Hepatitis B, chronisch

VonSonal Kumar, MD, MPH, Weill Cornell Medical College
Überprüft/überarbeitet Juli 2024
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Eine chronische Hepatitis B bezeichnet eine Entzündung der Leber, die vom Hepatitis-B-Virus verursacht wird und mehr als 6 Monate besteht.

  • Die meisten Betroffenen mit einer chronischen Hepatitis B zeigen keine Symptome, fühlen sich aber allgemein krank, müde und appetitlos.

  • Die Diagnose stützt sich auf Bluttests und gelegentlich eine Leberbiopsie, um die Schwere der Leberschädigung zu bestimmen.

  • Nicht jeder mit chronischer Hepatitis B muss behandelt werden. Wenn jedoch die Leber geschädigt wird (was zu einer Entzündung oder Vernarbung führt), wird die Behandlung mit einem Virostatikum eingeleitet.

  • Mit Virostatika kann das Virus unterdrückt und eine weitere Entzündung und Narbenbildung in der Leber verhindert werden. Auch können bereits geschädigte Bereiche abheilen. Eine Heilung ist allerdings nicht möglich.

  • Mit chronischer Hepatitis B erhöht sich das Risiko für Leberkrebs.

(Siehe auch Übersicht über Hepatitis, Übersicht über chronische Hepatitis und Hepatitis B, akut.)

In den USA leiden schätzungsweise 862.000 Menschen an chronischer Hepatitis B, weltweit sind es etwa 257 Millionen.

Insgesamt entwickeln etwa 5 bis 10 Prozent der Patienten mit akuter Hepatitis B eine chronische Hepatitis B. Je jünger der Patient bei Auftreten der akuten Hepatitis B ist, desto höher das Risiko einer chronischen Hepatitis B:

  • Säuglinge: 90 %

  • Kinder zwischen 1 und 5 Jahren: 25 bis 50 Prozent

  • Erwachsene: Etwa 5 %

Wenn der Hepatitis-B-Virus-Spiegel (Viruslast) bei schwangeren Frauen hoch ist, erhalten sie im letzten Drittel der Schwangerschaft häufig Virostatika, um eine Übertragung des Virus von der Mutter auf das Kind zu verhindern.

Bei etwa 40 Prozent der Patienten unter Hämodialyse und bei bis zu 20 Prozent der Personen mit einem geschwächten Immunsystem wird eine akute Hepatitis B chronisch.

Chronische Hepatitis B verschlechtert sich manchmal recht schnell, manchmal aber auch über Jahrzehnte und führt schließlich zu einer Zirrhose. Mit chronischer Hepatitis B erhöht sich auch das Risiko für Leberkrebs. Etwa 20 Prozent der Patienten mit chronischer Hepatitis B entwickeln eine Zirrhose oder Leberkrebs und können frühzeitig sterben.

Manche Personen mit chronischer Hepatitis B haben auch eine chronische Hepatitis D. Unbehandelt führt diese Kombination bei bis zu 70 Prozent der Betroffenen zu einer Zirrhose.

Symptome der chronischen Hepatitis B

Die Symptome einer chronischen Hepatitis B hängen von der Schwere der Leberschädigung ab.

Viele Betroffene, insbesondere Kinder, zeigen keine Symptome. Ansonsten fühlen sie sich allgemein krank, sind müde und appetitlos. Manche Personen haben leichtes Fieber und unbestimmte Beschwerden im Oberbauch.

Oft treten die ersten spezifischen Symptome auf, wenn die Lebererkrankung fortgeschritten ist und es Hinweise auf eine Zirrhose gibt. Hierzu zählen folgende Symptome:

  • Vergrößerte Milz

  • Kleine, spinnenartige Blutgefäße auf der Haut (als Spinnennävi bezeichnet)

  • Rötung der Handflächen

  • Ansammlung von Flüssigkeit in der Bauchhöhle (Aszites)

  • Blutungsneigung (Koagulopathie)

  • Blutungen im Verdauungstrakt aufgrund von Ösophagusvarizen

  • Gelbliche Verfärbung der Haut und des Weißen im Auge (Gelbsucht)

  • Abbau der Gehirnfunktion aufgrund einer Fehlfunktion der Leber (hepatische Enzephalopathie)

Die Gehirnfunktion wird beeinträchtigt, da sich toxische Substanzen im Blut anreichern und ins Gehirn gelangen. Normalerweise entfernt die Leber diese aus dem Blut, spaltet sie auf und scheidet sie als harmlose Nebenprodukte in die Galle oder das Blut aus. Die stark geschädigte Leber kann diese nicht mehr so gut entfernen.

Die Blutungsneigung steigt, da die geschädigte Leber nicht mehr genug Proteine synthetisieren kann, die der Blutgerinnung dienen.

Diagnose einer chronischen Hepatitis B

  • Bluttests

Der Verdacht auf eine chronische Hepatitis B besteht, wenn

  • die Betroffenen typische Symptome aufweisen.

  • (aus anderen Gründen durchgeführte) Bluttests ungewöhnlich hohe Leberenzymwerte ergeben.

  • bei den Betroffenen zuvor eine akute Hepatitis B festgestellt wurde.

Die Untersuchung auf eine chronische Hepatitis beginnt in der Regel mit Bluttests zur Beurteilung, wie gut die Leber ihre Funktionen wahrnimmt und ob sie geschädigt ist (Lebertests). Mit Lebertests kann man die Konzentration von Leberenzymen und anderen von der Leber produzierten Substanzen bestimmen. Mit diesen Tests kann der Schweregrad der Leberschädigung bestimmt werden.

Wenn Tests auf eine Hepatitis hindeuten, werden weitere Tests durchgeführt, um das Blut auf Hepatitis-B- und -C-Viren zu überprüfen. Beide können eine chronische Hepatitis verursachen. Diese Bluttests können Teile bestimmter Viren (Antigene), spezifische Antikörper, die der Körper zur Bekämpfung des Virus bildet, sowie manchmal genetisches Material (RNA oder DNA) des Virus bestimmen. Wenn der Arzt nur eine Hepatitis B vermutet, können Bluttests nur auf dieses Virus durchgeführt werden.

Die Ärzte führen Bluttests durch, um die Viruslast zu messen, d. h. die Menge des vorhandenen genetischen Materials (DNA) des Hepatitis-B-Virus.

Liegt die Bestätigung für eine chronische Hepatitis B vor, überprüfen die Ärzte den Patienten oft auch auf Antikörper einer möglicherweise vorliegenden Hepatitis D, außerdem auf eine HIV-Infektion und Hepatitis-C-Infektion, da diese Infektionen häufig auf dem gleichen Weg verbreitet werden (Kontakt mit Körperflüssigkeiten wie Blut oder Sperma).

Eine Leberbiopsie oder andere Untersuchungen werden gelegentlich durchgeführt, um die Schwere der Leberschädigung zu bestimmen.

Screening auf Leberkrebs

Bei Patienten mit chronischer Hepatitis B erfolgt ein Screening auf Leberkrebs:

  • Ultraschalluntersuchungen alle 6 Monate

  • Bisweilen Bluttests zur Messung des Alphafetoproteinspiegels

Der Alphafetoproteinwert (ein Protein, das normalerweise von unreifen Leberzellen im Fötus produziert wird) steigt in der Regel, wenn sich Leberkrebs bildet.

Behandlung der chronischen Hepatitis B

  • Antivirale Medikamente

  • Manchmal Lebertransplantation

Virostatika (antivirale Medikamente) kommen zum Einsatz, wenn der Betroffene eine oder eine Kombination der folgenden Bedingungen erfüllt:

  • Auffällig hohe Leberenzymwerte

  • Eine hohe Viruslast (die Menge an Hepatitis-B-Virus-DNA im Blut)

  • Symptome einer sich verschlechternden Erkrankung

  • Die Biopsieergebnisse deuten auf eine fortdauernde Leberschädigung hin

Die Behandlung der Hepatitis B mit Virostatika kann weitere Schädigungen der Leber verhindern und eine Heilung bereits geschädigter Bereiche ermöglichen. Die meisten Betroffenen müssen auf unbestimmte Zeit gegen die chronische Hepatitis B behandelt werden. Jedoch können diese Medikamente die Krankheit nicht heilen.

Wird die Behandlung vorzeitig abgesetzt, kann es zu einem möglicherweise schweren Rückfall kommen. Die Behandlung kann jedoch beendet werden, wenn sich in den Bluttests keine aktive Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus mehr nachweisen lässt.

In der Regel wird zunächst eines der folgenden Virostatika verabreicht:

  • Entecavir

  • Tenofovir

  • Pegyliertes Interferon alfa

Diese Medikamente werden über den Mund eingenommen, sind sehr wirksam und haben wenige Nebenwirkungen. Manche Patienten können diese Medikamente absetzen, aber viele müssen sie auf unbegrenzte Zeit anwenden.

Andere Medikamente, die manchmal zum Einsatz kommen, sind Adefovir, Lamivudin und Telbivudin. Diese Medikamente werden jedoch nicht mehr am Anfang eingesetzt, weil bei ihnen ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen besteht und sie ihre Wirksamkeit verlieren können (dies wird als Arzneimittelresistenz bezeichnet).

Wenn die Leberfunktion stark beeinträchtigt ist, sollte eine Lebertransplantation in Betracht gezogen werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass die transplantierte Leber überlebt und die Hepatitis B nicht wieder auftritt, ist höher, wenn

  • Patienten mit chronischer Hepatitis B über einen langen Zeitraum mit Virostatika behandelt wurden.

  • sie zuvor und häufig nach der Transplantation mit Hepatitis-Immunglobulin behandelt werden.

Hepatitis-B-Immunglobulin wird aus dem Blut von Personen mit hohen Antikörperspiegeln gegen Hepatitis B gewonnen. Es wird als Injektion in einen Muskel oder in eine Vene verabreicht. Es unterstützt den Körper bei der Infektionsabwehr.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quelle verantwortlich ist.

  1. Centers for Disease Control and Prevention: Hepatitis B: Auf dieser Website sind Links zu Hepatitis B zu finden (darunter Definitionen, Informationen zu Statistik, Übertragung und Screening). Außerdem enthält sie Informationen zum Hepatitis-B-Impfstoff, den Symptomen, der Diagnose und Behandlung sowie Links zu Informationen für medizinische Fachkräfte. Zugriff am 10. Mai 2024.