Das Ehlers-Danlos-Syndrom sind erbliche Kollagenstörungen, die durch eine Hypermobilität der Gelenke, eine dermale Hyperelastizität und eine ausgedehnte Gewebebrüchigkeit gekennzeichnet ist. Die Diagnose wird klinisch gestellt. Die Therapie ist unterstützend.
Die Vererbung ist meist autosomal dominant, aber Ehlers-Danlos-Syndrome sind heterogen. Verschiedene Genmutationen betreffen die Menge, die Struktur oder die Zusammensetzung verschiedener Kollagene. Mutationen können in den Genen vorliegen, die für verschiedene Kollagenarten (z. B. Typ I, III oder V) oder kollagenmodifizierende Enzyme (z. B. Lysylhydroxylase, eine kollagenspaltende Protease) kodieren.
Es gibt 6 Haupttypen:
Hypermobil
Klassisch
Vaskuläre Symptome
Kyphoskoliose
Arthrochalasie
Dermatosparaxis
Hypermobile, klassische und vaskuläre Typen sind die häufigsten.
Es gibt auch sieben seltene Typen.
Symptome und Anzeichen von Ehlers-Danlos-Syndromen
Die Symptome und Anzeichen des Ehlers-Danlos-Syndroms sind sehr unterschiedlich, doch gelten bestimmte Erscheinungsformen als charakteristisch für die verschiedenen Typen.
Vorherrschende Symptome sind hypermobile Gelenke, abnorme Narbenbildung und Wundheilung, fragile Gefäße und samtartige, überdehnbare Haut. Die Haut kann sich einige Zentimeter dehnen, kehrt aber zum Normalzustand zurück, wenn sie losgelassen wird.
Ausgedehnte papierartige Narben liegen über Knochenvorsprüngen, vor allem den Ellenbogen, Knien und Schienbeinen. Die Narbenbildung ist bei der hypermobilen Form weniger ausgeprägt. Molluskoide Pseudotumoren (fleischige Auswüchse) entstehen oft auf Narben oder an Druckpunkten.
Das Ausmaß der Gelenkhypermobilität schwankt, kann aber bei der arthrochalasischen, klassischen und hypermobilen Form sehr ausgeprägt sein.
Blutungsneigungen sind selten, obwohl bei der vaskulären Form Gefäßrupturen oder Blutungen vorkommen.
Subkutane verkalkte Knötchen können palpiert werden oder sind im Röntgenbild zu sehen.
Komplikationen des Ehlers-Danlos-Syndromen
Kleine Traumata können weit auseinander klaffende Wunden verursachen, die wenig bluten. Der Wundverschluss kann schwierig sein, weil die Nähte in dem fragilen Gewebe zum Ausreißen neigen. Chirurgische Komplikationen ergeben sich aus der Brüchigkeit des tiefen Gewebes.
Die Skleren können brüchig sein und führen bei der kyphoskoliotischen Form zur Perforation des Bulbus.
Synovialergüsse, Verstauchungen und Dislokationen kommen häufig vor. Eine spinale Kyphoskoliose kommt bei 25% der Patienten (insbesondere bei Patienten mit der kyphoskoliotischen Form) vor, Thoraxdeformitäten bei 20% und Klumpfuß bei 5%. Ungefähr 90% der betroffenen Erwachsenen haben einen Plattfuß. Die Entwicklungsdysplasie der Hüfte (früher kongenitale Hüftluxation) tritt in 1% der Fälle auf der Arthrochalasis-Typ ist durch eine beidseitige Entwicklungsdysplasie der Hüfte gekennzeichnet.
Gastrointestinale Hernien und Divertikel sind ein häufiger Befund. Spontanblutungen oder Perforationen von Teilen des Gastrointestinaltraktes, disseziierende Aortenaneurysmen oder große Arterien sind seltene Komplikationen.
Herzklappenprolaps ist eine häufige Komplikation bei der schwersten Art (vaskulärer Typ).
Bei Schwangeren kann die Dehnung des Gewebes zu Frühgeburt, Zervixinsuffizienz und möglicherweise zu Uterusruptur führen. Falls der Fetus betroffen ist, ist die Blasenmembran brüchig und kann vorzeitig reißen. Die mütterliche Gewebebrüchigkeit kann eine Episiotomie oder einen Kaiserschnitt komplizieren. Antenatale, perinatale und postnatale Blutungen können vorkommen.
Andere ernsthafte Komplikationen schließen arteriovenöse Fistel, rupturierten Augapfel, Pneumothorax oder Hämopneumothorax ein.
Diagnose von Ehlers-Danlos-Syndromen
Klinische Kriterien
Bestätigende genetische Tests
Echokardiographie und/oder andere vaskuläre Bildgebung zum Screening auf kardiovaskuläre Komplikationen
Die meisten, aber nicht alle Formen des Ehlers-Danlos-Syndroms weisen eine oder beide der folgenden Eigenschaften auf:
Hypermobilität der Gelenke
Hyperextensibilität der Haut
Die Diagnose eines Ehlers-Danlos-Syndroms kann daher bei Patienten vermutet werden, die Beschwerden wie häufige Gelenkverrenkungen, schlechte Wundheilung und/oder häufige oder ungewöhnliche Narbenbildung aufweisen. Die Hypermobilität der Gelenke ist jedoch in der Allgemeinbevölkerung weit verbreitet. Auch andere Bindegewebserkrankungen mit ähnlichen Gelenk- und/oder Hautmanifestationen (z. B. Marfan-Syndrom, Cutis laxa) sollten in Betracht gezogen werden.
Ein Screening der Patienten mit einfachen Fragen zur Gelenkhypermobilität kann hilfreich sein (1):
Können Sie jetzt oder konnten Sie jemals Ihre Hände flach auf den Boden legen, ohne Ihre Knie zu beugen?
Können Sie Ihren Daumen jetzt oder jemals so beugen, dass er Ihren Unterarm berührt?
Haben Sie als Kind Ihre Freunde damit belustigt, dass Sie Ihren Körper in seltsame Formen gebracht haben, oder konnten Sie einen Spagat machen?
Haben Sie sich als Kind oder Jugendlicher mehr als einmal die Kniescheibe oder die Schulter ausgerenkt?
Halten Sie sich für "doppelgelenkig"?
Eine positive Antwort auf 2 oder mehr dieser Fragen deutet stark auf eine Hypermobilität hin, die durch eine körperliche Untersuchung anhand des Beighton-Scoring-Systems weiter beurteilt werden kann. Mit diesem Instrument wird die Hypermobilität in 4 Gelenkpaaren (5. Finger, Daumen, Ellbogen, Knie) und der Wirbelsäule bewertet. Für jedes Gelenk, das das definierte Hypermobilitätskriterium aufweist, wird ein Punkt vergeben; eine Punktzahl ≥ 5 gilt als Hinweis auf Hypermobilität (2).
Die Hyperextensibilität wird in standardisierten Bereichen beurteilt. Die Haut gilt als hyperextensibel, wenn sie sich am distalen Unterarm und am Handrücken um > 1,5 cm, am Hals, am Ellenbogen und an den Knien um > 3 cm und an der Handfläche um > 1 cm dehnen lässt (2).
Für jeden Ehlers-Danlos-Typ (2) gibt es wichtige und weniger wichtige klinische Kriterien, zu denen in der Regel das Vorhandensein oder Fehlen von Gelenkhypermobilität und Überdehnbarkeit der Haut gehört. Allerdings gibt es sowohl innerhalb als auch zwischen den verschiedenen Typen eine große Variabilität, und die Diagnose sollte durch Gentests bestätigt werden, die inzwischen für die meisten Subtypen zur Verfügung stehen.
Die elektronenmikroskopische Untersuchung der Hautbiopsie kann bei der Diagnose der klassischen, hypermobilen und vaskulären Arten helfen.
Eine Echokardiographie und andere vaskuläre Bildgebung werden durchgeführt, um Herzerkrankungen (z. B. Herzklappenprolaps, arterielle Aneurysmen), die mit einigen der Typen assoziiert sind, zu überprüfen.
Literatur zur Diagnose
1. Hakim AJ, Grahame R: A simple questionnaire to detect hypermobility: An adjunct to the assessment of patients with diffuse musculoskeletal pain. Int J Clin Pract 57(3):163–166, 2003. PMID: 12723715
2. The Ehlers-Danlos Society: EDS types: 2017 International Diagnostic Criteria. Aufgerufen 11.10.24.
Prognose bei Ehlers-Danlos-Syndromen
Die Lebenserwartung ist bei den meisen Arten normal.
Potenziell tödliche Komplikationen treten bei einigen Formen auf (z. B. Arterienruptur bei der vaskulären Form).
Behandlung von Ehlers-Danlos-Syndromen
Frühe Erkennung und Behandlung von Komplikationen
Es gibt keine spezielle Behandlung für Ehlers-Danlos-Syndrome.
Traumata sollten vermieden werden. Schutzkleidung und Polsterung können hilfreich sein.
Wenn operiert wird, muss sehr sorgfältig auf Blutstillung geachtet werden. Die Wunden müssen sorgfältig genäht und eine Gewebespannung vermieden werden.
Bei Schwangeren ist eine gynäkologische Überwachung während der gesamten Schwangerschaft und Geburt notwendig. Eine genetische Beratung sollte vorgesehen werden.
Wichtige Punkte
Bei den Ehlers-Danlos-Syndromen handelt es sich um genetisch bedingte Störungen des Bindegewebes, von denen 13 klinische Typen bekannt sind.
Die Patienten haben typischerweise hypermobile Gelenke, eine übermäßig dehnbare Haut und/oder fragile Haut und Bindegewebe.
Fragiles Bindegewebe kann zu Herzklappeninsuffizienz, Skleraruptur, Arteriendissektion oder -ruptur, Uterusruptur und anderen Komplikationen führen.
Die Diagnose wird anhand klinischer Kriterien gestellt und in der Regel durch genetische Tests bestätigt.
Weitere Informationen
Die folgenden englischsprachigen Quellen können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MSD-Manual nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.
Beighton scoring system for assessing joint hypermobility in Ehlers-Danlos syndrome
American Journal of Medical Genetics Part C: Seminars in Medical Genetics: The 2017 EDS Classification