Überblick über die Kopfverletzungen

VonGordon Mao, MD, Indiana University School of Medicine
Überprüft/überarbeitet März 2023
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Kopfverletzungen, bei denen das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen wurde, sind besonders besorgniserregend.

  • Häufige Ursachen für Kopfverletzungen sind unter anderem Stürze, Autounfälle, Körperverletzungen und Sport- und Freizeitverletzungen.

  • Menschen mit leichteren Kopfverletzungen können Kopfschmerzen haben oder benommen sein.

  • Menschen mit schwereren Kopfverletzungen können bewusstlos werden oder Symptome einer Funktionsstörung des Gehirns aufweisen.

  • Es wird eine Computertomographie verwendet, um schwere Kopfverletzungen zu untersuchen.

  • Die Behandlung von Menschen mit schweren Kopfverletzungen zielt darauf ab sicherzustellen, dass das Gehirn ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird und der Druck im Gehirn normal bleibt.

Die dicken, festen Schädelknochen schützen das Gehirn gegen Verletzungen. Außerdem ist das Gehirn von Gewebeschichten (Meningen) umgeben, welche die Gehirnrückenmarksflüssigkeit enthalten, die das Gehirn wie ein Kissen polstert. Daher führen die meisten Stöße und Schläge auf den Kopf nicht zu Verletzungen des Gehirns. Kopfverletzungen, bei denen das Gehirn nicht betroffen ist, gelten als minder schwer.

Kopfverletzungen können zu Schädigungen des Gehirns führen (Schädelhirntrauma oder SHT).

In den USA ziehen sich jährlich 50 von 10.000 Menschen eine Kopfverletzung zu. Im Jahr 2019 trugen SHTs bei zu:

  • ca. 223.000 stationär behandelten Patienten

  • ca. 60.000 Todesfällen

SHTs sind für ca. 30 Prozent aller Todesfälle durch Verletzungen jeder Art verantwortlich. Etwa 25 bis 33 Prozent der Menschen in den Vereinigten Staaten, die eine schwere Kopfverletzung erlitten haben, sterben. Rund 5,3 Millionen Menschen leiden wegen einer Kopfverletzung unter einer ständigen Behinderung.

Zu diesen Kopfverletzungen zählen folgende:

Das Gehirn muss nicht beschädigt sein, auch wenn die externen Verletzungen schwerwiegend sind.

Ursachen für Kopfverletzungen

Häufige Ursachen für Kopfverletzungen sind Stürze (insbesondere bei älteren Erwachsenen und kleinen Kindern), Autounfälle, Körperverletzungen und Sport- und Freizeitunfälle. Unfälle am Arbeitsplatz (zum Beispiel bei laufenden Maschinen) und mit Feuerwaffen führen ebenfalls zu Kopfverletzungen. Im Jahr 2014 waren Stürze die häufigste Ursache für SHTs.

Oft entstehen Verletzungen durch einen direkten Aufprall. Das Gehirn kann aber auch selbst dann verletzt werden, wenn es keinen Schlag auf den Kopf gegeben hat. Zum Beispiel kann das weiche Gehirn bei heftigem Schütteln oder schnellem Abbremsen verletzt werden, da es an den harten Schädelknochen schlägt. In solchen Fällen kann es vorkommen, dass am Kopf keine Verletzungen zu sehen sind.

Symptome von Kopfverletzungen

Leichte Kopfverletzung

Es kann eine Beule auf dem Kopf auftreten. Kopfhautverletzungen bluten oft sehr stark, weil die Kopfhaut unter der Hautoberfläche viele Blutäderchen hat. Infolgedessen kann eine solche Verletzung ernster aussehen, als sie ist.

Zu den häufigen Symptomen bei leichten Kopfverletzungen können Kopfschmerzen und Schwindelgefühle oder Benommenheit zählen. Manche Menschen sind auch leicht verwirrt, leiden an Übelkeit und müssen erbrechen, vor allem Kinder. Kleine Kinder können einfach nur gereizt sein.

Eine Gehirnerschütterung ist eine vorübergehende kurze Veränderung der geistigen Funktionsfähigkeit ohne Schädigung der Struktur des Gehirns. Oft verlieren die Menschen kurz das Bewusstsein (gewöhnlich für ein paar Minuten oder weniger), es kann aber auch sein, dass sie nur verwirrt oder nicht in der Lage sind, sich an Ereignisse und Erlebnisse zu erinnern (Amnesie), die kurz vor oder nach dem Unfall stattgefunden haben.

Für eine gewisse Zeit nach der Gehirnerschütterung können die Betroffenen unter Kopfschmerzen, Schwindelanfällen, Müdigkeit, Erinnerungslücken, Konzentrationsunfähigkeit, Schlafstörungen, Denkstörungen, Gereiztheit, einer Depression und Angstgefühlen leiden. Solche hartnäckigen Symptome werden als postkommotionelles Syndrom bezeichnet.

Wussten Sie ...

  • Weil der Schädel viele Blutäderchen aufweist, kann es sein, dass eine Schädelverletzung stark blutet, selbst wenn die Verletzung selbst nicht schwer ist.

eine schwere Kopfverletzung

Die Menschen können einige der Symptome aufweisen, wie sie bei leichten Kopfverletzungen auftreten. Einige Symptome, wie die Kopfschmerzen, können schwerer sein.

Die Symptome beginnen oftmals mit einer Phase der Bewusstlosigkeit, die zum Zeitpunkt des Aufpralls beginnt. Wie lange die Leute bewusstlos bleiben können, ist verschieden. Manche wachen Sekunden später auf, während andere über Stunden oder sogar Tage nicht aufwachen. Beim Aufwachen sind die Leute oft benommen, verwirrt, unruhig oder aufgeregt. Es kann auch vorkommen, dass sie sich erbrechen, Krämpfe haben, oder beides gleichzeitig. Das Gleichgewichtsgefühl und die Koordination können gestört sein. Je nachdem, welcher Hirnbereich betroffen ist, ist die Fähigkeit zu denken, Gefühle zu kontrollieren, sich zu bewegen, zu fühlen, zu sprechen, zu sehen, zu hören und sich zu erinnern, beeinträchtigt – manchmal für immer.

Aus der Nase oder aus den Ohren oder aus beiden tritt manchmal helle Flüssigkeit oder Blut aus, wenn jemand einen Schädelbasisbruch erlitten hat.

Ein verletztes Gehirn kann bluten und anschwellen, weil sich Flüssigkeit ansammelt (sogenanntes Hirnödem). Diese Blutungen und Schwellungen erhöhen allmählich den Druck im Schädel, den sogenannten intrakraniellen Druck. Selbst eine leichte Blutung und Schwellung kann den intrakraniellen Druck stark ansteigen lassen, weil sich der Schädel nicht dehnen kann, um Raum für diese Schwellung zu schaffen. Wenn der intrakranielle Druck steigt, beschränkt er die Menge an Blut, die durch das Gehirn fließt. Die verminderte Durchblutung verhindert, dass das Gehirn normal arbeitet, und verursacht dadurch Symptome. Zu den ersten Symptomen eines erhöhten intrakraniellen Drucks zählen zunehmend stärker werdende Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche, Bewusstseinsstörungen und Erbrechen. Später kann es sein, dass der Patient nicht mehr reagiert. Die Pupillen können geweitet sein.

Eventuell (normalerweise innerhalb von einem oder zwei Tagen nach der Verletzung) wird das Gehirn durch den höheren Druck nach unten geschoben, was zu einer Hernie des Gehirns führt – ein abnormes Hervorquellen von Hirngewebe aus einer natürlichen Öffnung zwischen den Hirnkompartimenten. Eine Hernie kann, wenn zu viel Druck auf den Hirnstamm, den unteren Teil des Gehirns, der vitale Funktionen wie den Herzschlag und die Atmung steuert, ausgeübt wird, zum Koma oder sogar zum Tod führen. Selbst ohne Hernie kann ein intrakranieller Druck, wenn er hoch genug ist, die Durchblutung im Gehirn unterbrechen und schnell zum Hirntod führen.

Einklemmung: das Gehirn unter Druck

Blutungen und Schwellungen können den Druck im Gehirn erhöhen und das Gehirn im Schädel nach unten drücken. Das kann zu einer Einklemmung (Herniation) führen, bei der das Gehirn durch eine kleine natürliche Öffnung in den relativ festen Gewebelagen, die das Gehirn in rechte und linke bzw. obere und untere Hälften teilt, gepresst wird. (Diese Unterteilungen sind Verlängerungen der äußeren Gewebeschicht, die das Gehirn umgibt, der Dura mater.) Bei einer Herniation wird das Gewebe des Gehirns zusammengedrückt und damit verletzt.

Der häufigste Typ einer Einklemmung ist die zwischen den Schläfen. Ein Teil des Schläfenlappens wird durch die Aussparung im Kleinhirnzelt, der Öffnung in der Hirnhautschicht zwischen Schläfenlappen und Kleinhirn, gequetscht. Die Augenpupille kann erweitert sein und zieht sich eventuell bei Lichteinfall nicht zusammen. Eine solche transtentorielle Hernie kann schwerwiegende Folgen haben, wie Lähmungen, Stupor, Koma, Herzrhythmusstörungen, gestörte Atmung oder Aussetzen der Atmung, Herzstillstand und Tod.

Diagnose von Kopfverletzungen

  • Untersuchung durch den Arzt

  • Computertomographie (CT) oder manchmal eine Magnetresonanztomographie (MRT)

Leichte Kopfverletzung

Die Diagnose leichterer Kopfverletzungen richtet sich nach den Symptomen des Patienten und den Ergebnissen der Untersuchung.

Verletzte werden auf Symptome untersucht, die vermuten lassen, dass sich die Hirnfunktion verschlechtert. Folgende Symptome stellen sich ein:

  • Wiederholtes Erbrechen

  • Starke Kopfschmerzen

  • Taubheit oder Lähmung an einem Arm oder Bein

  • Unfähigkeit, Personen oder die Umgebung wiederzuerkennen

  • Gleichgewichtsverlust

  • Probleme mit Sprechen oder Sehen

  • Gestörte Koordination

  • Auffällige Atmung

  • Krampfanfälle

Diese Symptome können sich Stunden, manchmal auch erst Tage nach der ursprünglichen Verletzung einstellen. Falls sich diese Symptome zeigen, ist eine sofortige medizinische Behandlung unabdingbar.

Wenn eine Kopfverletzung zu einer, wenn auch kurzen Bewusstlosigkeit geführt hat, muss sofort ein Arzt hinzugezogen werden. Falls der Arzt Symptome feststellt oder zu Befunden kommt, die auf eine mögliche Gehirnverletzung hinweisen, wird eine Computertomographie (CT) oder manchmal eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt. In der Regel kommt zuerst eine CT, weil sie schnell durchzuführen ist und mit ihr Blutansammlungen (Hämatome), Prellungen (Kontusionen), Schädelbrüche und manchmal eine ausgedehnte Nervenschädigung (diffuse axonale Verletzung) festgestellt werden können. Eine MRT kann später bei der Überprüfung auf eine diffuse axonale Verletzung, Verletzung des Hirnstamms (der das Bewusstsein und lebenswichtige Körperfunktionen steuert) und Hirnverletzungen, die auf dem CT-Scan u. U. nicht erkennbar waren, nützlich sein. Eine MRT kann dem Arzt zudem bei der Prognosestellung helfen.

Röntgenbilder des Schädels sind selten hilfreich.

Eine schwere Kopfverletzung erkennen

Die meisten Kopfverletzungen sind ungefährlich. Eine schwere Kopfverletzung lässt sich anhand gewisser Symptome erkennen. Viele der Symptome sind ein Zeichen dafür, dass die Gehirnfunktion sich verschlechtert. Wenn solche Symptome auftreten, sollte sofort ärztlicher Rat eingeholt werden.

  • Erbrechen, Reizbarkeit oder Benommenheit, die länger als 6 Stunden andauert

  • Bewusstseinsverlust

  • Unfähigkeit, bestimmte Körperteile zu bewegen oder zu spüren

  • Unfähigkeit, Personen oder die Umgebung wiederzuerkennen

  • Unfähigkeit, das Gleichgewicht zu halten

  • Sprach- oder Sehstörungen (zum Beispiel schleppende Sprache, unscharfes Sehen oder dunkle Flecken)

  • Austritt einer klaren Flüssigkeit (Gehirnrückenmarksflüssigkeit) aus Mund oder Nase

  • Starke Kopfschmerzen

eine schwere Kopfverletzung

Die Diagnose und Behandlung von schweren Kopfverletzungen wird gleichzeitig durchgeführt.

Wenn die Verletzung auch andere Körperteile betrifft (zum Beispiel nach einem Autounfall) oder die Person bewusstlos ist, sollte ein Krankenwagen oder der Notarzt (112 in Deutschland) gerufen werden.

Sobald ein Patient mit einer schweren Kopfverletzung im Krankenhaus angekommen ist, werden die Ärzte und Krankenschwestern eine Untersuchung vornehmen, um festzustellen, ob die Verletzung schwerwiegend ist. Zunächst einmal werden sie die Lebenszeichen, einschließlich der Herztöne, des Blutdrucks und des Atmens, prüfen. Ein Patient, der nicht richtig atmet, benötigt vielleicht ein Beatmungsgerät.

Ärzte überprüfen dann rasch das Folgende:

  • Ob der Patient weiß, wo er ist und in der Lage ist, auf Anweisungen zu reagieren

  • Ob eine oder wie viel Stimulation (z. B. Sprechen, Anschreien oder einen Finger drücken) nötig ist, damit die Person die Augen öffnet

  • Ob beim Patienten die Grundfunktionen des Gehirns vorhanden sind, indem sie zum Beispiel die Größe der Pupillen und deren Reaktion auf Licht, die Fähigkeit, Arme und Beine zu bewegen, die Sprachfunktion, die Koordinationsfähigkeit und die Reflexe untersuchen

Wenn die Ärzte sicher sind, dass der Patient sich nicht in unmittelbarer Gefahr befindet, wird eine vollständige neurologische Untersuchung durchgeführt. Diese Untersuchung kann den Ärzten dabei helfen, festzustellen, wie schwer und wo die Verletzung ist.

Ärzte untersuchen Säuglinge und Kinder sorgfältig auf Blutungen in der Netzhaut, die sich hinten im Auge befindet, und auf andere Anzeichen eines Schütteltraumas oder einer Kindesmisshandlung.

Ärzte überprüfen regelmäßig beim Patienten, ob sich sein Zustand verbessert oder verschlechtert.

Es wird ein CT durchgeführt, um mögliche Hirnschäden festzustellen. Manchmal wird zusätzlich zum CT noch eine MRT durchgeführt. Röntgenaufnahmen des Schädels sind in der Regel nicht notwendig. Diese können Schädelbrüche aufzeigen, geben aber keinen Aufschluss über Hirnschäden. Es werden Röntgenaufnahmen oder eine CT des Halses durchgeführt, um festzustellen, ob der Hals gebrochen ist (da ein starker Schlag auf den Kopf auch den Hals verletzen kann).

Wenn Ärzte eine Beschädigung der Blutgefäße vermuten, kann eine Angiographie, CT-Angiographie oder Magnetresonanz-Angiographie durchgeführt werden, um detaillierte Aufnahmen der Blutgefäße zu erhalten.

Wussten Sie ...

  • Der Schweregrad der äußeren Kopfverletzung hat manchmal wenig mit der Schwere der Hirnverletzung zu tun.

Behandlung von Kopfverletzungen

  • Bei leichten Kopfverletzungen Behandlung der Symptome

  • Bei schweren Kopfverletzungen Behandlung zur Aufrechterhaltung der lebenswichtigen Funktionen und zur Eindämmung von Komplikationen

Leichte Kopfverletzung

Wenn es sich um eine leichte Verletzung handelt, die lediglich zu Symptomen wie etwa Schmerz an der verletzten Stelle führt, können leichte Betäubungsmittel wie etwa Paracetamol verwendet werden. Aspirin oder andere nichtsteroidale Entzündungshemmer sollten nicht eingenommen werden, weil diese Medikamente Blutungen im Hirn oder im Schädel verschlimmern können. Ärzte verwenden Stiche (Nähte) oder medizinische Klammern, um offene Wunden zu schließen und legen dann Gaze oder Verbände an.

Wenn die Betroffenen nicht oder nur sehr kurz bewusstlos waren und die Befunde der Untersuchungen unauffällig sind, können sie nach Hause gehen, sofern ein Familienmitglied oder Freund in den ersten 24 Stunden nach dem Unfall nach ihnen sieht und sie auf bestimmte Symptome kontrolliert. Das Familienmitglied oder der Freund sollten den Betroffenen ins Krankenhaus bringen, wenn sich eines der folgenden Symptome entwickelt:

  • Verminderte Aufmerksamkeit und Wahrnehmung der Umgebung

  • Störung der Seh-, Gehör- und Gehfähigkeit

  • Taubheit oder Lähmung in einem Körperteil

  • Kopfschmerzen, die schlimmer werden

  • Erbrechen

  • Abbau der geistigen Funktion (z. B. verwirrt werden, nicht mehr in der Lage sein, andere zu erkennen oder sich normal zu verhalten)

  • Krampfanfälle

Wenn die Betroffenen für länger als einige Momente ihr Bewusstsein verloren oder auffällige Untersuchungsergebnisse hatten, werden sie in der Regel in der Notaufnahme oder im Krankenhaus zur Beobachtung dabehalten.

Kinder mit einer leichten Kopfverletzung kann man schlafen lassen, sie sollten aber alle paar Stunden aufgeweckt und auf Symptome hin untersucht werden.

Die Patienten, auch Kinder, werden ins Krankenhaus eingewiesen, wenn der Arzt aufgrund von Symptomen oder Befunden des CT den Verdacht auf eine Hirnschädigung hat. Kinder werden bei Bewusstlosigkeit, auch bei ganz kurzer, oder bei einem Krampfanfall oder wenn Verdacht auf eine Kindesmisshandlung besteht, ebenfalls ins Krankenhaus eingewiesen.

Wussten Sie ...

  • Das beste Schmerzmittel nach einer leichten Kopfverletzung ist Paracetamol.

eine schwere Kopfverletzung

Wenn die Verletzung auch andere Körperteile betrifft (zum Beispiel nach einem Autounfall) oder, wenn die Person bewusstlos ist, sollte ein Krankenwagen gerufen werden. Wenn Nothelfer eine Person bewegen, die eine starke Kopfverletzung aufweist, sind sie sehr vorsichtig, um die Verletzungen nicht noch zu verschlimmern. Bis der Gegenbeweis erbracht wurde, sollte man davon ausgehen, dass ein Halswirbel gebrochen ist. In solchen Fällen werden Kopf, Hals und Wirbelsäule des Verletzten stabilisiert. Gewöhnlich wird eine Halsmanschette angelegt, der Betroffene auf eine feste Unterlage geschnallt und sorgfältig abgepolstert, um jede Bewegung zu vermeiden.

Patienten mit schweren Kopfverletzungen werden ins Krankenhaus eingewiesen, in der Regel auf die Intensivstation.

Als erste und wichtigste Maßnahme wird der Blutdruck und der Anteil an Sauerstoff und Kohlendioxid im Blut auf das Sollniveau gebracht. Bei einer schweren Kopfverletzung können Areale des Gehirns betroffen sein, die die Atmung regulieren. Außerdem kann der Reflex, der die Luftröhre (Trachea) schützt, nicht mehr funktionieren. (Dieser Reflex verhindert, dass Speichel und andere Substanzen im Mund in die Luftröhre eingeatmet werden.) Aus diesen Gründen wird während der Behandlung anderer Probleme, wie einem Hirnödem, in der Regel zur Atmungsunterstützung ein Schlauch durch den Mund in die Luftröhre eingeführt. Bei einer sehr schweren Kopfverletzung kann ein Beatmungsgerät verwendet werden.

Die Ärzte kontrollieren den Blutdruck und reduzieren die Schwellung des Gehirns so weit wie möglich, indem sie die Menge intravenöser Flüssigkeiten, die zugeführt werden, anpassen, und manchmal durch intravenöse Gabe von Medikamenten, die die Flüssigkeitsausscheidung anregen (Diuretika wie etwa Mannitol und Furosemid) oder einer konzentrierten Kochsalzlösung (hypertone Kochsalzlösung). Die konzentrierte Kochsalzlösung kann besser als Diuretika dazu beitragen, das Anschwellen des Gehirns so gering wie möglich zu halten. Durch die Einstellung des Sauerstoff- und Kohlendioxidgehalts im Blut kann der Druck im Schädel, der durch die Schwellung verursacht wird, zurückgehen und dafür sorgen, dass das Gehirn wieder ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Die Ärzte können diese Konzentrationen kontrollieren, indem sie die zugeführte Sauerstoffmenge und die Geschwindigkeit und die Tiefe der Atemzüge, die vom Beatmungsgerät vorgegeben werden, anpassen. Das Kopfende des Bettes sollte angehoben werden, um zu viel Druck im Schädel und im Gehirn zu verhindern.

Ein kleines Druckmeßgerät kann in den Schädel eingesetzt werden, um den Druck im Schädel zu messen und um festzustellen, wie gut die Behandlung ein Ansteigen des Gehirndrucks verhütet oder dagegen wirkt. Alternativ kann ein Katheter in eine der Hirnkammern (Ventrikel) gelegt werden. Die Ventrikel enthalten Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit, die zwischen den Hirnhäuten (Meningen) um die Gehirnoberfläche zirkuliert. Mithilfe des Katheters lässt sich der Druck überwachen und bei Bedarf Gehirnrückenmarksflüssigkeit entfernen, um den Druck im Schädel zu verringern. Manchmal müssen Ärzte ein großes Stück des Schädels chirurgisch entfernen, um den Druck im Gehirn zu entlasten. Das Schädelstück wird nach Abklingen der Schwellung wieder eingesetzt.

Die Schmerzen werden behandelt. Opioidhaltige Schmerzmittel können ebenfalls nötig sein. Der Patient muss eventuell Beruhigungsmittel verabreicht bekommen, weil zu viel Muskelaktivität schädlich sein kann. Das Fieber wird behandelt. Bei Krampfanfällen werden Antiepileptika gegeben.

Die Ärzte überwachen genau die Funktion der anderen Organe wie der Nieren, des Herzen, der Lunge und des Darms, da eine schwere Kopfverletzung sich auf die Funktion dieser Organe auswirken kann.

Wussten Sie ...

  • Bei einem Patienten mit einer schweren Kopfverletzung sollte der Nacken nicht bewegt werden, weil dort ein Halswirbel gebrochen sein könnte.

Prognose für Kopfverletzungen

Leichte Kopfverletzung

Die meisten Patienten mit einer leichten Kopfverletzung erholen sich vollständig davon, besonders, wenn sich keine Symptome eines postkommotionellen Syndroms einstellen.

Symptome eines postkommotionellen Syndroms nach einer Gehirnerschütterung stellen sich häufig innerhalb einer Woche nach der Hirnverletzung ein. In der zweiten Woche verschwinden sie häufig wieder. Manche Symptome bestehen aber über Monate oder, selten, über Jahre weiter. Patienten, die eine Gehirnerschütterung erlitten haben, scheinen anfälliger für eine zweite zu sein, besonders, wenn sie sich wieder verletzen, noch bevor die Symptome der vorherigen Gehirnerschütterung vollständig verschwunden sind (was bei einer sportbedingten Gehirnerschütterung der Fall sein kann, wenn ein Sportler zu früh wieder aktiv wird).

eine schwere Kopfverletzung

Von einer schweren Kopfverletzung erholen sich Erwachsene meist innerhalb von 6 Monaten, obgleich einige auch bis zu zwei Jahre brauchen, bis sich die Symptome bessern. Kinder erholen sich im Allgemeinen unabhängig von der Schwere der Verletzung vollständiger, und ihre Besserung setzt sich viel länger fort.

Die möglichen Folgen einer schweren Kopfverletzung reichen von vollständiger Genesung bis zu bleibenden Problemen oder Behinderungen in verschiedenen Schweregraden bis hin zum Tod.

Häufige langfristige Probleme sind unter anderem:

  • Amnesie (Erinnerungsverlust von lange zurückliegenden Ereignissen und Schwierigkeiten beim Aufbau von Erinnerungen aus der jüngeren Vergangenheit)

  • Verhaltensauffälligkeiten (z. B. Angst, Rastlosigkeit, Impulsivität, Zügellosigkeit oder Antriebslosigkeit)

  • Plötzliche Stimmungsschwankungen

  • Depression

  • Schlafstörungen

  • Verlust des Geruchssinns

  • Verminderte intellektuelle Funktionsfähigkeit

Die Heilung von Gedächtnisverlusten nach einer Bewusstlosigkeit durch eine schwere Kopfverletzung hängt davon ab, wie schnell die Patienten das Bewusstsein wiedererlangen. Erlangen die Betroffenen innerhalb der ersten Woche das Bewusstsein wieder, ist die Chance, dass die Erinnerung zurückkehrt, am besten.

In seltenen Fällen stellen sich nach einer schweren Kopfverletzung Anfallkrankheiten ein. Diese beginnen in der Regel bald nach der Verletzung, können aber auch bis zu 4 Jahre später erst auftreten.

Die Art und das Ausmaß der Beeinträchtigungen hängen davon ab, wo und wie schwer das Gehirn verletzt wurde. Unterschiedliche Areale des Gehirns kontrollieren spezifische Funktionen. Einige Funktionen wie etwa das Sehvermögen und die Bewegungskontrolle von Armen und Beinen werden von spezifischen Bereichen einer Gehirnhälfte gesteuert. Schäden an irgendeinem dieser Bereiche führen zur Störung der entsprechenden Funktion und damit zu einer bleibenden Behinderung.

Unverletzte Bereiche des Gehirns übernehmen manchmal die Funktionen, die ausgefallen sind, als ein anderer Bereich geschädigt wurde, was zu einer teilweisen Wiedererlangung von Funktionen führt. Mit zunehmendem Lebensalter verringert sich die Fähigkeit des Gehirns jedoch, Funktionen von einem Bereich in einen anderen zu verlagern. Beispielsweise sind bei kleinen Kindern mehrere Gehirnbereiche an der Sprachverarbeitung beteiligt, während diese Funktion bei Erwachsenen auf eine Gehirnhälfte (der linken Hälfte) konzentriert ist. Werden die Sprachzentren der linken Gehirnhälfte vor dem 8. Lebensjahr schwer geschädigt, kann die rechte Hälfte die Funktionen fast vollständig ersetzen. Werden die Sprachzentren jedoch im Erwachsenenalter verletzt, führt dies zu einer bleibenden Störung.

Eine Rehabilitation nach einer Kopfverletzung kann dazu beitragen, die Folgen bei den meisten Funktionsstörungen so gering wie möglich zu halten.