Übersicht über Virusinfektionen der Atemwege bei Kindern

VonBrenda L. Tesini, MD, University of Rochester School of Medicine and Dentistry
Überprüft/überarbeitet Juni 2023 | Geändert Sept. 2023
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Kurzinformationen

Virale Atemwegsinfektionen betreffen die Nase, den Hals und die Atemwege und können von vielen verschiedenen Viren verursacht werden.

  • Zu den häufigen Atemwegsinfektionen gehören Erkältungen und Grippe.

  • Typische Symptome sind eine verstopfte oder laufende Nase, ein kratzender Hals, Husten und Reizbarkeit.

  • Die Diagnose gründet auf den Symptomen.

  • Die Behandlung zielt auf eine Linderung der Symptome ab.

  • Am besten lassen sich diese Infektionen durch angemessene Hygienemaßnahmen verhindern. Der Grippe kann zudem durch eine Routineimpfung vorgebeugt werden.

Kinder bekommen im Jahr durchschnittlich sechs virale Atemwegsinfektionen.

Die viralen Atemwegsinfektionen werden gewöhnlich in folgende Gruppen eingeteilt:

  • Obere Atemwegsinfektionen: Hier treten die Symptome vor allem in der Nase und im Rachen auf. Virusinfektionen der oberen Atemwege können in jedem Alter auftreten und umfassen Erkältungen und Grippe.

  • Infektion der unteren Atemwege: Hier treten die Symptome in der Luftröhre, den Atemwegen und der Lunge auf. Virale Infektionen der unteren Atemwege sind bei Kindern häufiger und umfassen Krupp, Bronchiolitis und Lungenentzündung (Pneumonie).

Kinder haben manchmal Infektionen, die sowohl die oberen als auch die unteren Atemwege betreffen.

Wussten Sie ...

  • Kälte, Nässe oder Müdigkeit führen nicht zu einer Erkältung oder erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Kind erkältet.

Ursachen für Virusinfektionen der Atemwege

Viele verschiedene Viren verursachen Atemwegsinfektionen. Bei Kindern sind die Hauptursachen für virale Atemwegsinfektionen Rhinoviren, Grippeviren (während der jährlichen Grippewelle im Winter), Parainfluenza-Viren, das respiratorische Synzytial-Virus (RSV), Enteroviren, Coronaviren und bestimmte Stämme von Adenoviren.

Virale Atemweginfektionen werden meist durch direkten Kontakt der Hände mit Nasensekret einer infizierten Person übertragen. Dieses Sekret enthält Viren. Wenn die Kinder ihre Nase oder ihre Augen berühren, können die Viren eindringen und eine neue Infektion auslösen. Die Viren verbreiten sich auch, wenn auch seltener, über infizierte Tröpfchen, die von einer infizierten Person in die Luft gehustet oder geniest und vom Kind eingeatmet werden.

Aus verschiedenen Gründen enthält das Nasen- und Atemwegssekret von Kindern mehr Viren als jenes von infizierten Erwachsenen. Dieser hohe Virenausstoß zusammen mit der von Kindern kaum durchgehaltenen Hygiene machen aus ihnen ideale Infektionsüberträger. Die Ansteckungsgefahr nimmt weiter zu, wenn viele Kinder an einem Ort zusammen sind, wie in Kindergärten oder Schulen. Entgegen der landläufig verbreiteten Meinung verursachen andere Faktoren, wie Übermüdung, Kälte oder Nässe, keine Erkältung; sie erhöhen auch nicht die Infektanfälligkeit des Kindes.

Symptome von Virusinfektionen der Atemwege

Wenn Viren die Zellen der Atemwege befallen, lösen sie eine Entzündungsreaktion und Schleimbildung aus. Die Folge sind Symptome, wie eine verstopfte Nase, Schnupfen, Halskratzen und Husten, die bis zu 14 Tage anhalten können. Manche Kinder haben noch Wochen nach Abklingen der oberen Atemwegsinfektion einen Husten. Häufig liegt bei jungen Kindern oder Kindern mit Grippe auch Fieber von 38 bis 39 °C vor. In manchen Fällen kann die Temperatur des Kindes sogar bis auf 40 °C steigen.

Weitere Symptome bei Kindern sind Appetitlosigkeit, Teilnahmslosigkeit und ein allgemeines Krankheitsgefühl. Vor allem bei Grippe kommt es auch zu Kopf- und Gliederschmerzen. Säuglinge und kleine Kinder können ihre spezifischen Symptome in der Regel nicht mitteilen und wirken oft einfach nur reizbar und quengelig.

Komplikationen bei viralen Atemwegsinfektionen

Da Neugeborene und junge Säuglinge vornehmlich durch die Nase atmen, verursacht bei ihnen schon eine nur mäßig stark verstopfte Nase häufig Atembeschwerden. Eine verstopfte Nase kann zudem die Nahrungsaufnahme des Kindes behindern, da es nicht gleichzeitig atmen und trinken kann. Da Säuglinge den Schleim, den sie hoch husten, nicht auswerfen bzw. aushusten können, verschlucken sie sich oft daran und fangen an zu würgen.

Bei kleinen Kindern können sich die kleinen Atemwege durch Schleimbildung und Entzündungen stark verengen, was zu Atembeschwerden führt. Die Atmung beschleunigt sich und es entsteht ein hochfrequentes Geräusch beim Ausatmen (Keuchatmung) oder beim Einatmen (Stridor). Sind die Atemwege stark verengt, fangen die Kinder an, nach Luft zu schnappen und ihre Haut verfärbt sich bläulich (Zyanose). Solche Atembeschwerden treten am häufigsten bei Infektionen mit Parainfluenza-Viren, RSV und dem humanen Metapneumovirus auf. Kinder mit Schnappatmung oder die blau anlaufen, müssen dringend von einem Arzt untersucht werden.

Manche Kinder mit einer viralen Atemwegsinfektion entwickeln außerdem eine Infektion des Mittelohrs (Mittelohrentzündung) oder des Lungengewebes (Pneumonie). Eine Mittelohrentzündung und Lungenentzündung (Pneumonie) können durch das Virus selbst ausgelöst sein. In manchen Fällen ist die Ursache aber auch eine bakterielle Infektion; eine solche kann entstehen, wenn die durch das Virus ausgelöste Entzündung das Gewebe anfälliger für andere Erreger macht. Bei Kindern mit Asthma lösen Atemwegsinfektionen häufig Asthmaanfälle aus.

Diagnose von Virusinfektionen der Atemwege

  • Untersuchung durch den Arzt

Atemwegsinfektionen werden anhand der typischen Symptome erkannt. Ansonsten gesunde Kinder mit einer nur leichten Atemwegsinfektion brauchen im Allgemeinen nicht ärztlich untersucht zu werden, es sei denn, das Kind hat Atembeschwerden, will nicht trinken oder hat länger als ein oder zwei Tage Fieber.

Bei Atembeschwerden, Keuchatmung oder wenn ein Lungenstau (Stridor) hörbar ist, kann eine Röntgenaufnahme von Hals und Brustraum gemacht werden.

Blutuntersuchungen und Untersuchungen des Atemwegsekretes sind nur selten hilfreich.

Behandlung von Virusinfektionen der Atemwege

  • Ruhe und Flüssigkeit

  • Medikamente bei Fieber und Schmerzen

Antibiotika werden nicht verabreicht, da sie virale Atemwegsinfektionen nicht heilen können.

Kinder mit Atemwegsinfektionen brauchen Ruhe und ausreichend Flüssigkeit. Gegen Fieber und Schmerzen können sie Paracetamol oder nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen erhalten.

Bei Säuglingen und Kleinkindern mit verstopfter Nase kann ein Kaltvernebler zur Luftbefeuchtung Abhilfe schaffen, oder man entfernt den Schleim mit einem Gummisauger aus der Nase.

Es gibt antivirale Arzneimittel gegen Grippe, die bei Kindern eingesetzt werden können. Diese Medikamente sind jedoch nur wirksam, wenn sie in den ersten zwei Tagen nach Beginn der Symptome eingenommen werden, und sie verkürzen die Dauer des Fiebers und der Atembeschwerden nur um etwa einen Tag und werden bei sonst gesunden Kindern eher selten angewendet.

Kinder im Schulalter können bei einer störenden verstopften Nase rezeptfreie abschwellende Nasensprays oder -tropfen erhalten. Häufig zeigen derartige Medikamente jedoch keine Wirkung. Säuglinge und Kleinkinder reagieren sehr empfindlich auf diese abschwellenden Mittel. Diese können bei ihnen zu Übererregtheit, Verwirrtheit, Halluzinationen, Teilnahmslosigkeit und einer beschleunigten Herzfrequenz führen. Daher sollten sie diese Medikamente niemals erhalten.

Vorbeugung von Virusinfektionen der Atemwege

  • Gute Hygiene

  • Impfung gegen Grippe (Influenza)

Die beste Vorsorgemaßnahme ist gute Hygiene. Dazu gehört, dass sich das kranke Kind und alle Haushaltsangehörigen häufig die Hände waschen. Je enger der körperliche Kontakt mit dem kranken Kind ist (durch Schmusen, Kuscheln oder Schlafen in einem gemeinsamen Bett), desto größer ist im Allgemeinen auch die Ansteckungsgefahr für die Familienmitglieder. Eltern müssen sich dieses Risikos bewusst sein, wenn sie ihr krankes Kind trösten, und eine entsprechende Balance finden. Das Kind sollte der Schule, Kindergarten oder Krippe so lange fern bleiben, bis es kein Fieber mehr hat und sich wieder gesund genug für eine Teilnahme fühlt.

Grippe und COVID-19 können mit einer Impfung verhindert werden. Alle Personen ab einem Alter von 6 Monaten sollten jährlich Grippeimpfungen erhalten (siehe auch Grippeimpfung ). Alle Personen ab einem Alter von 6 Monaten sollten bezüglich der COVID-19-Impfung gemäß den aktuellen Impfplänen auf dem neuesten Stand bleiben (siehe auch Interim Clinical Considerations for Use of COVID-19 Vaccines Currently Approved or Authorized in the United States). Bei Kindern und Erwachsenen mit bestimmten Erkrankungen, wie Herz- oder Lungenkrankheiten (einschließlich Mukoviszidose und Asthma), Diabetes, Niereninsuffizienz und Sichelzellanämie, sind Impfungen besonders wichtig. Auch Kinder mit einem geschwächten Immunsystem, unter anderem Kinder mit einer Infektion mit dem humanen Immunschwächevirus (HIV) und solche, die eine Chemotherapie bekommen, sollten gegen Grippe geimpft werden.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MSD MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quelle verantwortlich ist.

  1. Centers for Disease Control and Prevention (CDC): Interim Clinical Considerations for Use of COVID-19 Vaccines Currently Approved or Authorized in the United States: Eine Informationsquelle mit Informationen über Impfungen, die in den Vereinigten Staaten verfügbar sind, sowie alle Dosis- und Verabreichungsinformationen, einschließlich zur Grundimmunisierung und empfohlenen Auffrischungsimpfungen für alle Altersgruppen und Personen mit besonderen Erkrankungen