Übersicht über Autoimmunerkrankungen des Bindegewebes

VonAlana M. Nevares, MD, The University of Vermont Medical Center
Überprüft/überarbeitet Okt. 2022
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Kurzinformationen

Bei einer Autoimmunerkrankung produziert der Körper Zellen oder Antikörper, die das eigene Körpergewebe angreifen. Viele Autoimmunerkrankungen betreffen das Bindegewebe und verschiedene Organe. Bindegewebe ist jene Struktur, die den Gelenken, Sehnen, Bändern und Blutgefäßen Halt gibt.

Rheumatische Autoimmunerkrankungen:

Rheumatoide Arthritis und Spondylarthritis sind Beispiele für weitere Autoimmunerkrankungen, die sich auf das Bindegewebe auswirken.

Autoimmunerkrankungen können neben dem Bindegewebe noch andere Gewebearten im Körper angreifen, und manche Patienten mit einer Autoimmunerkrankung des Bindegewebes leiden noch unter anderen Autoimmunerkrankungen, wie z. B. Hashimoto-Thyreoiditis (eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, bei der es zu einer Über- oder Unterfunktion kommen kann).

Symptome

Bei Autoimmunerkrankungen können die Entzündungen und Immunreaktionen zu dauerhaften Schäden des Bindegewebes führen, und das nicht nur in und um die Gelenke, sondern auch in anderen Geweben, z. B. in lebenswichtigen Organen wie den Nieren und den Verdauungsorganen. Der Herzbeutel (Perikard), das Brustfell (Pleura) und sogar das Gehirn können betroffen sein. Art und Schwere der Krankheitssymptome hängen davon ab, welche Organe betroffen sind.

Bei den meisten rheumatischen Autoimmunerkrankungen erhöht sich das Risiko von Cholesterineinlagerungen (Plaques) in den Arterien, die zu einer Verhärtung der betroffenen Arterien führen (Atherosklerose).

Diagnose

  • Untersuchung durch den Arzt

  • Laboruntersuchungen

  • Manchmal festgelegte Kriterien

Jede Autoimmunerkrankung des Bindegewebes (auch rheumatische Autoimmunerkrankung oder Kollagenose genannt) wird aufgrund ihres speziellen Symptommusters, dem Befund der körperlichen Untersuchung und den Ergebnissen der Laboruntersuchungen (wie Bluttests und Biopsien) diagnostiziert. Bei einigen dieser Erkrankungen lässt sich die Diagnose auch anhand einer Reihe festgelegter Kriterien stellen.

Manchmal überschneiden sich die Symptome verschiedener Erkrankungen so sehr, dass der Arzt keine genaue Diagnose stellen kann. Dann spricht man von einer undifferenzierten Erkrankung des Bindegewebes oder einer Overlap-Krankheit.

Behandlung

  • Kortikosteroide und/oder Arzneimittel, die das Immunsystem unterdrücken

Viele Autoimmunerkrankungen des Bindegewebes werden mit Kortikosteroiden und/oder anderen Immunsuppressiva behandelt.

Bei Einnahme von Kortikosteroiden wie Prednison besteht das Risiko von Knochenbrüchen aufgrund von Osteoporose. Zur Vorbeugung können hier Mittel gegen Osteoporose verordnet werden, wie z. B. Bisphosphonate, Denosumab, Teriparatid sowie Vitamin-D- und Kalzium-Präparate.

Bei einem durch Kortikosteroide, andere Medikamente und die Autoimmunerkrankung selbst unterdrückten Immunsystem werden oft Mittel zum Schutz vor Infektionen wie z. B. durch den Pilz Pneumocystis jirovecii verordnet (siehe Prävention von Lungenentzündungen bei Personen mit geschwächtem Immunsystem). Für sie ist es auch wichtig, empfohlene Impfungen zu erhalten, wie den Grippeimpfstoff, Pneumokokkenimpfstoff und COVID-19-Impfstoff.

Bei Personen mit einer Overlap-Krankheit werden die auftretenden Symptome und Funktionsstörungen der betroffenen Organe behandelt.

Auch wenn viele Menschen mit einer Autoimmunerkrankung des Bindegewebes versucht haben, ihre Ernährung umzustellen, um dadurch die von ihrer Krankheit ausgelöste Entzündung einzudämmen, gibt es bisher keine überzeugenden wissenschaftlichen Daten dazu, dass eine „entzündungshemmende“ Ernährung den Verlauf von Autoimmunerkrankungen beeinflussen könnte.