Ein Glukagonom ist ein pankreatischer Alpha-Zell-Tumor, der Glucagon sezerniert und dadurch eine Hyperglykämie und einen charakteristischen Ausschlag verursacht. Die Diagnose wird durch erhöhte Glucagonspiegel und bildgebende Untersuchungen bestätigt. Der Tumor wird mittels CT und Endosonographie lokalisiert. Die Behandlung besteht in der Resektion.
(Siehe auch Übersicht über gastrointestinale und pankreatische neuroendokrine Tumoren.)
Glucagon ist ein Hormon, das normalerweise von der Bauchspeicheldrüse abgesondert wird, wenn der Blutzuckerspiegel fällt. Glucagon simuliert die Glykogenolyse in der Leber und erhöht somit den Blutzucker.
Das Glukagonom ist ein endokriner Pankreastumor, der sich aus den Alpha-Zellen der Bauchspeicheldrüse entwickelt. Sie sind sehr selten, ähneln aber anderen Inselzelltumoren insofern, als die primären und metastatischen Läsionen langsam wachsen: Die Überlebenszeit beträgt in der Regel 15 Jahre. Die meisten Glukagonome sind maligne.
Das durchschnittliche Alter bei den ersten Symptomen liegt bei 50 Jahren, 80% der Patienten sind weiblich (1). Einige wenige Patienten haben eine multiple endokrine Neoplasie Typ I.
Allgemeine Literatur
1. Song X, Zheng S, Yang G, et al: Glucagonoma and the glucagonoma syndrome. Oncol Lett 15(3):2749–2755, 2018. doi:10.3892/ol.2017.7703
Symptome und Anzeichen von Glukagonomen
Da Glukagonome Glukagon produzieren, das den Blutzuckerspiegel erhöht, sind die Symptome dieselben wie die Symptome von Diabetes.
Häufig treten Gewichtsverlust, normochrome Anämie, Hypoaminoazidämie und Hypolipidämie auf.
Das auffälligste klinische Merkmal ist ein chronischer Ausbruch der Extremitäten, oft verbunden mit einer glatten, glänzenden, zinnoberroten Zunge und Cheilitis. Die exfolierende, erythematöse Läsion mit oberflächlicher Nekrolyse wird als nekrolytisches Wandererythem bezeichnet.
Diagnose von Glukagonomen
Serumglucagonspiegel
CT und endoskopischer Ultraschall zur Lokalisierung
Die meisten Patienten mit einem Glukagonom haben Glucagonspiegel > 1000 pg/ml (> 1000 ng/l; normal is < 200 pg/ml [< 200 ng/l]). Allerdings treten mäßige Erhöhungen bei Niereninsuffizienz, akuter Pankreatitis, schwerer Belastung und Fasten auf. Eine Korrelation mit den Symptomen ist erforderlich.
Die Patienten sollten ein Abdomen-CT erhalten, gefolgt von einer Endosonographie; MRT oder Positronenemissionstomographie (PET) werden eingesetzt, wenn das CT diagnostisch nicht weiter führt.
Patienten mit nekrolytischem Wandererythem können niedrige Werte an Aminosäuren, Zink und essenziellen Fettsäuren aufweisen.
Behandlung von Glukagonomen
Chirurgische Resektion bei lokalisierter Erkrankung
Chemotherapie bei metastasierter Erkrankung
Octreotid oder Lanreotid um die Glucagon Produktion zu unterdrücken
Die Resektion des Tumors lindert alle Symptome.
Nichtresektable, metastatische oder rezidivierende Tumoren werden mit einer Kombination aus Streptozotocin und Doxorubicin behandelt, dies kann die Spiegel des zirkulierenden, immunreaktiven Glucagons reduzieren, die Symptome vermindern und die Ansprechraten erhöhen (50%), aber eine Verbesserung des Gesamtüberlebens ist unwahrscheinlich. Zu den Chemotherapien, die bei Glukagonomen untersucht werden, gehören Temozolomid-basierte Behandlungsschemata, Everolimus, Sunitinib und Cabozantinib (1).
Octreotidinjektionen unterdrücken zum Teil die Glucagonproduktion und lindern das Erythem, aber auch die Glukosetoleranz kann abnehmen, da Octreotid auch die Insulinsekretion reduziert. Octreotid kann schnell die durch den katabolen Effekt von überschüssigem Glucagon verursachte Anorexie und den Gewichtsverlust lindern. Darauf ansprechende Patienten können auf ein langwirksames Octreotidpräparat umgestellt werden (20–30 mg i.m. einmal im Monat). Patienten die Octreotid einnehmen, müssen möglicherweise auch zusätzliche Pankreasenzyme einnehmen, da Octreotid die Sekretion von Pankreasenzymen unterdrückt.
Lokal appliziertes, orales oder parenterales Zink kann das Erythem zum Verschwinden bringen, aber es kann auch nach einfacher Hydrierung oder IV Administration von Amino- oder Fettsäuren zurückgehen, sodass das Erythem nicht ausschließlich durch eine Zinkmangel verursacht wird.
Literatur zur Therapie
1. Chan J, Geyer S, Ou F-S, et al. LBA53 Alliance A021602: Phase III, double-blinded study of cabozantinib versus placebo for advanced neuroendocrine tumors (NET) after progression on prior therapy (CABINET). Ann Oncol 34 (Suppl 2): S1292, 2023.