Transplantation von Inselzellen (in die Leber des Empfänger) hat theoretische Vorteile gegenüber der Pankreastransplantation; der wichtigste ist, dass das Verfahren weniger invasiv ist. Ein zweiter Vorteil ist, dass die Inselzelltransplantation bei der Erhaltung der Normoglykämie zu helfen scheint. Dies ist bei den Patienten der Fall, die aufgrund starker, durch chronische Pankreatitis bedingte Schmerzen eine totale Pankreatektomie benötigen. Nichtsdestoweniger befindet sich dieses Verfahren im Entwicklungsstadium, aber eine stetige Verbesserung scheint stattzufinden.
Die Nachteile einer Inselzelltransplantation liegen darin, dass transplantierte glucagonsezernierende Alpha-Zellen nicht funktionieren (dadurch möglicherweise eine Hypoglykämie komplizieren) und in der Regel mehrere Bauchspeicheldrüsen für einen einzigen Inselzellempfänger benötigt werden (wodurch sich die Diskrepanz zwischen Versorgung und Bedarf vergrößert und die Anwendung limitiert wird).
Die Indikationen sind die gleichen wie bei der Pankreastransplantation: Typ-1-Diabetes mit Nierenversagen, die somit auch für eine Nierentransplantation in Frage kommen, wiederholtes Versagen der Blutzuckerkontrolle mit der Standardbehandlung und Episoden von Hypoglykämie, die nicht wahrgenommen werden. Die gleichzeitige Transplantation von Inselzellen und Niere könnte in Zukunft wünschenswert sein, wenn sich die Ergebnisse verbessert haben.
(Siehe auch Übersicht Transplantation.)
Vorgehen
Das Pankreas eines hirntoten Spenders wird entfernt; danach wird Kollagenase in den Pankreasgang infundiert, um die Inselzellen von Pankreasgewebe zu trennen. Eine gereinigte Inselzellenfraktion wird durch direkte Punktion perkutan in die Pfortader oder über einen Zweig der mesenterica infundiert. Die Inselzellen wandern in Sinusoide der Leber, wo sie sich ansiedeln und Insulin sezernieren.
Die besten Ergebnisse werden erzielt, wenn 2 Leichen verwendet werden, die jeweils 2 oder 3 Infusionen mit Inselzellen erhalten, gefolgt von einer Posttransplantations-Immunsuppression bestehend aus einem Anti-Interleukin-2-Rezeptor-Antikörper (Basiliximab), Tacrolimus und Sirolimus (Edmonton-Protokoll); Kortikosteroide werden nur sparsam eingesetzt, da sie eine Hyperglykämie verursachen. Die Immunsuppression muss ein Leben lang oder bis zum Verlust der Inselzellfunktion fortgeführt werden.
Komplikationen der Pankreas-Inselzelltransplantation
(Siehe auch Posttransplantationskomplikationen.)
Die Anzeichen einer Abstoßung sind schwach definiert, sie können aber durch Kontrollen über eine Verschlechterung des Glucksegehalts im Blut erkannt werden und durch einen Anstieg des glykolisierten Hämoglobins (HbA1c); eine Behandlung der Abstoßungsreaktion ist noch nicht etabliert.
Komplikationen, die durch das Transplantationsverfahren selbst auftreten, sind perkutane Punktionen der Leber mit Blutungen, Pfortaderthrombose und portaler Hypertonie.
Prognose für Pankreas-Inselzelltransplantation
Eine erfolgreiche Inselzelltransplantation stellt kurzzeitig eine Normoglykämie her. Ob eine langfristige Normoglykämie aufrechterhalten werden kann, ist nicht bekannt. Um eine länger anhaltende Insulinunabhängigkeit zu erreichen, sind evtl. zusätzliche Injektionen mit Inselzellpräparaten notwendig.