Lichtempfindlichkeitsreaktionen

VonJulia Benedetti, MD, Harvard Medical School
Überprüft/überarbeitet Okt. 2023 | Geändert Nov. 2023
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Kurzinformationen

Eine Lichtempfindlichkeit (Photosensibilität), auch Sonnenallergie genannt, ist eine Immunsystemreaktion, die durch Sonnenlicht ausgelöst wird.

  • Sonnenlicht kann Reaktionen vom Immunsystem auslösen.

  • Betroffene entwickeln juckende Eruptionen und gerötete und entzündete Stellen an Flecken, die der Sonne ausgesetzt waren.

  • Die Diagnose stützt sich in der Regel auf eine ärztliche Untersuchung.

  • Diese Reaktionen klingen normalerweise ohne Behandlung ab.

(Siehe auch Sonnenlicht und Hautschäden – ein Überblick.)

Zu den Lichtempfindlichkeitsreaktionen zählen Sonnenurtikaria (Urticaria solaris), chemische Photosensibilisierung und polymorphe Lichtdermatose, die gewöhnlich durch juckende Eruptionen an den Stellen gekennzeichnet sind, die der Sonne ausgesetzt waren. Eine Neigung zur Entwicklung derartiger Reaktionen kann erblich sein. Auch Krankheiten wie der systemische Lupus erythematodes und einige Arten von Porphyrie können als Reaktion auf Sonnenlicht schwerwiegendere Hautschäden verursachen.

Sonnenurtikaria (Urticaria solaris)

Wenn nach nur einigen wenigen Minuten Sonnenbestrahlung Quaddeln (große, juckende, rote Erhebungen oder Striemen) entstehen, nennt man das Sonnenurtikaria. Die Quaddeln bleiben in der Regel einige Minuten bis Stunden bestehen. Die Anfälligkeit für eine Sonnenurtikaria kann sehr lange und manchmal sogar für immer fortbestehen. Menschen, bei denen große Hautpartien betroffen sind, leiden oft unter Kopfschmerzen und Keuchen, fühlen sich schwindelig, schwach und übel.

Sonnenurtikaria (Urticaria solaris)
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Auf diesem Foto ist eine Sonnenurtikaria bei einer Frau zu sehen, die ein ärmelloses Top getragen hat. Diese Quaddeln treten innerhalb von Minuten nach der Sonneneinwirkung auf.
© Springer Science+Business Media

Chemische Lichtempfindlichkeit

Von über 100 verschiedenen Substanzen, die entweder auf die Haut aufgetragen oder geschluckt werden, ist bekannt, dass diese sonnenbedingte Hautreaktionen verursachen. Eine begrenzte Anzahl verursacht die meisten Reaktionen (siehe die Tabelle Medikamente und andere Substanzen, die die Lichtempfindlichkeit der Haut erhöhen). Es gibt 2 Arten von chemischer Lichtempfindlichkeit: Phototoxizität und Photoallergie.

Bei einer Phototoxizität hat die Person Schmerzen in den Hautbereichen, die nur kurz der Sonne ausgesetzten waren, und es kommt zu einer Rötung, Entzündung, und manchmal verfärben sich die Bereiche braun oder blaugrau. Diese Symptome sind denen eines Sonnenbrands zwar ähnlich, unterscheiden sich aber von einem Sonnenbrand darin, dass sie nur dann auftreten, wenn eine Person bestimmte Medikamente (z. B. Tetrazykline oder Diuretika) eingenommen oder bestimmte chemische Zusammensetzungen auf die Haut aufgetragen hat (z. B. Parfüm oder Teer). Einige Pflanzen (darunter Limetten, Sellerie und Petersilie) enthalten Stoffe, die Furocoumarine genannt werden und die Haut empfindlicher auf die Auswirkungen von UV-Licht machen. Diese Reaktion wird Phytophotodermatitis genannt. Alle phototoxischen Reaktionen treten nur in solchen Hautbereichen auf, die der Sonne ausgesetzt waren. Sie treten normalerweise innerhalb einiger Stunden nach der Sonnenbestrahlung auf.

Bei der Photoallergie verursacht eine allergische Reaktion Hautrötungen, ein Abschälen der Haut und manchmal Bläschen und Flecken, die wie Quaddeln aussehen können. Diese Art der Reaktion kann durch Aftershave-Lotionen, Sonnenschutzmittel und Sulfonamide hervorgerufen werden. Substanzen, die eine Photoallergie auslösen, sind dazu nur imstande, wenn die Person sowohl der Substanz als auch dem Sonnenlicht ausgesetzt war (denn das Sonnenlicht ermöglicht der Substanz, eine Photoallergie auszulösen). Photoallergische Reaktionen können auch in solchen Hautbereichen auftreten, die der Sonne nicht ausgesetzt waren. Sie entstehen normalerweise innerhalb von 24 bis 72 Stunden nach der Sonnenbestrahlung.

Medikamente und andere Substanzen, die die Lichtempfindlichkeit der Haut erhöhen

  1. Angstlösende Medikamente

    1. Alprazolam

    2. Chlordiazepoxid

  2. Antibiotika

    1. Chinolone

    2. Sulfonamide

    3. Tetrazykline (insbesondere Doxycyclin)

    4. Trimethoprim

  3. Antidepressiva

    1. Trizyklische Antidepressiva

  4. Antimykotika

    1. Griseofulvin

  5. Antihyperglykämische Medikamente

    1. Sulfonylharnstoffe

  6. Malariamittel

    1. Chloroquin

    2. Chinin

  7. Antipsychotika

    1. Phenothiazine

  8. Chemotherapeutika

    1. Dacarbazin

    2. Fluoruracil

    3. Methotrexat

    4. Vinblastin

  9. Diuretika

    1. Furosemid

    2. Thiazide

  10. Medikamente zur Behandlung von Akne

    1. Isotretinoin

  11. Herzmedikamente

    1. Amiodaron

    2. Chinidin

      Schmerzmittel (Analgetika)

      Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR; insbesondere Piroxicam und Ketoprofen)

  12. Sensibilisierende Substanzen

    1. Auf die Haut aufgetragene antibakterielle Substanzen (wie Chlorhexidin und Hexachlorophen)

    2. Kohlenteer

    3. Duftstoffe

    4. Furocumarine, die in Pflanzen wie Limetten, Sellerie und Petersilie vorkommen

    5. Sonnenschutzmittel

Polymorphe Lichtdermatose

Die Ursache polymorpher Lichtdermatosen, die eine ungewöhnliche Reaktion auf Sonnenlicht (vorwiegend UV-A-Licht) darstellen, ist nicht vollständig geklärt. Es handelt sich dabei um eines der häufigsten sonnenbedingten Hautprobleme, das vornehmlich bei Frauen und Menschen in den nördlichen Breiten auftritt, die nicht regelmäßig in die Sonne gehen.

Die Eruption tritt in Form multipler roter Knoten und unregelmäßiger, roter, erhabener Stellen (Plaques genannt) und in seltenen Fällen auch in Form von Bläschen auf sonnenbestrahlter Haut auf. Diese Plaques, die mit Juckreiz verbunden sind, treten im Allgemeinen eine halbe bis mehrere Stunden nach der Sonnenexposition auf. Allerdings können sich auch noch viele Stunden oder Tage später neue Flecken entwickeln.

Die Eruption geht normalerweise innerhalb einiger Tagen bis Wochen weg. Wenn sich Menschen mit dieser Erkrankung langsam an die Sonne gewöhnen, geht ihre Empfindlichkeit in der Regel allmählich zurück (ein Vorgang, der Abhärten bezeichnet wird).

Polymorphe Lichtdermatose
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Auf diesem Foto sind rote Beulen und erhabene Bereiche am oberen Rücken zu sehen.
Bild mit freundlicher Genehmigung von Dr. med. E. Laurie Tolman.

Diagnose von Lichtempfindlichkeitsreaktionen

  • Untersuchung durch den Arzt

  • Manchmal Tests mit UV-Licht (Patch-Test und Test zur Reproduktion der Reaktion)

Es gibt keine speziellen Tests für Lichtempfindlichkeitsreaktionen. Der Verdacht auf eine Lichtempfindlichkeitsreaktion ergibt sich, wenn ein Ausschlag nur an der Hautstelle auftritt, die dem Sonnenlicht ausgesetzt ist. Eine sorgfältige Berücksichtigung der Krankengeschichte, der Hautsymptome, sämtlicher Krankheiten, oral eingenommener Arzneistoffe oder auf die Haut aufgetragener Substanzen (wie Medikamente oder Kosmetika) kann dem Arzt einen Hinweis darauf geben, was die Natur und Ursache der Lichtempfindlichkeitsreaktion sein könnte. Um bestimmte Krankheiten, wie zum Beispiel systemischen Lupus erythematodes, auszuschließen, von denen bekannt ist, dass sie manche Menschen für derartige Reaktionen anfällig machen, kann der Arzt einige Tests durchführen.

Wenn ein Ausschlag in einem Hautbereich auftritt, der der Sonne ausgesetzt war und die Diagnose unsicher ist, können bestimmte Patch-Tests auf der Haut und Tests zur Reproduktion der Reaktion durchgeführt werden, bei denen UV-Licht verwendet wird, vorausgesetzt, die betroffene Person nimmt keine Substanzen ein, die Lichtempfindlichkeitsreaktionen verursachen. Diese Tests können dabei helfen, die Art von Lichtempfindlichkeitsreaktion die Ursache zu klären.

Behandlung von Lichtempfindlichkeitsreaktionen

  • Bei Lichtempfindlichkeit: Absetzen der Medikamente oder Chemikalien und manchmal die Anwendung von Kortikosteroiden

  • Bei Sonnenurtikaria: Antihistaminika, Kortikosteroide oder Sonnenschutzmittel oder manchmal UV-Lichttherapie

  • Bei polymorpher Lichtdermatose: Kortikosteroide oder Hydroxychloroquin und manchmal Exposition gegenüber UV-Licht

Wenn möglich, sollten alle verdächtigen Medikamente und Chemikalien, die eine Lichtempfindlichkeit verursachen könnten, nach Absprache mit einem Arzt abgesetzt werden. Um chemische Lichtempfindlichkeitsreaktionen zu behandeln, werden Kortikosteroide äußerlich auf der Haut angewendet und Substanzen, die Reaktionen hervorrufen, vermieden.

Eine Sonnenurtikaria kann schwer zu behandeln sein, Ärzte probieren jedoch ggf. Histamin- bzw. H1-Blocker (Antihistaminika), Kortikosteroide zum Auftragen auf die Haut oder Sonnenschutzmittel aus. Wenn diese Behandlungen nicht wirken, kann eine Therapie mit ultraviolettem Licht (UV-Licht) ausprobiert werden. Manche haben ggf. einen Nutzen von Omalizumab, einem Medikament, das dabei helfen kann, allergische Reaktionen im Körper zu reduzieren.

Menschen mit einer polymorphen Lichtdermatose oder Lichtempfindlichkeit aufgrund eines systemischen Lupus erythematodes (Lupus) hilft ggf. eine Behandlung mit Kortikosteroiden, die auf die Haut aufgetragen werden, oder mit Hydroxychloroquin oder Kortikosteroiden zum Einnehmen. Gelegentlich können Patienten mit polymorpher Lichtdermatose durch allmähliche Steigerung der Belastung mit UV-Licht bezüglich der Wirkung von Sonnenlicht desensibilisiert werden (siehe Phototherapie).

Die Einnahme von Polypodium leucotomos (ein Nahrungsergänzungsmittel, das aus bestimmten tropischen Farnen hergestellt wird) oder Nicotinamid (eine Form von Vitamin B3) kann zur Vorbeugung von Symptomen bei Menschen nützlich sein, die auf Lichtempfindlichkeit aufgrund von Sonneneinwirkung anfällig sind.

Vorbeugung von Lichtempfindlichkeitsreaktionen

Extreme Sonnenbestrahlung sollte grundsätzlich von jedem vermieden werden, aber Menschen mit starker Lichtempfindlichkeit, gleich aus welchem Grund, sollten besonders vorsichtig sein, Schutzkleidung tragen, direktes Sonnenlicht weitgehend vermeiden und regelmäßig Sonnenschutz auftragen (siehe Vorbeugung von Sonnenbrand).