Unter einer Gewebetransplantation versteht man die Entnahme verschiedener Gewebe, wie z. B. Hautzellen, Hornhaut der Augen, Knorpel oder Knochen, und die Einpflanzung dieser in den Körper derselben oder einer anderen Person, die an einer schweren Erkrankung dieser Gewebeart leidet.
(Siehe auch Übersicht über die Transplantation.)
Haut
Die Transplantation von Haut zählt zu den Transplantationen. Personen mit einem großflächigen Hautverlust wie nach starken Verbrennungen können mit einem Hauttransplantat behandelt werden. Die Hauttransplantation gelingt am besten, wenn ein gesundes Stück Haut von einer Stelle des Körpers entfernt und auf eine andere Stelle verpflanzt wird. Ist eine solche Verpflanzung nicht möglich, kann die Haut von einem verstorbenen Spender oder sogar von Tieren (wie Schweinen) oder aber auch künstliche Haut als vorübergehender Hautersatz dienen. Diese Fremdhauttransplantate überleben nur kurze Zeit, bieten aber einen vorübergehenden Schutz, bis die Haut an den betroffenen Stellen nachgewachsen ist.
Die Hautmenge, die für eine Verpflanzung zur Verfügung steht, lässt sich vergrößern, indem man kleine Stücke der Haut des Patienten in Gewebekultur wachsen lässt oder in der transplantierten Haut winzige Einschnitte vornimmt, sodass sie gedehnt werden kann und dadurch einen größeren Bereich abdeckt.
Knorpel
Bei Kindern wird Knorpel für gewöhnlich zur Korrektur von Geburtsschäden an den Ohren oder der Nase transplantiert. Bei Erwachsenen kann er zur Reparatur von durch Arthritis oder Verletzung geschädigten Gelenken verwendet werden.
Knorpel kann auch ohne die Verwendung von Mitteln zur Unterdrückung des Immunsystems (Immunsuppressiva) erfolgreich transplantiert werden. Das Immunsystem des Körpers greift transplantierten Knorpel wesentlich seltener an als andere Gewebe.
Hornhaut
Die Hornhaut ist die durchsichtige Kuppel auf der Augenoberfläche. Auch sie kann in der Regel ohne Anwendung von Immunsuppressiva erfolgreich transplantiert werden.
Knochen
Knochen aus einem Teil des Körpers können als Knochenersatz in anderen Körperbereichen verwendet werden, beispielsweise um operativ entfernte Knochen aufgrund von Knochenkrebs zu ersetzen.
Knochen, die von einer Person in eine andere verpflanzt werden, überleben nur kurze Zeit. Sie stimulieren jedoch das Wachstum neuer Knochenzellen, stabilisieren den betroffenen Bereich, bis sich neuer Knochen bildet, und dienen als Gerüst für den Knochenaufbau.
Nach einer Knochentransplantation sind keine Immunsuppressiva erforderlich.
Mehr als ein Gewebe
Einige Transplantate enthalten mehr als eine Gewebeart (auch Komposit-Transplantate wie Hände, Arme oder Gesicht genannt). Komposit-Transplantate können Haut, Muskeln, Knochen und diese Strukturen stabilisierende Gewebe enthalten.
Die Verpflanzung von Komposit-Transplantaten ist umstritten, da sie, auch wenn sie die Lebensqualität erhöhen, typischerweise nicht lebenserhaltend oder -verlängernd sind. Komposit-Transplantate sind zudem sehr teuer, erfordern viele Ressourcen und können zu manchmal lebensbedrohlichen Infektionen führen. Diese Verfahren werden nicht als medizinische Standardversorgung betrachtet.
Die Funktionstüchtigkeit der Transplantate ist sehr unterschiedlich. So können einige Empfänger von Handtransplantaten diese für Alltagsaktivitäten nutzen.
Nach der Transplantation sind Immunsuppressiva erforderlich.
Andere Gewebe
Bei Parkinson-Patienten scheint die Transplantation von Gewebe aus den Nebennieren einer anderen Person in ihr Gehirn die Symptome zu lindern. Gleiches gilt für Gehirngewebe von abgetriebenen Föten. Allerdings ist die Verwendung von abgetriebenen Föten umstritten.
Die Transplantation einer Thymusdrüse aus Stillgeburten in Kinder, die ohne Thymusdrüse geboren wurden (eine Erkrankung, die DiGeorge-Syndrom genannt wird), kann bei der Wiederherstellung des Immunsystems der betroffenen Kinder helfen. Fehlt die Thymusdrüse, ist das Immunsystem beeinträchtigt, da die weißen Blutkörperchen, die eine wesentliche Rolle bei der körpereigenen Abwehr von fremden Substanzen spielen, in der Thymusdrüse reifen. Allerdings kann die neue Thymusdrüse Zellen produzieren, die die Zellen des Empfängers angreifen und damit eine schwere Graft-versus-Host-Krankheit verursachen (siehe auch Video Die Thymusdrüse und T-Zellen).
Eine Transplantation der Gebärmutter kann manchmal bei Frauen durchgeführt werden, die schwanger werden möchten, deren Gebärmutter aber erkrankt ist oder zuvor entfernt worden ist.