Weinen

VonDeborah M. Consolini, MD, Thomas Jefferson University Hospital
Überprüft/überarbeitet Nov. 2022 | Geändert Sept. 2023
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Bei allen Säuglingen und jungen Kindern ist Weinen eine Art der Kommunikation. Es ist ihre einzige Möglichkeit, ein Verlangen oder Bedürfnis auszudrücken. Daher ist Weinen meist eine Reaktion auf Hunger, Unbehagen (z. B. wegen einer feuchten Windel), Angst oder Trennung von den Eltern. Dieses Weinen ist normal und hört gewöhnlich auf, sobald die Bedürfnisse erfüllt werden, z. B. wenn das Kind gefüttert wird, ein Bäuerchen gemacht hat, die Windel gewechselt bekommt oder wenn es liebkost wird. Wenn das Kind älter als 3 Monate ist, tritt das Weinen seltener auf und hält auch nicht mehr so lange an.

Übermäßiges Weinen bezieht sich auf Weinen, das auch dann noch anhält, nachdem von der Bezugsperson versucht wurde, alle normalen Bedürfnisse zu erfüllen oder wenn das Weinen länger andauert, als es für das jeweilige Kind normal ist.

Ursachen des Weinens

In über 95 Prozent der Fälle gibt es keine bestimmte Krankheit für übermäßiges Weinen. Obwohl solches Weinen für die Eltern sehr anstrengend ist, beruhigt sich das Kind und hört schließlich von allein damit auf.

Säuglinge weinen häufig, weil sie müde sind.

Im Alter zwischen 6 Monaten und 3 Jahren kommt es häufig nachts zum Weinen, weil das Kind nach dem normalen nächtlichen Aufwachen nicht mehr einschlafen kann. Von selbst wieder einzuschlafen ist besonders für solche Kinder schwierig, die es gewohnt sind, unter bestimmten Voraussetzungen einzuschlafen, z. B., während sie gewiegt werden oder wenn sie einen Schnuller haben.

Ab dem Alter von 3 Jahren kommt es nachts häufig zu Angstzuständen. Die jeweilige Angst hängt normalerweise vom Alter des Kindes sowie seiner emotionalen und körperlichen Entwicklungsstufe ab. Manchmal weinen Kinder im Alter von 3 bis 8 Jahren nachts vor Angst, scheinen aber nicht wach zu sein oder können nicht getröstet werden. Außerdem können sie sich nicht mehr an einen Traum oder an das Weinen in der Nacht erinnern, wenn sie morgens aufwachen. Diese Wein-Episoden werden Nachtangst genannt.

Wussten Sie ...

  • In über 95 Prozent der Fälle gibt es keine bestimmte Krankheit für übermäßiges Weinen.

Erkrankungen

In weniger als 5 Prozent der Fälle lässt sich übermäßiges Weinen auf eine Erkrankung zurückführen. Manche Erkrankungen sind unangenehm, aber nicht direkt gefährlich. Zu solchen weniger ernsten Gründen für das Weinen gehören der gastroösophageale Reflux, Haare, die um einen Finger, Zeh oder Penis gewickelt sind (Haar-Tourniquet), Kratzer auf der Augenoberfläche (Hornhautabschürfung), Analfissuren sowie Mittelohrinfektionen.

Weniger häufig ist eine ernste Störung die Ursache. Zu solchen Störungen gehören Darmverstopfungen, hervorgerufen durch Darminvagination (dabei schiebt sich ein Teil des Darms in einen anderen) und Darmverschlingung (Verdrehen des Darms), Herzinsuffizienz, Meningitis (Hirnhautentzündung) und Kopfverletzungen, die eine Blutung im Schädel verursachen. Säuglinge mit solch schweren Krankheiten weisen häufig auch andere Symptome auf (z. B. Erbrechen oder Fieber), wodurch die Eltern auf das schwerwiegende Problem aufmerksam werden. Allerdings kann übermäßiges Weinen manchmal das erste Anzeichen sein.

Koliken zeigen sich in starken Weinkrämpfen, für die kein erkennbarer Grund vorliegt und die mindestens 3 Stunden täglich, häufiger als 3 Tage in der Woche und länger als 3 Wochen anhalten. Koliken treten typischerweise bei Säuglingen auf, die zwischen 6 Wochen und 3 oder 4 Monaten alt sind.

Beurteilung von Weinen

Der Arzt versucht, jede medizinische Störung herauszufinden, die Grund für ein nicht aufhörendes Weinen des Säuglings sein kann.

Warnsignale

Bestimmte Symptome geben Grund zur Sorge und weisen darauf hin, dass dem Weinen eine Erkrankung zugrunde liegt:

  • Atembeschwerden

  • Blaue Flecken oder Schwellungen auf dem Kopf oder auf anderen Körperteilen

  • Anormale Bewegungen oder Verdrehungen eines Körperteils

  • Extreme Reizbarkeit (normaler Umgang oder Bewegung rufen Weinen oder Unbehagen vor)

  • Fortdauerndes Weinen, besonders wenn dies von Fieber begleitet wird

  • Ein roter und/oder geschwollener Hodensack

  • Fieber bei einem Säugling unter 8 Wochen

Wann ein Arzt zu konsultieren ist:

Wenn bei Kindern Warnsignale auftreten wie Erbrechen oder Appetitlosigkeit oder wenn die Eltern eine Schwellung des Bauchs, einen roten und/oder geschwollenen Hodensack oder ein ungewöhnliches Verhalten bemerken (zusätzlich zum Weinen), sollten die Kinder sofort vom Arzt untersucht werden.

Bei Kindern, die solche Anzeichen nicht aufweisen und die auch sonst gesund erscheinen, können die Eltern die üblichen Maßnahmen ergreifen, wie z. B. Füttern, Bäuerchen machen lassen, Windeln wechseln und liebkosen. Wenn das Kind nach solchen Maßnahmen immer noch weint, sollten die Eltern den Arzt rufen. Der Arzt kann den Eltern bei der Entscheidung helfen, wie schnell das Kind untersucht werden muss.

Was der Arzt unternimmt:

Die Ärzte stellen zunächst Fragen zu den Symptomen und der Krankengeschichte des Kindes. Darauf folgt eine körperliche Untersuchung. Die Ergebnisse der körperlichen Untersuchung und Aufnahme der Krankengeschichte durch den Arzt deuten meistens auf die Ursache des Weinens und die durchzuführenden Tests hin ( siehe Tabelle: Erkrankungen, die beim Säugling oder jungen Kind übermäßiges Weinen auslösen können). Säuglinge mit Fieber leiden häufig an einer Infektion, solche mit Atemschwierigkeiten können eine Herz- oder Lungenerkrankung haben, und solche, bei denen es zu Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung kommt, könnten an einer Verdauungsstörung leiden.

Fragen, die vom Arzt über das Weinen gestellt werden:

  • Wann es angefangen hat

  • Wie lange sie andauern

  • Wie häufig tritt es auf?

  • Hängt es mit dem Füttern oder Stuhlgang zusammen?

  • Wie reagiert das Kind auf den Versuch, es zu trösten?

Eltern werden über kürzlich vorgekommene Ereignisse befragt, die eine Erklärung für das Weinen sein könnten (z. B. vor kurzem stattgefundene Impfungen, Verletzungen und Erkrankungen), sowie zu Medikamenten, die der Säugling erhält. Der Arzt stellt auch Fragen, um herauszufinden, wie gut die Bindung zwischen dem Säugling und den Eltern ist und wie gut die Eltern mit der Versorgung des Säuglings zurechtkommen.

Um nach eventuellen Symptomen für eine Erkrankung zu suchen, die die Beschwerden oder Schmerzen auslösen könnte, wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Der Arzt sucht speziell an den Augen des Kindes nach einer Hornhautabschürfung und an den Fingern, Zehen und am Penis nach einem Haar-Tourniquet.

Tests

Abhängig von den Symptomen des Säuglings und den vom Arzt vermuteten Ursachen können Tests erforderlich sein. Wenn die ärztliche Untersuchung keine schwere Erkrankung vermuten lässt, werden normalerweise keine Tests durchgeführt, allerdings kann der Arzt einen Nachbeobachtungsbesuch vereinbaren, um den Säugling erneut zu untersuchen.

Tabelle
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Behandlung von Weinen

Jede spezifische Erkrankung wird entsprechend behandelt. Ein Haar-Tourniquet kann beispielsweise entfernt oder eine Hornhautabschürfung mit antibiotischer Salbe behandelt werden.

Bei Säuglingen, die keine spezifische Erkrankung aufweisen, sollten die Eltern und versorgenden Personen weiter nach offensichtlichen Ursachen für das Weinen suchen, wie z. B. eine feuchte Windel oder Kleidung, die zu warm ist, und die Bedürfnisse erfüllen. Dazu können mehrere Strategien verfolgt werden. Beispielsweise kann ein Säugling getröstet werden, indem

  • Er auf dem Arm gehalten, sanft gewiegt oder getätschelt wird

  • Weißes Rauschen, z. B. das Geräusch von Regen oder die elektrisch hervorgerufenen Geräusche von einem Ventilator, einer Waschmaschine, eines Staubsaugers oder eines Haarföhns

  • In einem Auto herumfahren

  • Am Schnuller saugen

  • Er einen Sauger mit kleineren Löchern erhält, wenn der Säugling zu schnell trinkt

  • er eng eingewickelt wird (Pucken)

  • Ein Bäuerchen machen

  • Füttern (die Eltern dürfen aber das Kind bei dem Versuch, das Weinen des Kindes zu beenden, nicht überfüttern)

Wenn die Ursache des Weinens Müdigkeit ist, können die oben angegebenen Maßnahmen den Säugling nur kurz trösten. Das Weinen beginnt erneut, wenn die Stimulierung oder Aktivität endet und das Kind danach noch müder ist. Manchmal ist es wirksamer, dem Säugling die Möglichkeit zu geben sich zu beruhigen, indem er in einer regelmäßigen Routine wach in sein Bett gelegt wird, damit er nicht von den Eltern, bestimmten Bewegungen, Objekten oder Geräuschen abhängig ist, um einzuschlafen.

Stillende Mütter können feststellen, dass ihr Kind nach dem Stillen weint, wenn sie bestimmte Nahrungsmittel gegessen haben. Sie sollten es dann vermeiden, solche Nahrungsmittel zu verzehren.

Das Zahnen geht schließlich vorüber und das Weinen, das normalerweise dadurch hervorgerufen wird, lässt mit der Zeit nach. In der Zwischenzeit können leichte Schmerzmittel wie Paracetamol und Ibuprofen und Zahnringe helfen. Zahnprodukte, die das Schmerzmittel Benzocain enthalten, sollten nicht verwendet werden, da das Risiko einer schweren Nebenwirkung, der sogenannten Methämoglobinämie, besteht. Die US-amerikanische Behörde für Lebensmittel- und Arzneimittelsicherheit (Food and Drug Administration, FDA) hat die Unternehmen aufgefordert, diese Produkte für das Zahnen nicht mehr zum Kauf anzubieten.

Unterstützung für Eltern

Wenn ein Säugling aus keinem ersichtlichen Grund übermäßig weint, können die Eltern sich erschöpft und gestresst fühlen. Manchmal sind sie so frustriert, dass es zu Kindesmissbrauch kommt. Die emotionale Unterstützung von Freunden, Familienmitgliedern, Nachbarn und Ärzten kann den Eltern helfen, damit fertig zu werden. Eltern sollten um Hilfe bitten, wenn sie diese brauchen (mit den Geschwistern des Babys, Besorgungen oder Versorgung der Kinder), und sich über ihre Gefühle und Ängste miteinander und mit anderen Helfern austauschen. Wenn Eltern frustriert sind, sollten sie sich eine Auszeit vom weinenden Säugling oder Kind nehmen und das Kind für einige Minuten in eine sichere Umgebung bringen. Eine solche Strategie kann Eltern helfen, mit der Situation umzugehen und dem Kindesmissbrauch vorzubeugen.

Eltern, die sich überfordert fühlen, können vom Arzt Informationen über entsprechende Hilfeeinrichtungen erhalten.

Wichtigste Punkte

  • Weinen ist eine Art der Kommunikation und ist Teil der normalen Entwicklung.

  • Häufig lässt sich das Weinen des Säuglings durch Erkennen und Erfüllen seiner Bedürfnisse beenden.

  • Ab dem Alter von 3 Monaten nimmt das Weinen normalerweise ab.

  • In weniger als 5 Prozent der Fälle lässt sich Weinen auf eine Erkrankung zurückführen.

  • Wenn Eltern sich Sorgen machen, weil ihr Säugling weint, können sie einen Arzt anrufen, der ihnen vielleicht den Rat gibt, den Säugling für eine Untersuchung in die Praxis zu bringen.

  • Wenn ein Säugling aus keinem ersichtlichen Grund übermäßig weint und sich nicht trösten lässt, können die Eltern unter Umständen Hilfe brauchen.