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Ohrenschmerzen

(Otalgie; Otalogie)

VonEric J. Formeister, MD, MS, Dept. of Head and Neck Surgery and Communication Sciences, Duke University School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Jan. 2025
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Quellen zum Thema

Ohrenschmerzen treten in der Regel nur in einem Ohr auf. Einige Menschen leiden auch unter Ohrausfluss oder seltener unter Schwerhörigkeit.

Ein Blick ins Ohr

Ursachen für Ohrenschmerzen

Ohrenschmerzen können die Folge einer Erkrankung im Ohr selbst oder eines benachbarten Körperteils sein, das dieselben Nerven zum Gehirn nutzt wie das Ohr. Zu diesen Körperteilen gehören Nase, Nebenhöhlen, Rachen und Kiefergelenk.

Bei akuten Schmerzen (Schmerzen, die bis zu 2 Wochen anhalten) sind die häufigsten Ursachen:

Infektionen des Mittel- und Außenohrs verursachen schmerzhafte Entzündungen. Eine Mittelohrentzündung verursacht außerdem einen Druckanstieg hinter dem Trommelfell (Membrana tympani). Dieser Druckaufbau ist schmerzhaft und bewirkt, dass sich das Trommelfell wölbt. Die Flüssigkeit hinter dem Trommelfell führt ebenfalls zu Hörverlust, da das Trommelfell nicht normal vibrieren kann. Wenn sich das Trommelfell wölbt, kann es platzen, wobei eine kleine Menge Eiter und/oder Blut aus dem Ohr austritt. In seltenen Fällen breitet sich eine Mittelohrentzündung auf den Warzenfortsatz aus, einem Knochen hinter dem Ohr (was zu Mastoiditis führt).

Bei Patienten mit Diabetes mellitus und Personen mit einem geschwächten Immunsystem (wegen einer HIV-Infektion oder einer Chemotherapie gegen Krebs) oder mit einer chronischen Nierenerkrankung kann sich eine besonders schwere Form der Otitis externa entwickeln, die als nekrotisierende Otitis externa bezeichnet wird (früher auch „Otitis externa maligna“).

Druckänderungen auf Flügen und beim Tauchen können zu Ohrenschmerzen führen (siehe auch Barotrauma des Ohrs). Solche Ohrenschmerzen treten auf, wenn die Röhre, die das Mittelohr und den hinteren Nasenbereich verbindet (Eustachi-Röhre), verstopft ist oder nicht normal funktioniert. Eine Blockade oder Fehlfunktion verhindert, dass sich der Druck im Mittelohr an den Außendruck angleicht. Aufgrund der Druckdifferenz wölbt sich das Trommelfell nach außen oder innen, was Schmerzen verursacht. Druckänderungen können in extremen Fällen auch dazu führen, dass das Trommelfell platzt.

Bei chronischen Schmerzen (Schmerzen, die länger als 2 bis 3 Wochen andauern) sind die häufigsten Ursachen:

Eine weniger häufige Ursache für chronische Ohrenschmerzen sind Erkrankungen, die den Rachen (Pharynx) oder den Kehlkopf (Larynx) betreffen, einschließlich Krebs (sogenannte übertragene Schmerzen).

Beurteilung von Ohrenschmerzen

Die folgenden Angaben können Personen mit Ohrenschmerzen bei der Entscheidung behilflich sein, wann eine ärztliche Untersuchung nötig ist, und liefern Gewissheit darüber, was bei einer solchen Beurteilung durch den Arzt zu erwarten ist.

Warnsignale

Bei Ohrenschmerzen sind bestimmte Symptome und Merkmale Anlass zu Besorgnis:

  • Diabetes mellitus, ein geschwächtes Immunsystem oder chronische Nierenerkrankung

  • Rötung und Schwellung hinter dem Ohr

  • Starke Schwellung an der Öffnung des Gehörgangs

  • Ausfluss aus dem Ohr

  • Fieber

  • Chronische Schmerzen, vor allem bei Patienten mit weiteren Symptomen an Kopf und Hals (z. B. Heiserkeit, Schluckbeschwerden oder verstopfte Nase)

  • Schmerzen, die den Betroffenen aus dem Schlaf reißen

Wann ein Arzt zu konsultieren ist:

Sofern chronische Schmerzen nicht das einzige Warnzeichen sind, sollten Personen mit den oben genannten Warnzeichen oder mit Ausfluss aus dem Ohr so rasch wie möglich einen Arzt aufsuchen. Bei chronischen Schmerzen schadet eine Verzögerung von etwa einer Woche in der Regel nicht. Patienten mit akuten Schmerzen sollten innerhalb von wenigen Tagen einen Arzt aufsuchen, bei starken Schmerzen auch früher.

Was der Arzt unternimmt:

Ärzte stellen zunächst immer Fragen zu den Symptomen und zur Krankengeschichte des Patienten. Der Arzt führt dann eine körperliche Untersuchung mit den Schwerpunkten Ohren, Nase und Rachen durch. Was er bei der Anamnese und der Untersuchung vorfindet, enthüllt oft die Ursache für die Ohrenschmerzen und zeigt die erforderlichen Tests an (siehe Tabelle mit Ursachen und Merkmalen von Ohrenschmerzen). Ärzte können auch Stimmgabeltests durchführen, um das Hörvermögen zu beurteilen.

Neben dem Vorliegen von Warnzeichen sind die Ergebnisse der Ohruntersuchung von Bedeutung. Erkrankungen des Mittel- und Außenohrs verursachen Anomalien, die mit einem Otoskop oder einem Mikroskop entdeckt werden können, und die in Kombination mit den Symptomen und der Krankengeschichte des Patienten normalerweise auf die Ursache schließen lassen.

Wenn die Ohruntersuchung keine Auffälligkeiten ergibt, kann eine andere Ursache für die Ohrenschmerzen vorliegen, z. B. eine Mandelentzündung. Wenn während der Ohruntersuchung keine Anomalien festgestellt werden, die für die chronischen Schmerzen verantwortlich sein könnten, vermutet der Arzt manchmal eine Erkrankung des Kiefergelenks oder Migräne als Ursache für die Ohrenschmerzen. Dennoch sollte bei Patienten mit chronischen Schmerzen anhand einer sorgfältigen Untersuchung von Kopf und Hals (einschließlich einer faseroptischen Endoskopie) eine Krebserkrankung oder ein Tumor in den Nasengängen und im oberen Rachen (Nasopharynx) ausgeschlossen werden.

Tabelle
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Tests

Meistens führt die ärztliche Untersuchung zur Diagnose, sodass keine weiteren Untersuchungen erforderlich sind. Falls jedoch die Ohruntersuchung keine Auffälligkeiten ergibt, sollten insbesondere Patienten mit chronischen oder wiederkehrenden Schmerzen auf Krebs untersucht werden. Dazu gehören normalerweise die Untersuchung von Nase, Rachen und Kehlkopf (Larynx) mit einem flexiblen Beobachtungsschlauch (Endoskop) und einem CT(Computertomographie)-Scan oder einer Magnetresonanztomographie (MRT) des Schädels.

Behandlung von Ohrenschmerzen

Ohrenschmerzen werden am besten dadurch behandelt, dass die zugrunde liegende Erkrankung behandelt wird.

Patienten können Schmerzmedikamente zum Schlucken nehmen. Normalerweise ist ein nichtsteroidales Antirheumatikum (NSAR) oder Paracetamol geeignet. Einige Patienten jedoch, vor allem diejenigen mit einer schweren Infektion des Außenohrs, müssen möglicherweise über mehrere Tage hinweg ein Opioid wie Oxycodon oder Hydrocodon einnehmen.

Bei einer schweren Infektion des Außenohrs saugt der Arzt oft Eiter oder andere Absonderungen aus dem Ohrkanal ab und legt einen kleinen Schaumstoffstab ein. Dieses Stäbchen kann mit Antibiotikum und/oder Kortikosteroid-Ohrentropfen getränkt werden.

Ohrentropfen, die Schmerzmittel enthalten, sind meist nicht sehr wirksam, können jedoch über einige Tage hinweg verwendet werden. Diese Tropfen (und alle anderen Ohrentropfen, wie etwa die zum Entfernen von Ohrenschmalz) dürfen nicht von Patienten mit perforiertem Trommelfell angewendet werden. Deshalb sollte vor Gebrauch dieser Tropfen ein Arzt konsultiert werden.

Wussten Sie ...

  • Auf jeden Fall sollte vermieden werden, mit irgendwelchen Gegenständen im Gehörgang zu hantieren, ganz gleich, wie weich dieser Gegenstand sein mag.

Auf jeden Fall sollte vermieden werden, mit irgendwelchen Gegenständen im Gehörgang zu hantieren, ganz gleich, wie weich dieser Gegenstand sein mag und wie vorsichtig er gehandhabt wird. Wattestäbchen sollten vermieden werden, da diese nur für die Reinigung der Ränder im äußersten Teil des Ohrs bestimmt sind. Außerdem sollte nicht versucht werden, die die Ohren selbst zu spülen. Dies sollte nur auf ärztlichen Rat hin geschehen, und auch dann nur sehr vorsichtig. Eine Munddusche, wie sie zur Zahnreinigung verwendet wird, Selbstreinigungs-Kits oder Video-Endoskopie-Kits zur Selbstanwendung sollten niemals im Ohr angewendet werden.

Wichtigste Punkte

  • Viele Ohrenschmerzen sind auf eine Infektion des Mittel- oder Außenohrs zurückzuführen, aber andere sehr häufige Diagnosen (z. B. Kiefergelenkerkrankungen und Migräne) können die gleiche Art von Ohrenschmerz verursachen.

  • Normalerweise reicht eine ärztliche Untersuchung für die Diagnose aus.

  • Falls das Ohr bei der Untersuchung unauffällig ist, sucht der Arzt nach einer Erkrankung in den Strukturen in Ohrnähe.