Shigellose ist eine Infektion, die durch das gramnegative BakteriumShigella hervorgerufen wird. Sie geht mit wässrigem Durchfall oder Ruhr bzw. Dysenterie einher (häufiges und oft schmerzhaftes Ausscheiden kleiner Stuhlmengen, die Blut, Eiter und Schleim enthalten).
Ausgeschieden werden die Shigella-Bakterien über den Stuhl, wo sie sich bei unzureichender Hygiene leicht ausbreiten können.
Die Betroffenen bekommen flüssigen Durchfall, der manchmal zu schwerer Dehydratation führt.
Die Diagnose kann durch Identifizierung der Bakterien in einer Stuhlprobe bestätigt werden.
Flüssigkeit wird oral oder im Falle einer schweren Infektion intravenös verabreicht.
Antibiotika werden bei Patienten mit einer schweren Infektion oder mit einem geschwächten Immunsystem eingesetzt.
Für Menschen mit Shigellose und diejenigen, die sich um sie kümmern, bedarf es sorgfältiger Hygiene, um eine Ausbreitung der Infektion zu verhindern.
(Siehe auch Übersicht über Bakterien.)
Shigella-Bakterien sind in den Vereinigten Staaten sowie überall sonst auf der Welt eine häufige Ursache für Dysenterie.
Da diese Bakterien von der Magensäure kaum abgetötet werden, reicht bereits eine kleine Menge der Erreger aus, um eine Infektion hervorzurufen. Oft rufen die Bakterien Entzündungen im Dickdarm hervor und werden dann über den Stuhl ausgeschieden.
Aus diesem Grund wird die Infektion durch schmutzige Hände leicht von Mensch zu Mensch übertragen.
Die Infektion kann auftreten, wenn sich die Personen nach dem Berühren eines mit infiziertem Stuhl verunreinigten Objekts (wie Windeln oder Spielzeug) an ihren Mund fassen. Personen können sich infizieren, wenn sie von infizierten Mitarbeitern in Lebensmittelbetrieben verunreinigte Nahrungsmittel zu sich nehmen, wenn diese sich nach dem Toilettengang nicht ordnungsgemäß die Hände waschen. Die Übertragung mit infiziertem Stuhl wird als fäkal-orale Übertragung bezeichnet.
Die Infektion kann sich unter Männern ausbreiten, die Sex mit Männern haben.
Die Infektion kann sich auch auf folgende Weise ausbreiten:
Durch mit menschlichen Ausscheidungen verunreinigtes Wasser
Teiche, Seen oder Schwimmen und Waten in Schwimmbecken, die unzureichend gechlort sind
Infektionen werden leicht übertragen, wenn Menschen zusammenwohnen. Krankheitsausbrüche geschehen auch an Orten, die überfüllt sind und über unzureichende Hygiene verfügen:
Kindertagesstätten bei Kindern
Langzeitpflegeeinrichtungen
Flüchtlingslager
Einrichtungen für geistig Behinderte
Kreuzfahrtschiffe
Militärlager
Länder, in denen die sanitären Bedingungen schlecht sind
Bei Kindern ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion höher. Außerdem treten häufig schwerere Symptome, wie Krämpfe, auf.
Es gibt 4 Spezies des Bakteriums Shigella. Alle rufen Durchfall hervor. Bei der Spezies Shigella dysenteriae ist jedoch die Wahrscheinlichkeit von schwerem Durchfall, Dysenterie und von Komplikationen besonders hoch.
Symptome von Shigellose
Leichte Infektionen verursachen schwaches Fieber (etwa 38 bis 38,9 °C) und wässrigen Durchfall 1 bis 4 Tage nach Aufnahme der Bakterien. Manche Erwachsenen entwickeln kein Fieber. Leichte Infektionen bei Erwachsenen klingen normalerweise nach 4 bis 8 Tagen ab.
Bei Erwachsenen können schmerzhafte Bauchkrämpfe und häufiger Stuhldrang die ersten Symptome sein. Unter Umständen werden die Schmerzen durch den Stuhlgang vorübergehend gelindert. Während die Infektion fortschreitet, werden diese Symptome stärker und häufiger.
Schwerere Infektionen können leichtes oder mäßiges Fieber und flüssigen Durchfall hervorrufen, der sich zu einer Dysenterie entwickelt. Bei Dysenterie kommt es zu häufigem Stuhlgang, der Blut, Eiter und Schleim enthält. Schwere Infektionen klingen in der Regel nach 3 bis 6 Wochen ab.
Bei kleinen Kindern treten die Symptome plötzlich auf. Symptome sind unter anderem Fieber, Reizbarkeit oder Benommenheit, Appetitverlust, Übelkeit oder Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen. Kinder verspüren häufig einen starken Stuhldrang. Innerhalb von 3 Tagen treten Blut, Eiter und Schleim im Stuhl auf. Sofern sich keine Komplikationen ergeben, klingen die Symptome bei behandelten Kindern normalerweise in der zweiten Woche ab.
Komplikationen bei Shigellose
Bei Kindern, insbesondere bei Kleinkindern, ist die Wahrscheinlichkeit schwerer Komplikationen besonders hoch:
Hohes Fieber (bis zu 41 °C), manchmal in Verbindung mit Delir, Krampfanfällen oder Koma, die bei einer Bakteriämie typisch sind
Schwere Dehydratation mit Gewichtsabnahme
Mindestens 20 Stuhlgänge pro Tag
Bei schwerem Durchfall kann es zur Ausstülpung eines Teils des Rektums kommen (Mastdarmvorfall).
In seltenen Fällen kommt es zu ausgeprägten Schwellungen des Darms und zur Perforation des Dickdarms.
Hämolytisch-urämisches Syndrom bei einer Infektion mit Shigella dysenteriae vom Typ 1 (in den USA selten)
Beim hämolytisch-urämischen Syndrom werden die roten Blutkörperchen zerstört, was zu Anämie mit Erschöpfung, Schwäche und Benommenheit führt. Es kommt zu abnormen Blutgerinnseln, die zu Nierenfunktionsstörungen führen. Es können auch Krämpfe oder Schlaganfälle auftreten.
Eine schwere Dehydratation kann zu Schock und Tod führen, hauptsächlich bei Kindern unter 2 Jahren und bei älteren Erwachsenen, die durch eine chronische Erkrankung oder Unterernährung geschwächt sind.
Bei manchen Erwachsenen kommt es zu reaktiver Arthritis (Gelenkentzündung). Auch eine Entzündung der Augen (Uveitis) und der Harnröhre (die zu schmerzhaftem Wasserlassen führt) kann noch Wochen oder Monate nach dem Durchfall vorkommen.
Diagnose von Shigellose
Kultur einer Stuhlprobe
Polymerase-Kettenreaktion-Test (PCR-Test)
Vermutet wird die Shigellose aufgrund von typischen Symptomen wie Schmerzen, Fieber und flüssigem oder blutigem Durchfall bei Menschen, die mit Wahrscheinlichkeit den Bakterien ausgesetzt waren.
Zur Bestätigung der Diagnose wird eine Stuhlprobe entnommen und ins Labor geschickt, wo Bakterienkulturen angesetzt und die Bakterien identifiziert werden.
Die PCR-Methode kann verwendet werden, um die Menge an bakterieller DNA in der Probe zu erhöhen, sodass die Bakterien schneller nachgewiesen werden können.
Die Bakterien werden auch untersucht, um zu bestimmen, welche Antibiotika wirksam sind (ein Prozess, der als Resistenzprüfung bezeichnet wird).
Behandlung von Shigellose
Salzhaltige Flüssigkeit
Bei schweren Infektionen Antibiotika
Der aufgrund des Durchfalls entstehende Wasser- und Salzverlust wird durch oral oder bei schweren Infektionen über eine Vene verabreichte Flüssigkeiten ausgeglichen.
Leichte Infektionen klingen normalerweise ohne Behandlung ab. Bei leichten Infektionen ist der Einsatz von Antibiotika für ansonsten gesunde Erwachsene nicht zwingend erforderlich.
Allerdings verabreichen Ärzte bestimmten Menschen häufig Antibiotika – dazu gehören die folgenden Personen:
Sehr jung oder sehr alt sind
ein geschwächtes Immunsystem haben,
Patienten mit einer mittelschweren oder schweren Infektion
Schwere Infektionen müssen eventuell stationär behandelt werden, damit salzhaltige Flüssigkeiten intravenös verabreicht und Komplikationen wie das hämolytisch-urämische Syndrom behandelt werden können. Antibiotika wie Azithromycin, Ciprofloxacin (bei Erwachsenen) oder Ceftriaxon werden verabreicht.
Medikamente gegen Durchfall (wie Diphenoxylat oder Loperamid) können die Infektion verlängern und sollten daher nicht eingenommen werden.
Vorbeugung gegen Shigellose
Auf folgende Weise kann der Erkrankung vorgebeugt werden:
Alle Personen sollten sich nach dem Toilettengang, vor der Zubereitung von Nahrungsmitteln und vor sexueller Aktivität die Hände waschen.
Die Betroffenen sollten auf Geschlechtsverkehr verzichten oder sicheren Geschlechtsverkehr praktizieren.
Die Betroffenen sollten bis mindestens 2 Tage nach Absetzen des Durchfalls zu Hause bleiben.
Infizierte sollten keine Nahrungsmittel für andere Personen zubereiten.
Nach dem Toilettengang sollten Infizierte ihre Hände waschen; ebenso sollte die Toilette desinfiziert werden, bevor diese von anderen wieder benutzt wird.
Menschen, die sich um Infizierte kümmern, sollten ihre Hände mit Wasser und Seife waschen, insbesondere dann, bevor sie mit anderen Personen in Berührung kommen oder Umgang mit Nahrungsmitteln haben.
Infizierte Kinder, bei denen sich Symptome zeigen, sollten keinen Kontakt zu gesunden Kindern haben.
Windeln infizierter Kinder sollten in einer verschlossenen Mülltonne entsorgt werden und der Bereich, wo die Windeln gewechselt werden, sollte nach jeder Benutzung mit Desinfektionsmitteln abgewischt werden.
Durch Stuhlreste auf Kleidung, Bettlaken und Bettwäsche sollten mit fließendem Wasser abgespült werden, und die verschmutzten Textilien sollten im Heißwaschprogramm gewaschen werden. Zum Schluss sollten die Oberflächen von Spüle, Toilette und Waschmaschine mit einem Desinfektionsmittel, beispielsweise verdünnte Chlorbleiche, gereinigt werden.
Infizierte sollten nicht schwimmen gehen.
Die Betroffenen sollten ihren Arzt fragen, wie lange sie sich isolieren müssen und welche anderen Vorsichtsmaßnahmen sie ergreifen sollen. Möglicherweise sind mehrere Wochen lang Vorsichtsmaßnahmen erforderlich.
Zurzeit ist keine Impfung erhältlich, ein Impfstoff befindet sich aber in der Erforschung.
Weitere Informationen
Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quelle verantwortlich ist.
Centers for Disease Control and Prevention (CDC): Shigellosis: Eine Quelle, die Informationen über Shigellose liefert, unter anderem zu Infektionsquellen sowie zur Vorbeugung