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Folsäuremangel

(Folsäure)

VonLarry E. Johnson, MD, PhD, University of Arkansas for Medical Sciences
Überprüft/überarbeitet Aug. 2024
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Folsäuremangel ist weit verbreitet. Er entsteht durch inadäquate Zufuhr, Malabsorption oder Arzneimitteleinnahme. Folatmangel verursacht eine megaloblastische Anämie, die sich nicht von der bei Vitamin-B12 -Mangel auftretenden Anämie unterscheiden lässt. Leidet eine werdende Mutter unter Folatmangel, ist das Risiko des Feten für einen Neuralrohrdefekt erhöht. Die Diagnose wird nach Labortests gestellt. Die Messung einer neutrophilen Hypersegmentierung erfolgt zuverlässig und rasch. Eine Behandlung mittels oraler Aufnahme von Folat verläuft gewöhnlich erfolgreich.

Quellen zum Thema

Folat ist in verschiedenen pflanzlichen Lebensmitteln und Fleisch reichlich vorhanden, insbesondere in rohem grünem Blattgemüse, Obst und Innereien (z. B. Leber). Seine Bioverfügbarkeit ist jedoch höher, wenn es in Nahrungsergänzungsmitteln oder angereicherten Lebensmitteln enthalten ist, als wenn es natürlich in Lebensmitteln vorkommt (siehe Tabelle Quellen, Funktionen und Wirkungen von Vitaminen). In den USA und Kanada, werden viele Lebensmittel (z. B. Getreide, Getreideprodukte) routinemäßig mit Folat angereichert, was das Risiko für einen Mangel reduziert.

Folate spielen eine Rolle bei der Reifung von Erythrozyten und der Synthese von Purinen und Pyrimidinen. Sie sind für die Entwicklung des fetalen Nervensystems erforderlich. Die Resorption erfolgt im Duodenum und dem oberen Jejunum. Eine enterohepatische Zirkulation von Folat findet statt.

Die Daten zeigen nicht überzeugend, dass Folsäurepräparate vor koronarer Herzkrankheit oder Schlaganfall schützen (auch wenn sie den Homocysteinspiegel senken) (1). Es gibt keine aktuellen Hinweise darauf, dass eine Folatergänzung das Risiko für verschiedene Krebsarten erhöht oder verringert (2). Eine eventuelle Anwendung von zusätzlichem Folat, Methyltetrahydrofolat oder L-Methylfolat oder das Testen auf Mutationen im 5,10-Methylentetrahydrofolat-Reduktase (MTHFR)-Gen bei Patienten mit Depressionen ist zu diesem Zeitpunkt unklar.

Die obere Aufnahmegrenze für Folat liegt bei 1000 mcg; höhere Tagesdosen (bis zu 4 mg) sind ratsam bei Frauen, die ein Baby mit einem Neuralrohrdefekt haben. Folat wirkt nicht toxisch.

Frauen, die sowohl orale Kontrazeptiva und Anti-Epileptika einnehmen, muss möglicherweise Folatsupplemente zu sich nehmen, um die Antikonzeption aufrecht zu erhalten.

(Siehe auch Überblick über Vitamine.)

Literatur

  1. 1. Li Y, Huang T, Zheng Y, Muka T, Troup J, Hu FB. Folic Acid Supplementation and the Risk of Cardiovascular Diseases: A Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. J Am Heart Assoc. 2016;5(8):e003768. Published 2016 Aug 15. doi:10.1161/JAHA.116.003768

  2. 2. Wien TN, Pike E, Wisløff T, Staff A, Smeland S, Klemp M. Cancer risk with folic acid supplements: a systematic review and meta-analysis. BMJ Open. 2012;2(1):e000653. Published 2012 Jan 12. doi:10.1136/bmjopen-2011-000653

Ätiologie des Folatmangels

Die häufigsten Ursachen für Folsäuremangel sind

Ein Mangel kann auch durch inadäquate Bioverfügbarkeit und verstärkte Ausscheidung entstehen (siehe Tabelle Gründe für Folatmangel).

Tabelle
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Lange Kochzeiten zerstören Folat und prädisponieren eine Person für eine unzureichende Zufuhr. Die Aufnahme ist manchmal kaum ausreichend (z. B. bei Menschen mit Alkoholproblemen). Depots in der Leber speichern einen Vorrat des Nährstoffs für nur wenige Monate.

Alkohol beeinflusst die Folatabsorption, den Stoffwechsel, die renale Ausscheidung sowie die enterohepatische Reabsorption und reduziert die gesunde Nahrungsaufnahme. 5-Fluorouracil, Metformin, Methotrexat, Phenobarbital, Phenytoin, Triamteren, und Trimethoprim hemmen die Folatmetabolisierung.

Symptome und Anzeichen von Folsäuremangel

Ein Folatmangel führt zu Glossitis, Diarrhö, Depressionen und Verwirrtheit. Eine Anämie kann sich schleichend entwickeln und schließlich aufgrund von Kompensationsprozessen schwerer verlaufen, als die Symptome auszusagen scheinen.

Während der Schwangerschaft erhöht ein Folatmangel das Risiko für fetale Neuralrohrdefekte und möglicherweise Hirnschäden.

Diagnose von Folsäuremangel

  • Vollständiges Blutbild und Serum-Vitamin B12 und Folatspiegel

Der Blutstatus weist ggf. auf eine megaloblastische Anämie hin, die nicht von der Blutarmut bei Vitamin-B12-Mangel zu unterscheiden ist.

Beträgt das Ergebnis für Serumfolat < 3 mcg/l oder ng/ml (< 7 nmol/l), ist ein Mangel wahrscheinlich. Der Serumfolatgehalt spiegelt den Folatstatus wider, es sei denn, die Zufuhr wurde kürzlich erhöht oder verringert. Hat sich die Zufuhr verändert, gibt der Folatspiegel der Erythrozyten genauer Auskunft über die Gewebedepots. Ein Spiegel von < 140 mcg/l oder ng/ml (< 305 nmol/l) zeigt einen unzureichenden Status an.

Auch ein erhöhter Homocysteinspiegel lässt einen geweblichen Folatmangel vermuten, doch wird dieser Spiegel zusätzlich vom Vitamin-B12und Vitamin-B6-Haushalt, von einer bestehenden Niereninsuffizienz und genetischen Faktoren beeinflusst. Ein normaler Methylmalonsäurespiegel erlaubt die Unterscheidung eines Folatmangels von einem Vitamin-B12-Mangel, weil Mythylmalonsäurewerte bei Vitamin-B12-Mangel ansteigen, nicht aber bei Folatmangel.

Behandlung von Folsäuremangel

  • Ergänzende orale Folatzufuhr

Die orale Gabe von 400–1000 mcg Folat täglich füllt die Gewebedepots auf und ist üblicherweise sogar erfolgreich, wenn der Mangel durch Malabsorption entstand. Der Normalbedarf liegt bei 400 mcg/Tag. (CAVE: Bei Patienten mit einer megaloblastischen Anämie muss ein Vitamin-B12 -Mangel vor der Therapie mit Folat ausgeschlossen werden. Liegt ein Vitamin-B12-Mangel vor, so kann die Folatergänzung zwar die Anämie bessern, jedoch nicht heilen und kann neurologische Defizite sogar verschlimmern).

Für Schwangere liegt die empfohlene Tagesdosis (RDA) bei 600 µg/Tag. Alle Frauen, die schwanger sind, schwanger werden wollen oder schwanger werden könnten, sollten Folsäurepräparate einnehmen, 400–800 Mikrogramm oral einmal täglich (1). Für Frauen, die einen Fötus oder ein Kind mit einem Neuralrohrdefekt zur Welt gebracht haben, beträgt die empfohlene Dosis 4000 mcg/Tag, die 3 Monate vor der Empfängnis (wenn möglich) begonnen und bis zur zwölften Schwangerschaftswoche fortgesetzt wird (2).

Literatur zur Behandlung

  1. 1. US Preventive Services Task Force, Barry MJ, Nicholson WK, et al: Folic Acid Supplementation to Prevent Neural Tube Defects: US Preventive Services Task Force Reaffirmation Recommendation Statement. JAMA. 2023;330(5):454-459. doi:10.1001/jama.2023.12876

  2. 2. American College of Obstetricians and Gynecologists (ACOG): Practice Bulletin No. 187: Neural Tube Defects. Obstet Gynecol. 2017 (reaffirmed 2021); 130(6):e279-e290. doi:10.1097/AOG.0000000000002412

Wichtige Punkte

  • Am häufigsten ist ein Folatmangel auf eine reduzierte Aufnahme (z. B. aufgrund von Alkoholismus), einen gesteigerten Bedarf (z. B. aufgrund von Schwangerschaft) oder eine gestörte Resorption (z. B. aufgrund von Drogen oder Malabsorptionsstörungen) zurückzuführen.

  • Längeres Kochen zerstört Folat, aber viele Grundnahrungsmittel enthalten zusätzlich Folat.

  • Ein Mangel verursacht eine megaloblastische Anämie und teilweise Glossitis, Durchfall, Depression und Verwirrtheit.

  • Bei Patienten, die eine megaloblastische Anämie haben, ist Folat und Vitamin B12 im Serum zu messen.

  • Zur Behandlung des Mangels erhalten die Patienten zusätzlich einmal täglich 400–1000 mcg Folat oral.