Erektionsstörung (erektile Dysfunktion, ED)

(Impotenz)

VonIrvin H. Hirsch, MD, Sidney Kimmel Medical College of Thomas Jefferson University
Überprüft/überarbeitet Sept. 2024
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Kurzinformationen

Die erektile Dysfunktion (ED) bezeichnet die Unfähigkeit, eine Erektion zu bekommen bzw. für den Geschlechtsverkehr ausreichend aufrechtzuerhalten.

(Siehe auch Überblick über die Sexualfunktion und sexuelle Funktionsstörungen bei Männern.)

Jeder Mann hat gelegentlich Erektionsprobleme, die durchaus normal sind. Eine erektile Dysfunktion (ED) liegt vor, wenn der Mann

  • niemals eine Erektion hat

  • wiederholt kurzfristig eine Erektion erreicht, deren Dauer für den Geschlechtsverkehr jedoch nicht ausreicht

  • effektive Erektionen nur sehr unzuverlässig erreicht.

Die ED wird als primär bezeichnet, wenn der Mann nie in der Lage war, eine Erektion zu bekommen oder aufrechtzuerhalten.

Die ED heißt sekundär, wenn sie erst später auftritt und der Mann zuvor in der Lage war, Erektionen zu bekommen.

Sekundäre ED kommt viel häufiger vor als primäre.

In den Vereinigten Staaten ist ED sehr häufig und nimmt mit zunehmendem Alter zu, wobei überwiegend Männer über 50 betroffen sind. Eine ED kann jedoch in jedem Alter erfolgreich behandelt werden.

Ursachen einer erektilen Dysfunktion

Für eine Erektion müssen bestimmte Faktoren erfüllt sein: ausreichende Blutzufuhr zum Penis, verlangsamter Blutrückfluss, korrekte Funktion der Nerven, die zum Penis hin- und vom Penis wegführen, ausreichend männliches Geschlechtshormon (Testosteron) und ein ausreichender Sexualtrieb (Libido). Eine Störung eines dieser Systeme kann zu einer erektilen Dysfunktion (ED) führen.

Die meisten Fälle von ED werden durch Anomalien in den Blutgefäßen oder Nerven im Penis verursacht. Weitere mögliche Ursachen sind u. a. Hormonstörungen, strukturelle Störungen des Penis, die Anwendung bestimmter Medikamente und psychische Probleme (siehe Tabelle Häufige Ursachen und Merkmale einer erektilen Dysfunktion). Die häufigsten spezifischen Ursachen sind:

  • Arterienverhärtung (Arteriosklerose), bei der die Arterien, die zum Penis führen, betroffen sind

  • Diabetes mellitus

  • Komplikationen einer Prostataoperation (z. B. robotergestützte Prostatektomie bei Prostatakrebs)

  • Bestimmte Medikamente, wie die zur Behandlung von Bluthochdruck oder einer vergrößerten Prostata und solche, die auf das zentrale Nervensystem wirken, beispielsweise zur Behandlung von Depression

Wussten Sie ...

  • Gelegentliche Erektionsprobleme sind normal und bedeuten nicht, dass eine erektile Dysfunktion vorliegt.

Oft sind es verschieden Faktoren, die zu einer ED führen. Beispielsweise kann ein Mann mit einer leicht verminderten erektilen Funktion, die durch Diabetes oder eine periphere Gefäßkrankheit verursacht wurde, eine schwere ED entwickeln, nachdem er ein neues Medikament anwendet oder sein Stressniveau ansteigt.

Blutgefäßerkrankungen

Durch Arteriosklerose (Arterienverhärtung) kann es zu einer teilweisen Blockierung der Blutzufuhr in die Beine kommen (periphere Gefäßkrankheit). In der Regel sind auch die Penisarterien blockiert, wodurch die Blutzufuhr zum Penis verringert ist und eine ED verursacht wird. Diabetes, hoher Cholesterinspiegel, Bluthochdruck und Rauchen begünstigen Arteriosklerose und damit eine ED.

In manchen Fällen tritt das Blut über die Venen zu schnell aus dem Penis aus, wodurch der Blutdruck im Penis verringert wird und so das Erreichen und Halten einer Erektion beeinträchtigt wird (veno-okklusive Dysfunktion oder venöse Leckage).

Nervenstörungen

Sind die Nerven, die Signale an den Penis übermitteln, geschädigt, kann es zu einer ED kommen. Diabetes verursacht nicht nur Arteriosklerose, sondern kann auch die Nerven, die den Penis versorgen, schädigen. Da die Nerven zum Penis entlang der Prostata verlaufen, wird eine ED nicht selten auch durch eine Prostataoperation (z. B. wegen Krebs oder einer vergrößerten Prostata) verursacht.

Weniger häufige Nervenstörungen, die eine ED hervorrufen können, sind u. a. Rückenmarksverletzungen, multiple Sklerose und Schlaganfall. Außerdem kann eine vorübergehende oder sogar eine dauerhafte ED auch durch lang anhaltenden Druck auf die Nerven im Gesäß und im Genitalbereich („Reithosenbereich“), z. B. wie bei Fahrradfahren über lange Strecken, verursacht werden.

Andere Erkrankungen

Hormonelle Störungen (z. B. ein ungewöhnlich niedriger Testosteronspiegel) führen meist zu vermindertem Sexualtrieb, können aber auch eine ED verursachen.

Bei der Peyronie-Krankheit bildet sich Narbengewebe innerhalb des Penis, was zu gekrümmten und oft schmerzhaften Erektionen führt und eine ED verursacht.

Substanzen, einschließlich Alkohol und illegale Drogen wie Kokain und Amphetamine können ebenfalls eine ED verursachen oder dazu beitragen.

Manchmal sind es psychische Probleme (wie Versagensängste oder Depressionen) oder andere Faktoren, die das Energieniveau des Mannes vermindern (z. B. Krankheit, Erschöpfung oder Stress), die eine ED verursachen oder begünstigen. Eine erektile Dysfunktion kann auch situationsbedingt sein, z. B. durch einen bestimmten Ort, eine bestimmte Zeit oder einen bestimmten Partner hervorgerufen werden.

Eine schmerzhafte Dauererektion (Priapismus) kann die Schwellkörper (erektiles Gewebe) des Penis schädigen und eine ED verursachen.

Was ist die Peyronie-Krankheit?

Bei der Peyronie-Krankheit bildet sich aufgrund einer Entzündung im Penis Narbengewebe. Da sich das Narbengewebe bei einer Erektion nicht vergrößert, ist der erigierte Penis gekrümmt. Dadurch wird das Eindringen in die Scheide beim Geschlechtsverkehr erschwert oder unmöglich. Das Narbengewebe kann sich möglicherweise auf die Schwellkörper (Corpora cavernosa) ausweiten, was eine erektile Dysfunktion zur Folge hat.

Beurteilung einer erektilen Dysfunktion

Gelegentliche Erektionsprobleme sind nicht ungewöhnlich. Wenn ein Mann jedoch fortwährend Schwierigkeiten hat, eine Erektion zu erreichen oder zu halten, sollte er ärztlichen Rat einholen, denn die ED kann ein Symptom eines schwerwiegenden gesundheitlichen Problems sein, wie Arteriosklerose oder einer Nervenstörung. Die meisten Ursachen einer ED können behandelt werden. Die folgenden Informationen können bei der Entscheidung helfen, wann ein Arzt aufgesucht werden sollte, und beschreiben, was bei einer solchen Beurteilung berücksichtigt wird.

Warnsignale

Bei Männern mit ED sollten bestimmte Symptome und Eigenschaften ernst genommen werden. Hierzu gehören:

  • Keine nächtlichen oder morgendlichen Erektionen (beim Aufwachen)

  • Taubheitsgefühl im Bereich zwischen Gesäß und Genitalbereich („Reiterhosenbereich“ oder Perineum)

  • Schmerzhafte Muskelkrämpfe in den Beinen während körperlicher Anstrengung, die bei Ruhe sofort abklingen (Claudicatio intermittens)

Wann ein Arzt zu konsultieren ist:

Auch wenn die ED die Lebensqualität eines Mannes erheblich einschränken kann, ist sie keine bedrohliche Störung. Eine ED kann jedoch ein Symptom einer ernsthaften Erkrankung sein. Da Taubheitsgefühl in der Leiste oder den Beinen ein Anzeichen für Rückenmarksverletzungen sein können, sollten Männer, bei denen ein solches Taubheitsgefühl plötzlich auftritt, unverzüglich einen Arzt aufsuchen. Männer, bei denen andere Warnsignale auftreten, sollten sich an ihren Arzt wenden, der ihnen sagen kann, wann ein Beratungs- bzw. Untersuchungstermin vereinbart werden sollte.

Was der Arzt unternimmt:

Der Arzt wird zunächst nach den Symptomen und der medizinischen Vorgeschichte fragen. Darauf folgt eine körperliche Untersuchung. Aus den Informationen in der Vorgeschichte und den Ergebnissen der körperlichen Untersuchung lässt sich meist auf die Ursache für die ED schließen und welche möglichen Zusatzuntersuchungen durchgeführt werden müssen (siehe Tabelle Häufige Ursachen und Merkmale einer erektilen Dysfunktion).

Themen, zu denen der Arzt Fragen stellen wird:

  • Medikamente (verschreibungspflichtig), (Freizeit-)Drogen und Alkoholkonsum

  • Bisheriger Tabakkonsum

  • Diabetes-Vorgeschichte

  • Vorhandensein eines Bluthochdrucks

  • Vorhandensein einer Arteriosklerose

  • Vorherige Operationen (z. B. wegen einer vergrößerten Prostata, Prostata- oder Mastdarmkrebs oder Blutgefäßstörungen)

  • Vorherige Verletzungen (z. B. Bruch des Beckenknochens oder Rückenverletzung)

  • Symptome von Gefäßstörungen (z. B. Wadenschmerzen beim Gehen oder bei Kälte, Taubheitsgefühl oder blaue Färbung der Beine)

  • Symptome von Nervenstörungen (z. B. Taubheitsgefühl, Kribbeln, Schwäche, Inkontinenz oder Stürze)

  • Symptome von Hormonstörungen (z. B. Verlust des Sexualtriebs, vergrößerte Brüste, Schrumpfen der Hoden, Verlust der Körperbehaarung, Zittern (Tremor), Veränderungen in Bezug auf Gewicht oder Appetit oder Hitze- oder Kälteempfindlichkeit)

  • Symptome psychischer Störungen, insbesondere Depressionen

  • Zufriedenheit mit sexuellen Beziehungen

  • Sexuelle Funktionsstörungen (z. B. Scheidentrockenheit oder Depressionen) bei der Partnerin/beim Partner des Mannes

Auch wenn manche Männer vielleicht Hemmungen haben, mit ihrem Arzt über manche dieser Themen zu sprechen, sind diese Informationen für die Bestimmung der Ursache der ED wichtig.

Die körperliche Untersuchung konzentriert sich auf die Genitalien und die Prostata. Der Arzt wird aber auch nach Anzeichen für Störungen des Hormon-, Nerven- und Gefäßsystems suchen und eine Rektaluntersuchung durchführen.

In manchen Fällen ergibt sich bereits durch die Vorgeschichte (Anamnese) eine klare Ursache. Beispielsweise kann eine ED kurz nach einer Prostataoperation oder der Anwendung eines neuen Medikaments eintreten. Ein wichtiger Hinweis ist die Tatsache, ob Erektionen in der Nacht oder beim Aufwachen vorkommen oder nicht. Bei vorhandenen Erektionen ist eine körperliche Ursache weniger wahrscheinlich als eine psychische, da die Erektionsstörung bei körperlichen Ursachen in der Regel von der Tageszeit unabhängig ist. Andere Faktoren, die auf eine psychische Ursache hinweisen, sind das plötzliche Auftreten bei einem jungen, gesunden Mann, wenn die Symptome nur in bestimmten Situationen auftreten und wenn die ED ohne jegliche Behandlung wieder verschwindet. Claudicatio intermittens oder kühle, blaue Zehen oder Füße sind Anzeichen einer Gefäßstörung, wie der peripheren Gefäßkrankheit oder einer diabetesbedingten Gefäßerkrankung.

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Tests

Gewöhnlich werden Tests durchgeführt. Bei den Laboruntersuchungen wird u. a. der Testosteronspiegel im Blut gemessen. Ist der Testosteronspiegel niedrig, werden die Werte anderer Hormone gemessen. Abhängig von den Informationen aus der Vorgeschichte und den Ergebnissen der körperlichen Untersuchung, werden u. U. Bluttests durchgeführt, um festzustellen, ob bestimmte nicht diagnostizierte Vorerkrankungen (Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen und Fettstoffwechselstörungen) bestehen. In der Regel kann der Arzt anhand der Ergebnisse dieser Tests einen Behandlungsplan aufstellen.

Manchmal wird dann ein erektionsstimulierendes Medikament in den Penis injiziert und der Blutfluss in den Arterien und Venen des Penis anhand eines Ultraschalls untersucht. In seltenen Fällen empfiehlt der Arzt, ein Überwachungsgerät für zu Hause zu verwenden, das Erektionen während des Schlafes erfasst und aufzeichnet.

Behandlung einer erektilen Dysfunktion

  • Behandlung der zugrunde liegenden Ursachen

  • Schulung und Beratung

  • Orale Phosphodiesterase-Hemmer

  • Manchmal andere Medikamente, mechanische Geräte oder Operation

Gegebenenfalls werden zugrundeliegende Erkrankungen behandelt und der Arzt setzt die Anwendung von Medikamenten ab, die eine erektile Dysfunktion (ED) verursachen können, oder verschreibt ein anderes Medikament. Der Betroffene sollte allerdings ärztlichen Rat einholen, bevor er ein bestimmtes Medikament absetzt.

Übergewicht ist ein Risikofaktor für viele Erkrankungen, die eine ED verursachen können. Daher kann eine Gewichtsabnahme die erektile Funktion verbessern. Rauchen ist ein Risikofaktor für Arteriosklerose. Das Rauchen aufzugeben kann daher die erektile Funktion verbessern. Bei übermäßigem Alkoholkonsum kann es auch helfen, diesen einzustellen oder den Konsum zu reduzieren.

Die körperlich bedingte ED hat oft auch eine psychische Komponente. Hier kann der Arzt Hilfestellung leisten und aufklären (wann immer möglich auch unter Einbeziehung des Partners). Eine Paarberatung durch einen zertifizierten Sexualtherapeuten kann die Kommunikation in der Beziehung stärken, den Leistungsdruck senken und Beziehungskonflikte lösen, die zu einer ED beitragen.

Eine Testosteron-Ergänzungsbehandlung kann die Wiederherstellung der Erektionsfähigkeit von Männern mit niedrigem Testosteronspiegel unterstützen. Diese Testosteronpräparate können täglich in Form eines Pflasters oder Gels angewendet werden. Auch nasal angewandte oder unter die Haut verpflanzte Testosteronprodukte werden manchmal empfohlen. Männer mit sehr niedrigem Testosteronspiegel erhalten u. U. mehrmals pro Monat Testosteron-Injektionen.

Zuerst werden nicht-invasive Verfahren (mechanische Geräte und Medikamente) versucht. In manchen Fällen sind mehrfache Versuche nötig, bevor der Arzt feststellen kann, ob die Methode effektiv ist. Gewöhnlich werden zuerst Medikamente zum Einnehmen ausprobiert. Medikamente, die kurz vor dem Geschlechtsverkehr in den Penis gespritzt werden, sind wirksam und werden oft als zweite Möglichkeit in Betracht gezogen. Die meisten Männer bevorzugen zwar eine Behandlung der ED mit Medikamenten, mechanische Geräte haben jedoch den Vorteil, dass ihre Effektivität äußerst hoch ist und sie gewöhnlich sehr sicher sind, da mögliche Nebenwirkungen vermieden werden. Eine Operation, bei der eine aufblasbare Prothese in den Penis eingesetzt wird, ist die am wenigsten verwendete, aber effektivste Option, den Geschlechtsverkehr zu ermöglichen.

Mechanische Geräte und Verfahren

Männer, die zwar Erektionen haben, diese aber nicht halten können, können z. B. einen Schnürring verwenden. Sobald die Erektion eintritt, wird ein elastischer Ring um den Schaftansatz des Penis angebracht, der den Rückfluss des Blutes verhindert und so die Steifheit des Penis aufrechterhält. Wenn der Mann keine Erektion erlangen kann, kann eine tragbare Vakuumvorrichtung am Penis angebracht werden. Diese Vorrichtung zieht mithilfe eines sanften Vakuums Blut in den Penis. Dann wird der Ring an den Schaftansatz des Penis angebracht, um die Erektion aufrechtzuerhalten. Blutergüsse am Penis, ein Kältegefühl an der Penisspitze sowie fehlende Spontanität sind u. a. die Nachteile dieser Methode. Manchmal wird die Verwendung eines Schnürrings und einer Vakuumvorrichtung mit Medikamenten kombiniert.

Arzneimittel

Die primären Medikamente gegen eine ED sind orale Phosphodiesterase(PDE)-Hemmer. Andere Medikamente sind u. a. Prostaglandine, die in den Penis injiziert oder in die Harnröhre eingeführt werden. Orale Phosphodiesterase-Hemmer werden sehr viel öfter als andere Medikamente verschrieben, da sie einfach anzuwenden sind und die Spontanität beim Geschlechtsverkehr nicht verloren geht. Es gibt auch frei verkäufliche pflanzliche Mittel gegen ED, die jedoch in der Regel unwirksam sind, versteckte Mengen eines Phosphodiesterase-Hemmers enthalten, oder beides. Mit dem versteckten Phosphodiesterase-Hemmer würde der Betroffene ein Medikament einnehmen, das mögliche Nebenwirkungen hat.

Orale Phosphodiesterase-Hemmer (Sildenafil, Vardenafil, Avanafil und Tadalafil) erhöhen die Blutzufuhr des Penis. Diese Medikamente haben dieselbe Wirkweise, die Dauer der Wirkung, die Nebenwirkungen und ihre Wechselwirkung mit Nahrungsmitteln unterscheidet sich hingegen. Die Wirkdauer ist bei Tadalafil länger als bei anderen Medikamenten (bis zu 36 Stunden), was manche Männer bevorzugen.

Die meisten Phosphodiesterase-Hemmer wirken am besten, wenn sie auf nüchternen Magen und mindestens eine Stunde vor dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden. Bei Einnahme von Nitraten (meist Nitroglyzerin für die Behandlung von Angina pectoris, aber auch bei gelegentlichem Konsum von Amylnitrat, z. B. in „Poppern“) sollte der Betroffene keine Phosphodiesterase-Hemmer einnehmen, da diese Kombination zu einem gefährlichen Blutdruckabfall führen kann. Andere vorübergehende Nebenwirkungen von Phosphodiesterase-Hemmern sind u. a. Gesichtsrötungen, Sehstörungen (einschließlich ungewöhnlicher Farbwahrnehmung) und Kopfschmerzen. Priapismus (Dauererektion) ist sehr selten und kann eine medizinische Notfallbehandlung erforderlich machen. In seltenen Fällen berichteten Männer von Blindheit oder Hörverlust nach der Einnahme von Phosphodiesterase-Hemmern, es ist jedoch nicht geklärt, ob die Phosphodiesterase-Hemmer die Ursache dafür waren.

Alprostadil (Prostaglandin PGE1) kann entweder allein oder in Kombination mit Papaverin und Phentolamin mit einer sehr feinen Nadel direkt in die Seite des Penis gespritzt werden, wodurch bei den meisten Männern eine ausreichende Erektion erzielt werden kann. Ein Alprostadil-Suppositorium kann mit einem strohhalmähnlichen Applikator in die Harnröhre eingeführt werden. Diese Therapien können zu Priapismus und Penisschmerzen führen. Bei einem Praxistermin zeigt der Arzt dem Betroffenen in der Regel, wie er das Medikament selbst anwenden kann. Anschließend kann das Medikament zuhause selbst verabreicht werden. Alprostadil-Suppositorien können in Kombination mit einem oralen Phosphodiesterase-Hemmer bei Männern angewendet werden, bei denen orale Medikamente keine Wirksamkeit zeigen.

Operation

Bei manchen Männern sind Medikamente entweder nicht wirksam oder nicht akzeptabel (z. B. aufgrund von Nebenwirkungen). Bei diesen Männern kann während einer Operation eine Penisprothese eingesetzt werden. Bei diesen Prothesen handelt es sich entweder um steife Silikonstäbe oder hydraulische Vorrichtungen, bei denen optional Luft eingepumpt oder abgelassen werden kann. Bei der Operation, bei der ein Schwellkörperersatz in den Penis eingesetzt wird, bestehen die Gefahren der Vollnarkose, das Risiko von Blutungen und Infektionen sowie die Möglichkeit einer Fehlfunktion der Prothese. Sie ist jedoch in der Regel sicher, kann ambulant (Operation findet am selben Tag statt) durchgeführt werden und hat von allen Behandlungsmöglichkeiten die höchste Zufriedenheitsrate (über 95 %) bei Patienten und Partnern.

Wichtige Informationen für ältere Erwachsene: Erektile Dysfunktion

Die erektile Dysfunktion (ED) nimmt mit dem Älterwerden zu, muss jedoch nicht als normale Alterserscheinung hingenommen werden. Vielmehr sind ältere Männer häufiger von Erkrankungen betroffen, welche die Blutgefäße beeinträchtigen, und daher ist eine ED wahrscheinlicher. Viele ältere Paare führen ein erfülltes Sexualleben ohne Erektion oder Geschlechtsverkehr und entscheiden sich vielleicht gegen eine Behandlung. Dennoch kann die Behandlung der ED bei älteren Männern angebracht sein.

Wichtigste Punkte

  • Die häufigsten Ursachen für eine ED sind psychische Probleme, Störungen des Nervensystems oder der Blutgefäße, Verletzungen, Nebenwirkungen von bestimmten Medikamenten oder Operationen.

  • Bei der Bestimmung der Ursachen berücksichtigt der Arzt sowohl psychische als auch beziehungsbedingte Faktoren.

  • Bei Männern mit niedrigem Testosteronspiegel im Serum und ED kann eine Testosteronbehandlung die Wiederherstellung der erektilen Funktion unterstützen, jedoch sind niedrige Testosteronwerte keine häufige Ursache einer ED.

  • Die meisten Männer mit ED können erfolgreich mit oralen Phosphodiesterase-Hemmern, wie Sildenafil, Vardenafil, Avanafil oder Tadalafil, behandelt werden.

  • Die meisten Männer, bei denen eine Behandlung mit oralen Phosphodiesterase-Hemmern keinen Erfolg zeigt, können durch Alprostadil-Injektionen, die u. U. zusätzlich zur Einnahme eines Phosphodiesterase-Hemmers durchgeführt werden, Erektionen erlangen.

  • Vakuum-Erektionshilfen und eine Penisprothesenoperation sind wirksame Behandlungsoptionen bei einer schweren ED.