Schmerzen im Brustkorb

VonAndrea D. Thompson, MD, PhD, University of Michigan;
Michael J. Shea, MD, Michigan Medicine at the University of Michigan
Überprüft/überarbeitet Aug. 2024
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Schmerzen im Brustkorb sind ein sehr häufiger Grund, warum Patienten ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Es kann ein stechender oder dumpfer Schmerz sein. Manche Betroffene mit einer Erkrankung im Brustbereich beschreiben ihre Empfindung auch als Unbehagen, Enge, Druck, Blähungen, Brennen oder Schmerz. Manchmal haben die Betroffenen auch Schmerzen im Rücken, Nacken, Kiefer, Oberbauch oder im Arm. Es können auch weitere Symptome je nach Ursache der Schmerzen im Brustkorb vorliegen, z. B. Übelkeit, Husten oder Atemschwierigkeiten.

Viele Betroffene sind sich sehr wohl bewusst, dass Schmerzen im Brustkorb ein Warnsignal sind und auf eine möglicherweise lebensbedrohliche Erkrankung hinweisen können; sie lassen sich bereits bei den schwächsten Symptomen untersuchen. Viele andere wiederum, auch mit schwerwiegender Erkrankung, reden sich die Warnsignale klein oder ignorieren sie.

Ursachen von Schmerzen im Brustkorb

Schmerzen oder Beschwerden im Brustbereich können von vielen Erkrankungen verursacht werden. Nicht alle dieser Erkrankungen betreffen das Herz. Brustschmerzen können auch durch Störungen des Verdauungssystems, Erkrankungen von Lunge, Muskeln, Nerven oder Knochen hervorgerufen werden.

Häufige Ursachen

Die häufigsten Ursachen von Schmerzen im Brustkorb sind:

Beim akuten Koronarsyndrom (Herzinfarkt oder instabile Angina pectoris) ist eine Arterie im Herzen (Herzkranzgefäß) plötzlich blockiert, wodurch die Blutversorgung in einem Bereich des Herzmuskels unterbrochen wird. Wenn ein Teil des Herzmuskels abstirbt, weil er nicht ausreichend mit Blut versorgt wird, wird dies Herzinfarkt (Myokardinfarkt) genannt. Bei stabiler Angina pectoris wird aufgrund einer Verengung des Herzkranzgefäßes über einen langen Zeitraum (zum Beispiel durch Atherosklerose) die Durchblutung dieses Gefäßes eingeschränkt. Bei körperlicher Anstrengung verursacht diese eingeschränkte Durchblutung Schmerzen im Brustbereich.

Lebensbedrohliche Ursachen

Einige Ursachen von Schmerzen im Brustkorb sind unmittelbar lebensbedrohlich, aber – mit Ausnahme des Herzinfarkts bzw. der instabilen Angina pectoris – weniger häufig:

  • Herzinfarkt und instabile Angina pectoris

  • Ein Riss in der Wand der Aorta (thorakale Aortendissektion)

  • Eine Art von Lungenkollaps, bei dem sich so viel Druck aufbaut, dass der Blutfluss zurück zum Herzen blockiert wird (Spannungspneumothorax).

  • Eine Ösophagusruptur

  • Blockierung einer Lungenarterie durch ein Blutgerinnsel (Lungenembolie)

Andere Ursachen reichen von ernstzunehmenden, potenziellen Bedrohungen bis hin zu Erkrankungen, die lediglich unangenehm sind.

Beurteilung von Schmerzen im Brustkorb

Bei Schmerzen im Brustkorb sollte ein Arzt aufgesucht werden. Die folgenden Informationen können bei der Entscheidung helfen, wann ein Arztbesuch notwendig ist und welche Untersuchungen voraussichtlich durchgeführt werden.

Warnsignale

Bei Schmerzen oder Beschwerden im Brustkorb geben bestimmte Symptome und Merkmale Anlass zur Sorge. Hierzu gehören:

  • Einschnürender oder drückender Schmerz

  • Kurzatmigkeit

  • Schwitzen

  • Übelkeit oder Erbrechen

  • Schmerzen in Rücken, Nacken, Kiefer, Oberbauch oder einer der Schultern oder Arme

  • Benommenheit oder Ohnmacht

  • Empfindung eines schnellen oder unregelmäßigen Herzschlags

Wann ein Arzt zu konsultieren ist:

Auch wenn nicht alle Ursachen von Brustschmerzen schwerwiegend sind, sollten sich die folgenden Personen umgehend in die Notaufnahme begeben, da manche Ursachen lebensbedrohlich sein können:

  • Bei neu auftretenden Schmerzen im Brustkorb

  • Bei einem Warnsignal

  • Bei einem vermuteten Herzinfarkt (zum Beispiel, wenn die Symptome denen eines früheren Herzinfarkts ähneln)

Diese Personen sollten den Notarzt (911) anrufen oder so schnell wie möglich in eine Notaufnahme gebracht werden. Betroffene sollten nicht versuchen, selbst mit dem Auto ins Krankenhaus zu fahren.

Schmerzen im Brustkorb, die Sekunden anhalten (weniger als 30 Sekunden), haben selten eine Herzkrankheit als Ursache. Bei sehr kurzen Schmerzen im Brustkorb sollte zwar ein Arzt aufgesucht werden, aber in der Regel muss kein Notdienst in Anspruch genommen werden.

Bei länger anhaltenden Schmerzen im Brustkorb (eine Woche oder länger) sollte sobald wie möglich ein Arzt aufgesucht werden. Betroffene sollten sich jedoch umgehend in ein Krankenhaus begeben, wenn Warnsignale hinzukommen oder die Schmerzen sich stetig verstärken bzw. häufiger auftreten.

Was der Arzt unternimmt:

Ärzte stellen zunächst immer Fragen zu den Symptomen und zur Krankengeschichte des Patienten, bevor sie eine körperliche Untersuchung vornehmen. Häufig geben die Anamnese und die Befunde der körperlichen Untersuchung bereits Hinweise auf eine Ursache für die Schmerzen im Brustkorb und darauf, welche Tests durchzuführen sind.

Allerdings überschneiden sich die Symptome von gefährlichen und nicht gefährlichen Erkrankungen des Brustbereichs, gleichzeitig weichen einige Symptome stark voneinander ab. Obwohl ein typischer Herzinfarkt normalerweise einen dumpfen, drückenden oder einschnürenden Schmerz im Brustkorb verursachen kann, treten beispielsweise bei einigen Betroffenen mit Herzinfarkt nur leichte Beschwerden im Brustbereich, Verdauungsstörungen oder Schmerzen in Arm oder Schulter auf (übertragene Schmerzen – siehe Abbildung Was ist Schmerzübertragung?). Andererseits können Verdauungsstörungen durch eine einfache Magenverstimmung und Schulterschmerzen durch Muskelkater hervorgerufen sein. Betroffene mit Schmerzen in Muskulatur und Skelett der Brustwand reagieren empfindlich auf Berührungen im Brustbereich. Gleichermaßen empfindlich kann jedoch die Reaktion bei einem Herzinfarkt sein. Daher werden bei Personen mit Schmerzen im Brustkorb normalerweise Tests durchgeführt.

Tabelle
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Tests

Bei Erwachsenen mit plötzlichem Schmerzen im Brustkorb werden Tests durchgeführt, um gefährliche Ursachen auszuschließen. Meist sind die ersten Tests folgende:

  • Messung des Sauerstoffgehalts, indem ein Sensor an den Finger angelegt wird (Pulsoximetrie)

  • Elektrokardiographie (EKG)

  • Röntgenuntersuchung des Brustkorbs

  • Manchmal Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie)

Wenn die Symptome auf ein akutes Koronarsyndrom (Herzinfarkt oder instabile Angina pectoris) hinweisen oder keine andere klare Ursache vorliegt (insbesondere bei stark gefährdeten Personen), wird normalerweise (mindestens zweimal über einen Zeitraum von einigen Stunden) die Konzentration von Substanzen im Blut gemessen, die auf eine Herzschädigung hindeuten (kardiale Biomarker), und es werden wiederholt EKG durchgeführt.

Lässt sich mit diesen Tests kein akutes Koronarsyndrom nachweisen, wird oftmals ein Belastungstest oder eine CT-Angiographie durchgeführt, bevor die Betroffenen nach Hause gehen oder ein paar Tage später. Wenn jedoch ein kardialer Biomarker (sog. hochsensitives Troponin) gemessen wird und der entsprechende Test keine Herzschädigung nachweist, sind womöglich weitere Tests notwendig. Bei einem Belastungstest wird eine EKG oder eine bildgebende Untersuchung (z. B. Echokardiographie) während körperlicher Aktivität (häufig auf einem Laufband) oder nach Gabe eines Medikaments (z. B. Dipyridamol) zur Beschleunigung des Herzschlags oder des Blutflusses durch die Herzkranzgefäße durchgeführt.

Bei Verdacht auf eine Lungenembolie wird eine CT-Angiographie (CT mit intravenösem Kontrastmittel) der Lunge oder eine Lungenszintigraphie (Lungenuntersuchung) durchgeführt. Wenn der Verdacht auf Lungenembolie nur gering ist, wird häufig eine Blutuntersuchung durchgeführt, um Gerinnsel zu erkennen (D-Dimer-Test). Fällt dieser Test negativ aus, ist eine Lungenembolie unwahrscheinlich, aber wenn der Test positiv ist, werden oftmals weitere Untersuchungen durchgeführt, z. B. eine Ultraschalluntersuchung der Beine oder eine CT-Angiographie.

Bei Personen, die seit längerer Zeit über Schmerzen im Brustkorb klagen, ist ein unmittelbar lebensbedrohlicher Zustand unwahrscheinlich. Die meisten Ärzte führen zunächst nur eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbs und EKG durch, gefolgt von weiteren Tests, je nach Symptomen und Untersuchungsbefunden.

Manchmal kann die Ursache der Schmerzen im Brustkorb auch nach einer vollständigen Untersuchung nicht bestimmt werden.

Behandlung von Schmerzen im Brustkorb

Bestimmte erkannte Erkrankungen werden behandelt. Wenn die Ursache nicht eindeutig harmlos ist, werden die Betroffenen meist ins Krankenhaus eingewiesen oder auf eine Beobachtungsstation, auf der das Herz überwacht wird und eine umfangreichere Beurteilung stattfindet. Die Schmerzen werden bis zur Diagnosestellung nach Bedarf mit Paracetamol, nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) oder Opioiden behandelt.

Wichtigste Punkte

  • Die Ursache für Schmerzen im Brustkorb kann eine lebensbedrohliche Erkrankung sein. Daher sollte bei neu auftretenden Schmerzen im Brustkorb (innerhalb einiger Tage) umgehend ein Arzt aufgesucht werden.

  • Die Symptome für lebensbedrohliche und nicht lebensbedrohliche Erkrankungen überschneiden sich. Die Ursache muss also normalerweise anhand von Tests bestimmt werden.