Divertikulose im Dickdarm

VonJoel A. Baum, MD, Icahn School of Medicine at Mount Sinai;
Rafael Antonio Ching Companioni, MD, HCA Florida Gulf Coast Hospital
Überprüft/überarbeitet Juli 2024
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Kurzinformationen

Divertikulose bedeutet, dass – meist im Dickdarm (Colon) – 1 oder mehrere ballonartige Ausstülpungen (Divertikel) vorhanden sind.

  • Die Ursache für Divertikulose ist unbekannt, kann aber mit der Ernährung, einem bewegungsarmen Lebensstil, Übergewicht, Rauchen und der Einnahme bestimmter Medikamente zusammenhängen.

  • Krämpfe in der Muskelschicht im Darm werden als weitere Ursache für die Entstehung von Divertikeln angesehen.

  • Divertikel verursachen in der Regel keine Symptome, manchmal entzünden sie sich jedoch oder bluten, wodurch Blut im Stuhl oder eine Blutung aus dem Mastdarm entsteht.

  • Die Diagnose wird normalerweise durch eine Koloskopie oder eine Computertomografie (CT-Scan) bestätigt.

  • Wenn Symptome auftreten, werden eine ballaststoffreiche Ernährung und Füllstoffe verordnet, doch manchmal kommt es zu Blutungen, die eine Koloskopie oder sogar eine Operation erfordern.

Was ist Divertikulose?

Bei einer Divertikulose entstehen vor allem im letzten Abschnitt des Dickdarms (Sigmoid) ballonartige Ausstülpungen (Divertikel). Die meisten Divertikel variieren in ihrem Durchmesser von etwa 2 mm bis 13 mm. Aus unklaren Gründen werden einige Divertikel sehr groß. Die seltenen Riesendivertikel haben einen Durchmesser von mind. 4 cm.

(Siehe auch Definition von Divertikelkrankheit.)

Divertikel im Dickdarm treten auf, wenn ein Defekt in der dicken muskulösen Mittelschicht des Darms vorliegt. Die dünnen inneren Schichten des Darms stülpen sich durch die defekte Stelle und bilden einen kleinen Ballon. Divertikel sorgen in der Regel nicht für Probleme, können sich jedoch entzünden oder bluten.

Divertikel können überall im Dickdarm entstehen, am häufigsten treten sie jedoch im Sigmoid auf, dem untersten Teil des Dickdarms unmittelbar vor dem Mastdarm.

Divertikel variieren in ihrem Durchmesser von etwa 3 mm bis über 10 mm. Die seltenen Riesendivertikel haben einen Durchmesser von mind. 4 cm. Riesendivertikel können einzeln auftreten.

Divertikel sind bis zum Alter von 40 Jahren selten, treten danach aber rasch häufiger auf. Die meisten Menschen über 70 Jahre haben sie.

Ursachen von Divertikulose im Dickdarm

Die Ursache für Divertikulose ist unbekannt, kann aber mit ballaststoffarmer Ernährung oder dem Verzehr von viel rotem Fleisch, einer bewegungsarmen Lebensweise, Übergewicht und Rauchen und der Anwendung von nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), Aspirin, Kortikosteroiden und Opioiden zusammenhängen.

Weitere mögliche Risikofaktoren sind die familiäre Vorgeschichte und Veränderungen in der Struktur des Dickdarms und der Art und Weise, wie sich Abfallprodukte darin bewegen.

Es wird angenommen, dass Divertikel durch Krämpfe in der Muskelschicht im Darm entstehen. Die Muskelkrämpfe erhöhen den Druck im Dickdarm, sodass aufgrund des Darminhalts sich ein Teil der Darmwand an einer Schwachstelle ausstülpt – gewöhnlich dort, wo eine Arterie in die Muskelschicht der Dickdarmwand eindringt. Die Muskelschicht des Sigmoids ist bei Patienten mit Divertikulose häufig verdickt.

Die Ursache von Riesendivertikeln ist nicht geklärt.

Symptome von Divertikulose im Dickdarm

Divertikel sind an sich ungefährlich. In der Regel verursacht die Divertikulose bei den meisten Menschen keine Beschwerden. Bei einigen Personen mit Divertikulose treten jedoch bisweilen unerklärliche schmerzhafte Bauchkrämpfe oder Darmentleerungsstörungen (z. B. Verstopfung) auf.

Komplikationen bei Divertikulose

Komplikationen bei Divertikulose treten häufiger bei Patienten auf, die rauchen, übergewichtig sind, eine HIV-Infektion haben, NSAR einnehmen oder sich einer Chemotherapie gegen Krebs unterziehen.

Die häufigsten Komplikationen sind:

Divertikulitis ist eine Entzündung mit oder ohne Infektion eines Divertikels, die Bauchschmerzen verursacht und zu einer Eiteransammlung (Abszess) rund um den Entzündungsherd führen kann. Wenn sich ein Loch oder Riss im Divertikel bildet, können Flüssigkeiten und Bakterien in die Bauchhöhle austreten und eine sehr ernste Bauchfellentzündung (Peritonitis) auslösen.

Divertikel können in den Darm bluten. Diese Blutungen sind schmerzlos, können aber so stark sein, dass Blut durch den Mastdarm ausgeschieden wird (siehe Gastrointestinale Blutung). Die meisten Blutungen hören spontan wieder auf. Bei manchen Betroffenen muss jedoch eine Koloskopie oder Operation vorgenommen werden, um die Blutung zu stoppen. Die Blutung kann so stark sein, dass eine Bluttransfusion notwendig ist.

Diagnose einer Divertikulose im Dickdarm

  • Koloskopie oder Computertomografie (CT-Scan)

Der Verdacht auf Divertikulose besteht bei Symptomen wie unerklärlichen schmerzhaften Bauchkrämpfen, Darmentleerungsstörungen oder schmerzlosen Blutungen aus dem Mastdarm vor allem bei älteren Erwachsenen.

Divertikel, die keine Symptome verursachen, werden in der Regel zufällig während einer Koloskopie, einer Videokapselendoskopie, eines Bariumeinlaufs, eines CT-Scans oder einer Magnetresonanztomografie (MRT) entdeckt.

Die Diagnose einer Divertikulose wird normalerweise anhand der Untersuchung des Dickdarms mit einem biegsamen Beobachtungsschlauch (Koloskopie) oder manchmal anhand eines CT-Scans des Bauchraums bestätigt. Bei starken Bauchschmerzen wird die CT-Methode in der Regel bevorzugt, um ein Platzen des entzündeten Darms zu verhindern.

Divertikulose
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Auf diesem Bild sind mehrere Durchbrüche von Divertikeln (Pfeile) im Dickdarm (Kolon) zu sehen. Um den Divertikel zu sehen, untersuchen Ärzte den Dickdarm mit einem biegsamen Beobachtungsschlauch (Koloskopie).
Bild von David M. Martin, MD.

Wenn Blut im Stuhl vorkommt, ist eine Koloskopie meistens die beste Methode, um die Ursache der Blutung festzustellen. Bei Menschen, die von starken Blutungen betroffen sind, kann zur Bestimmung der Ursache jedoch auch eine CT-Angiografie oder eine Radionuklid-Angiografie nach der Injektion von radioaktiven roten Blutkörperchen in eine Vene (intravenös) notwendig sein.

Behandlung von Divertikulose im Dickdarm

  • Keine Behandlung für Betroffene ohne Symptome

  • Ernährungsumstellung bei Patienten mit Symptomen

  • Behandlung der Blutung

Von Divertikeln betroffene Personen, die keine Symptome aufweisen, brauchen weder eine Behandlung noch eine Ernährungsumstellung.

Die Behandlung bei Betroffenen mit Symptomen zielt darauf ab, die Darmkrämpfe zu reduzieren, was am besten durch eine ballaststoffreiche Ernährung (Gemüse, Obst und Vollkornprodukte) und ausreichende Flüssigkeitszufuhr erreicht werden kann. Mehr Masse im Dickdarm verringert die Krämpfe, wodurch wiederum der Druck auf die Wand des Dickdarms sinkt. Es ist jedoch nicht eindeutig bewiesen, dass Ballaststoffe wirklich hilfreich sind. Wenn eine ballaststoffreiche Ernährung allein nicht wirksam ist, kann sie täglich mit einem Füllstoff wie Flohsamen oder Methylzellulose ergänzt werden. Menschen mit Verstopfung können auch Abführmittel erhalten, die die Masse im Dickdarm erhöhen.

Die meisten Blutungen hören ohne Behandlung wieder auf. Wenn dies nicht der Fall ist, führen Ärzte häufig eine Koloskopie durch, um zu ermitteln, welcher Bereich blutet, und ihn dann mit Klemmen, Hitze, einem Laser oder durch Injektion eines Medikaments zu verkleben (koagulieren).

Als alternative Maßnahme können Ärzte die Blutung auch mit einer Angiografie stoppen. Bei dieser Maßnahme wird ein Katheter in die Arterie eingeführt, die zu dem blutenden Divertikel führt, worauf Material injiziert wird (ein Prozess, der Embolisation genannt wird), um die Durchblutung des betroffenen Divertikels zu reduzieren.

Kann die Blutung nicht gestoppt werden, kann in seltenen Fällen die operative Entfernung des Dickdarms oder eines Teils davon erforderlich sein (eine sogenannte Kolektomie).

Eine Operation ist möglicherweise auch bei Riesendivertikeln erforderlich, da sich diese leicht infizieren und dann aufplatzen.