Familienangehörige als Betreuungspersonen für ältere Menschen

VonDaniel B. Kaplan, PhD, LICSW, Adelphi University School of Social Work
Überprüft/überarbeitet Apr. 2023
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Familienangehörige spielen als Betreuungspersonen eine wichtige Rolle bei der Versorgung von chronisch kranken älteren Menschen. Auch wenn Nachbarn und Freunde eventuell helfen können, übernehmen Bezugspersonen im gemeinsamen Haushalt beinahe 90 % der (physischen, emotionalen, sozialen und ökonomischen) Hilfe. Jeder sechste US-Amerikaner betreut ein Familienmitglied über 50 Jahre. Rund 38 % der Menschen ab 80 Jahren und 76 % der Menschen ab 90 Jahren benötigen routinemäßig Hilfe bei der persönlichen Pflege und bei Aufgaben im Haushalt. Familienangehörige, die bei diesen Bedürfnissen behilflich sind, können häufig den Bedarf an Betreuung in Pflegeeinrichtungen verzögern oder sogar gänzlich unterbinden.

Der Umfang und die Art der von Familienangehörigen bereitgestellten Versorgung hängen von ökonomischen Ressourcen, der Familienstruktur, Qualität der Beziehungen und anderen Anforderungen an die Zeit und Energie der Familienangehörigen ab. Manche betreuenden Familienangehörigen geben minimale Unterstützung (schauen zum Beispiel regelmäßig bei der Person vorbei). Andere versorgen die Person rund um die Uhr. Im Durchschnitt verbringen Familienangehörige einer älteren Person etwa 22 Stunden pro Woche mit der Versorgung. Manchmal wird die Versorgung nur für einen kurzen Zeitraum benötigt, wenn sich eine Person z. B. von einem chirurgischen Eingriff erholt. Häufig wird die Versorgung jedoch für Monate oder Jahre benötigt.

Obwohl die Gesellschaft dazu neigt, Familienangehörigen eine gewisse Verantwortlichkeit für die gegenseitige Versorgung zuzuschreiben, variieren die Grenzen solcher Verpflichtungen je nach Kultur, Familie und einzelnen Familienmitgliedern. Die Bereitschaft der Familienangehörigen zur Versorgung kann durch Folgendes gestärkt werden:

  • Hilfsdienste, wie z. B. technische Unterstützung beim Erlernen neuer Fähigkeiten, Beratungsdienste und familienbezogene Dienstleistungen zur psychischen Gesundheit

  • Zusätzliche Leistungen, wie persönlichen Pflege (einschließlich Hilfe bei Körperpflege, Essen und Anziehen), häuslicher Pflegedienst, Tagespflege für Erwachsene und Mahlzeiten

Ergänzende Dienste können regelmäßig oder als Kurzzeitpflege (Entlastung der Betreuungsperson) für einige Stunden oder Tage bereitgestellt werden.

Demographische Veränderungen und Änderungen sozialer Werte haben die Anzahl der Familienangehörigen verringert, die für die Versorgung von betroffenen älteren Verwandten verfügbar sind. Diese Veränderungen sind u. a.:

  • Höhere Lebenserwartung: Daraus folgt, dass die Population der ganz Alten immer mehr zunimmt. Somit sind deren Kinder – die potenziellen Betreuungspersonen – wahrscheinlich ebenfalls alt.

  • Verzögerte Schwangerschaft: In Kombination mit einer höheren Lebenserwartung hat diese Verzögerung zu einer sogenannten Sandwich-Generation von Betreuungspersonen geführt, die gleichzeitig sowohl ihre Kinder als auch ihre Eltern versorgen.

  • Kleinere Familiengröße: Es gibt weniger (und ältere) Kinder, die bei der Versorgung ihrer älteren Familienmitglieder helfen können.

  • Zunehmende Mobilität der Gesellschaft und die steigende Scheidungsrate: Familien wohnen mit höherer Wahrscheinlichkeit geographisch getrennt voneinander und die Familienbande können eventuell geschwächt sein. Dennoch leben 80 % der Menschen im Alter von mindestens 65 Jahren höchstens 20 Minuten von ihrem Kind entfernt.

  • Eine steigende Anzahl berufstätiger Frauen: Früher haben Frauen ihre alten Eltern versorgt, jedoch können heute die beruflichen Anforderungen die Fähigkeit dazu vermindern oder ausschließen.

  • Eine Zunahme der Anzahl abhängiger und sehr kranker älterer Menschen aufgrund einer verbesserten Behandlung chronischer Erkrankungen

Diese Faktoren sagen einen steigenden Bedarf an ambulanten Pflegediensten vorher, die durch andere Personen als Familienangehörige, Freunde und Nachbarn bereitgestellt werden.

Belastungen durch die Pflege

Auch wenn die Versorgung und Betreuung einer Person sehr belohnend sein kann, kann sie auch negative Auswirkungen haben. Betreuende Familienangehörige können unter beträchtlichem Stress und nachfolgenden gesundheitlichen Problemen, Isolation, Müdigkeit und Frustration leiden, die manchmal zu Gefühlen der Hilflosigkeit und Erschöpfung (Betreuungsperson-Burnout) oder zur Misshandlung der älteren Person führen können. Die Auswirkungen auf die Betreuungsperson sind in der Regel größer, wenn eine ältere Person eine schwere Krankheit oder schwere Behinderung hat und mehr Pflege erforderlich ist.

Die Funktion einer Betreuungsperson kann auch zu einer finanziellen Last werden. Paare, in denen einer der Partner den anderen versorgt, sind tendenziell unverhältnismäßig arm. Manchmal muss eine arbeitende Betreuungsperson ihre Vollzeitbeschäftigung aufgeben oder die Arbeitsstunden herabsetzen, um Arbeits- und Versorgungszeit zu vereinbaren.

Die COVID-19-Pandemie verursachte mehr Probleme für Familienangehörige, da sie Isolation und eine Unterbrechung der offiziellen Versorgung erforderte. Familienangehörige berichteten über erheblich mehr Stress, Angst, Depression, Schlafstörungen, Müdigkeit, Ernährungsunsicherheit und finanzielle Sorgen. Sie waren weniger in der Lage, sich mit anderen Menschen auszutauschen und an ihren üblichen sozialen Aktivitäten teilzunehmen.

Betreuungspersonen und/oder ältere Menschen können mit medizinischen Fachkräften über Hilfe sprechen, und medizinische Fachkräfte sollten solche Hilfe anbieten, unter anderem:

  • Vernetzung von Betreuungspersonen mit Sozialarbeitern

  • Koordination der interdisziplinären Versorgung

  • Überweisung an die benötigten Dienste, wie z. B. Beratung (Einzel-, Familien und/oder Gruppenberatung) und Aufklärung über den Zustand der älteren Person und verfügbare Behandlungen

  • Sicherstellen, dass ältere Menschen alle Leistungen erhalten, für die sie in Frage kommen, einschließlich finanzieller Unterstützung, Schulung und Kurzzeitpflege (zur Entlastung der Betreuungsperson)

  • Sofortige und laufende emotionale Unterstützung

  • Unternehmen empfehlen, die praktische Hilfe bei täglichen Aufgaben anbieten

Diese Maßnahmen können den Betreuungspersonen oft die nötige Sicherheit geben. Betreuungspersonen können hilfreiche Informationen erhalten und/oder von Ärzten, Pflegekräften, Sozialarbeitern und anderen medizinischen Fachkräften Strategien zur Betreuung erlernen.

Betreuungspersonen können auch die folgenden Maßnahmen anwenden, um sich selbst auf die Betreuung vorzubereiten und um ein Betreuungsperson-Burnout zu vermeiden:

  • Sich um ihre eigenen physischen, emotionalen, Freizeit-, geistigen und finanziellen Bedürfnisse kümmern

  • Sofern angebracht, bei der Versorgung um Hilfe oder um psychologische Unterstützung durch andere Familienangehörige und Freunde bitten

  • Gruppen ermitteln, die psychologische Unterstützung bieten können (wie z. B. Selbsthilfegruppen) oder die bei der Versorgung helfen können (wie z. B. Beratung, ambulante medizinische Versorgung, Erwachsenen-Tagesklinik, Mahlzeitendienste und Entlastungspflege)

  • Wenn das Familienmitglied feindselig oder schwierig im Umgang ist, sollten sie Strategien erlernen, die ihnen helfen, es nicht persönlich zu nehmen und mit emotionaler Belastung umzugehen.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. Caregiving in the United States 2020: Auf dieser Website stellen die National Alliance for Caregiving (NAC) und die American Association of Retired Persons (AARP) Informationen zur Pflege in den USA bereit, z. B. welche Art von Pflege von Betreuungspersonen geleistet wird (Hilfe bei täglichen Aktivitäten [einschließlich Körperpflege], Koordination der medizinischen Versorgung von verschiedenen medizinischen Fachkräften und Unterstützung bei medizinischen und Pflegeaufgaben [wie Injektionen und Sondenernährung]). Aufgerufen am 1. April 2023.

  2. Häusliche Pflegeleistungen durch Medicaid: Diese Website enthält Informationen über die Arten der häuslichen Pflege, für welche die Kosten übernommen werden, sowie über Leistungsberechtigung, Sonderregelungen und Antrag auf Kostenübernahme. Aufgerufen am 1. April 2023.

  3. Gesetz über die Freistellung von der Arbeit aus familiären und gesundheitlichen Gründen (FMLA): Auf dieser Website befinden sich Informationen über Leistungsansprüche laut FLMA und die Leistungen durch das US-amerikanische Arbeitsministerium. Aufgerufen am 1. April 2023.