Aneurysmen der Gefäßäste der Aorta sind Ausbuchtungen (Dilatationen) in der Wand der Hauptarterien, die direkt von der Aorta abgehen.
(Siehe auch Überblick über Aortenaneurysmen und Aortendissektion.)
Die Hauptschlagader (Aorta) ist die größte Arterie des Körpers. Sie erhält sauerstoffreiches Blut vom Herzen und verteilt es im ganzen Körper über kleinere Arterien, die von ihr abzweigen. Aneurysmen können in jedem Hauptgefäßast der Aorta entstehen. Solche Aneurysmen sind seltener als Bauchaortenaneurysmen oder thorakale Aortenaneurysmen.
Zu den Risikofaktoren für Aneurysmen zählen:
Rauchen von Zigaretten
Fortgeschrittenes Alter
Infektionen in den Geweben nahe der Arterie können zu einem infizierten Aneurysma führen (mykotisches Aneurysma). Autoimmunerkrankungen können Entzündungen in verschiedenen Arterien hervorrufen und damit die Arterienwand schwächen und zu einem Aneurysma (entzündliches Aneurysma) führen.
Aneurysmen der Schlüsselbeinarterie
Aneurysmen in der Schlüsselbeinarterie (die sich im oberen Teil des Brustkorbs unter dem Schlüsselbein befindet) treten manchmal bei Menschen auf, die eine zusätzliche Rippe im Halsbereich (zervikale Rippe) haben, oder bei jenen, die am Thoracic-outlet-Syndrom leiden.
Aneurysmen in den Arterien der Bauchorgane
Aneurysmen in den Arterien, die den Verdauungstrakt mit Blut versorgen, (Viszeralarterien) kommen selten vor. Aber es können Aneurysmen in den Arterien auftreten, die andere Organe mit Blut versorgen, unter anderem:
Milz (Milzarterie)
Leber (Leberarterie)
Darm (obere Mesenterialarterie)
Nieren (Nierenarterien)
Milzarterienaneurysmen treten häufiger bei Frauen als bei Männern auf. Zu den Ursachen zählen ein auffälliges Wachstum des Muskels in die Arterienwand (fibromuskuläre Dysplasie), Bluthochdruck in den Blutgefäßen, die mit der Leber verbunden sind (portale Hypertonie), Mehrlingsschwangerschaften (z. B. mit Zwillingen oder Drillingen), penetrierende Bauchverletzung (Stichverletzung) oder stumpfes abdominales Trauma (z. B. durch einen Fahrzeugunfall), Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) und Infektion.
Aneurysmen in der Leberarterie treten häufiger bei Männern als bei Frauen auf. Sie können von einer Bauchverletzung, dem Missbrauch von intravenös gespritzten Drogen (wie Heroin), einer Schädigung der Arterienwand oder Entzündung von Gewebe um die Arterie herrühren.
Aneurysmen der oberen Mesenterialarterie treten relativ selten in den Arterien auf, die zu den Organen im Bauch führen. Sie können von Infektionen, Atherosklerose und anderen Störungen herrühren, die zu einer Schwächung der Arterienwand führen.
Aneurysmen der Nierenarterie können sich ablösen (die Schichten der Arterie abtrennen) oder reißen und zu einer plötzlichen Blockade (Verschluss) des Blutflusses zu den Nieren und Nierenversagen führen.
Symptome von Aneurysmen der Gefäßzweige der Aorta
Die Symptome von Aneurysmen der Gefäßzweige der Aorta hängen von dem jeweiligen Organ ab, das nicht mehr durchblutet wird. Infizierte oder entzündete Aneurysmen können, gleich, wo sie entstehen, Schmerzen im Bereich nahe der betroffenen Arterie sowie Symptome einer Infektion wie Fieber, Gewichtsverlust und ein allgemeines Unwohlsein hervorrufen. Außerdem kann der Riss jedes Aneurysmas einen raschen Blutverlust, Schmerzen an der Stelle des Aneurysmas, niedrigen Blutdruck und sogar den Tod herbeiführen.
Aneurysmen der Schlüsselbeinarterie können das Folgende verursachen: Schulter- oder Armschmerzen, Pochen im betroffenen Bereich, Blutgerinnsel oder eine Schwellung der umliegenden Venen (aufgrund des Drucks auf die Venen), transiente ischämische Attacken, Schlaganfall, Heiserkeit (aufgrund des Zusammenpressens des rückläufigen Kehlkopfnervs) oder Störung der Nervenfunktion (aufgrund des Zusammenpressens des rückläufigen Kehlkopfnervs und des Armgeflechts der Rückenmarksnerven).
Die meisten Aneurysmen in den Gefäßästen der Bauchaorta verursachen keine Symptome, wenn sie nicht reißen.
In seltenen Fällen leiden Menschen mit Aneurysmen in der Milzarterie an Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen.
Menschen mit Aneurysmen in der Leberarterie leiden an Bauchschmerzen oder ihre Haut und das Weiße im Auge wird gelb (Gelbsucht), wenn das Aneurysma auf die Gefäßleitungen drückt, die Galle von der Gallenblase in den Darm befördert (Gallenwege).
Bei Menschen mit Aneurysmen der oberen Mesenterialarterie kommt es zu Bauchschmerzen und blutigem Durchfall (ischämischer Kolitis).
Bei Menschen mit Aneurysmen der Nierenarterie kommt es zu Bluthochdruck, Bauch- oder Flankenschmerzen oder Blut im Urin.
Diagnose von Aneurysmen der Gefäßzweige der Aorta
Ultraschall oder Computertomographie (CT)
Manchmal werden Aneurysmen, die keine Symptome hervorrufen, auf einer Röntgenaufnahme oder Aufnahme mit einem anderen Bildgebungsverfahren entdeckt, die aus einem anderen Grund durchgeführt werden. Die meisten Aneurysmen in Gefäßästen der Aorta werden jedoch erst dann diagnostiziert, wenn sie reißen.
Eine Ultraschall- oder CT-Aufnahme wird typischerweise für die Diagnosestellung und zur Bestätigung von Aneurysmen der Gefäßästen der Aorta eingesetzt. Eine Angiographie kann ebenfalls eingesetzt werden, wenn eine Person an Symptomen leidet, die durch ein Aneurysma verursacht werden können.
Behandlung von Aneurysmen der Gefäßzweige der Aorta
Operative Reparatur des Aneurysmas
Oft endovaskulärer Stent-Graft
Bei der Behandlung handelt es sich um eine operative Reparatur des Aneurysmas. Dabei wird aus Kunststoff eine künstliche Arterie (Graft) hergestellt, die in das Aneurysma eingesetzt wird. Die alte Arterienwand (Aneurysma) wird um das neue Transplantat (Graft) gewickelt.
Oft wird die Reparatur mit einem endovaskulären Stent-Graft durchgeführt; dabei muss nicht am Bauch operiert werden. Für eine Reparatur mit einem endovaskulären Stent-Graft wird ein langer dünner Draht durch die große Arterie in der Leiste (Arteria femoralis) und nach oben zu dem Aneurysma geschoben. Dann wird der Stent-Graft, ein dünnes Röhrchen, das wie ein zusammenfaltbarer Strohhalm aussieht, über den Draht und in das Aneurysma geschoben. Anschließend wird der Stent-Graft geöffnet und formt so einen stabilen Kanal für das durchfließende Blut.
Die Entscheidung, ein Aneurysma, das keine Symptome verursacht, zu reparieren, basiert auf Folgendem:
Risiko für eine Ruptur
Ausmaß des Aneurysmas
Lage des Aneurysmas
Risiken, die durch mögliche andere Erkrankungen der Person verursacht werden
Bei Aneurysmen der Viszeralarterien ist das Risiko eines Risses mit Todesfolge hoch, besonders für Frauen im gebärfähigen Alter; bei Menschen mit Leberaneurysmen ist das Risiko eines Risses ebenfalls hoch. Daher werden diese Aneurysmen in der Regel auch dann repariert, wenn sie keine Symptome verursachen.
Bei einer Operation von Aneurysmen in der Schlüsselbeinarterie kann vor der Reparatur und dem Ersatz der Arterie auch die Entfernung einer Halsrippe (wenn diese vorliegt) in der oberen Brust nötig sein.
Infizierte (mykotische) Aneurysmen werden gezielt mit den entsprechenden Antibiotika gegen den Erreger behandelt. Im Allgemeinen müssen diese Aneurysmen ebenfalls operativ repariert werden, nachdem die Infektion geheilt wurde.