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Berufsbedingtes Asthma

(Berufsbedingtes Asthma)

VonCarrie A. Redlich, MD, MPH, Yale Occupational and Environmental Medicine Program Yale School of Medicine;
Efia S. James, MD, MPH, Bergen New Bridge Medical Center;Brian Linde, MD, MPH, Yale Occ and Env Medicine Program
Überprüft/überarbeitet Nov. 2023
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Von einem berufsbedingten Asthma spricht man bei einer vorübergehenden Verengung der Atemwege, die durch das Einatmen von reizenden oder allergieauslösenden Partikeln oder Dämpfen am Arbeitsplatz entsteht.

Quellen zum Thema

  • Berufsbedingtes Asthma kann Kurzatmigkeit, Engegefühl in der Brust, Keuchatmung und Husten auslösen.

  • Der Schlüssel zur Diagnose liegt in einer sorgfältigen Aufarbeitung der bisherigen umwelt- und berufsbedingten Exposition.

  • Die Behandlung besteht in der Vermeidung des Auslösers. Ist dies nicht möglich, kommen Medikamente zum Einsatz, um die Atemwege zu öffnen und die Entzündung zu reduzieren.

(Siehe auch Überblick über umwelt- und berufsbedingte Lungenerkrankungen und Asthma.)

Rund 15 Prozent der Asthmafälle bei Erwachsenen geht auf eine berufsbedingte Exposition zurück. Ein berufsbedingtes Asthma sollte bei allen Erwachsenen mit Asthma vermutet werden, insbesondere bei solchen mit neu einsetzendem oder sich verschlimmerndem Asthma. 

Arbeitsplätze enthalten häufig Reizstoffe und Allergene (Substanzen, die eine allergische Reaktion auslösen), die Asthma verursachen oder verschlimmern können. Häufig ist es schwierig, den tatsächlichen Auslöser zu identifizieren (z. B. ein Reinigungs- oder Haarpflegeprodukt) und in der Regel auch unnötig. Es ist jedoch wichtig, berufsbedingtes Asthma von anderen Atemwegserkrankungen zu unterscheiden, die mit dem Arbeitsplatz in Zusammenhang stehen, wie z. B. Reizung der oberen Atemwege, Stimmbandstörung, Alveolitis und chronische Bronchitis.

Berufsbedingtes Asthma kann auch noch Symptome verursachen, wenn der Reizstoff oder das Allergen bereits entfernt wurde.

Berufsbedingtes Asthma kann verschiedene Formen annehmen:

  • Sensibilisierungsinduziertes berufsbedingtes Asthma

  • Expositionsbedingtes Asthma und reaktives Atemwegsdysfunktionssyndrom (RADS)

  • Exazerbiertes berufsbedingtes Asthma

Sensibilisierungsinduziertes berufsbedingtes Asthma 

Ein sensibilisierungsinduziertes berufsbedingtes Asthma entwickelt sich nach einer Immunreaktion auf ein Allergen, das am Arbeitsplatz vorhanden ist. Beispiele für Allergene sind Getreidestaub, Latex, Chemikalien, Metalle, Tierhaare und Holzstaub. Hunderte von Substanzen am Arbeitsplatz können Allergene sein und Asthma verursachen. Das Risiko für die Entwicklung von sensibilisierungsinduziertem Asthma variiert je nach Beruf und den spezifischen Substanzen, die am Arbeitsplatz vorhanden sind.

Expositionsbedingtes Asthma und reaktives Atemwegsdysfunktionssyndrom

Reizstoffinduziertes Asthma bezieht sich auf Asthma, das nach dem Kontakt mit respiratorischen Reizstoffen bei der Arbeit auftritt. Reizstoffe können Zellschäden und Entzündungen verursachen. Eine starke Exposition gegenüber Reizstoffen, z. B. bei einem Unfall am Arbeitsplatz oder einem Verschütten von Chemikalien, kann zu einem Reaktiven Atemwegsdysfunktionssyndrom (RADS) führen. RADS bezieht sich auf den Ausbruch von Asthmasymptomen innerhalb von 24 Stunden nach einer hohen Belastung mit einem bekannten Reizstoff.

Zusätzlich zu RADS umfasst reizstoffinduziertes Asthma auch die Entwicklung von Asthma bei Arbeitern mit chronischer Exposition gegenüber einer mittleren Konzentration an Reizstoffen. Asthma kann auch durch wiederholte Exposition gegenüber einer niedrigen Konzentration von Reizstoffen wie Reinigungsmitteln und Desinfektionsmitteln ausgelöst werden. 

Exazerbiertes berufsbedingtes Asthma

Bei exazerbiertem berufsbedingten Asthma handelt es sich um ein bereits bestehendes Asthma, das sich durch Asthma-Auslöser bei der Arbeit verschlimmert. Eine mehrfache Exposition kann bestehendes Asthma verschlimmern (exazerbieren), unter anderem wenn die Person extremen Temperaturen, feuchten und feuchtwarmen Umgebungen, Staub, Reinigungsmitteln und verschiedenen Reizstoffen und Allergenen ausgesetzt ist, die in der Umgebung häufig vorkommen.

Tabelle
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Symptome von berufsbedingtem Asthma

Die Symptome von berufsbedingtem Asthma, das durch Sensibilisierung gegenüber einer Substanz am Arbeitsplatz verursacht wird, entwickeln sich typischerweise über Wochen oder Jahre hinweg. Sobald der Arbeiter für eine bestimmte Substanz sensibilisiert ist, kann er auf sehr niedrige Konzentrationen dieser Substanz reagieren, wodurch die Kontrolle einer Exposition gegenüber dieser Substanz schwierig wird.

Zu den typischen Symptomen zählen Kurzatmigkeit, Engegefühl in der Brust, Keuchatmung und Husten. Manche Menschen weisen Anzeichen einer Allergie am Arbeitsplatz auf und leiden unter Symptomen wie Niesen, laufender Nase und tränenden Augen. Diese Allergiesymptome können Monate oder Jahre bestehen, bevor es zu Kurzatmigkeit und anderen Atemschwierigkeiten kommt.

Die Symptome entwickeln und/oder verschlimmern sich typischerweise bei der Arbeit und verbessern sich, wenn die Person nicht auf der Arbeit ist (z. B. an Wochenenden und Feiertagen). Eine dauerhafte Exposition am Arbeitsplatz führt dazu, dass die Symptome chronischer und anhaltender werden, und der Zusammenhang mit der Arbeit weniger offensichtlich werden kann. 

Diagnose von berufsbedingtem Asthma

  • Frühere Asthmasymptome bei der Arbeit

Zur Diagnose von berufsbedingtem Asthma erkundigen sich Ärzte nach den Symptomen und nach einer möglichen Exposition gegenüber Substanzen, die bekanntermaßen Asthma auslösen.

Ärzte ziehen berufsbedingtes Asthma bei Erwachsenen mit neu ausbrechendem oder sich verschlimmerndem Asthma in Betracht. Bessern sich die Asthmasymptome, wenn die Person nicht auf der Arbeit ist (z. B. an Wochenenden oder Feiertagen), ist dies ein Hinweis auf berufsbedingtes Asthma.

Nach der Klärung der Asthma-Diagnose dokumentieren Ärzte den Zeitpunkt, Ausbruch und Krankheitsverlauf des Asthmas im Zusammenhang mit der Arbeit und auch die Belastung mit Asthma-Auslösern außerhalb des Arbeitsplatzes. Sie erstellen eine gründliche, berufsbedingte Krankengeschichte, einschließlich Berufsbezeichnung, Branche, Arbeitsaufgaben und Beschreibung des Arbeitsumfeldes und der verwendeten Materialien.  Ärzte sollten nach bestimmten Prozessen, Orten oder Expositionen bei der Arbeit fragen, die mit sich verschlimmernden Symptomen verknüpft sind.

Sicherheitsdatenblätter, die an allen Arbeitsplätzen in den Vereinigten Staaten vorgeschrieben sind, können verwendet werden, um Reizstoffe und Allergene zu identifizieren, die Asthma verursachen können. Das Fehlen eines bekannten Reizstoffs auf dem Sicherheitsdatenblatt schließt die Diagnose von berufsbedingtem Asthma jedoch nicht aus. Bei den wenigen Asthma verursachenden Substanzen, für die ein im Handel erhältlicher Allergietest verfügbar ist, wie z. B. für bestimmte Tiere und Getreidesorten, können diese Allergietests helfen, eine Substanz als Auslöser zu identifizieren. 

Patienten können mit einem Gerät ihre Atemwege bei der Arbeit und außerhalb des Arbeitsplatzes überwachen. Dieses Gerät, das als portables Peakflow-Messgerät bezeichnet wird, misst die Geschwindigkeit, mit der Luft aus der Lunge ausgestoßen werden kann. Wenn die Geschwindigkeitsraten bei der Arbeit langsamer sind als zu Hause, deutet dies auf berufsbedingtes Asthma hin.

Exazerbiertes berufsbedingtes Asthma

Ärzte stützen die Diagnose von exazerbiertem berufsbedingten Asthma auf die Vorgeschichte des Patienten (Symptome, Krankengeschichte, Medikamentengebrauch, Atemwegsobstruktionen) und auf Arbeitsbedingungen, die das Asthma verschlimmern (exazerbieren). Eine Verschlimmerung von Asthma im Zusammenhang mit dem Arbeitsplatz kann anhand von sich verschlimmernden Symptomen, häufigeren Arztbesuchen wegen Asthmasymptomen, verstärkter Anwendung von Asthmamedikamenten oder in seltenen Fällen aufgrund einer berufsbedingten Verschlechterung der Lungenfunktion nachgewiesen werden. Wenn bereits abgeklungenes Asthma bei der Arbeit erneut ausbricht, kann es sich um berufsbedingtes Asthma handeln. 

Behandlung von berufsbedingtem Asthma

  • Eliminierung oder Reduzierung der Exposition

  • Medikamente zur Öffnung der Atemwege

  • Veränderung oder Wechsel des Arbeitsplatzes

Zusätzlich zur Reduzierung oder Eliminierung von Belastungen (Expositionen) am Arbeitsplatz erfolgt die gleiche medizinische Behandlung wie für andere Formen von Asthma. Medikamente zur Erweiterung der Atemwege (Bronchodilatatoren) werden vorzugsweise zum Inhalieren verschrieben (z. B. Salbutamol). Auch Medikamente zur Linderung von Entzündungen können verschrieben werden, entweder zum Inhalieren (z. B. Triamcinolon, ein Kortikosteroid) oder als Tabletten (z. B. Montelukast). Bei schweren Anfällen können für kurze Zeit Kortikosteroide wie Prednison oral eingenommen werden. Für längerfristige Behandlungen werden Kortikosteroide zum Inhalieren gegenüber oralen Kortikosteroiden bevorzugt. Werden mehr oder häufiger Asthmamedikamente genommen, sollte das auf eine anhaltende Exposition gegenüber Reizstoffen am Arbeitsplatz aufmerksam machen.

Bei sensibilisierungsinduziertem berufsbedingten Asthma können die Betroffenen bereits auf eine Belastung mit extrem niedrigen Konzentrationen von Luftschwebstoffen reagieren, nachdem sie einmal gegenüber einem Reizstoff sensibilisiert wurden. Daher besteht die empfohlene Behandlung darin, herauszufinden, welche Substanz zur Sensibilisierung geführt hat und eine weitere Exposition zu verhindern. Da eine vollständige Entfernung vom Arbeitsplatz erhebliche sozioökonomische Folgen haben kann, wird manchmal versucht, den Betroffenen in einem anderen Arbeitsbereich bei demselben Arbeitgeber einzusetzen oder die technischen Kontrollen zu verbessern (durch Kontrolle der Umgebung). In Situationen, in denen eine weitere Exposition gegenüber der sensibilisierenden Substanz nicht ausgeschlossen werden kann, ist eine engmaschige Überwachung auf eine Verschlechterung des Asthmas unerlässlich, einschließlich der Symptome, Medikamenteneinnahme und der Lungenfunktion. Eine frühzeitige Erkennung und sofortige Entfernung von der sensibilisierenden Substanz führt zu besseren Ergebnissen, aber Asthma hält gewöhnlich auch dann an, wenn der Betroffene der Substanz nicht ausgesetzt ist.

Menschen mit reizstoffinduziertem berufsbedingten Asthma und exazerbiertem berufsbedingten Asthma können ihre derzeitige Arbeit fortsetzen, wenn angemessene Maßnahmen ergriffen werden, um die auslösenden Expositionen und Bedingungen zu reduzieren. Dazu gehören bessere Umgebungskontrollen von Reizstoffen und Anpassungen zur Vermeidung bestimmter Aufgaben und Orte, wie z. B. die Arbeit in einem heißen oder kalten Raum. Eine regelmäßige Überwachung und Kontrolle der Asthmasymptome ist wichtig.

Vorbeugung von berufsbedingtem Asthma

Branchen, die Substanzen verwenden, die Asthma verursachen können, sollten Maßnahmen implementiert haben, mit denen Inhalations-Expositionen bestmöglich kontrolliert werden. Eine vollständige Elimination ist jedoch oft nicht möglich. Eine anhaltende Exposition kann zu schwererem und chronischem Asthma führen, was die Bedeutung einer frühzeitigen Erkennung von berufsbedingtem Asthma unterstreicht.