Schielen und Amblyopie: Was Eltern wissen müssen
Kommentar30.10.23 Von MSD Manuals

Wenn Kinder wachsen und sich entwickeln, bemerken manche Eltern, dass die Augen ihrer Kinder beginnen, in verschiedene Richtungen zu zeigen und sich falsch auszurichten. Diese Erkrankung wird als Strabismus (Schielen) bezeichnet und tritt relativ häufig auf. Etwa 3 Prozent aller Kinder schielen.

Zu den frühen Anzeichen des Schielens gehören das Überkreuzen oder Abdriften der Augen. Dies kann willkürlich im Laufe des Tages auftreten oder gehäufter, wenn ein Kind müde oder abgelenkt ist. Ein weiteres Warnzeichen ist das Blinzeln mit einem Auge in hellem Sonnenlicht. Manche Menschen nennen die Erkrankung auch „einen Silberblick haben“. Eine Möglichkeit, den Schweregrad von Strabismus bei älteren Kindern zu beurteilen, besteht darin, zu fragen, ob ihre Freundinnen und Freunde es bemerken. Wenn das zutrifft, heißt das, dass es häufiger auftritt und nicht kontrollierbar ist.

Eltern sollten nicht zögern und sicherstellen, dass Kinder, die Anzeichen von Strabismus aufweisen, bei einer Ärztin oder einem Arzt vorstellig werden. Hier sind einige Dinge, die Eltern und Patientinnen und Patienten wissen sollten, wenn sie eine Fehlausrichtung der Augen ihrer Kinder bemerken.

1. Es gibt verschiedene Formen des Schielens

Strabismus ist der medizinische Fachbegriff für eine Fehlausrichtung der Augen. Es gibt viele verschiedene Arten, und die meisten Menschen kennen die Erkrankung anhand ihrer umgangssprachlichen Namen, wie z. B. Schielen oder einen Silberblick haben. Horizontales Schielen kann beispielsweise durch eine Einwärtsbewegung (Einwärtsschielen, Esotropie) oder eine Auswärtsbewegung der Augen (Auswärtsschielen, Exotropie) gekennzeichnet sein. Beim vertikalen Schielen wird zwischen Aufwärtsschielen (Hypertropie) und Abwärtsschielen (Hypotropie) unterschieden.

Strabismus entwickelt sich am häufigsten in der frühen Kindheit. Die Ursachen variieren, häufig je nach Alter, und umfassen eine Familienanamnese der Erkrankung, genetische Erkrankungen oder eine traumatische Verletzung des Gesichts oder Kopfes. Bei manchen Kindern ist eine übermäßige Weitsichtigkeit oft eine Ursache, und systemische Erkrankungen wie Schilddrüsenerkrankungen sind bei Erwachsenen eine häufigere Ursache.

2. Schielen kann zu einer Amblyopie führen, die als „träges Auge“ bezeichnet wird

Oftmals kommt es zu einer Verwechslung von Strabismus mit Amblyopie. Alle Arten des Schielens können zu einer Amblyopie führen, die auch als „träges Auge“ bekannt ist. Amblyopie ist eine Abnahme des Sehvermögens, die auftritt, weil das Gehirn das von einem Auge empfangene Bild ignoriert, und kann durch eine Fehlausrichtung des Auges verursacht werden. Bei etwa 50 Prozent der Kinder, die nicht behandelt werden, führt Schielen zu Sehschwäche und einem damit verbundenen Sehverlust.

3. Strabismus verschwindet nicht von selbst

Wenn ein Kind Anzeichen von Fehlstellungen der Augen aufweist, sind die Eltern vielleicht geneigt abzuwarten, ob die Erkrankung von selbst wieder verschwindet. Tatsächlich verwächst sich das Schielen nicht. Es wird das Sehvermögen einer Person so lange beeinträchtigen, bis es behandelt wird. Jeder, der Anzeichen eines Schielens zeigt, sollte umgehend von einer Ärztin oder einem Arzt untersucht werden, um den richtigen Behandlungsplan zu bestimmen und einen potenziellen Sehverlust zu vermeiden.

4. Schielen wird meist operativ behandelt

In den meisten Fällen umfasst die Behandlung eine ambulante Operation, die die Augenmuskeln schwächt oder stärkt, um damit die Augen auszurichten. In einigen Fällen wird das dauerhafte Tragen einer Brille empfohlen. Je nach Schwere und Fortschreiten der Erkrankung können Ärztinnen und Ärzte zunächst daran arbeiten, das Sehvermögen auszugleichen und eine aufgetretene Amblyopie zu korrigieren. Dies kann durch Augenpflaster oder Augentropfen erreicht werden, die das Sehvermögen im schwächeren Auge stärken. Dies sind nur Behandlungen für Amblyopie (Verringerung des Sehvermögens), nicht jedoch für Strabismus (Fehlstellung).

Die Amblyopie muss in der Kindheit behandelt werden, wenn sich das Sehsystem eines Kindes entwickelt. Viele Menschen glauben, dass auch das Schielen in der Kindheit behandelt werden muss. Das stimmt nicht. Viele erwachsene Patientinnen und Patienten haben im späteren Leben eine erfolgreiche Operation. Dennoch ist Schielen selbst mit Behandlung eine lebenslange Erkrankung. Die Erfolgsrate durch eine operative Korrektur des Schielens kann größer als 80 Prozent sein. Etwa 20 Prozent der Kinder benötigen einen weiteren chirurgischen Eingriff.

5. Jedes Kind sollte sich regelmäßigen Sehtests unterziehen

Die Sehkraft von Kindern sollte regelmäßig untersucht werden, sodass Schielen bereits im Alter von einigen Monaten festgestellt werden kann. Sowohl herkömmliche Screening-Methoden als auch Foto-Screenings sind wirksam.

Das Schielen hat eine wesentliche soziale Komponente. Die Forschung hat ergeben, dass sich die Erkrankung in Bewerbungsgesprächen und in sozialen Situationen nachweislich auf die Performance einer Person auswirkt. Dies ist ein weiterer wichtiger Grund für Eltern, auf Anzeichen von Schielen zu achten und alle Bedenken frühzeitig anzugehen, zusätzlich zu regelmäßigen Sehtests und pädiatrischen Behandlungen.

Weitere Informationen zu Strabismus finden Sie auf der Manuals-Seite zu diesem Thema.