Verstopfung bei Erwachsenen

VonJonathan Gotfried, MD, Lewis Katz School of Medicine at Temple University
Überprüft/überarbeitet Mai 2024
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Verstopfung bedeutet schwierige oder seltene Stuhlgänge, harten Stuhl oder das Gefühl, dass der Mastdarm nach dem Stuhlgang nicht vollständig entleert ist (unvollständige Entleerung).

(Siehe auch Verstopfung bei Kindern.)

Verstopfung kann akut oder chronisch sein. Eine akute Verstopfung beginnt plötzlich und merklich. Chronische Verstopfung kann sich schleichend entwickeln und monate- oder jahrelang hinziehen.

Viele Menschen glauben, dass sie an Verstopfung leiden, wenn sie nicht täglich Stuhlgang haben. Täglicher Stuhlgang ist jedoch nicht für jeden normal. Normal sind 1 bis 3 Stuhlgänge pro Tag oder auch 2 bis 3 Stuhlgänge pro Woche.

Seltenere Darmentleerungen weisen nicht unbedingt auf ein Problem hin, außer die Gewohnheiten hätten sich stark verändert. Das gleiche gilt für Farbe, Menge und Konsistenz des Stuhls. Häufig wird Verstopfung für viele Symptome (wie Bauchbeschwerden, Übelkeit, Müdigkeit und Appetitlosigkeit) verantwortlich gemacht, die tatsächlich das Ergebnis anderer Erkrankungen sind (wie Reizdarmsyndrom und Depression). Man sollte nicht erwarten, dass alle Symptome durch täglichen Stuhlgang gelindert werden, und Maßnahmen zur Unterstützung der Stuhlgewohnheiten wie Abführmittel und Einläufe sollten nicht zu oft angewendet werden. Man kann jedoch auf harmlose Weise die Symptome lindern, indem man mehr Früchte, Gemüse, Ballaststoffe und Cerealien zu sich nimmt. Nahrungsmittel, die die Häufigkeit der Darmentleerung beeinflussen können, sind in der Tabelle mit Nahrungsmitteln, die die Magen-Darm-Funktion häufig beeinflussen, aufgeführt.

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Komplikationen

Bei Verstopfung können die folgenden Komplikationen auftreten:

Übermäßige Anstrengung beim Stuhlgang erhöht den Druck auf die Venen um den After herum und kann zu Hämorrhoiden und selten zu einem Vorfall des Mastdarms durch den After (Rektumprolaps) führen. Die Ausscheidung von hartem Stuhl kann zu einem Riss in der Haut des Afters führen (Analfissur). All diese Komplikationen können Stuhlgang unangenehm machen und Personen den Stuhlgang verleiden. Das Hinauszögern von Stuhlgang kann zu einem Teufelskreis aus schlimmer werdender Verstopfung und Komplikationen führen.

Eine Divertikelkrankheit kann entstehen, wenn die Wände des Dickdarms durch den höheren Druck, der für den Transport des spärlichen und harten Stuhls notwendig ist, beschädigt werden. Diese Schäden an der Dickdarmwand führen zur Bildung von ballonartigen Säcken oder Ausstülpungen (Divertikel), die sich entzünden können (Divertikulitis). Divertikel bluten manchmal und reißen in seltenen Fällen auf (wodurch eine Bauchfellentzündung verursacht wird).

Eine Koteinklemmung, bei der der Stuhl im letzten Abschnitt des Dickdarms und im Mastdarm hart wird und den Transport von anderem Stuhl blockiert, entwickelt sich manchmal bei Personen mit Verstopfung. Koteinklemmung führt zu Krämpfen, Schmerzen im Mastdarm und starken, aber zwecklosen Anstrengungen, den Darm zu entleeren. Manchmal sickern wässriger Schleim oder flüssiger Stuhl um die Blockade herum und vermitteln den falschen Eindruck von Durchfall (Darmüberlauf). Koteinklemmung ist besonders häufig bei älteren Erwachsenen, insbesondere bei Personen, die schon lange bettlägerig sind oder sich körperlich weniger bewegen, schwangeren Frauen und Menschen, denen für bestimmte Röntgenstudien Barium oral oder als Einlauf verabreicht wurde.

Übertriebene Sorgen wegen regelmäßiger Darmentleerungen führen dazu, dass viele Menschen ihren Darm mit Abführmitteln, Zäpfchen und Einläufen malträtieren. Eine übermäßige Anwendung dieser Behandlungen kann tatsächlich die normalen Kontraktionen des Darms hemmen und die Verstopfung verschlimmern. Patienten mit einer Zwangsstörung empfinden häufig die Notwendigkeit, ihren Körper täglich von „unreinen“ Abfällen oder „Giftstoffen“ zu befreien. Diese Menschen verbringen häufig übermäßig Zeit auf der Toilette oder missbrauchen chronisch Abführmittel.

Ursachen einer Verstopfung

Die häufigsten Ursachen für Verstopfung sind unter anderem: (siehe auch die Tabelle Einige Ursachen und Merkmale von Verstopfung):

  • Veränderungen der Ernährung (wie verminderte Flüssigkeitsaufnahme, ballaststoffarme Ernährung und/oder stopfende Nahrungsmittel)

  • Medikamente, die den Darm verlangsamen

  • Gestörte Stuhlentleerung

  • Obstipations-prädominantes Reizdarmsyndrom (RDS)

  • Übermäßige Anwendung von Abführmitteln

Sehr häufig sind es ernährungsbedingte Ursachen. Dehydratation verursacht Verstopfung, weil der Körper versucht, Wasser im Körper zu behalten, indem er dem Stuhl zusätzlich Wasser entzieht. Stuhl, der weniger Wasser enthält, ist schwieriger auszuscheiden. Früchte, Gemüse, Cerealien und andere ballaststoffhaltige Nahrungsmittel sind die natürlichen Abführmittel des Verdauungstrakts. Personen, die nicht genug von diesen Nahrungsmitteln essen, bekommen Verstopfung. Eine an Ballaststoffen (dem unverdaulichen Anteil der Nahrung) arme Ernährung kann zu Verstopfung führen, weil die Fasern mithelfen, das Wasser im Stuhl zu halten, der dadurch an Masse gewinnt und leichter ausgeschieden werden kann.

Zu den häufigsten Medikamenten, die Darmbewegungen verlangsamen können, zählen Opioide, Eisensalze und Medikamente mit anticholinergen Effekten (wie viele Antihistaminika und trizyklische Antidepressiva – siehe Randleiste zum Thema Anticholinergikum: Was bedeutet das?). Weitere Medikamente sind Aluminiumhydroxid (häufig in frei verkäuflichen Antazida enthalten), Wismut-Subsalizylat, bestimmte Medikamente, die den Blutdruck senken (Antihypertensiva) und viele Sedativa.

Eine gestörte Defäkation (Dyschezie) bezeichnet ein Problem des Darmes, ausreichend Kraft für den Transport des Stuhls aus dem Mastdarm zu generieren und/oder Probleme bei der Entspannung der Muskelfasern um den Mastdarm und den äußeren Analsphinkter herum während der Darmentleerung. Personen mit Dyschezie spüren den Drang, den Darm entleeren zu müssen, können es aber nicht. Selbst Stuhl, der nicht hart ist, ist eventuell schwierig auszuscheiden. Personen mit RDS können eine durch RDS gestörte Darmentleerung aufweisen.

Menschen mit RDS können Durchfall, eine gestörte Darmentleerung oder Verstopfung haben. Wenn das RDS in der Regel von Verstopfung begleitet wird, wird es als Obstipations-prädominantes RDS bezeichnet.

Personen, die regelmäßig Abführmittel und/oder Einläufe anwenden, verlieren häufig die Fähigkeit, ohne diese Hilfsmittel Stuhlgang zu haben. Es kann zu einem Teufelskreis kommen, bei dem Verstopfung zur Anwendung von mehr Abführmitteln und somit zu mehr Verstopfung führt.

Weniger häufige Ursachen von Verstopfung umfassen spezielle Störungen (siehe die Tabelle Einige Ursachen und Merkmale von Verstopfung), wie z. B. Darmverschluss, sowie bestimmte Stoffwechselkrankheiten und neurologische Erkrankungen. Verstopfung kann auch bei jeglicher schweren Erkrankung auftreten, bei der eine längere Bettruhe erforderlich ist (da die körperliche Aktivität den Darm beim Transport von Stuhl unterstützt), bei reduzierter Nahrungsaufnahme, bei Anwendung von Medikamenten, die Verstopfung verursachen können und nach einer Verletzung von Kopf oder Rückenmark.

Verstopfung beruht manchmal auf einem Verschluss des Dickdarms. Der Verschluss kann durch eine Krebserkrankung bedingt sein, vor allem im letzten Abschnitt des Dickdarms, wo sie die Bewegung von Stuhl verhindert. Personen, bei denen zuvor eine Bauchoperation durchgeführt wurde, können einen Verschluss entwickeln, häufig im Dünndarm, da Bänder aus fibrösen Geweben (Adhäsionen) um die Darmschlingen herum entstehen und den Fluss des Stuhls behindern können.

Zu den Störungen und Krankheiten, die häufig eine Verstopfung verursachen, gehören Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), ein erhöhter Kalziumspiegel des Blutes (Hyperkalzämie) und die Parkinson-Krankheit. Bei Menschen mit Diabetes kommt es häufig zu einer Nervenschädigung (Neuropathie). Wenn die Neuropathie die zum Verdauungstrakt führenden Nerven beeinträchtigt, kann der Darm langsamer werden, und es kommt zu Verstopfung. Eine Verletzung des Rückenmarks kann ebenfalls die zum Darm führenden Nerven schädigen und Verstopfung verursachen.

Vielfach ist die Ursache der Verstopfung jedoch unbekannt.

Beurteilung einer Verstopfung

Nicht jede Episode einer Verstopfung erfordert die sofortige Beurteilung durch einen Arzt. Die folgenden Angaben können bei der Entscheidung behilflich sein, ob eine ärztliche Beurteilung nötig ist, und liefern Gewissheit darüber und was im Rahmen dieser Untersuchung zu erwarten ist.

Warnsignale

Bei Menschen mit Verstopfung sind bestimmte Symptome und Charakteristika besorgniserregend. Hierzu gehören:

  • Gespannter, geschwollener Bauch

  • Erbrechen

  • Blut im Stuhl

  • Gewichtsverlust

  • Neue/schlimmer werdende schwere Verstopfung bei älteren Erwachsenen

Wann ein Arzt zu konsultieren ist:

Personen mit Warnzeichen sollten sofort einen Arzt aufsuchen, wenn nicht Gewichtsverlust und/oder neue Verstopfung bei älteren Erwachsenen die einzigen Warnzeichen sind. In diesen Fällen ist eine Verzögerung von wenigen Tagen bis zu einer Woche nicht schädlich.

Personen mit Verstopfung ohne Warnzeichen sollten ihren Arzt anrufen, der entscheiden kann, wie schnell sie sich vorstellen müssen. Abhängig von den anderen Symptomen und bekannten Krankheiten der Person wollen die Ärzte die Person eventuell innerhalb einiger Tage sehen oder empfehlen einfach, die Ernährung umzustellen und/oder ein leichtes Abführmittel einzunehmen.

Was der Arzt unternimmt:

Ärzte stellen zunächst immer Fragen zu den Symptomen und zur Krankengeschichte des Patienten. Darauf folgt eine körperliche Untersuchung. Die Befunde aus der Krankengeschichte und der körperlichen Untersuchung deuten häufig auf eine Ursache für die Verstopfung und die eventuell erforderlichen Untersuchungen hin (siehe Tabelle Einige Ursachen und Merkmale von Verstopfung).

Während der Erhebung der Krankengeschichte stellen Ärzte Fragen zu folgenden Punkten:

  • Häufigkeit und Konsistenz des Stuhles und die Notwendigkeit von Anstrengung oder Anwendung von Maßnahmen (wie Drücken auf den Bereich zwischen Hodensack bzw. Scheide und dem After [Damm] während der Stuhlentleerung)

  • Gefühl der unvollständigen Entleerung

  • Zufriedenheit nach Stuhlentleerung, einschließlich wie häufig und wie lange die Personen Abführmittel oder Einläufe angewendet haben

  • Ernährung und Grad der körperlichen Aktivität, insbesondere jegliche Änderung dieser Faktoren

  • Anwendung von rezeptpflichtigen und rezeptfreien Medikamenten (insbesondere von solchen, die bekanntermaßen Verstopfung verursachen)

Ärzte stellen außerdem Fragen zu Symptomen von metabolischen (wie Hypothyreose und Diabetes) und neurologischen (wie Rückenmarkverletzungen) Erkrankungen.

Während der körperlichen Untersuchung achtet der Arzt auf Folgendes:

  • Zeichen einer den ganzen Körper betreffenden (systemischen) Erkrankung, einschließlich Gewichtsabnahme, Fieber und starke Abnahme von Muskel- und Fettgewebe (Kachexie)

  • Den Bauch bezüglich Spannung und Raumforderungen

  • Den Mastdarm bezüglich Fissuren, Hämorrhoiden, Blut oder Raumforderungen (einschließlich Koteinklemmung) und auch analen Muskeltonus und Empfindung

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Tests

Der Testbedarf hängt von den Befunden der Krankengeschichte und der ärztlichen Untersuchung ab, insbesondere davon, ob Warnzeichen vorhanden sind. Wenn die Ursache der Verstopfung eindeutig ist (also durch Medikamente, eine Verletzung oder Bettruhe verursacht wird), behandeln Ärzte häufig die Symptome der Person und führen keine Tests durch.

Personen mit Symptomen eines Darmverschlusses unterziehen sich Röntgenaufnahmen des Bauches und eventuell einer Computertomografie (CT-Scan). Bei den meisten Personen ohne eindeutige Ursache oder bei denen die Symptome unter der Behandlung nicht gelindert wurden, sind Tests erforderlich. Typischerweise führen die Ärzte eine Koloskopie (zur Untersuchung auf eine Krebserkrankung) sowie Bluttests zur Untersuchung auf Schilddrüsenunteraktivität (Hypothyreose) oder hohen Kalziumspiegel im Blut (Hyperkalzämie) durch.

Patienten, deren erste Untersuchungsergebnisse normal sind, doch deren Symptome mit der Behandlung nicht gelindert werden, müssen weiteren Tests unterzogen werden. Wenn das Hauptsymptom Schwierigkeiten bei der Darmentleerung sind, wird der Druck im After und Mastdarm gemessen (sogenannte anorektale Manometrie). Wenn das Hauptsymptom eine zu unregelmäßige Darmentleerung ist, wird gemessen, wie lange es dauert, bis der Stuhl aus dem Darm entleert wird, indem kleine, leicht radioaktive Objekte geschluckt werden, die mithilfe eines Scanners verfolgt werden können (eine Art Szintigrafie), oder eine kabellose Motilitätskapsel, die über einen Zeitraum von mehreren Tagen verfolgt wird.

Behandlung einer Verstopfung

Alle Grunderkrankungen, die Verstopfung verursachen, müssen behandelt werden. Falls möglich werden Medikamente, die Verstopfung verursachen, abgesetzt oder geändert.

Die Vorbeugung von Verstopfung funktioniert am besten mit einer Kombination aus körperlicher Aktivität, ballaststoffreicher Ernährung und genügender Flüssigkeitszufuhr. Wenn ein potenziell zu Verstopfung führendes Medikament verschrieben wird und/oder Personen Bettruhe verordnet bekommen, verabreichen Ärzte häufig ein Abführmittel und empfehlen eine vermehrte Aufnahme von ballaststoffreicher Nahrung und Flüssigkeiten, anstatt darauf zu warten, bis sich eine Verstopfung entwickelt.

Für die Behandlung von Menschen mit Verstopfung gibt es 3 Ansätze:

  • Ernährung und Verhalten

  • Abführmittel (Laxativa)

  • Einläufe

Ärzte sind mit der Anwendung von Abführmitteln, Zäpfchen und Einläufen vorsichtig, da sie zu Durchfall, Dehydratation, Krämpfen und/oder Abhängigkeit von Abführmitteln führen können. Personen mit plötzlichen Bauchschmerzen unbekannter Ursache, entzündlichen Darmerkrankungen, Darmverschluss, gastrointestinaler Blutung oder Koteinklemmung sollten keine Abführmittel oder Einläufe anwenden.

(Siehe auch Behandlung von Verstopfungen bei Kindern.)

Ernährung und Verhalten

Personen müssen ausreichend Ballaststoffe mit ihrer Ernährung zu sich nehmen (typischerweise 15-20 g pro Tag), um eine ausreichende Stuhlmenge sicherzustellen. Gemüse, Obst und Kleie sind ausgezeichnete Quellen für Ballaststoffe. Viele Menschen geben gerne 2 bis 3 Mal am Tag 2 bis 3 Teelöffel Kleie über ballaststoffreiche Getreidegerichte oder Obst. Man muss viel trinken, damit die Ballaststoffe ihre Wirkung entfalten können.

Die Personen sollten versuchen, ihr Verhalten zu ändern. Beispielsweise sollten die Personen versuchen, jeden Tag zur selben Zeit Stuhlgang zu haben, am besten 15 bis 45 Minuten nach dem Frühstück, da das Essen von Nahrung die Bewegung im Colon stimuliert. Glyzerinzäpfchen können ebenfalls helfen, dass die Personen regelmäßige, gemächliche Stuhlgänge haben.

Ärzte erklären den Personen, warum die Änderungen von Ernährung und Verhalten bei der Behandlung von Verstopfung wichtig sind. Ärzte erklären außerdem, dass tägliche Stuhlgänge nicht erforderlich sind, dass der Darm eine Chance bekommen muss, zu funktionieren, und dass die häufige Anwendung von Abführmittel oder Einläufen (mehr als einmal alle 3 Tage) dem Darm diese Chancen nimmt. Menschen mit einer Zwangsstörung (OCD) werden dagegen behandelt.

Personen mit dyssynerger Defäkation müssen möglicherweise spezielle Therapeuten für Biofeedback-Training aufsuchen.

Abführmittel (Laxativa)

Manche Abführmittel können langfristig sicher angewendet werden. Andere Abführmittel sollten nur gelegentlich angewendet werden. Manche Abführmittel helfen bei der Vermeidung von Verstopfung, andere behandeln sie. Es gibt verschiedene Klassen von Abführmitteln, darunter die folgenden (siehe auch die Tabelle Wirkstoffe zur Vorbeugung oder Behandlung von Verstopfung):

  • Füllstoffe

  • Stuhlweichmacher

  • Osmotisch wirkende Stoffe

  • Stimulanzien

  • Mu-Opioid-Rezeptoren

Füllstoffe wie Kleie und Psyllium (auch in den Ballaststoffen vieler Gemüsesorten enthalten) erhöhen das Stuhlvolumen und resorbieren Wasser. Das vermehrte Volumen stimuliert die natürlichen Kontraktionen des Darmes, und voluminösere Stühle, die mehr Wasser enthalten, sind weicher und können leichter ausgeschieden werden. Füllstoffe wirken langsam und sanft und sind einer der sichersten Wege, um regelmäßigen Stuhlgang zu fördern. Diese Mittel werden generell am Anfang in geringen Mengen eingenommen. Die Dosis wird schrittweise erhöht, bis Regelmäßigkeit erreicht ist. Personen, die Füllstoffe anwenden, sollten immer viel Flüssigkeit trinken. Diese Mittel können Probleme mit mehr Gasen (Flatulenz) und Blähungen verursachen.

Stuhl-Weichmacher wie Docusat-Natrium oder Mineralöl machen den Stuhl langsam weich und erleichtern so die Ausscheidung. Außerdem stimuliert das durch diese Abführmittel leicht erhöhte Volumen die natürlichen Kontraktionen des Dickdarms und unterstützt so die einfachere Ausscheidung. Manche Personen mögen die weiche Art des Stuhls jedoch nicht. Stuhl-Weichmacher sind am besten für Personen geeignet, die Anstrengung vermeiden müssen, wie Personen mit Hämorrhoiden oder mit vor kurzem durchgeführter Bauchoperation.

Osmotisch wirkende Stoffe ziehen viel Wasser in den Dickdarm hinein, sodass der Stuhl weich und locker wird. Die größere Flüssigkeitsmenge dehnt außerdem die Wände des Dickdarms und regt die Darmbewegung an. Diese Abführmittel bestehen aus Salzen oder Zuckern, die schlecht resorbiert werden. Sie können zur Einhaltung von Flüssigkeit bei Personen führen, die an einer Nierenerkrankung oder Herzinsuffizienz leiden, insbesondere, wenn sie in hoher oder häufiger Dosierung verabreicht werden.

Generell sind osmotische Wirkstoffe sicher, auch dann, wenn sie regelmäßig angewendet werden. Osmotisch wirkende Stoffe, die Magnesium und Phosphat enthalten, werden jedoch teilweise ins Blut aufgenommen und können für ältere Erwachsene, Personen mit Nierenversagen oder Nierenerkrankung und Personen, die Medikamente einnehmen, die die Nierenfunktion beeinträchtigen (wie Diuretika, ACE-Hemmer und Angiotensin-II-Rezeptorblocker), schädlich sein. Es kommt zwar selten vor, doch einige Personen haben durch die orale Einnahme von natriumphosphathaltigen Abführmitteln zur Entfernung des Stuhls aus dem Darm vor Röntgenaufnahmen des Verdauungstrakts oder vor einer Koloskopie Nierenversagen entwickelt.

Stimulanzien (wie Phenolphthalein, Bisacodyl und Anthrachinone) enthalten reizende Substanzen wie Sennesblätter und Cascara sagrada. Diese Substanzen stimulieren die Wände des Dickdarms und sorgen dafür, dass sie kontrahieren und den Stuhl transportieren. Sie sind nützlich für die Vorbeugung bei Verstopfung bei Personen, die Medikamente einnehmen, die nahezu sicher die Verstopfung verursachen, wie z. B. Opioide. Stimulanzien werden auch oft vor diagnostischen Untersuchungen eingesetzt, um den Dickdarm zu leeren.

Nach oraler Verabreichung führen Stimulanzien gewöhnlich innerhalb von 6 bis 8 Stunden zum Abgang eines halbfesten Stuhls, verursachen jedoch oft auch Bauchkrämpfe. Als Zäpfchen wirken Stimulanzien oft nach 15 bis 60 Minuten. Bei längerer Anwendung können stimulierende Abführmittel den Dickdarm durch abnorme Ablagerungen von Pigmenten in der Wand des Dickdarms schädigen (eine Erkrankung, die Melanosis coli genannt wird). Andere Nebenwirkungen umfassen allergische Reaktionen und Verlust von Elektrolyten aus dem Blut. Außerdem kann es zu Abhängigkeit des Dickdarms von stimulierenden Abführmitteln kommen, was zum Träger Darm-Syndrom führen kann. Deshalb sollten Stimulanzien nur über kurze Zeiträume angewendet werden.

Bisacodyl ist ein wirksames Medikament bei chronischer Verstopfung. Anthrachinone finden sich in Sennesblättern, Cascara sagrada, Aloe und Rhabarber und sind häufige Bestandteile von pflanzlichen und frei verkäuflichen Abführmitteln. Lubiproston wirkt, indem es den Dickdarm zur Freisetzung von zusätzlicher Flüssigkeit anregt, wodurch der Stuhl leichter ausgeschieden wird. Anders als andere Stimulanzien ist Lubiproston bei längerer Anwendung sicher.

Mu-Opioid-Rezeptorantagonisten (z. B. Methylnaltrexon, Naloxegol, Naldemedin und Alvimopan) sind Medikamente, die zur Behandlung einer opioidbedingten Verstopfung eingesetzt werden, die durch andere Maßnahmen nicht gelindert werden kann. Diese Medikamente sollen die Wirkung von Opioiden auf den Darm blockieren, ohne die schmerzlindernde Wirkung der Opioide zu beeinträchtigen. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Magenschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen.

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Einläufe

Einläufe waschen den Stuhl auf mechanische Weise aus dem Mastdarm und dem unteren Abschnitt des Dickdarms aus. Kleinere Einläufe in Spritzflaschen sind in der Apotheke erhältlich. Sie können auch mit einer wiederverwendbaren Ballonspritze angewendet werden. Einläufe mit kleinem Volumen reichen aber oft nicht aus, vor allem bei älteren Erwachsenen, bei denen das Fassungsvermögen des Mastdarms zunimmt, da er sich leichter dehnt. Große Einläufe werden mit einem Einlaufsack verabreicht.

Reines Wasser ist oft am besten für den Einlauf geeignet. Das Wasser sollte Zimmertemperatur haben oder leicht warm sein, nicht heiß oder kalt, und wird sanft in das Rektum gespült. (ACHTUNG: Zu viel Druck ist gefährlich.) Das Wasser wird dann wieder ausgestoßen und wäscht den Stuhl mit aus.

Einläufen werden manchmal verschiedene Inhaltsstoffe zugegeben. Fertige Einläufe enthalten häufig kleine Mengen Salz, oft Phosphate. Andere Einläufe enthalten geringe Mengen Seife (Seifenlaugeneinlauf), die einen stimulierenden abführenden Effekt hat, oder Mineralöl. Diese Einläufe haben aber kaum Vorteile im Vergleich zu reinem Wasser.

Sehr große Einläufe, sogenannte Darmeinläufe, werden in der medizinischen Praxis selten eingesetzt. Ärzte verwenden Darmeinläufe bei Personen mit sehr schwerer Verstopfung (Obstipation). Manche Heilpraktiker empfehlen Darmeinläufe, weil sie glauben, dass die Reinigung des Dickdarms sich positiv auswirkt. Darmeinläufen werden oft Tee, Kaffee und andere Substanzen zugefügt, sie haben jedoch keinen nachgewiesenen gesundheitlichen Wert und können gefährlich sein.

Koteinklemmung

Koteinklemmung kann nicht durch Veränderung der Ernährung oder Einnahme von Abführmitteln behandelt werden.

Koteinklemmung wird zuerst mit Leitungswassereinläufen behandelt, gefolgt von kleinen Einläufen kommerziell hergestellter Lösungen.

Wenn diese Einläufe nicht wirken, muss der harte Stuhl von einem Arzt oder einer Krankenschwester mit einem behandschuhten Finger entfernt werden. Dieses Verfahren ist schmerzhaft, deshalb wird häufig ein Anästhetikum (wie Lidocainsalbe 5 %) aufgetragen. Manche Menschen müssen sediert werden.

Wichtige Informationen für ältere Erwachsene: Verstopfung

Der Mastdarm vergrößert sich im Alter, und eine vermehrte Einlagerung von Stuhl im Mastdarm bedeutet, dass ältere Erwachsene häufig größere Stuhlvolumen in ihrem Mastdarm haben müssen, um den Drang zur Darmentleerung zu verspüren. Das vermehrte Mastdarmvolumen ermöglicht außerdem, dass harter Stuhl sich verdichtet.

Andere häufige Faktoren bei älteren Erwachsenen, die zu Verstopfung führen, umfassen vermehrte Anwendung von verstopfenden Medikamenten, eine ballaststoffarme Ernährung, gleichzeitig bestehende Erkrankungen (wie Diabetes und Schilddrüsenunterfunktion) und verminderte körperliche Aktivität. Viele ältere Erwachsene haben falsche Vorstellungen über normale Stuhlgewohnheiten und wenden Abführmittel zu oft an.

Wichtigste Punkte

  • Medikamentöse Ursachen (wie Anwendung von anticholinergen Medikamenten oder Opioiden) sind häufig.

  • Wenn die Verstopfung plötzlich und schwer ist, suchen Ärzte nach einem Darmverschluss.

  • Die Symptome können behandelt werden, wenn keine Warnzeichen gefunden werden und die Ärzte keinen Hinweis auf eine gestörte Stuhlentleerung entdecken.