhöht das Risiko für Nebenwirkungen (siehe Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln). Anzahl und Schweregrad der Nebenwirkungen steigen an, je mehr Arzneimittel angewendet werden.

Auch der Konsum von Alkohol, der ebenfalls eine Wirksubstanz ist, erhöht das Risiko für Nebenwirkungen.

Solche Gefahren lassen sich vermindern, wenn Arzt oder Apotheker in regelmäßigen Abständen überprüfen, welche Medikamente eingenommen werden, und auf dieser Basis passende Empfehlungen geben.

Alter

Säuglinge und Kleinkinder haben ein höheres Risiko für Nebenwirkungen, weil ihre Fähigkeit, Arzneimittel um- und abzubauen, noch nicht vollständig entwickelt ist. Neugeborene beispielsweise können das antibiotische Chloramphenicol nicht verstoffwechseln oder ausscheiden. Deshalb kommt es in der Regel nicht zum Einsatz. Neugeborene, die das Medikament erhalten, können das Grey-Syndrom entwickeln, eine schwerwiegende und oft tödliche Reaktion.

Bei Kindern, die in der Zeit der Zahnbildung (bis ungefähr 8 Jahre) das Antibiotikum Tetrazyklin erhalten, kann sich der Zahnschmelz dauerhaft verfärben.

Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren können am Reye-Syndrom erkranken, wenn sie bei einer Grippe oder bei Windpocken Aspirin erhalten.

Ältere Erwachsene sind aus mehreren Gründen einem hohen Risiko von Nebenwirkungen ausgesetzt (siehe Arzneimittel im Alter). Sie tragen ein höheres Risiko gesundheitlicher Probleme und nehmen daher mit höherer Wahrscheinlichkeit verschiedene rezeptpflichtige und rezeptfreie Arzneimittel parallel ein.

Mit zunehmendem Alter kann zudem die Leber weniger gut Medikamente verstoffwechseln und die Nieren weniger gut Medikamente ausscheiden, wodurch sich das Risiko für eine Nierenschädigung durch Arzneimittel und für andere Nebenwirkungen erhöht. Diese altersbezogenen Probleme werden oft durch Unterernährung und Dehydration, die mit voranschreitendem Alter häufiger werden, verschlimmert.

Ältere Erwachsene reagieren ohnehin auf viele Arzneimittel empfindlicher als jüngere. Ältere Erwachsene leiden z. B. häufiger unter Schwindelgefühlen, Appetitverlust, Depression, Verwirrung und Koordinationsstörungen, was sie einem höheren Sturz- und Knochenbruchrisiko aussetzt. Zu den Medikamenten, die solche Reaktionen hervorrufen, zählen viele Antihistaminika, Schlafmittel, angstlösende Mittel sowie Medikamente gegen Bluthochdruck und Depressionen (siehe die Tabelle Einige Arzneimittel, die bei älteren Erwachsenen sehr wahrscheinlich zu Problemen führen).

Schwangerschaft und Stillzeit

Viele Arzneimittel und Medikamente wie blutdrucksenkende Arzneimittel, z. B. Hemmer des Angiotensin konvertierenden Enzyms (ACE) und Angiotensin-II-Rezeptor-Blocker (ARB), stellen ein Risiko für die Gesundheit und die normale Entwicklung eines Fötus dar.

Soweit möglich sollten Frauen insbesondere während der ersten drei Schwangerschaftsmonate keine Medikamente einnehmen (siehe die Tabelle Einige Medikamente und ihre möglichen Probleme während der Schwangerschaft). Bei einigen Medikamenten einschließlich ACE-Hemmern und ARBs steigt jedoch das Risiko im zweiten und dritten Trimester der Schwangerschaft.

Die Anwendung sämtlicher Medikamente, rezeptfreier Arzneimittel oder von Nahrungsergänzungsmitteln (einschließlich von Heilkräutern) während der Schwangerschaft ist an ärztliche Aufsicht gebunden.

Auch Alkohol und Nikotin und illegale Drogen (Kokain und Opioide, wie Heroin) gefährden die Schwangerschaft und den Fötus und sollten daher vermieden werden.

Medikamente und Heilkräuter können über die Muttermilch an den Säugling übertragen werden (siehe Anwendung von Medikamenten und Substanzen während der Stillzeit). Manche Medikamente sollten von stillenden Frauen nicht eingenommen werden, andere dagegen können unter ärztlicher Aufsicht bedenkenlos angewendet werden.

Manche Medikamente schädigen den Säugling gewöhnlich nicht. Allerdings sollten stillende Frauen eine medizinische Fachkraft zurate ziehen, bevor sie irgendwelche Arzneistoffe einnehmen. Soziale und illegale Drogen können einen Säugling schädigen.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. 2023 American Geriatrics Society Beers Criteria® Update Expert Panel. Die American Geriatrics Society 2023 aktualisierte die AGS Beers Criteria® für einen möglichen falschen Medikamentengebrauch bei älteren Erwachsenen. J. Am Geriatr Soc. 2023;71(7):2052-2081. doi:10.1111/jgs.18372

  2. America's Poison Centers: Zugang zu Informationen über eine Vielzahl von Giftstoffen, eine Notfallhotline (1-800-222-1222) und Tipps zur Vorbeugung.

  3. FDA Adverse Event Reporting System (FAERS): Zugang zu Fragen und Antworten zum Meldesystem für unerwünschte Ereignisse der FDA (FAERS).