Makroglobulinämie

(Primäre Makroglobulinämie, Waldenström-Makroglobulinämie)

VonJames R. Berenson, MD, Institute for Myeloma and Bone Cancer Research
Überprüft/überarbeitet Aug. 2024
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Die Makroglobulinämie ist eine Krebserkrankung der Plasmazellen, bei der ein einziger Klon von Plasmazellen eine große Menge Makroglobuline (große Antikörper) vom Typ IgM produziert.

  • Zwar haben manche Patienten keine Symptome, aber andere bluten besonders viel oder haben wiederkehrende bakterielle Infektionen und Knochenbrüche aufgrund einer schweren Osteoporose.

  • Für die Diagnosestellung sind Blut- und Knochenmarkuntersuchungen notwendig.

  • Makroglobulinämie ist nicht heilbar, aber ihr Fortschreiten kann mit einer Chemotherapie aufgehalten werden.

Die Plasmazellen entwickeln sich aus den B-Zellen (B-Lymphozyten), einem Typ weißer Blutkörperchen, der normalerweise Antikörper (Immunglobuline) bildet. Das sind Eiweiße (Proteine), die Infektionen abwehren. Wenn sich eine einzige Plasmazelle übermäßig vermehrt, bildet die daraus entstehende Gruppe genetisch identischer Zellen (sogenannte Klone) eine große Menge eines einzelnen Antikörpertyps. Da dieser Antikörper von einem einzigen Klon gebildet wird, bezeichnet man ihn als „monoklonalen Antikörper“ oder auch als M-Protein. Bei der Makroglobulinämie produziert der Klon der fehlgebildeten Plasmazelle übermäßige Mengen des IgM-Antikörpers. (Siehe auch Überblick über Störungen der Plasmazellen.)

Männer sind von dieser Krankheit häufiger betroffen als Frauen. Das Durchschnittsalter, in dem die Krankheit auftritt, liegt bei 70 Jahren. Die Ursache ist unbekannt.

Symptome der Makroglobulinämie

Viele Menschen mit Makroglobulinämie haben keine Symptome, die Erkrankung wird zufällig bei einer routinemäßigen Blutuntersuchung entdeckt, bei der eine erhöhte Eiweißkonzentration im Blut nachgewiesen wird.

Andere Menschen, deren Blut sich durch die große Menge Makroglobuline verdickt hat (Hyperviskositätssyndrom), leiden unter einer gestörten Durchblutung in Haut, Fingern, Zehen, Nase und Gehirn. Diese Symptome können sich als ungewöhnliche Blutungen der Haut und Schleimhäute (in Mund, Nase und Verdauungstrakt), als Erschöpfung, Schwäche, Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Schwindel und sogar als Koma äußern. Das verdickte Blut kann Herzprobleme auch verschlimmern und verstärkt auf das Gehirn drücken. Die winzigen Blutgefäße im Augenhintergrund können anschwellen und bluten; dadurch wird die Netzhaut geschädigt und die Sehkraft beeinträchtigt.

Bei Menschen mit Makroglobulinämie schwellen die Lymphknoten an und Leber und Milz vergrößern sich, weil in sie bösartige Plasmazellen eindringen. Fieber und Schüttelfrost beruhen auf immer wiederkehrenden bakteriellen Infektionen aufgrund der mangelnden Produktion normaler Antikörper. Anämie kann zu Schwäche und Erschöpfung führen, wenn die bösartigen Plasmazellen die Bildung gesunder blutbildender Zellen im Knochenmark verhindern. Wenn bösartige Plasmazellen in die Knochen eindringen, kann sich die Knochendichte verringern (Osteoporose), was zur Knochenschwäche führen und das Risiko für Brüche erhöhen kann.

Einige Patienten entwickeln eine Störung namens Kryoglobulinämie. Kryoglobulinämie beinhaltet die Entwicklung von Antikörpern, die die Blutgefäße bei kalten Temperaturen verstopfen.

Was ist eine Kryoglobulinämie?

Kryoglobuline sind ungewöhnliche, von Plasmazellen produzierte und im Blut gelöste Antikörper. Sie bilden größere Ansammlungen von festen Klümpchen, wenn sie unter die normale Körpertemperatur abkühlen. Wenn sie auf normale Körpertemperatur erwärmt werden, lösen sie sich wieder auf.

Eine Kryoglobulinämie ist selten. In den meisten Fällen verursacht eine Grunderkrankung die Kryoglobulinämie. Das können Krebserkrankungen wie Makroglobulinämie und chronische lymphatische Leukämie, Autoimmunerkrankungen wie systemischer Lupus erythematodes oder auch Infektionen mit Organismen wie dem Hepatitis-C-Virus sein. Manchmal lässt sich keine Ursache für die Bildung von Kryoglobulinen ausmachen.

Der Niederschlag von Kryoglobulinen kann eine Entzündung der Blutgefäße (Vaskulitis) auslösen, was zu Blutergüssen, Gelenkschmerzen und Schwäche führt. Die Gefäßentzündung kann Leber und Nieren schädigen. Dieser Schaden kann bei manchen Patienten zu einem Leber- und Nierenversagen führen und tödlich sein.

Menschen mit einer Kryoglobulinämie sind meist sehr kälteempfindlich oder sie entwickeln das Raynaud-Syndrom, bei dem Hände und Füße bei Kälte heftig schmerzen und blass werden.

Das Vermeiden von kalten Temperaturen beugt Gefäßentzündungen vor. Die Behandlung der Grunderkrankung kann die Bildung von Kryoglobulinen verringern. Wenn beispielsweise Interferon Alpha zur Behandlung von Hepatitis C verwendet wird, verringert dies die Bildung von Kryoglobulinen. Die Entfernung großer Plasmamengen (Blutflüssigkeit) plus Plasmatransfusionen (Plasmaaustausch) kann, insbesondere in Kombination mit der Anwendung von Interferon, helfen.

Diagnose einer Makroglobulinämie

  • Bluttests

  • Zusätzliche Laboruntersuchungen

Blutuntersuchungen werden vorgenommen, wenn der Verdacht auf Makroglobulinämie besteht. Die 3 nützlichsten Untersuchungen sind:

  • Serumproteinelektrophorese (Test zur Messung bestimmter Proteine im Plasma, um bei der Identifikation einiger Krankheiten zu helfen)

  • Immunfixation (Vorgang, bei dem Proteine vom Plasma getrennt und basierend auf den von ihnen erzeugten nachweisbaren immunologischen Reaktionen identifiziert werden)

  • Bestimmung des Immunglobulinspiegels

Für gewöhnlich sind bei Patienten mit Makroglobulinämie bestimmte Genmutationen vorhanden.

Andere Laboruntersuchungen können ebenfalls gemacht werden. Darüber hinaus lässt der Arzt prüfen, ob die Zahl der roten und weißen Blutkörperchen und der Blutplättchen normal ist. Auch die Serumviskosität, die Dicke des Blutes, wird oft bestimmt.

Der Blutgerinnungstest kann krankhaft ausfallen, und weitere Bluttests decken die Kryoglobuline auf. Im Urin finden sich Bence-Jones-Proteine (Bruchstücke fehlgebildeter Antikörper).

Eine Knochenmarkbiopsie kann eine erhöhte Zahl von Lymphozyten und Plasmazellen anzeigen, was die Diagnose Makroglobulinämie erhärtet, und das Auftreten dieser Zellen hilft bei der Unterscheidung dieser Krankheit vom multiplen Myelom.

Eine Röntgenaufnahme kann eine verringerte Knochendichte (Osteoporose) zeigen. Eine Computertomographie (CT) kann eine Vergrößerung von Leber, Milz und Lymphknoten aufdecken.

Behandlung der Makroglobulinämie

  • Kortikosteroide

  • Chemotherapie

  • Andere Medikamente, die das Immunsystem angreifen

  • Plasmaaustausch (Plasmapherese)

Oftmals benötigen die Patienten jahrelang keine Behandlung. Ist jedoch eine Behandlung erforderlich, helfen oftmals Kortikosteroide, da dadurch die Proteinzusammensetzung der Zellen verändert wird und sie so Krebszellen beschädigen oder töten.

Eine Chemotherapie, im Allgemeinen mit Chlorambucil oder Fludarabin, kann das Wachstum der anormalen Plasmazellen verlangsamen. Andere Chemotherapeutika wie Bendamustin, Melphalan oder Cyclophosphamid sowie Kortikosteroide werden manchmal einzeln oder kombiniert eingesetzt.

Medikamente, die anders als Chemotherapeutika wirken, können ebenfalls hilfreich sein. Der monoklonale Antikörper Rituximab hemmt das Wachstum der krankhaften Plasmazellen. Andere Medikamente, die sich auf unterschiedliche Weise auf das Immunsystem auswirken, sind Thalidomid, Lenalidomid, Pomalidomid, Bortezomib, Carfilzomib, Ibrutinib, Acalabrutinib, Zanubrutinib, Idelalisib, Everolimus und Venetoclax. Die Anwendung dieser Medikamente ist manchmal zu einem gewissen Grad erfolgreich, insbesondere wenn sie zusammen mit Kortikosteroiden und/oder einer Chemotherapie angewendet werden.

Ein Patient mit verdicktem Blut benötigt sofort einen Plasmaaustausch, ein Verfahren, bei dem Blut abgenommen wird, die kranken Antikörper aus dem Blut entfernt und die roten Blutkörperchen dem Patienten anschließend zurückgeführt werden. Dieser Vorgang ist nur bei einer geringen Anzahl von Patienten mit Makroglobulinämie erforderlich. Allerdings muss das Verfahren bei diesen Patienten oft wiederholt werden.

Die Erkrankung bleibt unheilbar, die Betroffenen leben jedoch nach der Diagnose meist 7 bis 10 Jahre mit der Krankheit.