Herzinsuffizienz (CHF)

(Kongestive Herzinsuffizienz)

VonNowell M. Fine, MD, SM, Libin Cardiovascular Institute, Cumming School of Medicine, University of Calgary
Überprüft/überarbeitet Sept. 2022 | Geändert Jan. 2023
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN
Kurzinformationen

Bei einer Herzinsuffizienz (einem Herzversagen) kann das Herz nicht mit den Anforderungen des Körpers mithalten. Das führt zu einem verringerten Blutfluss, einer Stauung des Blutes in den Venen und in der Lunge und/oder anderen Veränderungen, die das Herz noch mehr schwächen oder versteifen können.

  • Eine Herzinsuffizienz entsteht, wenn sich der Herzmuskel nicht ausreichend anspannt oder entspannt, weil dieser typischerweise schwach, steif oder beides ist.

  • Viele Erkrankungen, die das Herz betreffen, können zu Herzinsuffizienz führen.

  • Die meisten Menschen haben anfänglich keine Symptome, wobei sich Anzeichen wie Kurzatmigkeit und Erschöpfung allmählich im Laufe von Tagen bis Monaten entwickeln.

  • Flüssigkeit kann sich in den Lungen, im Bauch oder in den Beinen ansammeln.

  • Wenn der Verdacht auf Herzinsuffizienz besteht, beruht dieser im Allgemeinen auf den Symptomen. In der Regel werden jedoch Untersuchungen, wie z. B. eine Echokardiografie (Ultraschalluntersuchung des Herzens), durchgeführt, um die Herzfunktion zu beurteilen.

  • Die Behandlung zielt auf die Erkrankung ab, welche die Herzinsuffizienz verursacht, und beinhaltet Veränderungen der Lebensweise sowie eine medikamentöse, operative oder anderweitige Behandlung der Herzinsuffizienz.

Eine Herzinsuffizienz kann Menschen jeden Alters treffen, sogar kleine Kinder (insbesondere, wenn sie mit einem Herzfehler geboren wurden). Sie tritt jedoch wesentlich häufiger bei älteren Menschen auf, da diese eher zu Erkrankungen neigen, die den Betroffenen für eine Herzinsuffizienz (wie z. B. koronare Herzkrankheit, die den Herzmuskel schädigt) oder Erkrankungen der Herzklappen empfänglicher machen. Altersbedingte Veränderungen des Herzens führen auch tendenziell dazu, dass das Herz weniger leistungsfähig wird.

In den Vereinigten Staaten leiden etwa 6,5 Millionen Menschen an Herzinsuffizienz und jährlich treten etwa 960.000 neue Fälle auf. Weltweit sind etwa 26 Millionen Menschen betroffen. Die Erkrankung wird wahrscheinlich immer häufiger auftreten, da die Lebenserwartung der Menschen zunimmt, und in einigen Ländern bestimmte Risikofaktoren für Herzerkrankungen (wie Fettleibigkeit, Diabetes, Rauchen und Bluthochdruck) immer mehr Menschen betreffen.

Herzinsuffizienz bzw. Herzversagen bedeutet nicht, dass das Herz nicht mehr schlägt. Es bedeutet, dass das Herz es nicht schafft, ausreichend Blut in alle Teile des Körpers zu pumpen bzw. nicht mehr genug leisten kann. Diese Erklärung ist jedoch grob vereinfachend. Der Begriff Herzinsuffizienz ist sehr komplex, und eine einfache Erklärung kann die vielen Ursachen, Aspekte, Krankheitsformen und Folgen nicht ausreichend beschreiben.

Das Herz hat die Aufgabe, Blut zu pumpen. Eine Pumpe befördert Flüssigkeit von einem Ort zu einem anderen. Im Fall des Herzens geschieht Folgendes:

  • Die rechte Seite des Herzens pumpt Blut aus den Venen in die Lunge.

  • Die linke Seite des Herzens pumpt Blut aus der Lunge durch die Arterien in den Rest des Körpers.

Blut wird aus dem Herzen befördert, wenn sich der Herzmuskel anspannt (als Systole bezeichnet) und in das Herz befördert, wenn sich der Herzmuskel entspannt (als Diastole bezeichnet). Eine Herzinsuffizienz entsteht, wenn sich der Herzmuskel nicht ausreichend anspannt oder entspannt, weil dieser typischerweise schwach, steif oder beides ist. Dies kann zu einer mangelhaften Durchblutung führen. Darüber hinaus kann sich Blut im Gewebe ansammeln und dort eine Stauung verursachen. Deshalb ist eine Herzinsuffizienz auch als kongestive Herzinsuffizienz (von Kongestion = Blutstauung) bekannt.

Wussten Sie ...

  • Eine Herzinsuffizienz wird manchmal auch als kongestive Herzinsuffizienz bezeichnet, weil sich Blut im Gewebe ansammeln und dort zu Stauungen führen kann.

Eine Blutansammlung in der linken Seite des Herzens führt zu einer Stauung in der Lunge, wodurch die Atmung erschwert wird. Eine Blutansammlung in der rechten Seite des Herzens führt zu einer Stauung und Einlagerung von Flüssigkeit in anderen Teilen des Körpers, wie z. B. in den Beinen und in der Leber. Eine Herzinsuffizienz betrifft gewöhnlich beide Seiten des Herzens bis zu einem gewissen Grad. Manchmal kann jedoch eine Seite stärker erkrankt sein als die andere. In solchen Fällen spricht man von einer Rechtsherzinsuffizienz oder Linksherzinsuffizienz.

Bei einer Herzinsuffizienz kann das Herz nicht genug Blut in den Körper pumpen, um ihn ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen, die ihm über das Blut zugeführt werden. In der Folge können Arme und Beine rascher ermüden und die Nierenfunktion beeinträchtigt werden. Die Nieren filtern Flüssigkeit und Abbauprodukte aus dem Blut in den Urin. Pumpt das Herz jedoch zu schwach, können die Nieren nicht mehr richtig arbeiten und überschüssige Flüssigkeit aus dem Blut entfernen. In der Folge erhöht sich die Flüssigkeitsmenge im Blutkreislauf und das geschwächte Herz wird zusätzlich belastet, wodurch ein Teufelskreis entsteht. Dadurch verschlimmert sich die Herzinsuffizienz noch mehr.

Formen von Herzinsuffizienz

Die Formen von Herzinsuffizienz werden nach der Auswurffraktion (Ejektionsfraktion, EF) klassifiziert, welche die prozentuale Blutmenge angibt, die das Herz bei jedem Schlag herauspumpt; mit ihr wird die Pumpleistung des Herzens gemessen. Eine gesunde linke Herzkammer pumpt etwa 55 bis 60 Prozent des enthaltenen Blutes heraus.

Herzinsuffizienz mit verminderter Auswurffraktion (HFrEF – manchmal auch als systolische Herzinsuffizienz bezeichnet):

  • Das Herz zieht sich weniger stark zusammen und pumpt das hereingeflossene Blut nicht vollständig wieder heraus. Dadurch verbleibt mehr Blut im Herzen. Das Blut sammelt sich dann in der Lunge, den Venen oder beiden an.

Herzinsuffizienz mit erhaltener Auswurffraktion (HFpEF – manchmal auch als diastolische Herzinsuffizienz bezeichnet):

  • Das Herz ist steif und entspannt sich nicht richtig, nachdem es sich zusammengezogen hat, wodurch es sich nicht mehr ausreichend mit Blut füllen kann. Das Herz zieht sich korrekt zusammen, sodass es eine normale Menge Blut aus den Herzkammern (Ventrikeln) herauspumpen kann. Aber die Gesamtmenge an herausgepumpten Blut kann zu niedrig sein. Bei einem steifen Herzen wird dessen mangelnde Fähigkeit, sich mit Blut zu füllen, gelegentlich dadurch kompensiert, indem es sogar noch mehr Blut als normalerweise herauspumpt. Wie bei der systolischen Herzinsuffizienz staut sich das zum Herzen zurückfließende Blut jedoch schließlich in der Lunge oder den Venen.

Herzinsuffizienz mit geringgradig eingeschränkter linksventrikulärer Auswurffraktion (HFmrEF) ist eine neue Gruppe, die Menschen einschließt, deren Auswurffraktion irgendwo zwischen erhaltener und reduzierter Auswurffraktion liegt.

Herzinsuffizienz: Probleme beim Pumpen und Füllen

Normalerweise dehnt sich das Herz, wenn es sich mit Blut füllt (Diastole), danach zieht es sich zusammen, um das Blut herauszupumpen (Systole). Die wichtigsten Pumpkammern des Herzens sind die Ventrikel.

Bei Herzinsuffizienz durch eine systolische Fehlfunktion kann sich das Herz gewöhnlich nicht mehr richtig zusammenziehen. Es füllt sich zwar mit Blut, kann aber wegen der Schwäche des Herzmuskels oder wegen einer Herzklappenfehlfunktion nicht mehr die gesamte Menge herauspumpen. Als Folge erhalten Körper und Lunge eine verminderte Blutmenge, und der Ventrikel vergrößert sich in der Regel.

Bei Herzinsuffizienz durch eine diastolische Fehlfunktion versteift sich der Herzmuskel (insbesondere der linke Ventrikel) und verdickt sich; deshalb kann sich das Herz nicht mehr ausreichend mit Blut füllen. Das Blut bleibt dann im linken Vorhof und in den Blutgefäßen der Lunge zurück und verursacht eine Blutstauung. Trotz allem kann das Herz noch fähig sein, eine normale Menge Blut wieder herauszupumpen (die insgesamt herausgepumpte Menge kann aber geringer sein).

Die Herzkammern enthalten immer etwas Blut, jedoch kann mit jedem Herzschlag unterschiedlich viel Blut in die Kammern hinein oder wieder herausfließen. Dies wird durch die Dicke der Pfeile verdeutlicht.

Ursachen der Herzinsuffizienz

Die Ursachen für eine Herzinsuffizienz werden oft wie folgt eingeteilt:

  • Erkrankungen, die das Herz direkt betreffen (kardiale Ursachen)

  • Erkrankungen anderer Körpersysteme, die das Herz indirekt betreffen (nicht-kardiale Ursachen)

Jede Krankheit, die das Herz direkt betrifft, kann zu einer Herzinsuffizienz führen, genauso wie manche Krankheiten, die das Herz indirekt betreffen. Manche Erkrankungen können innerhalb kurzer Zeit zu Herzinsuffizienz führen. Bei anderen Erkrankungen wiederum kommt es erst nach vielen Jahren dazu. Einige Erkrankungen verursachen eine systolische Herzinsuffizienz, andere eine diastolische Herzinsuffizienz und manche Erkrankungen, wie Bluthochdruck und manche Erkrankungen der Herzklappen, können beide Formen der Fehlfunktion verursachen.

Kardiale Ursachen der Herzinsuffizienz

Herzerkrankungen, die eine Herzinsuffizienz verursachen, können das ganze Herz oder Teile davon schädigen. In vielen Fällen führt das Zusammenspiel mehrerer Faktoren zu einer Herzinsuffizienz.

Eine häufige kardiale Ursache der Herzinsuffizienz ist die

Koronare Herzkrankheiten können große Bereiche des Herzmuskels schädigen, weil er nicht mehr genügend sauerstoffreiches Blut erhält, das er benötigt, um sich richtig zusammenziehen zu können. Ein Verschluss eines Herzkranzgefäßes (Koronararterie) kann einen Herzinfarkt auslösen, durch den ein Teil des Herzmuskels zerstört wird. Dieser Teil kann sich dann nicht mehr richtig zusammenziehen.

Andere kardiale Ursachen der Herzinsuffizienz sind u. a.:

  • Myokarditis (Entzündung des Herzmuskels)

  • Einige Medikamente (zum Beispiel manche Chemotherapeutika)

  • Einige Giftstoffe (zum Beispiel Alkohol)

  • Erkrankungen der Herzklappen

  • Eine anormale Verbindung zwischen den Herzkammern (zum Beispiel Ventrikelseptumdefekt)

  • Störungen, die das elektrische Reizleitungssystem des Herzens betreffen und Herzrhythmusstörungen verursachen

  • Einige genetische Erkrankungen

  • Das Herz versteifende Erkrankungen

Eine Myokarditis (Herzmuskelentzündung), die auf einer bakteriellen, viralen oder anderweitigen Infektion beruht, kann den gesamten Herzmuskel oder einen Teil davon schädigen und dadurch seine Pumpfähigkeit beeinträchtigen.

Ebenso können bestimmte Medikamente zur Behandlung von Krebs sowie einige Giftstoffe (wie Alkohol) den Herzmuskel schädigen.

Erkrankungen der Herzklappen – die Verengung (Stenose) einer Herzklappe, die den Blutfluss durch das Herz behindert, oder eine defekte Klappe, durch die das Blut in die Kammer zurückfließt (Regurgitation oder Insuffizienz) – können zu einer Herzinsuffizienz führen. Beide Erscheinungen können das Herz sehr stark belasten, sodass es sich mit der Zeit vergrößert und nicht mehr ausreichend pumpen kann.

Durch eine anormale Verbindung (zum Beispiel Ventrikelseptumdefekt) zwischen den Herzkammern kann Blut innerhalb des Herzens zurückfließen. Dadurch nimmt die Arbeitslast des Herzens zu und es kann zu einer Herzinsuffizienz kommen.

Bei Störungen, die das elektrische Reizleitungssystem des Herzens betreffen (siehe Abbildung Aufzeichnen der elektrischen Pfade des Herzens) und die zu anhaltenden Veränderungen des Herzrhythmus führen (insbesondere bei zu schnellem und unregelmäßigem Herzschlag), können zu einer Herzinsuffizienz führen. Wenn das Herz nicht normal schlägt, kann es nicht ausreichend Blut pumpen.

Einige genetische Erkrankungen können das Herz betreffen und zu einer Herzinsuffizienz führen. Die Duchenne-Muskeldystrophie beispielsweise verursacht eine Schwäche des Herzmuskels (zusammen mit vielen anderen Muskeln). Das Down-Syndrom kann zu angeborenen Fehlbildungen des Herzens führen.

Eine Herzinsuffizienz kann auch die Folge anderer Krankheiten sein, die zu einer Versteifung der Herzwände führen, wie das Eindringen von Flüssigkeit oder Zellen in Körpergewebe (Infiltrierung) oder Infektionen. Zum Beispiel dringt bei einer Amyloidose das krankhafte Eiweiß Amyloid in viele Körpergewebe ein. Wenn das Amyloid in die Herzwände eindringt, werden sie unelastisch und es kommt zur Herzinsuffizienz. In tropischen Ländern kann das Eindringen bestimmter Parasiten (wie bei der Chagas-Krankheit) in den Herzmuskel zu Herzinsuffizienz führen, wovon auch junge Menschen betroffen sind.

Bei der konstriktiven Perikarditis verhärtet sich der Herzbeutel (Perikard), wodurch selbst ein gesundes Herz nicht mehr richtig pumpen und sich nicht ausreichend mit Blut füllen kann.

Wussten Sie ...

  • Herzinsuffizienz bzw. Herzversagen bedeutet nicht, dass das Herz nicht mehr schlägt. Es bedeutet, dass das Herz nicht in der Lage ist, die geforderte Leistung zu erbringen.

Nicht-kardiale Ursachen der Herzinsuffizienz

Die häufigste nicht-kardiale Ursache der Herzinsuffizienz ist

Bluthochdruck überanstrengt das Herz, weil es das Blut kräftiger in die Arterien pumpen muss, um gegen den Widerstand, der durch den Hochdruck entsteht, anzukämpfen. Schließlich verdicken sich die Herzwände (Hypertrophie) und/oder werden steif. Ein steifes Herz füllt sich nicht mehr schnell genug oder ausreichend mit Blut, es pumpt dann bei jeder Kontraktion weniger Blut als ein gesundes Herz. Diabetes und Fettleibigkeit führen ebenfalls zu Veränderungen, aufgrund derer sich die Wände der unteren Herzkammern versteifen.

Auch im Alter verlieren die Herzwände an Elastizität. Herzinsuffizienz kommt bei älteren Menschen besonders häufig vor, da diese oft an Bluthochdruck, Fettleibigkeit und Diabetes leiden und dies dann mit dem altersbedingten Elastizitätsverlust der Herzwände zusammentrifft.

Weniger häufige nicht-kardiale Ursachen der Herzinsuffizienz sind u. a.:

  • Bluthochdruck in den zur Lunge führenden Arterien (pulmonale Hypertonie; manchmal durch eine Lungenembolie ausgelöst)

  • Anämie

  • Schilddrüsenerkrankungen

  • Nierenversagen

  • Einige Medikamente

Bei einigen Lungenerkrankungen, z. B. bei der pulmonalen Hypertonie, kann es zu Schädigungen oder Veränderungen der Blutgefäße in der Lunge (Pulmonalarterien) kommen. In der Folge muss die rechte Seite des Herzens stärker arbeiten, um Blut in die Lunge zu pumpen. Es kann dann zu einem Cor pulmonale kommen, wobei der rechte Ventrikel vergrößert ist und eine Rechtsherzinsuffizienz vorliegt.

Ein plötzlicher, massiver Verschluss einer Lungenarterie durch ein oder mehrere Blutgerinnsel (Lungenembolie) kann das Pumpen von Blut in die Lungenarterien ebenfalls erschweren und zu einer Rechtsherzinsuffizienz führen.

Blutarmut ist ein starker Mangel an roten Blutkörperchen (niedrige Anzahl an Blutkörperchen). Rote Blutkörperchen transportieren Sauerstoff von den Lungen zum Gewebe. Bei einer Anämie ist der Sauerstoffgehalt des Blutes verringert, sodass das Herz stärker arbeiten muss, um den Sauerstoffbedarf der Körpergewebe zu decken. Eine Anämie hat viele Ursachen, einschließlich Herzversagen selbst.

Eine überaktive Schilddrüse (Schilddrüsenüberfunktion) stimuliert das Herz so stark, dass es zu schnell schlägt und sich zwischen den einzelnen Schlägen nicht mehr richtig entleert. Bei einer Unterfunktion der Schilddrüse (Schilddrüsenunterfunktion) werden alle Muskeln, einschließlich des Herzmuskels, geschwächt, da deren problemlose Funktion von Schilddrüsenhormonen abhängt.

Bei einer Niereninsuffizienz wird das Herz überlastet, weil die Nieren dem Blut keine überschüssige Flüssigkeit entziehen können, sodass das Herz eine größere Blutmenge pumpen muss. Schließlich kann das Herz diese Anstrengung nicht mehr leisten, und es kommt zur Herzinsuffizienz.

Bei einigen Medikamenten, wie z. B. nichtsteroidalen Antirheumatika, kann es vorkommen, dass der Körper Flüssigkeit speichert. In der Folge muss das Herz mehr leisten, was wiederum zu Herzinsuffizienz führen kann.

Der Alterungsprozess im Visier: Ursachen von Herzinsuffizienz bei älteren Menschen

Zunehmendes Alter allein führt nicht zu Herzinsuffizienz. Ältere Menschen neigen jedoch eher zu den häufigsten Ursachen von Herzinsuffizienz, nämlich langfristigem Bluthochdruck und Herzinfarkten (aufgrund koronarer Herzkrankheit).

Die Erkrankungen können auf zweierlei Weise zu Herzinsuffizienz führen. Sie können Probleme mit folgenden Fähigkeit des Herzens verursachen:

  • Füllen mit Blut

  • Auspumpen des Blutes

Bei älteren Menschen treten Probleme beim Füllen (sogenannte diastolische Fehlfunktion) und Probleme beim Pumpen (sogenannte systolische Fehlfunktion) gleichermaßen häufig auf.

Probleme beim Füllen

Probleme beim Füllen entstehen in der Regel, wenn die Ventrikelwände steif geworden sind. Dadurch können sich die Ventrikel nicht mehr richtig mit Blut füllen, und es wird zu wenig Blut wieder herausgepumpt. Mit dem Alter wird der Herzmuskel häufig unelastischer, wodurch sich die Wahrscheinlichkeit einer Herzinsuffizienz aufgrund von Problemen beim Füllen erhöht. Bluthochdruck kann zu Problemen beim Füllen führen, da der Herzmuskel in diesem Fall dicker und steifer wird.

Probleme beim Füllen sind aber nicht immer auf ein steifes Herz zurückzuführen. Zum Beispiel ziehen sich beim Vorhofflimmern (einer mit zunehmendem Alter häufiger auftretenden Herzrhythmusstörung) die Vorhöfe schnell und unregelmäßig zusammen. In der Folge befördern die Vorhöfe nicht genug Blut in die Ventrikel. Ein plötzliches Auftreten von Vorhofflimmern kann bei älteren Menschen zu Herzinsuffizienz führen.

Pumpprobleme

Probleme beim Pumpen entstehen in der Regel, wenn der Herzmuskel geschädigt wurde. Ein geschädigtes Herz pumpt weniger Blut, wodurch sich der Druck innerhalb des Herzens erhöht und sich die Herzkammern vergrößern.

Die häufigste Ursache für Herzschäden bei älteren Menschen ist ein Herzinfarkt (aufgrund des Verschlusses einer Arterie, die das Herz mit Blut versorgt).

Ebenso können Erkrankungen der Herzklappen zu Problemen beim Pumpen führen.

Bei einer Aortenklappenstenose (einer Erkrankung der Herzklappen) verengt sich die Öffnung zwischen dem linken Ventrikel und der Aorta (Aortenklappe). Dadurch wird das Herauspumpen des Bluts aus dem Herzen erschwert. Eine Aortenklappenstenose ist bei älteren Menschen eine häufige Ursache für Herzinsuffizienz.

Wenn seit längerer Zeit eine Lungenerkrankung wie COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) oder Vernarbungen (Lungenfibrose) bestehen, erhöht sich der Blutdruck in der Lunge. Dadurch wird es für den rechten Ventrikel schwieriger, Blut in die Lunge zu pumpen.

Ausgleichsmechanismen

Der Körper hat verschiedene Möglichkeiten, eine Herzinsuffizienz auszugleichen.

Hormonelle Reaktionen

Die erste Reaktion des Körpers auf Stress, auch solcher aufgrund von Herzinsuffizienz, ist die Ausschüttung sogenannter Kampf-oder-Flucht-Hormone, Epinephrin (Adrenalin) und Norepinephrin (Noradrenalin). Wenn beispielsweise bei einem Herzinfarkt das Herz geschädigt wird, setzt der Körper sofort die obigen Hormone frei. Epinephrin und Norepinephrin lassen das Herz schneller und kräftiger pumpen. Die ausgepumpte Blutmenge (Auswurffraktion) vergrößert sich dadurch, manchmal sogar bis zum Normalmaß, und die verringerte Pumpleistungsfähigkeit des Herzens zumindest anfänglich ausgeglichen wird.

Bei Menschen ohne Herzerkrankung reicht es gewöhnlich, wenn diese Hormone vorübergehend das Herz zur Mehrarbeit anregen. Bei einer chronischen Herzinsuffizienz wird jedoch ein ohnehin geschädigtes Herz durch die Hormone zusätzlich angetrieben. Mit der Zeit reagiert das Herz aber auch auf die Hormone nicht mehr, was zu einer weiteren Verschlechterung der Herzfunktion führt.

Nierenreaktionen

Ein weiterer wichtiger Mechanismus zum Ausgleich des verringerten Blutflusses bei einer Herzinsuffizienz besteht darin, mehr Salz und Wasser in den Nieren zu speichern. Die Speicherung von Salz und Wasser anstelle des Ausscheidens in den Urin erhöht das Blutvolumen in den Gefäßen und hält so den Blutdruck stabil. Die größere Blutmenge dehnt aber auch den Herzmuskel; dadurch vergrößern sich die Herzkammern, insbesondere die Ventrikel. Je weiter der Herzmuskel gedehnt ist, desto stärker zieht er sich zusammen, was die Herzfunktion anfänglich verbessert. Sobald jedoch ein gewisser Dehnungsgrad erreicht ist, wirkt sich die Dehnung nicht mehr positiv aus, sondern verringert die Kontraktionskraft des Herzens (wie bei einem überdehnten Gummiband). Als Folge davon verschlimmert sich die Herzinsuffizienz. Darüber hinaus erhöht die Einlagerung von Salz und Wasser die Flüssigkeitseinlagerung in den Organen wie der Lunge, was zu einer Verschlimmerung der Symptome der Herzinsuffizienz führt.

Vergrößerung des Herzens

Darüber hinaus können sich auch die Muskelwände der Ventrikel vergrößern (ventrikuläre Hypertrophie). Wenn das Herz stärker arbeiten muss, verstärken sich die Herzwände und werden dicker, ähnlich wie sich Muskeln durch ein Krafttraining vergrößern. Zunächst kann das Herz die Menge an Blut, die es in den Körper pumpt (Herzzeitvolumen), durch die Vergrößerung aufrechterhalten. Das vergrößerte und/oder verdickte Herz wird jedoch schließlich steif, was zu einer Herzinsuffizienz führt oder diese verschlimmert. Außerdem kann die Vergrößerung des Herzens die Herzklappenöffnungen so weit dehnen, dass die Klappen nicht mehr richtig funktionieren, was zu noch mehr Problemen beim Pumpen von Blut führt.

Symptome einer Herzinsuffizienz

Die Symptome einer Herzinsuffizienz können plötzlich auftreten, insbesondere nach einem Herzinfarkt. Bei der erstmaligen Entstehung von Herzproblemen zeigen sich bei den meisten Menschen jedoch keine Symptome. Die Symptome entwickeln sich dann allmählich über Tage, Monate oder Jahre hinweg. Die Herzinsuffizienz kann sich zwar über eine gewisse Zeit hinweg stabilisieren, schreitet aber meist langsam und schleichend fort. Die Betroffenen können sich plötzlich der Symptome bewusst werden, wenn die Symptome eine Aktivität zum ersten Mal beeinträchtigen oder wenn die Symptome im Ruhezustand auftreten.

Einige häufige Symptome sind:

  • Kurzatmigkeit

  • Erschöpfung

  • Flüssigkeitsansammlung (Ödem) in den Beinen

  • Unfähigkeit, Sport zu treiben oder andere Aktivitäten auszuüben, die eine Belastung erfordern

Bei älteren Menschen ruft eine Herzinsuffizienz jedoch gelegentlich undeutliche Symptome wie Schläfrigkeit, Verwirrtheit und Orientierungslosigkeit hervor.

Der Schweregrad einer Herzinsuffizienz wird in der Regel basierend darauf eingestuft, inwieweit der Patient in der Lage ist, alltäglichen Aktivitäten nachzugehen. Das Einteilungsschema der New Yorker Herzgesellschaft (NYHA, New York Heart Association) ist für Menschen und deren Betreuer ein wichtiges Instrument, um die Schwere der Krankheit und deren Auswirkung auf ihr Leben zu beurteilen.

Tabelle

Die Rechtsherzinsuffizienz verursacht andere Symptome als die Linksherzinsuffizienz. Auch wenn beide Formen der Herzinsuffizienz bestehen, dominieren oft die Symptome der einen oder der anderen. Die Linksherzinsuffizienz führt schließlich zu einer Rechtsherzinsuffizienz.

Symptome der Rechtsherzinsuffizienz

Das Hauptsymptom der Rechtsherzinsuffizienz ist die Flüssigkeitsansammlung, die zu Schwellungen (Ödeme) in Füßen, Knöcheln, Beinen, unterem Rückenbereich, Leber und Bauchraum führt. Wo sich die Flüssigkeit ansammelt, hängt von der überschüssigen Flüssigkeitsmenge und vom Einfluss der Schwerkraft ab. Im Stehen sammelt sie sich in den Beinen und Füßen. Wenn sich der Patient hinlegt, sammelt sich die Flüssigkeit gewöhnlich im unteren Bereich des Rückens an. Ist die Flüssigkeitsmenge sehr groß, kann sie sich auch im Bauchraum ansammeln. Flüssigkeitsansammlungen in der Leber oder im Magen können Übelkeit, Völlegefühl und Appetitlosigkeit hervorrufen. Eine schwere Rechtsherzinsuffizienz kann zu Gewichtsverlust und Muskelschwund führen. Diese Erkrankung wird als kardiale Kachexie bezeichnet.

Symptome der Linksherzinsuffizienz

Die Linksherzinsuffizienz führt zu einem Flüssigkeitsstau in der Lunge und damit zu Kurzatmigkeit. Anfangs zeigt sich die Kurzatmigkeit nur bei körperlicher Aktivität, aber bei fortschreitender Herzinsuffizienz wird das Atmen immer beschwerlicher, letzten Endes sogar im Ruhezustand. Menschen mit schwerer Linksherzinsuffizienz können unter heftiger Atemnot leiden, wenn sie sich hinlegen (Ärzte sprechen hier von Orthopnoe), weil dann aufgrund der Schwerkraft mehr Flüssigkeit in die Lunge fließt. Die Betroffenen wachen oft auf, schnappen nach Luft oder keuchen (Ärzte nennen dies paroxysmale nächtliche Dyspnoe). Wenn sie sich aufsetzen, fließt ein Teil der Flüssigkeit in den unteren Bereich der Lunge ab, und das Atmen fällt etwas leichter. Menschen mit Linksherzinsuffizienz fühlen sich außerdem müde und schwach bei körperlicher Anstrengung, weil ihre Muskeln nicht ausreichend mit Blut versorgt werden.

Symptome einer schweren Herzinsuffizienz

Bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz kann es zur Cheyne-Stokes-Atmung (periodischem Atmen) kommen. Bei diesem ungewöhnlichen Atemmuster setzt die Atmung einer Person erst ein paar Sekunden lang aus, beginnt dann langsam schneller und tiefer zu werden, anschließend langsamer und flacher, bis diese erneut wieder aussetzt und sich der Atmenzyklus wiederholt. Die Cheyne-Stokes-Atmung kann sich entwickeln, wenn das Gehirn mit zu wenig Blut versorgt wird, und das Atemzentrum im Gehirn deshalb nicht genügend Sauerstoff erhält. Die Cheyne-Stokes-Atmung gilt als Form der zentralen Schlafapnoe.

Obstruktive Schlafapnoe (bei der die Blockierung der Atemwege den Schlaf unterbricht, was zu Schläfrigkeit tagsüber führt) ist eine andere und häufiger auftretende Atmungsstörung, die bei Menschen mit oder ohne Herzinsuffizienz auftreten kann. Eine schwere obstruktive Schlafapnoe kann die Herzinsuffizienz verschlimmern.

Ein akutes Lungenödem ist eine plötzliche Ansammlung von viel Flüssigkeit in der Lunge. Dadurch kommt es zu extremen Atembeschwerden, schnellem Atmen, bläulicher Haut sowie Unruhe, Angstgefühl und Erstickungsgefühl. Bei einigen Menschen kommt es zu schweren Krämpfen der Atemwege (Bronchospasmen) und Keuchatmung. Ein akutes Lungenödem ist ein lebensbedrohlicher Notfall, der auftreten kann, wenn es bei Menschen mit Herzinsuffizienz zu sehr hohem Blutdruck kommt, sie einen Herzinfarkt erleiden oder manchmal einfach nur, wenn sie die Anwendung der Medikamente zur Behandlung der Herzinsuffizienz unterbrechen oder salzige Nahrungsmittel zu sich nehmen.

Blutgerinnsel können sich in den Herzkammern bilden, wenn das Herz schwer geschädigt ist. Sie können sich bilden, wenn der Blutstrom in den Kammern zu langsam ist. Ein solches Blutgerinnsel kann sich ablösen (es wird dann zu einem sog. Embolus), mit dem Blutstrom wandern und sich in einer Arterie irgendwo im Körper festsetzen, die dann teilweise oder vollständig verstopft wird. Verschließt ein Gerinnsel eine Arterie zum Gehirn, ist die Folge ein Schlaganfall.

Bei Menschen mit schwerer Herzinsuffizienz, insbesondere bei älteren Patienten, kommt es häufig zu Depressionen und einem Rückgang der geistigen Funktion. In solchen Fällen ist eine sorgfältige Beurteilung und Behandlung erforderlich.

Diagnose von Herzinsuffizienz

  • Röntgenaufnahme des Brustkorbs

  • Elektrokardiographie (EKG)

  • Echokardiografie und manchmal andere bildgebende Verfahren

  • Bluttests

Der Arzt wird bereits allein aufgrund der Symptome eine Herzinsuffizienz vermuten. Die körperliche Untersuchung bestätigt die Diagnose, wenn unter anderem ein schwacher, oft schneller Puls zu fühlen ist und sich niedriger Blutdruck, ungewöhnliche Herzgeräusche und Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge (beides mit dem Stethoskop hörbar), ein vergrößertes Herz, geschwollene Halsvenen, eine vergrößerte Leber und Schwellungen im Bauchraum oder den Beinen feststellen lassen.

Gewöhnlich werden vom Arzt Untersuchungen zur Überprüfung der Herzfunktion durchgeführt. Zudem sind Tests erforderlich, um die Ursache der Herzinsuffizienz zu bestimmen.

Röntgenaufnahme des Brustkorbs

Ein vergrößertes Herz, verstopfte Blutgefäße und Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge sind auf einem Röntgenbild des Brustkorbs sichtbar.

Elektrokardiographie

Fast immer wird eine Elektrokardiografie (EKG) gemacht, um herauszufinden, ob der Herzrhythmus normal ist, ob die Ventrikelwände verdickt sind und ob der Patient einen Herzinfarkt hatte.

Echokardiographie

Die Echokardiografie, bei der mithilfe von Schallwellen ein Bild des Herzens entsteht, gehört zu den besten Untersuchungsverfahren zur Überprüfung der Herzfunktion, einschließlich der Pumpleistung und Funktion der Herzklappen. Mit einer Echokardiografie lässt sich Folgendes feststellen:

  • Ob die Herzwände verdickt sind und sich normal entspannen.

  • Ob die Herzklappen normal funktionieren.

  • Ob die Kontraktionen normal sind.

  • Ob ein Teil des Herzens nicht richtig kontrahiert.

Mit einer Echokardiografie lässt sich auch erkennen, ob die Herzinsuffizienz von einer systolischen oder diastolischen Fehlfunktion verursacht wurde, denn damit kann der Arzt die Dicke und Steifigkeit der Herzwände sowie die Auswurffraktion bestimmen. Die Auswurffraktion, ein wichtiger Anhaltspunkt für die Herzfunktion, gibt die prozentuale Blutmenge an, die das Herz bei jedem Schlag herauspumpt. Eine gesunde linke Herzkammer pumpt etwa 55 bis 60 Prozent des enthaltenen Blutes heraus. Eine niedrige Auswurffraktion (unter 40 Prozent) bestätigt eine systolische Herzinsuffizienz. Wenn die Auswurffraktion bei einem Patienten mit Symptomen einer Herzinsuffizienz normal oder hoch ist, so liegt wahrscheinlich eine diastolische Herzinsuffizienz vor.

Bluttests

Bluttests werden fast immer durchgeführt. Der Spiegel der natriuretischen Peptide (NP) wird häufig gemessen. NP sind Stoffe, die sich bei einer bestehenden Herzinsuffizienz im Blut ansammeln, jedoch seltener, wenn andere Erkrankungen vorliegen, die zu Kurzatmigkeit führen. Andere Blutuntersuchungen können durchgeführt werden, um Erkrankungen festzustellen, die für die Herzinsuffizienz verantwortlich sein können.

Weitere Tests

Es können darüber hinaus auch andere Verfahren, wie eine Szintigrafie, Magnetresonanztomografie (MRT), Computertomografie, Herzkatheterisierung mit Angiografie und Belastungstests durchgeführt werden, um das Vorliegen einer Herzinsuffizienz festzustellen oder deren Ursache herauszufinden.

Nur selten ist eine Biopsie des Herzmuskels nötig; meist dann, wenn das Eindringen von Flüssigkeit oder Zellen in das Herz (wie bei der Amyloidose) oder eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) aufgrund einer bakteriellen, viralen oder anderweitigen Infektion vermutet wird.

Vorbeugung einer Herzinsuffizienz

Die Vorbeugung von Herzinsuffizienz beinhaltet die Behandlung von Erkrankungen, die zu Herzinsuffizienz führen können, bevor diese tatsächlich eintritt. Folgende Erkrankungen können u. a. behandelt werden:

  • Bluthochdruck

  • Adipositas

  • Obstruktive Schlafapnoe

  • Blockierung eines Herzkranzgefäßes

  • Erkrankungen der Herzklappen

  • Manche Herzrhythmusstörungen

  • Alkoholismus

  • Anämie

  • Schilddrüsenerkrankungen

Behandlung einer Herzinsuffizienz

  • Ernährungsumstellung und Änderung des Lebensstils

  • Behandlung der Ursache der Herzinsuffizienz

  • Medikamente

  • Manchmal ein implantierbarer Kardioverter-Defibrillator, kardiale Resynchronisationstherapie oder mechanische Kreislaufunterstützung

  • Manchmal Herztransplantation

Die Behandlung von Herzinsuffizienz umfasst einige grundsätzliche Maßnahmen nebst Behandlung der ursächlichen Erkrankung, Änderungen der Lebensweise und Medikamente gegen Herzinsuffizienz.

Allgemeine Maßnahmen

Obwohl eine Herzinsuffizienz meist chronisch ist, gibt es viele Möglichkeiten, den Betroffenen körperliche Tätigkeiten zu erleichtern, die Lebensqualität zu steigern, das Risiko einer plötzlichen Verschlechterung (akute Herzinsuffizienz) zu minimieren und das Leben zu verlängern. Betroffene und deren Familien sollten sich bestmöglich über die Herzinsuffizienz informieren, da ein großer Teil der Versorgung zu Hause stattfindet. Insbesondere sollten sie wissen, wie man die frühen Warnzeichen einer sich verschlimmernden Herzinsuffizienz erkennt und welche Maßnahmen zu ergreifen sind (zum Beispiel Salzkonsum verringern, zusätzliche Dosis eines Diuretikums einnehmen oder den Arzt konsultieren).

Regelmäßige Gespräche mit medizinischen Fachkräften und ärztliche Untersuchungen sind dringend notwendig, da sich eine Herzinsuffizienz plötzlich verschlimmern kann. Beispielsweise können Pflegekräfte die Patienten mit Herzinsuffizienz regelmäßig anrufen, um sie nach Änderungen des Gewichts und der Symptome zu fragen. Es kann dann beurteilt werden, ob die Betroffenen einen Arzt aufsuchen müssen.

Die Patienten können auch Kliniken aufsuchen, die auf Herzinsuffizienz spezialisiert sind. In diesen Kliniken gibt es auf Herzinsuffizienz spezialisierte Ärzte, die eng mit speziell geschulten Pflegekräften und anderen medizinischen Fachkräften, wie Apothekern, Ernährungsfachleuten und Sozialarbeitern zusammenarbeiten. Ziel hierbei ist es, den Herzinsuffizienz-Patienten sowie deren Betreuern beizubringen, wie die Betroffenen sich bestmöglich selbst versorgen können. Diese Kliniken können auch dabei helfen, die Symptome zu lindern, Krankenhausaufenthalte zu verringern und die Lebenserwartung zu verbessern, indem sichergestellt wird, dass die Betroffenen die wirksamsten Behandlungen erhalten und ihnen beigebracht wird, wie sie bestmöglich an ihrer Versorgung mitarbeiten können. Die Versorgung durch den Hausarzt wird hierdurch nicht ersetzt, sondern eher ergänzt.

Patienten mit Herzinsuffizienz sollten immer erst Rücksprache mit ihrem Arzt halten, bevor sie ein neues Medikament einnehmen; dies gilt auch für rezeptfreie Medikamente. Einige Medikamente (darunter viele zur Behandlung von Arthritis) können zu einer Einlagerung von Salz und Flüssigkeit führen. Andere Medikamente können die Herzfunktion verringern. Wenn sich die Symptome verschlimmern, geschieht dies oftmals, weil der Patient vergessen hat, wichtige Medikamente einzunehmen. Den Patienten sollten daher Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie sie sich selbst an die Einnahme ihrer Medikamente erinnern können.

Da eine Grippe zur plötzlichen Verschlimmerung der Herzinsuffizienz führen kann, empfehlen Ärzte bei Herzinsuffizienz-Patienten eine jährliche Grippeimpfung. Eine Impfung gegen COVID-19 wird ebenfalls empfohlen.

Wussten Sie ...

  • Bei Herzinsuffizienz handelt es sich meist um eine chronische Erkrankung, und Änderungen der Lebensweise können den Betroffenen dabei helfen, besser damit zu leben.

Behandlung der Krankheitsursache

Wenn die Herzinsuffizienz zum Beispiel auf einer verengten oder undichten Herzklappe oder auf einer fehlerhaften Verbindung zwischen den Herzkammern beruht, kann oftmals eine Operation das Problem beheben. Die Verstopfung eines Herzkranzgefäßes kann medikamentös, operativ oder mittels Angioplastie mit einem Stent für das Herzkranzgefäß behandelt werden. Bluthochdruck kann mit blutdrucksenkenden Medikamenten (Antihypertensiva) gesenkt und kontrolliert werden. Infektionen werden mit Antibiotika bekämpft.

Änderung der Lebensweise

Änderungen der Lebensweise können Menschen mit Herzinsuffizienz dabei helfen, besser mit ihrer Erkrankung zu leben.

Menschen mit Herzinsuffizienz sollten sich körperlich so fit wie möglich halten, auch wenn sie keinen anstrengenden Sport treiben können. Bei einer leichten Herzinsuffizienz sollte ein von dem Arzt erstelltes Trainingsprogramm befolgt werden. Bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz kann in einer Herzsportgruppe unter Anleitung eines erfahrenen Therapeuten trainiert werden.

Wenn sich übergewichtige Patienten mit Herzinsuffizienz bewegen, muss das Herz stärker arbeiten als bei Normalgewichtigen. Dies verschlimmert die Herzinsuffizienz. Solche Patienten sollten eine gesunde Diät zum Abnehmen einhalten, um ihr Idealgewicht zu erreichen und beizubehalten.

Rauchen schädigt die Blutgefäße. Große Mengen Alkohol können auf das Herz unmittelbar wie Gift wirken. Mit dem Rauchen und Trinken großer Mengen Alkohol sollte also aufgehört werden oder der Zigaretten- und Alkoholkonsum sollte zumindest minimiert werden, weil sich die Herzinsuffizienz dadurch verschlimmern kann.

Zu viel Salz (Natrium) in der Ernährung kann zur Wassereinlagerung im Körper führen. Dies wirkt entwässernden Medikamenten (wie z. B. Diuretika) entgegen. Ein übermäßiger Salzkonsum verschlimmert deshalb die Symptome der Herzinsuffizienz. Eigentlich sollte jeder Patient mit Herzinsuffizienz seinen Verzehr von Speisesalz und salzigen Nahrungsmitteln sowie den Gebrauch von Salz beim Kochen einschränken. Bei abgepackten Nahrungsmitteln ist der Natriumgehalt auf der Verpackung angegeben. Menschen mit schwerer Herzinsuffizienz erhalten normalerweise genaue Informationen dazu, wie sie ihren Salzkonsum einschränken können. Eine Anleitung durch einen Ernährungsberater kann hierbei hilfreich sein. Patienten, die ihren Salzkonsum einschränken, können in der Regel normale Wassermengen zu sich nehmen, sofern sie nicht zu einer extremen Wassereinlagerung im Körper neigen. Das Trinken von zusätzlichem Wasser ist nicht empfohlen.

Eine einfache, zuverlässige Methode zur Überprüfung, ob der Körper Wasser einlagert, ist die tägliche Kontrolle des Körpergewichts. Menschen mit Herzinsuffizienz werden oftmals von ihrem Arzt gebeten, sich täglich so genau wie möglich zu wiegen, normalerweise morgens nach dem Aufstehen und Wasserlassen und vor dem Frühstück. Tendenzielle Veränderungen lassen sich besser erkennen, wenn das tägliche Wiegen zur selben Tageszeit mit derselben Waage stattfindet, dabei ähnlich viel Kleidung getragen und das tägliche Gewicht schriftlich notiert wird. Steigt das Gewicht um mehr als etwa 1 Kilogramm täglich, ist das ein frühes Warnsignal für Wassereinlagerungen im Körper. Eine solche Gewichtszunahme ist auch ein Anhaltspunkt dafür, dass sich die Herzinsuffizienz verschlimmert.

Viele Menschen haben trotz eingeschränkten Salzkonsums weiterhin Wasseransammlungen. Geschwollene Beine sollten beim Sitzen hochgelegt werden. In dieser Position kann der Körper das überschüssige Wasser ableiten. Manche Menschen müssen Stützstrümpfe tragen, die Wasseransammlungen in den Beinen vorbeugen. Wenn sich Wasser in der Lunge gesammelt hat, sollte der Betroffene mit mehreren Kopfkissen oder angehobenem Bettkopfteil schlafen; dies erleichtert die Atmung.

Medikamente gegen Herzinsuffizienz

Die medikamentöse Behandlung bei Herzinsuffizienz umfasst

Für Einzelheiten zu den jeweiligen Medikamenten und Klassen siehe medikamentöse Behandlung bei Herzinsuffizienz.

Die Art des verwendeten Medikaments hängt von der Art der Herzinsuffizienz ab. Bei der systolischen Herzinsuffizienz (HFrEF) sind alle Medikamentenklassen hilfreich. Bei der diastolischen Herzinsuffizienz (HFpEF) werden gewöhnlich nur ACE‑Hemmer, ARB, Aldosteron‑Antagonisten und Betablocker eingesetzt. Bei HFmrEf können ARNIs hilfreich sein.

Es ist wichtig, dass die Patienten regelmäßig ihre Medikamente anwenden und sicherstellen, dass sie das Rezept nicht ablaufen lassen.

Andere Maßnahmen

Menschen mit einem Lungenödem benötigen Sauerstoff, der manchmal über spezielle Masken zugeführt wird. Gelegentlich wird ein Schlauch in die Atemwege eingeführt, sodass die erschwerte Atmung durch ein Beatmungsgerät erleichtert werden kann.

Manchmal wird ein kleines Überwachungsgerät im Brustkorb von Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz implantiert. Dieses Gerät misst ununterbrochen den Druck in der Lunge, was Ärzten bei der Anpassung der Medikamente des Patienten helfen kann. Das Gerät ist besonders nützlich bei Patienten mit wiederkehrender Herzinsuffizienz und gleichzeitig auftretender Niereninsuffizienz.

Bei Patienten mit sehr schwerer fortschreitender Herzinsuffizienz, die auf keine medikamentöse Behandlung angesprochen hat, kann eine Herztransplantation eine Möglichkeit sein.

Für bestimmte Menschen mit sehr schwerer Herzinsuffizienz, die auf keine medikamentöse Behandlung anspricht, gibt es mechanische Systeme, die dem Herzen beim Blutpumpen helfen. Zu den Geräten gehört Folgendes:

  • Intraaortale Ballongegenpulsation (IABP, manchmal auch nur Ballonpumpe genannt): Ein wurstförmiger Ballon am Ende eines Katheters wird in die Aorta eingesetzt. Der Herzschlag wird mithilfe einer Maschine überwacht und diese bläst den Ballon auf, wenn sich das Herz entspannt, und saugt die Luft wieder ab, wenn sich das Herz zusammenzieht. So wird dem Herzen das Pumpen von Blut leichter gemacht.

  • Ventrikuläre Herzunterstützungssysteme: Verschiedene mechanische Pumpen können in den linken oder rechten Ventrikel oder in dessen Nähe eingesetzt werden, um dem Herzen beim Blutpumpen zu helfen.

  • Intravaskuläre Herzunterstützungssysteme: Kleine Pumpen können in große Gefäße, wie die Aorta, eingesetzt werden, um dem Herzen beim Blutpumpen zu helfen.

  • Extrakorporale Membranoxygenation (ECMO): Ein einer Herzen-Lungen-Maschine ähnelndes Gerät nimmt Blut aus einer großen Arterie, pumpt es durch eine Membran, durch die Sauerstoff in das Blut gelangen kann, und pumpt das Blut darauf wieder zurück in eine große Vene.

Herzrhythmusstörungen können mitunter medikamentös behandelt werden, einige Menschen benötigen jedoch einen Herzschrittmacher. Spezielle Herzschrittmacher mit zwei oder drei Sonden können den normalen Rhythmus der Herzkammerkontraktionen wiederherstellen (kardiale Resynchronisationstherapie) und bei einigen Herzinsuffizienz-Patienten zu Verbesserungen führen. Bei Menschen mit sehr schlechter Herzfunktion kann ein implantierbarer Kardioverter-Defibrillator in Frage kommen, da sie einem erhöhten Risiko für einen plötzlichen Herztod ausgesetzt sind.

Wenn die Herzinsuffizienz durch ein Problem mit einer Herzklappe verursacht wird, kann der Arzt die Klappe reparieren oder ersetzen.

Behandlung von akuter Herzinsuffizienz

Wenn eine Herzinsuffizienz plötzlich auftritt oder sich sehr rasch verschlimmert, ist eine Notfallbehandlung im Krankenhaus erforderlich.

Bei einem akuten Lungenödem (rasche Ansammlung von Flüssigkeit in der Lunge) muss über eine Atemmaske Sauerstoff zugeführt werden. Intravenös gegebene Diuretika und Medikamente wie Nitroglyzerin, intravenös verabreicht oder unter die Zunge gelegt, können die Beschwerden auf schnelle Weise erheblich bessern. Morphin lindert die Angstgefühle, die für gewöhnlich mit einem akuten Lungenödem einhergehen, und verringert auch die Atemfrequenz, wird aber nicht mehr so häufig eingesetzt. Wenn alle diese Maßnahmen die Atmung nicht ausreichend verbessern, kann eine spezielle Sauerstoffmaske zur druckkontrollierten Beatmung verwendet oder ein Schlauch in die Atemwege des Patienten eingeführt werden, damit ein Beatmungsgerät die Atmung unterstützt.

Bei Patienten, die unter schweren Symptomen leiden und auf die bisherigen Behandlungen nicht gut angesprochen haben, werden gelegentlich Medikamente mit ähnlicher Wirkung wie Epinephrin und Norepinephrin (wie Dopamin oder Dobutamin) oder andere Medikamente, durch die sich der Herzmuskel stärker zusammenzieht (wie Milrinon), kurzfristig verwendet, um die Pumpleistung des Herzens zu verbessern. Diese Medikamente sind aber nicht zur Langzeitbehandlung geeignet.

Entscheidungen zum Lebensende

Die Lebenserwartung hängt von vielen Faktoren ab, wie schwer die Herzinsuffizienz ist, ob ihre Ursache behandelt werden kann, und welche Behandlung angewandt wird. Sobald Personen jedoch wegen einer Herzinsuffizienz ins Krankenhaus eingewiesen werden müssen, überlebt nur noch jeder Dritte von ihnen 5 Jahre. Etwa die Hälfte der Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz überlebt mindestens 2 Jahre lang. Die Lebenserwartung verbessert sich mit der Behandlung.

Bei einem Patienten mit Herzinsuffizienz, die bereits lange Zeit vorhanden ist, verschlechtert sich die Lebensqualität und die Möglichkeiten für weitere Behandlungen werden weniger, insbesondere bei älteren Menschen, für die eine Herztransplantation ggf. nicht in Frage kommt. Es kann dann wichtiger sein, diesem Menschen das Leben so angenehm wie möglich zu machen, anstatt zu versuchen, sein Leben zu verlängern. Der Betroffene und dessen Familie sollten in derartige Entscheidungen miteinbezogen werden. In der Tat haben viele Studien gezeigt, dass Menschen mit schwerer Herzinsuffizienz und deren Familien über diese Themen sprechen möchten und ihnen dies keinen zusätzlichen Kummer bereitet. Es gibt viele Möglichkeiten, dem Betroffenen eine fürsorgliche Versorgung zukommen zu lassen, dessen Symptome zu lindern und dessen Würde zu wahren (siehe Tod und Sterben).

Herzinsuffizienz kann ohne Verschlimmerung der Symptome zu einem plötzlichen und unerwarteten Tod führen. Nach Möglichkeit sollten Menschen mit Herzinsuffizienz daher entsprechende Vorkehrungen zu der von ihnen gewünschten Versorgung treffen, für den Fall, dass sie nicht mehr allein darüber entscheiden können. Es sollte auch ein Testament erstellt oder aktualisiert werden.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quelle verantwortlich ist.

  1. American Heart Association: Bietet Patienten mit Herzinsuffizienz und deren Familien Ressourcen und Informationen an.