Verschiedene Arten der gramnegativen BakterienPseudomonas, insbesondere Pseudomonas aeruginosa, können unterschiedliche Körperteile infizieren, vor allen Dingen bei Menschen, die ein ernstes medizinisches Problem haben oder im Krankenhaus liegen.
Die Infektionen reichen von leichten äußeren (an Ohren oder Haarfollikeln) bis zu schweren inneren Infektionen (Lunge, Blut oder Herzklappen betreffend).
Die Symptome sind abhängig vom Ort der Infektion im Körper.
Die Identifizierung der Bakterien mithilfe einer Probennahme des infizierten Gewebes bestätigt die Diagnose.
Bei äußeren Infektionen werden die Antibiotika äußerlich angewendet. Bei schwereren inneren Infektionen erfolgt die Verabreichung intravenös.
(Siehe auch Übersicht über Bakterien.)
Pseudomonas-Bakterien, einschließlich Pseudomonas aeruginosa, kommen weltweit im Boden und im Wasser vor. Diese Bakterien bevorzugen feuchte Gebiete, wie Spülbecken, Toiletten, unzureichend gechlorte Schwimmbecken und heiße Rohre sowie veraltete und inaktivierte Desinfektionslösungen. Diese Bakterien können auch bei gesunden Personen in den Achseln und im Genitalbereich vorkommen.
Durch Pseudomonas aeruginosa hervorgerufene Infektionen reichen von kleineren äußeren Infektionen bis zu schweren lebensbedrohlichen Erkrankungen. Bei bestimmten Menschen kommen solche Infektionen häufiger und in schwererer Form vor:
Mensch, die durch schwere Erkrankungen geschwächt sind
Menschen mit Diabetes oder Mukoviszidose
Menschen, die sich im Krankenhaus befinden
Menschen mit einer Erkrankung, die das Immunsystem schwächt, beispielsweise eine fortgeschrittene Infektion mit HIV (humanes Immundefizienz-Virus)
Menschen, die Medikamente zur Unterdrückung des Immunsystems einnehmen, beispielsweise zur Behandlung von Krebs oder um die Abstoßung transplantierter Organe zu verhindern
Diese Bakterien können Blut, Haut, Knochen, Ohren, Augen, Harnwege, Herzklappen und Lunge sowie Wunden (z. B. Brandwunden, Verletzung oder während einer Operation entstandene Wunden) betreffen. Die Verwendung medizinischer Geräte, wie Katheter für Blase oder Venen, Atemschläuche und Beatmungsgeräte, erhöhen das Risiko von durch Pseudomonas aeruginosa hervorgerufenen Infektionen. Die Ansteckung geschieht üblicherweise in Krankenhäusern. Im Krankenhaus finden sich die Bakterien oft in Waschbecken, antiseptischen Lösungen und Behältnissen zum Auffangen von Urin aus einem Blasenkatheter.
Symptome von Pseudomonas-Infektionen
Pseudomonas aeruginosa ruft zahlreiche unterschiedliche Infektionen hervor.
Die Badeotitis (externe Otitis) ist eine leichte äußerliche Infektion, die bei ansonsten gesunden Personen auftreten kann. Während des Schwimmens kann Wasser, das die Bakterien enthält, ins Ohr eindringen. Die Badeotitis ruft Juckreiz, Schmerzen und gelegentlich Ausfluss aus dem Ohr hervor.
Die maligne externe Otitis ist eine ernstere äußerliche Ohreninfektion. Sie kommt besonders häufig bei Menschen mit Diabetes vor. Das Gewebe schwillt an und entzündet sich, wobei sich der Hörkanal teilweise oder vollständig schließt. Als Symptome können Fieber, Gehörsturz, Entzündung des Gewebes rund um das infizierte Ohr, heftige Ohrenschmerzen, übelriechender Ausfluss aus dem Ohr und Nervenschäden auftreten.
Die Whirlpool-Follikulitis ist eine weitere leichte äußerliche Infektion. Bei Whirlpool-Benutzern entzünden sich die Haarwurzeln (Follikel), vor allem wenn die Whirlpools unzureichend gechlort wurden. Bei einem längeren Aufenthalt im Wasser werden die Follikel weicher, wodurch Bakterien leichter eindringen können. Es entsteht ein juckender Ausschlag mit vielen kleinen Pickeln. In der Mitte der Pickel kann sich ein Eitertropfen befinden.
Ecthyma gangrenosum sind Hautläsionen, die bei Personen mit einer zu niedrigen Anzahl an weißen Blutkörperchen (Neutropenie) auftreten. Die Pusteln sind in der Mitte lila bis schwarz und haben einen geröteten Hof. Sie treten meist an feuchten Stellen auf, z. B. in der Achselhöhle oder im Genitalbereich.
Durch diese Bakterien hervorgerufene Augeninfektionen können oft dauerhaft die Hornhaut schädigen. Durch Bakterien erzeugte Enzyme können rasch das Auge zerstören. Die Infektionen sind meist die Folge von Verletzungen, entstehen mitunter aber auch durch verschmutzte Kontaktlinsen oder Kontaktlinsenflüssigkeit.
Infektionen der Weichgewebe umfassen Infektionen von Muskeln, Sehnen, Bändern und der Haut. Diese Infektionen können in tiefen Stichwunden auftreten (z. B. nachdem man auf einen Nagel getreten ist). Pseudomonas-Bakterien können auch Infektionen in Druckgeschwüren, Brandwunden sowie in Verletzungen und in durch Operationen entstandenen Wunden erzeugen. Wenn sich diese Bakterien in verschmutzten Verbänden vermehren, färben sich diese grün und riechen nach frisch gemähtem Gras. Die aus der Wunde fließende Flüssigkeit hat einen süßlichen fruchtartigen Geruch.
Bei Krankenhauspatienten kann eine schwere nosokomial erworbene Lungenentzündung auftreten, vor allem bei solchen, die einen Beatmungsschlauch und ein künstliches Beatmungsgerät benötigen. Lungenentzündungen und Nebenhöhleninfektionen infolge von Pseudomonas-Erregern sind bei HIV-Infizierten häufig. Zu den Risikofaktoren für ambulant erworbene Lungenentzündungen, die durch Pseudomonas verursacht werden, zählen chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Bronchiektasen, Rauchen, Alkoholkrankheit und häufiger Einsatz von Antibiotika.
Harnwegsinfektionen treten häufig auf, wenn Folgendes vorliegt:
Nach einer Untersuchung oder Behandlung, die die Harnwege einbezieht
Bei einer Blockade der Harnwege
Wenn ein Katheter über längere Zeit in der Blase bleiben muss
Blutvergiftung ((Bakteriämie)) entsteht oft, wenn Folgendes eintritt:
Bakterien dringen über ein infiziertes Organ (wie die Harnwege) in die Blutbahn ein.
Es werden verunreinigte illegale Drogen in eine Vene gespritzt.
Eine verunreinigte Kanüle oder Spritze wird benutzt, um illegale Drogen zu spritzen
Ein Katheter wird in einem Blutgefäß gelassen (sogenannter intravaskulärer Katheter).
Manchmal ist die Bakterienquelle unbekannt, wie zum Beispiel bei Menschen, die über zu wenig weiße Blutkörperchen verfügen, etwa nach einer Chemotherapie. Ecthyma gangraenosum entwickelt sich häufig in den Achselhöhlen und in der Leiste. Ohne Behandlung kann eine Blutvergiftung einen Kreislaufschock und den Tod nach sich ziehen.
Infektionen der Knochen und Gelenke entstehen gewöhnlich an der Wirbelsäule, am Schambein und/oder am Gelenk zwischen Schlüsselbein und Brustbein. Die Bakterien gelangen aus der Blutbahn in die Knochen und Gelenke, was besonders häufig bei Personen vorkommt, die illegale Drogen spritzen. Seltener sind Fälle, in denen sich die Bakterien von nahegelegenen Weichgeweben, die nach einer Verletzung oder Operation infiziert worden sind, ausbreiten.
Herzklappeninfektionen kommen selten vor. Sie treten normalerweise bei Personen auf, die illegale Drogen spritzen, oder bei Patienten mit künstlichen Herzklappen. Zu den Herzklappen gelangen die Bakterien meist über die Blutbahn.
Diagnose von Pseudomonas-Infektionen
Kultur einer Blutprobe oder Probe aus anderen Körperflüssigkeiten oder Wunden
Diagnostiziert werden durch Pseudomonas aeruginosa hervorgerufene Infektionen durch Entnahme einer Probe von Blut, Körperflüssigkeiten oder aus Wunden, von der anschließend im Labor Bakterienkulturen zur Identifizierung der Bakterien angesetzt werden.
Es werden auch Untersuchungen durchgeführt, um herauszufinden, welche Antibiotika am wirkungsvollsten sind (Resistenzprüfung).
Behandlung von Pseudomonas-Infektionen
Meist Antibiotika, die direkt auf die betroffene Stelle aufgetragen werden (topisch), eingenommen oder intravenös verabreicht werden, je nachdem, an welcher Stelle sich die Infektionen befindet
Eine Badeotitis lässt sich wirksam behandeln und auch verhindern, indem die Ohren vor und nach dem Schwimmen mit einer Essigsäurelösung (Essig) ausgespült werden. Die Infektion kann aber auch mit einem topischen Antibiotikum wie z. B. Polymyxin behandelt werden, das direkt als Tropfen in das Ohr verabreicht wird.
Eine Whirlpool-Follikulitis verschwindet gewöhnlich ohne Behandlung, und es sind keine Antibiotika erforderlich.
Augeninfektionen werden mit hochkonzentrierten Antibiotikatropfen behandelt, die zunächst häufig verabreicht werden müssen. Manchmal müssen die Antibiotika direkt ins Auge gespritzt werden.
Symptomatische Harnwegsinfektionen können oft mit Levofloxacin oder Ciprofloxacin zum Einnehmen behandelt werden. Wenn keine Symptome vorhanden sind, sind in der Regel keine Antibiotika erforderlich.
Schwerwiegende Infektionen mit Pseudomonas aeruginosa sind schwer zu behandeln. Maligne externe Otitis, innere Infektionen (wie Lungenentzündung oder Infektionen der Herzklappen) und Blutinfektionen erfordern eine mehrwöchige intravenöse Verabreichung von Antibiotika. In der Regel ist bereits ein Antibiotikum, wie z. B. Ceftazidim oder Ciprofloxacin, ausreichend. Manchmal muss allerdings eine Kombination verschiedener Antibiotika verabreicht werden, da viele Stämme, besonders solche, die in einer Gesundheitseinrichtung übertragen wurden, gegen viele Antibiotika resistent sind. Meist wird zuerst ein Antibiotikum gewählt, das in der entsprechenden Region wirksam ist. Möglicherweise werden die Antibiotika gewechselt, wenn die Untersuchung zeigt, welche Art von Antibiotika am wahrscheinlichsten wirksam ist.
Gewöhnlich sind bei Infektionen der Herzklappen, Operationen am offenen Herzen zum Auswechseln der Klappen sowie eine Therapie mit Antibiotika notwendig (siehe die Randleiste Ersatz einer Herzklappe).