Pränatale Drogenexposition

VonKevin C. Dysart, MD, Nemours/Alfred I. duPont Hospital for Children
Überprüft/überarbeitet März 2021 | Geändert Dez. 2022
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Alkohol und illegale Drogen sind toxisch für die Plazenta und für den sich entwickelnden Fetus und können einerseits zu kongenitalen Syndromen und andererseits zu Entzugssymptomen führen. Verschreibungspflichtige Medikamente können auch negative Auswirkungen auf den Fetus ( # Einige Arzneimittel mit unerwünschten Wirkungen während der Schwangerschaft). Fetales Alkoholsyndrom und die Auswirkungen des Zigarettenrauchens auf den Fötus werden an anderer Stelle diskutiert.

Ein Fötus, der in utero Drogen ausgesetzt war (als Föten, die schädigenden Substanzen ausgesetzt sind, bezeichnet [FENS]), kann während der Schwangerschaft abhängig werden. Die meisen toxischen Substanzen, die von der Mutter eingenommen werden, sind in der Regel illegal. In jedem Fall sollte die häusliche Situation untersucht werden, um festzustellen, ob der Säugling in fürsorgliche Verhältnisse entlassen werden soll. Es ist wichtig, die örtlichen Zuständigkeiten und Gesetze zu kennen, denn in vielen Ländern und Gemeinden gibt es verbindliche Melderichtlinien. So ist zu prüfen, ob die Mutter mit Unterstützung von Verwandten, Freunden und ambulantem Pflegedienst in der Lage ist, für ihr Kind zu sorgen. Sollte das nicht der Fall sein, ist ggf. die Unterbringung bei Pflegeeltern oder anderweitig vorzuziehen.

Amphetamine

Eine pränatale Exposition gegenüber Amphetaminen hat langfristige subtile Auswirkungen auf die Hirnstruktur- und funktion von Neugeborenen. Einige Studien haben ein verringertes Volumen des Nucleus caudatus, Putamen und Globus pallidus (anatomische Komponenten des Gehirns) in Methamphetamin-exponierten Kindern gezeigt, während andere Studien diese Feststellungen nicht einheitlich bestätigen. Andere Studien zeigen, dass pränatale Exposition mit Methamphetaminen abnorme neurologische Muster oder fetale Wachstumsstörungen nach sich ziehen können, aber diese Ergebnisse sind noch nicht vollständig gesichert.

Barbiturate

Ein prolongierter mütterlicher Barbituratmissbrauch kann zu einem neonatalen Drogenentzugssyndrom mit Zittrigkeit, Irritabilität und auffälligem Verhalten führen; die Symptome treten oft erst 7–10 Tage postnatal auf und somit in der Regel nach der Entlassung nach Hause. Eine Sedierung mit Phenobarbital in der Dosierung 0,75–1,5 mg/kg p.o. oder i.m. all 6 Stunden kann erforderlich sein und muss dann über einige Tage oder Wochen, abhängig von der Dauer der Symptome, ausgeschlichen werden.

Kokain

Kokain hemmt die Wiederaufnahme der Neurotransmitter Norepinephrin und Adrenalin; es passiert die Plazenta und verursacht beim Fetus eine Vasokonstriktion und Hypertonie. Die Plazentalösung kann zum intrauterinen Fruchttod oder, wenn das Kind überlebt, zu neurologischen Schäden führen. Der Kokainmissbrauch in der Schwangerschaft ist assoziiert mit einer erhöhten Inzidenz einer vorzeitigen Plazentalösung und Spontanaborten, möglicherweise verursacht durch den verminderten mütterlichen Blutfluss zum plazentaren Gefäßbett.

Neugeborene abhängiger Mütter haben ein niedriges Geburtsgewicht, verminderte Körperlänge und Kopfumfang sowie niedrigere Apgar-Zahlen. Es kann zu Hirninfarkten kommen, zudem treten in seltenen Fällen im Zusammenhang mit pränatalem Kokainmissbrauch Extremitätenamputationen, urogenitalen Fehlbildungen wie der Prune-Belly-Syndrom(Bauchdeckenaplasie) sowie eine Darmatresie oder -nekrose auf. Alle Fehlbildungen werden durch Gefäßschäden verursacht, wahrscheinlich sekundär als Folge der Kokain-bedingten ausgeprägten Vasokonstriktion der fetalen Arterien, die dann zu lokalen Ischämien führen. Darüber hinaus wurde ein Muster von Verhaltensauffälligkeiten beobachtet, wie z. B. Aufmerksamkeits- und Wachsamkeitsdefizite, niedrigerer Intelligenzquotient sowie Defizite der Fein- und Grobmotorik.

Manche Neugeborene zeigen Entzugssymptome, wenn die Mutter kurz vor der Geburt Kokain zu sich genommen hat, allerdings sind die Symptome seltener und weniger ausgeprägt wie beim Opioidentzug; die Befunde und die Therapien sind diesselben.

Marihuana

Marihuana erhöht nicht durchgängig das Risiko für kongenitale Fehlbildungen, fetale Wachstumsrestriktion oder postnatale neurologische Verhaltensauffälligkeiten. Frauen jedoch, die Marihuana während der Schwangerschaft verwenden, verwenden auch Alkohol, Zigaretten, oder beides, die fetale Probleme verursachen können.

Opiate

Der Kontakt mit Opiaten in utero kann zu einem Entzugssyndrom nach der Geburt führen. Das Neugeborene einer Frau, die chronisch Opioide während der Schwangerschaft verwendet hat, sollte auf Entzugserscheinungen (Betäubungsmittel Abstinenzsyndrom [NAS]) beobachtet werden. NAS erfolgt in der Regel innerhalb von 72 Stunden nach der Geburt, obwohl viele Neugeborenenstationen Säuglinge für 4 oder 5 Tage beobachten, um sicherzustellen, dass es keine signifikanten Anzeichen für einen Entzug gibt.

Charakteristische Anzeichen eines Entzugs umfassen

  • Reizbarkeit

  • Überspanntheit

  • Hypertonus

  • Erbrechen und/oder Durchfall

  • Schwitzen

  • Krampfanfälle

  • Hyperventilation, die respiratorische Alkalose verursacht.

Ähnliche Effekte können durch den pränatalen Kontakt mit Benzodiazepinen hervorgerufen werden.

Es gibt viele Scoring-Systeme, um die Schwere des Entzugs zu quantifizieren (siehe The Opioid Exposed Newborn: Assessment and Pharmacologic Management). Milde Entzugssymptome können durch häufiges Wickeln und intensive Pflege zur Verminderung der Übererregbarkeit und durch häufiges Füttern zur Verringerung der Unruhe behandelt werden. Mit entsprechender Geduld lösen sich manche Probleme innerhalb einer Woche auf.

The Eat, Sleep, Console (ESC)-Ansatz für die NAS-Bewertung (1, 2) und Pflege ist eine vielversprechende neue Entwicklung, die stärker auf die Familie ausgerichtet ist. Dieser Ansatz konzentriert sich auf Komfortpflege und die Einbeziehung der Familie und beinhaltet in vielen Zentren das Rooming-in bei der Mutter. Einige Studien haben gezeigt, dass der ESC-Ansatz die Aufenthaltsdauer verkürzt und zu einer geringeren Opioidexposition des Säuglings führt. Eine beträchtliche Anzahl von Säuglingen mit NAS muss jedoch medikamentös behandelt werden, in der Regel mit einem Opioid, manchmal zusätzlich mit Clonidin. Phenobarbital (0,75–1,5 mg/kg p.o. alle 6 h) kann helfen, wird aber jetzt als Behandlung 2. Wahl betrachtet. Die Behandlung wird nach einigen Tagen oder Wochen ausgeschlichen, abhängig vom Verschwinden der Symptome, viele Kinder benötigen eine bis zu 5 Wochen anhaltende Therapie.

Es gibt keinen Konsens über dias beste Medikament, aber die meisten Experten verwenden Methadon, Morphin, oder manchmal Opiumtinctur Dosierung bezogen auf das Gewicht des Säuglings und der Schwere der Symptome. Typischerweise wird eine Anfangsdosis gegeben und erhöht bis die Symptome kontrolliert werden und dann langsam ausgeschlichen ( siehe Tabelle: Eine medikamentöse Behandlung für Opioid-Entzug bei).

Tabelle

Der Zusatz von Clonidin 1 mcg/kg p.o. alle 4 h kann die Dauer der medikamentösen Behandlung reduzieren, die bei voll ausgetragenen Neugeborenen erforderlich ist. Jedoch sollte Clonidin nicht Frühgeborenen gegeben werden, da die Gefahr einer Bradykardie besteht. Wenn Clonidin verwendet wird, sollte der Blutdruck überwacht werden, wenn die Dosis Clonidin verjüngt ist, weil eine Rebound -Hypertonie vorliegen kann.

Die Inzidenz von plötzlichem Kindstod ist bei Kindern von opiatabhängigen Müttern höher, jedoch immer noch < 10/1000 Kinder; der routinemäßige Einsatz eines Heimmonitors zur Überwachung der Herz- und Atemfrequenz wird daher für diese Kinder nicht empfohlen.

Literatur zu Opioiden

  1. 1. Grisham LM, Stephen MM, Coykendall MR, et al: Eat, sleep, console approach: A family-centered model for the treatment of neonatal abstinence syndrome. Adv Neonatal Care 19(2):138–144, 2019. doi: 10.1097/ANC.0000000000000581

  2. 2. Dodds D, Koch K, Buitrago-Mogollon T, Horstmann S: Successful implementation of the eat sleep console model of care for infants with NAS in a community hospital. Hosp Pediatr 9(8):632–638, 2019. doi: 10.1542/hpeds.2019-0086

Weitere Informationen

Im Folgenden finden Sie eine englischsprachige Quelle, die nützlich sein könnte. Bitte beachten Sie, dass das MSD-Manual nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. The Opioid Exposed Newborn: Assessment and Pharmacologic Management: Scoring systems to help quantify the severity of withdrawal