Diese Gewebeschädigung entsteht durch eine Veränderung des Drucks, durch den das in den verschiedenen Körperstrukturen enthaltene Gas verdichtet wird oder sich ausdehnen kann.
Davon betroffen sein können die Lunge, der Magendarmtrakt, der mit einer Tauchmaske bedeckte Teil des Gesichts oder die Nebenhöhlen.
Die Symptome sind verschieden und können aus Atemproblemen oder Brustschmerzen (Barotrauma der Lunge), blutunterlaufenen Augen (Barotrauma des Gesichts), Schwindel oder Ohrenschmerzen (Barotrauma des Mittelohrs) oder Schmerzen im Gesicht oder einer blutenden Nase (Barotrauma der Nasennebenhöhlen) bestehen.
Das Risiko eines Barotraumas ist am höchsten bei einer Tauchtiefe von 10 Metern ab Wasseroberfläche.
Zu den Maßnahmen, die beitragen können, ein Barotrauma zu vermeiden, zählen langsames Tauchen und Atmen beim Abtauchen (Lungen-Barotrauma), das Ausstoßen von Luft durch die Nase in die Tauchermaske (Masken-Barotrauma), Gähnen oder Schlucken bei zugehaltener Nase und die Einnahme eines nasenabschwellenden Mittels vor dem Tauchen (Sinus- und Ohren-Barotrauma).
(Siehe auch Überblick über Tauchverletzungen.)
Erhöhter Außendruck wird im Körper gleichmäßig durch das Blut und die Körpergewebe geleitet, wobei diese nicht komprimiert werden, weil sie hauptsächlich aus Flüssigkeit bestehen. So entsteht im Bein beispielsweise kein Druckgefühl, wenn der Wasserdruck zunimmt. Gase jedoch (wie die Luft im Inneren der Lunge, der Nebenhöhlen und des Mittelohrs, aber auch im Hohlraum der Tauchermaske und –brille) verdichten sich oder dehnen sich aus, wenn der Außendruck zu- bzw. abnimmt. Diese Verdichtung und Ausdehnung kann Schmerzen und eine Gewebeschädigung verursachen.
Meistens schädigt ein Barotrauma die Ohren. Ein Barotrauma der Lunge (Lungen-Barotrauma) ist aber das gefährlichste. Das Risiko für ein Barotrauma steigt unter Bedingungen, in denen die Luft daran gehindert wird, sich frei zwischen Räumen auszutauschen, wie dies bei einer Schwellung der Nebenhöhlen oder der Blockierung der Eustachischen Röhre (einer kleinen Verbindung zwischen dem Mittelohr und dem hinteren Teil der Nase) der Fall ist.
Pulmonales (Lungen-)Barotrauma
Da höherer Druck die Luft zusammendrückt, enthält jeder Atemzug in der Tiefe wesentlich mehr Moleküle als außerhalb des Wassers. In zehn Metern Tiefe (2 bar) atmet ein Taucher doppelt so viele Moleküle ein wie an der Wasseroberfläche (und braucht einen Lufttank daher zweimal so schnell auf). Nimmt dagegen der Druck ab, dehnt sich die Luft aus - das Luftvolumen nimmt zu. Füllt also ein Taucher in zehn Metern Tiefe seine Lunge mit Druckluft und steigt dann auf, ohne frei ausatmen zu können, überbläht sich das Luftvolumen in seiner Lunge.
Eine Überblähung der Lunge kann kleine Luftblasen platzen lassen, sodass Luft austreten kann. Aus der Lunge austretende Luft kann in den Raum zwischen Lunge und Brustwand strömen und sich ausdehnen, wodurch die Lunge kollabiert (Pneumothorax). Die aus der überblähten Lunge austretende Luft kann in das Gewebe um das Herz herum (Pneumomediastinum), unter die Haut am Nacken und im oberen Brustbereich (Subkutanes Emphysem) oder in die Blutgefäße (Luftembolie – siehe Ungewöhnliche Arten von Embolien) gepresst werden. Typischerweise strömt Luft aus den Blutgefäßen in andere Teile des Körpers weiter (arterielle Gasembolie ), wo sie die Durchblutung blockieren kann.
Die häufigste Ursache für ein Lungen-Barotrauma ist das Luftanhalten beim Aufsteigen mit einem Atemgerät, weil der Taucher vorher typischerweise in der Tiefe keine Luft mehr bekommen hat. Vor Panik vergessen die meisten Taucher in dieser Situation, frei auszuatmen, während sich beim Aufstieg die Luft in ihrer Lunge ausdehnt. Eine Luftembolie kann bereits in ein Meter Tiefe auftreten, wenn der Taucher Druckluft eingeatmet hat und beim Auftauchen nicht wieder ausatmet. Ein Lungen-Barotrauma kann sogar in einem Schwimmbecken eintreten, wenn 90 cm bis 1,20 m unter der Wasseroberfläche Luft eingeatmet (z. B. Luft aus einem umgekippten Eimer, der unter Wasser mitgeführt wird, oder wenn ein Tauchgerät im Schwimmbecken getestet wird) und beim Auftauchen nicht wieder ausgeatmet wurde. Ein Lungen-Barotrauma kann auch durch eine Gasausdehnung in Bereichen der Lunge entstehen, die von einer Krankheit befallen sind.
Eine COVID-19-Infektion führt dazu, dass einige Menschen Lungenprobleme entwickeln, die ihr Risiko für ein pulmonales (Lungen-)Barotrauma beim Tauchen erhöhen. Die Richtlinien empfehlen, dass jeder, der selbst leichte COVID-bedingte Symptome hatte (z. B. Brustschmerzen, Palpitationen [flatternder oder schneller Herzschlag], erheblichen Husten oder Atembeschwerden), untersucht wird, um sicherzustellen, dass er sicher tauchen kann.
Symptome eines Barotraumas
Die Symptome eines Barotraumas beginnen in der Regel bei Ab- oder Auftauchen in der Nähe der Wasseroberfläche. Die Symptome hängen davon ab, welches Organ betroffen ist. Im Taucherjargon wird der Begriff „squeeze‟ (von engl. drücken, pressen) für Lungenverletzungen verwendet, die durch Druckdifferenzen verursacht sind.
Pulmonales Barotrauma
Pneumothorax und Pneumomediastinum verursachen Brustschmerzen und Atemnot. Manche Betroffene husten Blut oder haben blutigen Schaum vor dem Mund, wenn das Lungengewebe geschädigt wurde. In das Unterhautgewebe des Halses gepresste Luft (subkutanes Emphysem) kann die Nerven zu den Stimmbändern zusammendrücken, wodurch die Stimme anders oder heiser klingt. Ein subkutanes Emphysem verursacht beim Berühren ein knirschendes Geräusch.
Masken-Barotrauma
Wird der Druck im Luftraum der Taucherbrille beim Abtauchen nicht richtig dem Wasserdruck angeglichen, entsteht ein relativer Unterdruck in der Maske, der die Brille wie einen Saugnapf auf die Augen und das Gesicht presst. Durch den Druckunterschied im Innern und außerhalb der Maske erweitern sich die Blutgefäße auf der Augenoberfläche (oder im Gesicht), es tritt Flüssigkeit aus und schließlich platzen sie auf und bluten. Die Augen sind rot und blutunterlaufen, aber das Sehvermögen ist dadurch nicht beeinträchtigt. In seltenen Fällen tritt eine Blutung hinter den Augen ein, durch die das Sehvermögen verloren geht. Das Bluten von Blutgefäßen im Gesicht verleiht in der Regel ein Aussehen, als wenn man geschlagen worden wäre.
Ohren-Barotrauma
Wenn der Druck im Mittelohr niedriger wird als der Wasserdruck beim Auftauchen, verursacht die daraus resultierende Belastung ein schmerzhaftes Auswölben des Trommelfells. Wenn der Druckunterschied hoch genug ist, platzt das Trommelfell, wodurch kaltes Wasser ins Mittelohr eindringt, was wiederum zu starkem Schwindelgefühl (einer starken Benommenheit mit dem Eindruck, dass sich alles dreht), Orientierungslosigkeit, Übelkeit und manchmal Erbrechen führt. Diese Symptome sind charakteristisch für ein Barotrauma des Mittelohrs und können bei Tauchern zu einem Ertrinken führen. Der Schwindel lässt nach, wenn das Wasser im Ohr Körpertemperatur erreicht. Ein geplatztes Trommelfell hat ein beeinträchtigtes Hörvermögen zur Folge und kann innerhalb weniger Stunden oder Tage zu einer Mittelohrinfektion mit Schmerzen und Ohrausfluss führen. Ist auch das Innenohr geschädigt, entstehen ein plötzlicher Hörverlust, Pfeifgeräusche im Ohr (Tinnitus) und Schwindel.
Sinus-Barotrauma
Druckunterschiede wirken sich auf die Nebenhöhlen (luftgefüllte Taschen in den Knochen um die Nase herum) aus, so ähnlich wie beim Ohren-Barotrauma. Sie verursachen Schmerzen im Gesicht und Kopfschmerzen beim Abtauchen und das Gefühl von Blutstau im Gesicht oder in der Nase oder beim Auftauchen Nasenbluten. Gelegentlich kommt es zu einer extremen Empfindlichkeit der Haut über der Wange oder zu Sehstörungen.
Dentales Barotrauma
Druck in den mit Luft gefüllten Räumen an den Wurzeln der Zähne oder an Füllungen kann zu Zahnschmerzen oder Schädigungen der Zähne führen.
Augen-Barotrauma
Es können sich kleine Luftbläschen bilden, die hinter harten Kontaktlinsen festsitzen. Die Bläschen können das Auge schädigen und zu Schmerzen, einem Verlust der Sehfähigkeit und dem Wahrnehmen von Lichthöfen um Lichtquellen herum führen.
Barotrauma des Verdauungstrakts
Falsches Atmen aus einem Atemgerät oder die Verwendung von Techniken zum Ausgleich des Drucks in den Ohren und Nebenhöhlen können Taucher dazu verleiten, bei einem Tauchgang kleine Mengen Luft zu schlucken. Beim Auftauchen dehnt sich diese Luft aus, was zu einem Blähbauch, Krämpfen, Schmerzen, Aufstoßen und Blähungen führen kann. Diese Symptome klingen in der Regel von selbst ab. In seltenen Fällen platzt der Magen oder der Darm, was starke Bauchschmerzen und eine gefährliche Erkrankung verursacht.
Diagnose eines Barotraumas
Stützt sich auf die Symptome und Tauchvorgeschichte
Unterschiedliche Tests, je nach Art des Barotraumas
Das Barotrauma wird hauptsächlich anhand der Art der Symptome und im zeitlichen Zusammenhang mit dem Tauchen diagnostiziert. Je nach den Symptomen werden gegebenenfalls bildgebende Untersuchungen durchgeführt. Zum Beispiel benötigen Patienten mit einem Lungen-Barotrauma in der Regel ein Röntgenbild des Brustraums. Patienten mit einem Barotrauma des Mittelohrs oder des Auges müssen sich eventuell einem Hör- oder Sehtest unterziehen.
Behandlung eines Barotraumas
Behandlung zur Druckentlastung
Behandlung von bestimmten Gewebeschäden und Komplikationen
Manche Taucher mit einem Pneumothorax müssen behandelt werden, zum Beispiel indem eine Kunststoffröhre in den Brustraum eingeführt wird, damit die Luft abziehen und die Lungenflügel sich wieder weiten können. Die Behandlung des Pneumomediastinums und des subkutanen Emphysems besteht meist in Bettruhe und der Gabe von Sauerstoff über eine Atemmaske.
Ohren- und Sinus-Barotraumata werden durch Freimachen der Nase (mit Oxymetazolin-Nasenspray) oder oral verabreichten abschwellenden Mitteln behandelt. Gelegentlich werden Kortikosteroide in Form von Nasenspray oder Tabletten verabreicht, wenn die Heilung langsam verläuft. Massiver Hörverlust, Tinnitus oder Vertigo deuten auf eine Schädigung des Innenohrs hin und sollten von einem Arzt untersucht werden. Bei einem Barotrauma des Innenohrs muss eventuell operiert werden, um einem dauerhaften Hörverlust vorzubeugen.
Ein gerissenes Trommelfell heilt in der Regel von allein, eine Mittelohrentzündung muss jedoch mit Antibiotika, oral oder als Ohrentropfen verabreicht, behandelt werden. Ein Riss zwischen Mittel- und Innenohr muss rasch operativ geschlossen werden, um Dauerschäden zu vermeiden.
Ein Magen- oder Darmdurchbruch muss operiert werden.
Vorbeugung vor einem Barotrauma
Der Druck in Lunge und Luftwegen wird mit Hilfe von Taucherhelm oder Pressluftgerät automatisch ausgeglichen, wenn eine Druckluftzufuhr in der Tiefe vorhanden ist, wie etwa aus dem Taucherhelm oder dem Lufttank. Mit dieser Druckluft lässt sich auch der Druck in den Nebenhöhlen ausgleichen, sofern die Öffnungen der Nebenhöhlen nicht verengt sind, zum Beispiel durch Entzündung oder eine Infektion der oberen Atemwege.
In der Tauchermaske sorgt das Ausstoßen der Luft aus der Nase in die Maske für den Druckausgleich. Die Druckdifferenz im Mittelohr lässt sich durch Gähnen und Schlucken bei zugehaltener Nase ausgleichen; dadurch wird die Verbindung zwischen dem Mittelohr und der hinteren Rachenwand (Eustachische Röhre) geöffnet.
Ohrstöpsel oder eine stramm sitzende Neoprenkappe bilden zum Trommelfell hin einen geschlossenen Raum, in dem kein Druckausgleich stattfinden kann. Auch der Druck in einer Taucherbrille kann nicht ausgeglichen werden. Deshalb sollten beim Tauchen weder Ohrstöpsel noch Taucherbrillen getragen werden. Stramm sitzende nasse Kappen sollten korrekt belüftet werden, damit sie das Außenohr nicht blockieren.
Menschen mit einer Nasenverstopfung, die die Nasengänge blockieren könnte, nehmen vor dem Tauchen ein abschwellendes Mittel (wie etwa Pseudoephedrin zum Schlucken oder Mittel wie Oxymetazolin als Nasenspray) ein. Wenn die Verstopfung beseitigt wird, kann dies dazu beitragen, dass der Druckausgleich zwischen den Ohren und den Nebenhöhlen erleichtert und so ein Sinus- und Ohren-Barotrauma vermieden wird.
Zur Vermeidung eines Lungen-Barotraumas müssen die Taucher alle in der Tiefe eingeatmete Luft – selbst in der Tiefe eines Schwimmbeckens – während des Auftauchens frei ausatmen. Menschen mit Lungenerkrankungen wie Asthma sollten untersucht werden, bevor sie einen Tauchlehrgang beginnen.
Weitere Informationen
Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.
Divers Alert Network: 24-Stunden-Notruf: +1 919-684-9111
Duke Dive Medicine: 24-Stunden-Notruf mit ärztlicher Beratung: +1 919 684 8111