Rehabilitationsleistungen werden bei Personen erforderlich, die ihre normale Sprechfähigkeit verloren haben, was häufig nach Verletzungen, Schlaganfällen, Infektionen, Tumoren, Operationen oder fortschreitenden Krankheiten der Fall ist.
Aphasie
Aphasie ist der vollständige oder partielle Verlust der Fähigkeit, gesprochene oder geschriebene Wörter auszudrücken oder zu verstehen. Häufig wird diese durch einen Schlaganfall oder eine andere Hirnverletzung verursacht, die sich auf das Sprachzentrum im Gehirn auswirkt (siehe Abbildung Schädigung bestimmter Gehirnregionen und ihre Folgen).
Das Ziel der Rehabilitation ist, die wirksamste Form der Kommunikation für den Patienten zu erlangen. Bei Patienten mit geringer Beeinträchtigung verwendet ein Sprachtherapeut einen Ansatz, bei dem eher Ideen und Gedanken als Wörter hervorgehoben werden. Auf einen Gegenstand oder ein Bild zeigen, gestikulieren, nicken und sich auf Gesichtsausdrücke verlassen, ist für die Grundkommunikation oft ausreichend. Bei Patienten mit schwereren Beeinträchtigungen hilft Stimulation (immer wieder Wörter wiederholen) und programmierte Stimulation (Wörter aussprechen und dabei Gegenstände zeigen, die angesehen und berührt werden können), einen Teil der Sprachfähigkeiten wiederzuerlangen. Patienten mit Aphasie können mithilfe einer Buchstaben- oder Bildertafel kommunizieren.
Betreuer von Aphasiepatienten müssen geduldig sein und Verständnis für die Frustration des Patienten haben. Sie müssen zudem realisieren, dass der Patient nicht geistig behindert ist und dass man zu ihm nicht in Babysprache sprechen darf, was als Beleidigung verstanden wird. Stattdessen sollte zu ihm normal gesprochen und erforderlichenfalls gestikuliert oder auf Gegenstände gezeigt werden.
Dysarthrie
Dysarthrie ist die Unfähigkeit, Wörter normal zu artikulieren, weil ein Teil des Nervensystems geschädigt ist, der die Muskeln steuert, die für das Sprechen benutzt werden.
Die Rehabilitationsziele hängen von der Ursache der Dysarthrie ab. Im Fall eines Schlaganfalls, einer Hirnverletzung oder Hirnoperation ist das Ziel das Wiedererlangen und Erhalten der Sprache. Bei einer schwachen Dysarthrie kann das Wiederholen von Wörtern und Sätzen dem Patienten helfen, erneut zu lernen, wie er Gesichtsmuskeln und Zunge benutzt, um Wörter richtig auszusprechen. Bei schwerer Dysarthrie könnte der Patient lernen, eine Buchstaben- bzw. Bildertafel oder ein elektronisches Kommunikationsgerät mit Tastatur und Anzeigebereich (Druck oder Bildschirm) zu benutzen.
Wenn die Dysarthrie durch eine progressive Störung des Nervensystems verursacht wird, etwa amyotrophe Lateralsklerose (ALS oder Lou-Gehrig-Krankheit) oder multiple Sklerose, ist das Behandlungsziel, die Sprachfunktion so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Der Patient macht Übungen, die die Kontrolle von Mund, Zunge und Lippen verbessern. Zudem lernt er, langsamer zu sprechen und kürzere Sätze zu bilden. Schlechte Atemmuskulaturkontrolle kann den Patienten zwingen, in der Mitte des Satzes Luft zu holen. Der bewusste Einsatz von Satzzeichen kann hierbei helfen. Atemübungen können ebenfalls helfen. Das Atmen durch manuelle Hilfsgeräte kann z. B. helfen, Schleim aus den Atemwegen zu entfernen.
Sprechapraxie
Die verbale Apraxie (Sprechapraxie) ist die Unfähigkeit, aufgrund einer Anomalie beim Auslösen, Koordinieren und Sequenzieren der Muskelbewegungen, die zum Sprechen erforderlichen grundlegenden Sprachmuster zu bilden. Sprechapraxie wird oft durch eine Hirnverletzung infolge eines Schlaganfalls oder einer Kopfverletzung verursacht.
Der Therapeut kann den Patienten ermuntern, immer wieder Laute zu bilden, oder ihm beibringen, die natürliche Melodie bzw. den natürlichen Rhythmus gewöhnlicher Sätze zu benutzen. Jeder Satz hat seine eigene Melodie und seinen eigenen Rhythmus, je nach Stimmung des Sprechenden. Der Satz „Guten Morgen! Wie geht es?‟ hat beispielsweise eine bestimmte Melodie und einen bestimmten Rhythmus, abhängig davon, ob der Sprechende sich gut fühlt oder ungesellig ist. Der Therapeut ermuntert Patienten mit Sprechapraxie, die natürliche Melodie und den natürlichen Rhythmus zu übertreiben. Diese Übertreibung wird mit zunehmendem Therapiefortschritt allmählich abgebaut.
Bei schwerer Apraxie könnte der Patient lernen, eine Buchstaben- bzw. Bildertafel oder ein elektronisches Kommunikationsgerät mit Tastatur und Anzeigebereich (Druck oder Bildschirm) zu benutzen.