Sauerstofftherapie

VonAndrea R. Levine, MD, University of Maryland School of Medicine;
William R. Grier, MD, University of Maryland School of Medicine
Überprüft/überarbeitet März 2024
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

    Die Sauerstofftherapie ist eine Behandlung, bei welcher der Lunge zusätzlicher Sauerstoff zugeführt wird, wenn der Sauerstoffgehalt im Blut zu niedrig ist.

    Sauerstoff ist ein Gas, das etwa 21 Prozent der Luft, die wir atmen, ausmacht. Die Lunge nimmt Sauerstoff aus der Luft auf und leitet sie in den Blutkreislauf (siehe Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid). Sauerstoff wird benötigt, um Kraftstoff zu verbrennen, der Energie freisetzt, wie z. B. der Kraftstoff im Auto. Ähnlich brauchen auch alle Lebewesen Sauerstoff, um den Körper mit Energie zu versorgen. Ohne ausreichende Sauerstoffzufuhr funktionieren die Zellen schlecht und sterben schließlich.

    Viele Erkrankungen, insbesondere Lungenerkrankungen, reduzieren die Sauerstoffmenge im Blut. In solchen Fällen können Patienten von zusätzlichem Sauerstoff profitieren. Früher verabreichten die Ärzte vielen kranken Menschen zusätzlichen Sauerstoff. Allerdings wurde nachgewiesen, dass Sauerstoff nur dann hilft, wenn der Sauerstoffgehalt des Patienten tatsächlich niedrig ist. Eine zu starke Sauerstoffzufuhr kann die Lunge nach einer gewissen Zeit schädigen.

    Um sicherzustellen, dass der Sauerstoff nur an Menschen verabreicht wird, die ihn benötigen, überprüfen Ärzte den Sauerstoffgehalt im Blut mithilfe eines Bluttests oder Fingersensors (Pulsoxymetrie). Wenn die benötigte Sauerstoffmenge einmal bestimmt ist, können die Einstellungen der Sauerstoffzufuhr pro Zeiteinheit mittels Oximetrie (wie viel Sauerstoff der Patient pro Minute benötigt) angepasst werden.

    Wann Sauerstoff verwendet wird

    Manche Patienten mit einer chronischen Lungenerkrankung müssen sich nur bei einem akuten Schub (Exazerbation) ihrer Krankheit für kurze Zeit einer Sauerstofftherapie unterziehen. (Siehe auch Rehabilitation bei Lungenerkrankungen.) Andere, bei denen der Sauerstoffgehalt im Blut konstant niedrig ist (wie bei manchen Patienten mit schwerer COPD), benötigen möglicherweise eine dauerhafte Sauerstofftherapie.

    Bei Menschen mit sehr niedrigem Sauerstoffgehalt verlängert eine Langzeittherapie mit Sauerstoff die Überlebenszeit. Je mehr Stunden pro Tag Sauerstoff verabreicht wird, desto besser sind die Ergebnisse. Die Patienten leben länger, wenn 12 Stunden lang Sauerstoff verabreicht wird, als wenn kein Sauerstoff eingesetzt wird. Die Patienten leben noch länger, wenn der Sauerstoff durchgängig verabreicht wird (24 Stunden täglich). Bei Menschen mit mittelschwerer oder leichter mangelnder Sauerstoffsättigung aufgrund einer chronischen Lungenerkrankung senkt der langfristige Einsatz von Sauerstoff das Sterberisiko jedoch nicht. Unabhängig von ihrer Auswirkung auf die Sterblichkeit verbessert die langfristige Abgabe von Sauerstoff aber die Kurzatmigkeit und verringert die Belastung des Herzens, die mit einer Lungenerkrankung einhergeht. Sowohl die Schlafqualität als auch die körperliche Belastungsfähigkeit verbessern sich.

    Bei manchen Menschen mit einer chronischen Lungenerkrankung tritt der Sauerstoffmangel nur bei körperlicher Belastung auf. Bei ihnen kann die Sauerstoffgabe auf den Zeitraum der Belastung begrenzt werden. Andere Menschen leiden nur im Schlaf unter Sauerstoffmangel. Bei ihnen kann die Sauerstofftherapie auf die Nachtstunden beschränkt werden.

    Sauerstofftherapien

    Für eine langfristige Sauerstofftherapie zu Hause gibt es 3 Systeme:

    • Sauerstoffkonzentratoren

    • Flüssigsauerstoffsysteme

    • Druckgassystem

    Ein Sauerstoffkonzentrator ist ein elektrisches Gerät, das den Sauerstoff vom Stickstoff in der Luft trennt und dem Patienten mit Lungenerkrankung ermöglicht, Luft mit erhöhtem Sauerstoffgehalt zu atmen. Weil das System den Sauerstoff der Raumluft entzieht, braucht der Patient keine zusätzliche Sauerstoffflasche zu tragen. Obwohl viele der Geräte auch mit Batterie betrieben werden können, sollte der Patient einen gewissen Sauerstoffvorrat haben, falls es zu einem Strom- oder Batterieausfall kommt.

    Bei einem Flüssigsauerstoffsystem wird Sauerstoff unter sehr kalten Bedingungen als Flüssigkeit gespeichert. Viel mehr Sauerstoff kann in flüssiger Form als in Gasform gespeichert werden, sodass ein Behälter mit bestimmter Größe viel mehr Flüssigkeit aufnehmen kann. Wenn der Flüssigsauerstoff wieder freigesetzt wird, verwandelt er sich zurück in den gasförmigen Zustand und der Patient kann den Sauerstoff einatmen.

    Bei einem Druckgassystem wird der Sauerstoff in einem Metallbehälter unter Druck gespeichert und beim Einatmen freigesetzt.

    Die Systeme mit flüssigem oder komprimiertem Sauerstoff benötigen Platz für die relativ großen Sauerstoffbehälter. Diese Sauerstoffbehälter werden regelmäßig von einem Heimpflegeunternehmen nachgefüllt. Außerhalb des Hauses können kleine, tragbare Behälter mit komprimiertem oder flüssigem Sauerstoff oder ein tragbarer Sauerstoffkonzentrator verwendet werden. Jedes der Systeme hat Vor- und Nachteile.

    Sauerstoffbehälter sollten stets gut verschlossen werden, wenn sie nicht in Gebrauch sind. Da Sauerstoff entzündlich ist und sogar explodieren kann, ist es zudem wichtig, dass der Tank von Zündquellen wie Streichhölzern, Heizgeräten und Haartrocknern ferngehalten wird. Niemand sollte im Haus rauchen, während Sauerstoff verwendet wird.

    Sauerstoffverabreichung

    Der Sauerstoff wird normalerweise über 2 Nasenschläuche (Nasenbrille) verabreicht, entweder mit kontinuierlichem Fluss oder nach Bedarf. Um die Effizienz zu verbessern und die Mobilität von Patienten mit hohem Sauerstoffbedarf zu erhöhen, können mehrere Geräte, darunter Nasenbrillen mit Reservoir eingesetzt werden.

    Wenn der Patient ausatmet, wird in einer Nasenbrille Sauerstoff in einem kleinen Reservoir gespeichert und freigegeben, sobald der Patient wieder einatmet.

    Dem Bedarf angepasste Systeme geben nur dann Sauerstoff ab, wenn dies vom Benutzer des Geräts ausgelöst wird (z. B. wenn der Patient einatmet oder auf das Gerät drückt). Sie geben nicht fortlaufend Sauerstoff ab. Einige verfügen auch über kleine Reservoirs.