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Neonatale Hypokalzämie

VonKevin C. Dysart, MD, Nemours/Alfred I. duPont Hospital for Children
Reviewed ByAlicia R. Pekarsky, MD, State University of New York Upstate Medical University, Upstate Golisano Children's Hospital
Überprüft/überarbeitet Geändert Dez. 2024
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Eine Hypokalzämie liegt bei einer Gesamtserumkalziumkonzentration von < 8 mg/dl (< 2 mmol/l) bei Reifgeborenen oder < 7 mg/dl (< 1,75 mmol/l) bei Frühgeborenen vor. Sie wird auch als ein ionisierter Kalziumspiegel von < 3,0–4,4 mg/dl (< 0,75–1,10 mmol/l) definiert, abhängig von der Art der verwendeten Elektrode. Symptome sind vor allem neurologischer Art und schließen Hypotonie, Apnoe und Tetanie ein. Die Behandlung erfolgt durch p.o. oder IV Kalziumsupplementation.

Quellen zum Thema

(Siehe auch allgemeine Diskussion Hypokalzämie.)

Ätiologie der neonatalen Hypokalzämie

Neonatale Hypokalzämie tritt in 2 Formen auf:

  • Früher Beginn (in den ersten 2 Tagen des Lebens)

  • Später Beginn (> 3 Tage), in seltenen Fällen

Einige Kinder mit einem kongenitalen Hypoparathyreoidismus (z. B. bei DiGeorge-Syndrom) mit Agenesie oder Dysgenesie der Nebenschilddrüsen; haben sowohl die frühe als auch die späte (prolongierte) Hypokalzämie.

Frühe Hypokalzämie

Zu den Risikofaktoren für eine frühe Hypokalzämie zählen Frühgeburtlichkeit, SGA,mütterlicher Diabetes mellitus und die perinatale Asphyxie. Die Mechanismen variieren.

Normalerweise unterstützt das Parathormon die Aufrechterhaltung eines normalen Kalziumspiegels, wenn die konstante Übertragung ionisierten Kalziums über die Plazenta bei der Geburt unterbrochen wird. Ein transienter relativer Hypoparathyreoidismus kann eine Hypokalzämie bei Frühgeborenen und manchen SGA-Kindern, deren Nebenschilddrüsen noch nicht adäquat funktionieren, sowie bei Säuglingen von Müttern mit Diabetes mellitus oder Hyperparathyreoidismus, da diese Frauen während der Schwangerschaft übernormale Spiegel ionisierten Kalziums haben, verursachen.

Im Rahmen einer perinatalen Asphyxie kann es zu einer Erhöhung des Serumkalzitonins kommen, wodurch die Kalziumabgabe der Knochen inhibiert und eine Hypokalzämie verursacht wird.

Bei anderen Neugeborenen fehlt die normale phosphaturische Antwort der Niere auf das Parathormon; der erhöhte Phosphat-Pegel führt zur Hypokalzämie.

Späte Hypokalzämie

Die Ursache der späten (late-onset-) Hypokalzämie ist oft die Aufnahme von Kuhmilch oder handelsüblichen Fertignahrungen mit einem zu hohen Phosphatehalt; erhöhte Phosphatwerte führen zur Hypokalzämie.

Symptome und Anzeichen einer neonatalen Hypokalzämie

Symptome einer Hypokalzämie bei Neugeborenen sind selten, es sei denn, der Serumkalziumspiegel liegt bei < 7 mg/dl (< 1,75 mmol/l) oder der des ionisierten Kalziums bei < 3,0 mg/dl (< 0,75 mmol/l).

Mögliche Symptome sind Hypotonie, Tachykardie, Tachypnoe, Apnoe, Nahrungsverweigerung, Zittrigkeit, Tetanie und Krampfanfälle. Ähnliche Anzeichen können bei Hypoglykämie und Opioidentzug auftreten.

Diagnose der neonatalen Hypokalzämie

  • Gesamter oder ionisierter Serumkalziumspiegel

Die Diagnose einer neonatalen Hypokalzämie erfolgt durch Messung des gesamten oder ionisierten Serumkalziums; die Messung des ionisierten Kalziums ist physiologischer, da keine Korrektur für die Proteinkonzentration und den pH-Wert erforderlich ist. Auch eine Verlängerung der korrigierten QT-Zeit (QTc) im EKG kann auf eine Hypokalzämie hinweisen. Weitere wichtige Tests, die in Betracht gezogen werden sollten, sind die Spiegel von Parathormon, Magnesium, Phosphor und Vitamin D-Metaboliten.

Behandlung der neonatalen Hypokalzämie

  • Früher Beginn: 10% Kalzium-Glukonat IV

  • Später Beginn: Kalzitriol oder Kalzium p.o.

Die frühe Form der Hypokalzämie normalisiert sich gewöhnlich innerhalb weniger Tage, asymptomatische Neugeborene mit einem Kalziumspiegel > 7 mg/dl (1,75 mmol/l) oder des ionisierten Kalziums > 3,5 mg/dl (0,88 mmol/l) erfordern selten eine Behandlung. Reifgeborene mit Spiegeln von < 7 mg/dl (1,75 mmol/l) und Frühgeborene mit einem Kalziumwert < 6 mg/dl (< 1,5 mmol/l) sollten mit 10% Kalziumgluconat durch langsame IV-Infusion über 30 Minuten behandelt werden. Da es bei zu schneller Infusion zu einer Bradykardie kommen kann, ist die Überwachung der Herzfrequenz erforderlich. Die IV-Stelle sollte ebenfalls engmaschig überwacht werden, da die Infiltration des Gewebes mit einer Kalziumlösung reizend wirkt und lokale Gewebeschäden, einschließlich Nekrose, verursachen kann. Zu den Manifestationen einer Kalziuminfiltration gehören Erythem, Verkalkung, Nekrose oder Abschilferung; am Handgelenk kann es zu einer Schädigung des Nervus radialis kommen.

Nach der Akuttherapie der Hypokalzämie kann Kalziumglukonat in die Erhaltungsinfusionslösung gemischt und kontinuierlich verabreicht werden. Die Anfangsdosis liegt bei 400 mg/kg/Tag Kalziumglukonat und kann bei Bedarf zur Verhinderung eines Rezidivs auf 800 mg/kg/Tag erhöht werden. Sobald die Nahrungsaufnahme oral erfolgt, kann die Nahrung mit der gleichen Tagesgesamtdosis von Kalziumglukonat in Form von 10%igem Kalziumgluconat supplementiert werden. Die Zufuhr von Kalziumgluconat ist in der Regel nur für wenige Tage erforderlich.

Die Behandlung der spät einsetzendenHypokalzämie besteht in der Zugabe von Calcitriol oder zusätzlichem Kalzium zur Säuglingsnahrung, bis normale Kalziumwerte erreicht sind; eine mineralstoffarme Nahrung (einschließlich wenig Phosphat) wie bei Säuglingen mit eingeschränkter Nierenfunktion kann hilfreich sein. Orale Kalziumzubereitungen haben einen hohen Gehalt an Saccharose und können v. a. bei Frühgeborenen zu Durchfall führen.

Wichtige Punkte

  • Hypokalzämie bei Neugeborenen tritt in der Regel innerhalb der ersten beiden Lebenstage auf und wird meistens durch Frühgeburtlichkeit, SGA, mütterlicher Diabetes mellitus oder Hyperparathyroidismus und perinatale Asphyxie verursacht.

  • Bei Neugeborenen kann es zu Hypotonie, Tachykardie, Tachypnoe, Apnoe, Nahrungsverweigerung, Zittrigkeit, Tetanie und Krampfanfällen kommen.

  • Diagnose durch Messung des gesamten oder ionisierten Serumkalziumspiegels; Messung des Glukosespiegels, um Hypoglykämie auszuschließen.

  • Behandeln Sie früh einsetzende Hypokalzämie mit IV 10% Calciumgluconat, gefolgt von einigen Tagen der oralen Kalzium-Supplementierung.