Consumer edition active

Lymphatische Filariose

VonChelsea Marie, PhD, University of Virginia;
William A. Petri, Jr, MD, PhD, University of Virginia School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Jan. 2025
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Die lymphatische Filariose ist eine Infektion, die durch die Fadenwürmer (Nematoden) Wuchereria bancrofti, Brugia malayi und Brugia timori verursacht wird.

Quellen zum Thema

  • Die lymphatische Filariose wird durch infizierte Stechmücken auf den Menschen übertragen.

  • Die Betroffenen haben Fieber, geschwollene Lymphknoten, Schmerzen in den Gliedmaßen und in der Leiste sowie anhaltende und entstellende Schwellungen, wenn die Infektion chronisch wird.

  • Die Infektion wird diagnostiziert, wenn die Larven der Würmer (Mikrofilarien) in einer Blutprobe nachgewiesen werden.

  • Infizierte werden normalerweise mit dem Medikament Diethylcarbamazin behandelt, das die unreifen Larven im Blut und einige der adulten Würmer abtötet.

Helminthen sind parasitäre Würmer, die Menschen und Tiere infizieren können. Es gibt 3 Stämme von Helminthen: Saugwürmer (Trematoden), Bandwürmer (Zetoden) und Fadenwürmer (Nematoden). Wuchereria bancrofti, Brugia malayi und Brugia timori sind eine Art Fadenwurm, der als Filarie bezeichnet wird.

Lymphatische Filariose wird durch Wuchereria bancrofti, Brugia malayi oder Brugia timori verursacht. Wucheria bancrofti kommt in tropischen und subtropischen Regionen von Afrika, Asien, dem Pazifikraum und dem amerikanischen Kontinent, einschließlich Haiti vor. Brugia malayi und Brugia timori sind in Süd- und Südostasien verbreitet.

Im Jahr 2000 startete die Weltgesundheitsorganisation ihr Globales Programm zur Beseitigung der lymphatischen Filariose (Global Program to Eliminate Lymphatic Filariasis). In der Folge hat sich ein beträchtlicher Fortschritt darin ergeben, die Ausbreitung der Infektion durch eine großangelegte, jährliche Behandlung teilnahmeberechtigter Personen in Gebieten, in denen die Infektion vorliegt, zu unterbinden. Stand 2018 waren rund 51 Millionen Menschen infiziert, was einem Rückgang von 74 % seit Beginn des Programms entspricht. Im Jahr 2023 benötigten mehr als 657 Millionen Menschen in 39 Ländern diese vorbeugende Behandlung, um die Ausbreitung der Infektion zu stoppen.

(Siehe auch Überblick über Parasiteninfektionen.)

Übertragung einer lymphatischen Filariose

Die lymphatische Filariose wird übertragen, wenn eine infizierte Stechmücke einen Menschen sticht und die Larven des Wurms in der Haut ablegt. Die Larven wandern in das Lymphsystem des Infizierten, das auch die Lymphknoten umfasst, und reifen dort zu adulten Würmern heran. Adulte weibliche Würmer der Gattung Wucheria bancrofti können eine Länge von 3 bis 4 Zoll (7 1/2 bis 10 Zentimeter) erreichen.

Die adulten weiblichen Würmer produzieren Millionen von Wurmlarven (sogenannte Mikrofilarien), die im Blut und im Lymphsystem zirkulieren. Die Infektion breitet sich aus, wenn eine Mücke eine infizierte Person sticht und sich dadurch mit den Mikrofilarien infiziert. In der Mücke entwickeln sich die Mikrofilarien zu Larven, die eine Infektion hervorrufen können. Die Mücke überträgt diese Larven dann auf eine andere Person, indem sie diese sticht.

Symptome der lymphatischen Filariose

Die Symptome einer lymphatischen Filariose werden von adulten Würmern hervorgerufen. Die Mikrofilarien rufen keine Symptome hervor und verschwinden allmählich aus dem Blut, nachdem die Infizierten die verseuchte Region verlassen haben.

Frühe (akute) Infektion

Im frühen Stadium der Infektion können Fieberanfälle, geschwollene Lymphknoten in den Achselhöhlen und in der Leiste sowie Schmerzen in den Gliedmaßen und in der Leiste auftreten, die 4 bis 7 Tage andauern. Es kann sich Eiter im Bein ansammeln, der durch die Hautoberfläche abfließt, was zu Narbenbildung führt.

Bakterielle Infektionen der Haut und des Gewebes unter der Haut sind wahrscheinlicher, weil die Würmer die Lymphgefäße verstopfen (Gefäße, die die Lymphflüssigkeit durch den Körper transportieren). Diese Verstopfung schwächt das Immunsystem, das die Haut und das umliegende Gewebe nicht mehr effektiv vor Bakterien schützen kann.

Oftmals treten die Symptome in Schüben auf. Diese Schübe verlaufen bei Personen schwerer, die nicht in der Gegend leben und zum ersten Mal infiziert wurden.

Chronische Infektion

Wenn die Infektion über viele Jahre andauert, dehnen sich die verstopften Lymphgefäße aus. Die meisten Infizierten haben keine Symptome. Bei einigen Patienten schwellen die ausgedehnten Lymphgefäße jedoch an und bleiben nach und nach dauerhaft geschwollen (chronisch). Meist sind die Beine betroffen, mitunter aber auch die Arme, Brüste und Genitalien. Diese Schwellung (sogenanntes Lymphödem) entwickelt sich aus folgenden Gründen:

  • Die adulten Würmer leben im Lymphsystem und reduzieren den Abfluss der Lymphflüssigkeit aus dem Gewebe, sodass sich die Lymphflüssigkeit in den Lymphgefäßen anstaut.

  • Die Würmer lösen eine Immunantwort aus, die zu Entzündung und Schwellung führt.

Lymphödeme machen die Haut schwammig. Druck auf die Haut hinterlässt eine Eindellung, die nicht sofort wieder verschwindet (Pitting bzw. Grübchenbildung). Durch das chronische Lymphödem kann sich die Haut verhärten und verdicken (sogenannte Elephantiasis). Eine Elephantiasis kann in den Beinen und gelegentlich in den Armen und manchmal im Hodensack auftreten.

Bei Patienten mit lymphatischer Filariose kommt es oft zu Hautinfektionen durch Bakterien und Pilze. Diese Infektionen können neben der durch die Würmer verursachten Entzündung Schmerzen und Beschwerden verursachen. Diese Infektionen tragen auch zur Entstehung eines Lymphödems bei.

Manche Patienten haben leichte Gelenkschmerzen und Blut im Urin.

Weniger häufig kommt ein Befall der Lunge durch Mikrofilarien in der Blutbahn vor, der zu der sogenannten tropischen pulmonalen Eosinophilie führt. Die Patienten können leichtes Fieber haben, kurzatmig sein, an Husten oder an pfeifender Atmung leiden. Bei Anhalten der Infektion entstehen Vernarbungen (Fibrose) in der Lunge.

Diagnose der lymphatischen Filariose

  • Untersuchung einer Blut- oder Biopsieprobe

  • Bluttests

Der Nachweis von Mikrofilarien in einer Blutprobe oder in einer biopsierten Lymphgewebeprobe unter dem Mikroskop ermöglicht es dem Arzt, die lymphatische Filariose zu diagnostizieren.

Bei einer Ultraschalluntersuchung können Ärzte sehen, wie sich adulte Würmer in den erweiterten Lymphgefäßen fortbewegen.

Ärzte können Bluttests zum Nachweis von Antikörpern gegen die Würmer oder der Antigene der Würmer durchführen. Antikörper sind Proteine, die vom Immunsystem gebildet werden, um sich gegen Infektionen, unter anderem durch Parasiten, zu verteidigen. Antigene sind Substanzen, die von den Würmern gebildet werden und die eine Immunreaktion im Körper auslösen können. (Siehe auch Tests, die Antikörper gegen oder Antigene von Mikroorganismen nachweisen.) Der Wert der Bluttests ist allerdings begrenzt, weil er keine Unterscheidung zwischen Würmern, die die lymphatische Filariose verursachen, und einigen anderen Würmern und auch nicht zwischen einer vergangenen und einer aktuellen Infektion zulässt.

Behandlung der lymphatischen Filariose

  • Diethylcarbamazin

  • Behandlung von langfristigen Problemen

Normalerweise verschreiben Ärzte Diethylcarbamazin für Patienten mit lymphatischer Filariose. Das Medikament wird 1 oder 12 Tage lang oral eingenommen. Es tötet Mikrofilarien und einige adulte Würmer ab. Zusätzlich zu Diethylcarbamazin können Ärzte auch andere Medikamente wie Doxycyclin oder Albendazol verschreiben.

Vor einer Behandlung mit Diethylcarbamazin untersucht der Arzt den Patienten auf andere Filarieninfektionen, die Loiasis und die Onchozerkose, weil Diethylcarbamazin bei Menschen, die auch unter diesen Infektionen leiden, schwere Nebenwirkungen verursachen kann.

Behandlung von langfristigen Problemen

Chronisches Lymphödem erfordert eine sorgfältige Hautpflege. Es muss darauf geachtet werden, die Haut nicht zu schädigen und jeden kleinen Schnitt und jede kleine Schürfwunde gründlich zu reinigen. Dies trägt dazu bei, bakterielle Infektionen zu verhindern.

Die Schwellung kann unter Umständen durch Umwickeln der betreffenden Gliedmaße mit einer elastischen Bandage oder durch Hochlegen der Gliedmaße reduziert werden (siehe auch Behandlung eines Lymphödems).

Wenn die Elephantiasis schwer ist und von einer Schwellung im Skrotum begleitet ist, kann eine Operation durchgeführt werden, um die Drainage im Lymphsystem zu verbessern.

Bakterielle Infektionen werden mit Antibiotika zum Einnehmen behandelt. Die Antibiotika können das Fortschreiten zu Elephantiasis verlangsamen oder aufhalten.

Bei lungenbedingten Problemen wird Diethylcarbamazin für 14 bis 21 Tage eingenommen. Die Infektion tritt jedoch bei etwa 25 Prozent der Betroffenen erneut auf. Bei diesen Patienten muss auch die Behandlung wiederholt werden.

Vorbeugung der lymphatischen Filariose

Um die Anzahl der Mückenstiche zu reduzieren, können Betroffene Folgendes tun:

  • Insektenschutzmittel auf unbedeckte Haut auftragen

  • Kleidung tragen, die mit dem Insektizid „Permethrin“ imprägniert ist

  • Locker sitzende, langärmelige Hemden und lange Hosen tragen

  • Verwenden von Moskitonetzen über dem Bett

In Gebieten, in denen die lymphatische Filariose häufig vorkommt, werden mit dem Global programme to eliminate lymphatic filariasis (globalen Programm zur Beseitigung der lymphatischen Filariose) der Weltgesundheitsorganisation verschiedene medikamentöse Behandlungspläne eingesetzt, um die Ausbreitung der Infektion zu verhindern. Diese Medikamente reduzieren die Anzahl der Mikrofilarien im Blut von infizierten Personen und verringern somit die Übertragung durch Stechmücken.