Operative vaginale Entbindung umfasst die Anwendung einer Geburtszange oder einer Saugglocke am fetalen Kopf, um die 2. Phase der Geburt zu unterstützen und die Entbindung zu erleichtern.
Indikationen für Zangengeburt und Vakuumextraktion sind im Wesentlichen dieselben:
Verlängertes 2. Stadium der Geburt (von der vollständigen Muttermundseröffnung bis zur Entbindung des Feten).
Verdacht auf Beeinträchtigung des Feten (z. B. ungewöhnliches Herzfrequenzmuster)
Notwendigkeit zur Abkürzung des 2. Stadiums zum Wohle der Mutter, z. B. wenn bei mütterlicher kardialer Störung (z. B. Links-rechts-Shunt) oder neurologischer Erkrankungen (z. B. Rückenmarktrauma) ein Pressen kontraindiziert ist oder eine mütterliche Erschöpfung ein wirksames Pressen verhindert
Ein verlängertes 2. Stadium wird definiert wie folgt (1):
Bei Nulliparae: Mangel an kontinuierlichem Fortschritt für 4 h mit einer Lokalanästhesie oder 3 h ohne Lokalanästhesie
Bei Nulliparae: Mangel an kontinuierlichem Fortschritt für 3 h mit einer Lokalanästhesie oder 2 h ohne Lokalanästhesie
Die Wahl des Hilfsmittels hängt weitgehend von der Einstellung und Erfahrung des Anwenders ab und variiert stark. Diese Verfahren werden angewandt, wenn die Position des fetalen Kopfes niedrig ist (2 cm unterhalb der mütterlichen Spinae ischiadicae [Position +2] oder niedriger); dann ist eine minimale Traktion oder Rotation erforderlich, um den Kopf zu entbinden.
Vor Beginn der operativen vaginalen Entbindung sollte Folgendes gemacht werden:
Bestätigung der vollständigen Zervixdilatation
Bestätigen Sie einen aktivierten fetalen Scheitel bei Station +2 oder niedriger
Bestätigung des Blasensprungs
Bestätigung, dass die fetale Position für eine operative vaginale Entbindung geeignet ist
Entleerung der mütterlicher Harnblase
Klinische Beurteilung der pelvinen Maße (klinische Pelvimetrie), um festzustellen, ob das Becken geeignet ist
Ebenfalls erforderlich sind schriftliches Einverständnis, angemessene Unterstützung und Personal sowie und eine ausreichende Analgesie oder Anästhesie informiert. Säuglingspflegeanbieter sollten über die Art der Entbindung informiert werden, damit sie darauf vorbereitet sein können alle Komplikationen bei Neugeborenen zu behandeln.
Zu den Kontraindikationen gehören fehlende Einstellung des vorangehenden Teils im kleinen Becken, unsichere fetale Einstellung und bestimmte fetalen Erkrankungen wie Hämophilie. Vakuumextraktion gilt in der Regel bei vorzeitiger Entbindung < 34. SSW als kontraindiziert, weil ein erhöhtes Risiko für Hirnblutungen besteht.
Schwerer wiegende Komplikationen sind mütterliche oder kindliche Verletzungen und Blutungen, insb. bei einem unerfahrenen Operateur oder bei ungeeigneten Patientinnen. Signifikante perineale Traumata und neonatale Hämatome sind bei Zangengeburten häufiger. Schulterdystokie, Kephalhämatom, Gelbsucht und Retinablutungen sind häufiger bei vakuumunterstützten Entbindungen zu beobachten, wenngleich die Raten niedrig bleiben. Wenn es bei einer operativen vaginalen Entbindung zu Dammrissen 3. oder 4. Grades kommt, sollte eine prophylaktische Antibiotikagabe in Betracht gezogen werden, bevor die Risse repariert werden (2, 3); Antibiotika können das Risiko von Wundkomplikationen reduzieren.
Allgemeine Literatur
1. Spong CY, Berghella V, Wenstrom KD, et al: Preventing the first cesarean delivery: Summary of a joint Eunice Kennedy Shriver National Institute of Child Health and Human Development, Society for Maternal-Fetal Medicine, and American College of Obstetricians and Gynecologists Workshop. Obstet Gynecol 120 (5):1181–1193, 2012. doi: http://10.1097/AOG.0b013e3182704880
2. Duggal N, Mercado C, Daniels K, et al: Antibiotic prophylaxis for prevention of postpartum perineal wound complications: A randomized controlled trial. Obstet Gynecol 111 (6):1268–1273, 2008. doi: 10.1097/AOG.0b013e31816de8ad
3. American College of Obstetricians and Gynecologists (ACOG): Practice Bulletin No. 219: Operative vaginal birth. Obstet Gynecol 135 (4):e149–e159, 2020. doi: 10.1097/AOG.0000000000003764