Multivitamine und Megavitamine

VonLaura Shane-McWhorter, PharmD, University of Utah College of Pharmacy
Überprüft/überarbeitet März 2024
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Multivitaminpräparate enthalten eine Kombination aus mindestens 3 Vitaminen oder Vitaminen und Mineralstoffen (und manchmal auch andere Inhaltsstoffe).

  • Andere Bezeichnungen für diese Produkte sind Multivitamine/Multimineralstoffe oder MVM (wenn sie sowohl Vitamine als auch Mineralstoffe enthalten) und manchmal auch nur Vitaminpräparate.

  • Es gibt keinen Standard für die Nährstoffe oder deren Dosis in Multivitaminpräparaten.

  • Viele sind so konzipiert, dass sie einmal täglich eingenommen werden und die meisten oder alle bekannten Vitamine und Mineralstoffe enthalten, im Allgemeinen in Konzentrationen, die den empfohlenen Höchstmengen der einzelnen Nährstoffe entsprechen.

Megavitamine (auch bekannt als Megadosis-Multivitaminpräparate und orthomolekulare Therapie) enthalten sehr hohe Dosen (manchmal hundertmal mehr als der tägliche Bedarf) von einem oder mehreren Vitaminen sowie Mineralstoffen.

(Siehe auch Heilpflanzen und Ergänzungspräparate im Überblick.)

Behauptungen zu Multivitaminen und Megavitaminen

Megavitaminunternehmen geben an, dass die Einnahme sehr hoher Dosen von Vitaminen mit oder ohne hohen Dosen von Mineralstoffen die verfügbare Menge an Nährstoffen erhöht, die dem Körper zur Verfügung stehen, um gesund zu bleiben oder ein höheres Maß an Gesundheit zu erreichen.

Befürworter von Multivitaminen und Megavitaminen haben mehrere ähnliche Vorteile dieser Produkte identifiziert:

  • Förderung der Gesundheit, indem dem Körper die Mikronährstoffe zugeführt werden, die er benötigt

  • Förderung eines gesunden Immunsystems

  • Unterstützung der Gesundheit von Augen, Haar und Haut

  • Steigerung des Energieniveaus und des Wohlbefindens und Reduzierung von Stress

  • Behandlung von Krankheiten, die durch einen Mangel an bestimmten Vitaminen und Mineralstoffen verursacht oder verschlimmert werden

  • Vorbeugung oder Behandlung von Erkrankungen, die bei älteren Erwachsenen häufiger auftreten, wie Diabetes, Herzerkrankungen, Bluthochdruck und Abnahme der Gehirnfunktion

Nachweise für Multivitamine und Megavitamine

Multivitaminpräparate können Patienten helfen, die empfohlenen Nährstoffspiegel zu erreichen, wenn sie aus der Nahrung nicht ausreichend Vitamine und Mineralstoffe erhalten.

  • Studien zeigen, dass Personen, die regelmäßig Multivitaminpräparate einnehmen, mit größerer Wahrscheinlichkeit ausreichende Mengen der benötigten Vitamine und Mineralstoffe aufweisen als Personen, die diese Nahrungsergänzungsmittel nicht einnehmen. Aber das Risiko, zu viel von bestimmten Vitaminen und Mineralstoffen zu erhalten, ist bei Multivitamin-Anwendern ebenfalls höher.

  • Studien haben außerdem gezeigt, dass Multivitamin-Anwender tendenziell einen gesünderen Lebensstil und eine bessere Ernährungsweise pflegen als Personen, die keine Ergänzungsmittel einnehmen. Aus diesem Grund ist es schwierig zu sagen, ob die Vorbeugung chronischer Krankheiten und die Förderung einer guten Gesundheit bei Multivitamin-Konsumenten auf deren Anwendung dieser Nahrungsergänzungsmittel zurückzuführen ist oder auf die tendenziell bessere Ernährung und den gesünderen Lebensstil.

  • Forschungsergebnisse zeigen, dass die Verwendung von Multivitaminpräparaten das Gesamtrisiko für chronische Erkrankungen nicht zu senken scheint, aber bestimmte Nährstoffe in diesen Produkten einigen Personengruppen helfen könnten. Beispielsweise kann die Einnahme von Kalzium- und Vitamin-D-Präparaten bei Frauen nach den Wechseljahren das Risiko für Frakturen senken.

  • Bei Menschen in medizinisch gut versorgten Ländern ist Vitaminmangel selten ein Problem. Es gibt nur gelegentliche Ausnahmen (z. B. Vitamin D und manchmal Vitamin B12). Mineralstoffmangelzustände entwickeln sich meistens nur bei Menschen, die ein Risiko dafür aufweisen, wie etwa bei Personen, die Diuretika einnehmen oder unter anderen Erkrankungen leiden.

  • Mehrere große Studien haben keine eindeutigen Belege dafür gefunden, dass Vitaminpräparate chronischen Krankheiten vorbeugen oder den Tod aufgrund schwerer chronischer Erkrankungen bei Menschen verhindern können, die keine Mangelernährung aufweisen.

Nebenwirkungen von Multivitaminen und Megavitaminen

Die Einnahme von Multivitaminpräparaten, die Nährstoffe in Mengen liefern, die der empfohlenen Tagesdosis ähneln, sollte für die meisten gesunden Menschen unbedenklich sein. Es gibt jedoch bestimmte Risiken:

  • Hohe Dosen von Betakarotin, Vitamin E und möglicherweise Vitamin A in Multivitamin- oder Megavitaminpräparaten können das Sterberisiko erhöhen.

  • Multivitamin- und Megavitaminpräparate, die große Mengen an Vitamin A oder Betakarotin enthalten, könnten das Risiko für Lungenkrebs bei Rauchern oder ehemaligen Rauchern erhöhen.

  • Die Anwendung von Multivitamin- oder Megavitaminpräparaten, die große Mengen an Vitamin A enthalten, könnte bei Schwangeren das Risiko für Geburtsfehler erhöhen.

  • Die Anwendung übermäßig hoher Dosen bestimmter Vitamine (z. B. Vitamin A) kann Toxizität verursachen.

  • Hohe Dosen von Vitamin D können den Kalziumspiegel im Blut erhöhen (siehe Hyperkalzämie).

  • Die Anwendung von Nahrungsergänzungsmitteln, die große Mengen an Kalzium enthalten, kann das Risiko eines Herzinfarkts erhöhen, und hohe Dosen einiger Antioxidantien (wie Vitamin E) könnten das Risiko für Prostatakrebs bei Männern erhöhen.

  • Wenn die Multivitamin- oder Megavitamin-Kapseln oder -Tabletten sehr groß sind, könnten ältere Menschen Schwierigkeiten beim Schlucken haben, sodass ein Erstickungsrisiko besteht.

Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln und Multivitaminen und Megavitaminen

Multivitaminpräparate, die Nährstoffe in Mengen liefern, die der empfohlenen Tagesdosis ähneln, haben in der Regel keine Wechselwirkungen mit Medikamenten. Es muss jedoch beachtet werden, dass Multivitaminpräparate, die Vitamin K enthalten, die Wirksamkeit von Gerinnungshemmern (wie Warfarin) verringern können, da Vitamin K die Blutgerinnung unterstützt.

  • Megavitaminpräparate können je nach Inhaltsstoffen mit mehreren Medikamenten in Wechselwirkung treten.

  • Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin C, Vitamin E, Betakarotin und Selen können bei manchen Menschen mit koronarer Herzkrankheit die Vorteile einer Kombination von Simvastatin und Niazin auf den Cholesterinspiegel zunichtemachen.

  • Vitamin E kann das Blut verdünnen, sodass die Einnahme eines Megavitaminpräparats mit einer hohen Dosis Vitamin E sowie des Blutverdünners Warfarin oder Aspirin das Risiko für innere Blutungen oder Schlaganfall erhöhen könnte.

  • Die Aufnahme von öllöslichen Vitaminen (A, D, E und K) und Betakarotin könnte beeinträchtigt werden, wenn die Vitaminpräparate gleichzeitig mit Orlistat, einem gewichtssenkenden Medikament, eingenommen werden.

  • Hochdosiertes Vitamin A könnte zu einer Lebertoxizität führen, wenn eine Person gewohnheitsmäßig große Mengen an Alkohol zu sich nimmt.

  • Multivitamin- oder Megavitaminprodukte können manchmal Biotin enthalten (zur Förderung gesunder Haare, gesunder Haut und gesunder Nägel), und große Mengen könnten die Genauigkeit bestimmter Labortests beeinträchtigen, wie z. B. zur Beurteilung der Schilddrüsenfunktion, des Vitamin-D-Spiegels oder des Troponin-Spiegels (ein Labortest zur Bestimmung dieser Proteine kann bei der Feststellung helfen, ob eine Person einen Herzinfarkt hatte).

  • Eine hohe Dosis Vitamin C kann die Wirkung des Blutverdünners Warfarin verringern. 

  • Die Einnahme einer hohen Dosis Vitamin C mit oralen Verhütungsmitteln oder einer Hormonersatztherapie kann den Östrogenspiegel erhöhen.

  • Die Einnahme einer hohen Dosis Vitamin C kann Auswirkungen auf bestimmte Chemotherapeutika gegen Krebs haben (z. B. Bortezomib, Paclitaxel, Doxorubicin), was möglicherweise ihre Wirksamkeit verändert.

Empfehlungen für Multivitamin- und Megavitaminpräparate

Obwohl Multivitaminpräparate helfen können, die empfohlenen Nährstoffspiegel zu erreichen, ist es ungewöhnlich, dass Menschen in Industrieländern ihren Vitamin- und Mineralstoffbedarf nicht allein durch Nahrungsmittel decken können. Die Betroffenen sollten ihren Arzt über ihr Risiko eines Vitamin- oder Mineralstoffmangels befragen.

Multivitamin- und Megavitaminpräparate werden Personen, die keinen Nährstoffmangel aufweisen, nicht empfohlen, da die angeblichen gesundheitlichen Vorteile in hochwertigen Studien größtenteils nicht bestätigt wurden und die Risiken einer Einnahme hoher Dosen häufig höher sind als der Nutzen.

Multivitaminpräparate, die Vitamine und Mineralstoffe in Dosen enthalten, die der empfohlenen Tagesdosis ähneln, sind für die meisten Menschen wahrscheinlich unbedenklich. Nahrungsergänzungsmittel wie Megavitaminpräparate, die größere Mengen als die empfohlene Tagesdosis enthalten, können jedoch unerwünschte Wirkungen haben und sogar schädlich sein.

  • Schwangere sollten die Einnahme von Multivitaminpräparaten oder Vitamin-A-haltigen Megavitaminpräparaten vermeiden. (Konventionelle Vitaminpräparate für Schwangere sind vorzuziehen.)

  • Personen, die noch aktuell rauchen oder früher regelmäßig geraucht haben, sollten die Einnahme von Multivitaminpräparaten oder Megavitaminpräparaten, die große Dosen Vitamin A oder Betakarotin enthalten, vermeiden.

  • Personen, die keinen Vitamin- oder Mineralstoffmangel aufweisen, Personen, die bestimmte Medikamente einnehmen (einschließlich Blutverdünner und der Kombination aus Simvastatin und Niazin), sowie wahrscheinlich alle Personen, welche die Einnahme von Multivitamin- oder Megavitaminpräparaten in Betracht ziehen, sollten vorher mit ihrem Arzt sprechen.

  • Personen, die Orlistat einnehmen, sollten die Ergänzung von fettlöslichen Vitaminen (A, D, E und K) und Betakarotin mit ihrem Arzt besprechen.

  • Männer können sich gegen die Einnahme von Vitamin-E-Nahrungsergänzungsmitteln entscheiden, um ein erhöhtes Risiko für Prostatakrebs zu vermeiden.