Die Krankengeschichte und eine körperliche Untersuchung können bereits Aufschluss darüber geben, ob eine Person eine Erkrankung im Herzen oder in den Blutgefäßen hat, die mit weiteren Tests für eine genaue Diagnose abgeklärt werden muss.
Krankengeschichte bei Erkrankungen des Herzens und der Blutgefäße
Bei der „Krankengeschichte“ lässt sich der Arzt vom Patienten erklären, welche Leiden er genau hat. Zuerst stellt der Arzt Fragen zu den Symptomen. Brustschmerzen, Kurzatmigkeit, Herzrasen oder unregelmäßige Herzschläge (Palpitationen), Ohnmacht, Schwindel oder Benommenheit, Probleme, flach zu liegen, und Schwellungen (Ödem) in Beinen, Knöcheln und Füßen oder im Bauchraum lassen eine Herzkrankheit vermuten.
Allgemeinere Symptome wie Fieber, Schwäche, Müdigkeit, Appetitlosigkeit und ein generelles Krankheitsgefühl und Unwohlsein können aufgrund einer Herzerkrankung entstehen, können jedoch auch andere Ursachen haben.
Schmerzen, Taubheitsgefühle und Muskelkrämpfe in einem Bein können auf eine periphere Gefäßerkrankung hindeuten, bei der die Arterien der Arme, der Beine und des Rumpfs betroffen sind (ausgenommen jene, die das Herz versorgen).
Danach stellt der Arzt Fragen:
Ob eineHerzkreislauferkrankung, Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder hohes Cholesterin bereits früher schon einmal vorlagen
Ob eine Person einer sitzenden oder aktiven Tätigkeit nachgeht
Nach Symptomen, die während körperlicher Belastung oder Sport auftreten und die im Ruhezustand nachlassen
Anwendung von Medikamenten (einschließlich verschreibungspflichtiger, rezeptfreier und/oder naturheilkundlicher Mittel), Nahrungsergänzungsmitteln und Drogen sowie Konsum von Alkohol und Tabak
Zur Familiengeschichte von Erkrankungen, die das Herz oder die Blutgefäße betreffen
Körperliche Untersuchung bei Erkrankungen des Herzens und der Blutgefäße
Während der körperlichen Untersuchung können geprüft werden:
Gewicht und Allgemeinzustand
Vitalzeichen (Puls, Atemfrequenz, Blutdruck und Temperatur)
Augen
Venen am Hals
Herz- und Lungengeräusche
Pulse
Beine und Knöchel auf Zeichen von Schwellung
Haut
Der Arzt achtet auf Blässe, Schwitzen und Benommenheit, die auf eine Herzkrankheit hindeuten können. Die allgemeine Stimmung und das Befinden, die bei einer Herzkrankheit beeinträchtigt sein können, werden ebenfalls erfasst.
JIM VARNEY / SCIENCE PHOTO LIBRARY
Da Blässe bzw. eine Blau- oder Lilafärbung (Zyanose) der Haut auf eine niedrige Anzahl von roten Blutkörperchen (Anämie) oder eine schlechte Durchblutung hindeuten können, wird auch die Hautfarbe bewertet. In diesen Fällen erhält die Haut vielleicht auch aufgrund einer Lungenerkrankung, einer Herzinsuffizienz oder aufgrund verschiedener Durchblutungsprobleme nicht genügend Sauerstoff aus dem Blut.
Der Arzt fühlt den Puls an den Schlagadern am Hals, unter den Armen, an den Ellenbogen und Handgelenken, am Bauch, in der Leiste, den Kniekehlen, Knöcheln und Füßen, um festzustellen, ob die Durchblutung ausreichend und auf beiden Körperseiten gleichmäßig ist. Abweichungen können auf eine Erkrankung des Herzens oder der Blutgefäße hindeuten.
Die Halsvenen werden untersucht, während die Person liegt und der Oberkörper in einem 45°-Winkel angehoben ist. Diese Venen sind direkt mit dem rechten Vorhof verbunden (der oberen Herzkammer, die sauerstoffarmes Blut aus dem Körper erhält), weshalb die Untersuchung Aufschluss über Blutvolumen und Blutdruck auf der rechten Herzseite gibt. Sehr ausgedehnte Halsvenen deuten auf einen ungewöhnlich hohen Druck in der rechten Herzseite hin.
Die Haut an Knöcheln, Beinen und manchmal auch im Bereich der Lendenwirbelsäule wird mit den Fingern auf Schwellungen (Ödem) abgetastet, die durch im Gewebe angesammelte Flüssigkeit entstehen kann. Ödeme können durch eine Herzinsuffizienz oder andere Erkrankungen verursacht werden, wie Nieren- oder Lebererkrankungen.
Die Augen werden untersucht, weil die lichtempfindliche Membran der inneren Augenoberfläche (Netzhaut) die einzige Stelle ist, wo der Arzt Venen und Arterien direkt sehen kann. Um die Blutgefäße der Netzhaut zu sehen, verwendet man ein Ophthalmoskop. Sichtbare Veränderungen in der Netzhaut kommen häufig bei Menschen mit Bluthochdruck, Diabetes, Arteriosklerose und bakterieller Infektion der Herzklappen (Endokarditis) vor.
Bei der Untersuchung der Brust wird festgestellt, ob Atemfrequenz und -tätigkeit normal sind. Beim Abklopfen der Brust mit den Fingern (Perkussion) kann der Arzt erkennen, ob die Lunge mit Luft (Normalzustand) oder mit Flüssigkeit (Pleuraerguss) gefüllt ist, was nicht normal wäre und durch eine Herzinsuffizienz oder bestimmte Lungenerkrankungen verursacht werden kann. Außerdem lässt sich so feststellen, ob der Herzbeutel (Perikard) Flüssigkeit enthält.
Mithilfe eines Stethoskops hört er auf Atemgeräusche. Ein Knistergeräusch kann darauf hindeuten, dass Flüssigkeit in den Lungen ist, die durch eine Herzinsuffizienz entstanden ist.
Indem er die Hand auf die Brust des Patienten legt, fühlt der Arzt, wo die Herzschläge am deutlichsten zu spüren sind, und kann so feststellen, ob das Herz vergrößert ist. Außerdem erkennt man so, auf welche Weise und in welchem Maße sich das Herz bei jedem Herzschlag zusammenzieht. Manchmal verursacht das fließende Blut in den Gefäßen Turbulenzen und Vibrationen zwischen den Herzkammern, die mit den Fingerspitzen und der Handfläche fühlbar sind.
Die typischen Geräusche der Herzklappen beim Öffnen und Schließen kontrolliert der Arzt mit dem Stethoskop (Auskultation). Fehlbildungen der Herzklappen und im Herzgewebe rufen Turbulenzen im Blut hervor, die die charakteristischen Herzgeräusche verursachen. Sie treten für gewöhnlich auf, wenn das Blut durch verengte oder undichte Klappen fließt. Allerdings treten nicht bei allen Herzkrankheiten solche Geräusche auf und nicht immer sind sie Anzeichen einer Herzkrankheit. Beispielsweise haben schwangere Frauen meist Herzgeräusche infolge des normalen verstärkten Blutflusses. Harmlose Herzgeräusche gibt es oft auch bei Kleinkindern und Kindern, weil ihr Blut schnell durch noch kleine Herzstrukturen fließt. Wenn sich die Wände der Blutgefäße, die Herzklappen und andere Gewebe bei älteren Erwachsenen langsam verhärten, können ebenfalls harmlose Unregelmäßigkeiten im Blutfluss auftreten. Zusätzlich hört der Arzt möglicherweise Klick- und Knackgeräusche, wenn sich eine fehlgebildete Herzklappe öffnet. Ein galoppierender Rhythmus (wie bei einem galoppierenden Pferd) tritt oft bei Menschen mit Herzinsuffizienz auf; in solchen Fällen sind zwischen den normalen Herztönen ein Ton oder zwei zusätzliche Töne zu hören.
An anderen Stellen des Körpers setzt der Arzt das Stethoskop über Arterien und Venen an, um auf unregelmäßige Strömungsgeräusche des Blutes („Bruit“ oder Herzgeräusche) zu achten. Herzgeräusche können durch die Verengung von Blutgefäßen, durch verstärkten Blutfluss oder eine anormale Verbindung zwischen einer Arterie und einer Vene (arteriovenöse Fistel) entstehen.
Der Arzt tastet den Bauch nach einer eventuellen Vergrößerung der Leber ab. Sie kann anschwellen, wenn sich Blut in den großen Venen, die zum Herzen führen, staut. Ein geschwollener Bauch aufgrund von Flüssigkeitsansammlung kann auf eine Herzinsuffizienz hindeuten. Mit leichtem Druck auf den Bauch prüft der Arzt den Puls sowie den Durchmesser der Bauchaorta.
Ambulante Blutdrucküberwachung (Blutdrucküberwachung zu Hause)
Wenn Unklarheit über die Diagnose Bluthochdruck besteht (z. B., wenn die in der Praxis erhobenen Messergebnisse zu unterschiedlich ausfallen), kann eine kontinuierliche Blutdruckmessung (BD-Messung) über 24 Stunden empfohlen werden. Sie erfolgt über ein batteriebetriebenes Gerät, das an der Hüfte getragen wird und mit einer Blutdruck-Manschette am Arm verbunden ist. Der Monitor misst den Blutdruck am Tag und in der Nacht 24 bis 48 Stunden lang. Die erhaltenen Werte machen nicht nur klar, ob ein Bluthochdruck besteht, sondern auch, wie schwerwiegend er ist.
Bluthochdruckpatienten wird auch häufig empfohlen, ihren Blutdruck zu Hause selbst zu beobachten. Dies motiviert die Betroffenen gegebenenfalls dazu, die Behandlungsempfehlungen des Arztes zu befolgen. Eine Möglichkeit zur Blutdrucküberwachung zu Hause ist ein kostengünstiges Blutdruckmessgerät für zu Hause. Dabei handelt es sich um ein tragbares batteriebetriebenes Gerät, das einfach zu bedienen ist und mit dem der Blutdruck zu Hause gemessen werden kann; dazu wird eine Manschette um das Handgelenk oder den Oberarm angebracht. Auch wenn diese Messgeräte in der Regel nicht so genau sind wie die in der Arztpraxis verwendeten Messgeräte, können Betroffene damit häufiger ihren Blutdruck messen und sie erleichtern die Anpassung der Medikamentendosis durch den Arzt.