Übertragene Säuglinge

VonArcangela Lattari Balest, MD, University of Pittsburgh, School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Jan. 2024
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Ein Neugeborenes ist übertragen, wenn es in oder nach der 42. Schwangerschaftswoche entbunden wurde.

  • Zum Ende der Schwangerschaft lässt die Funktion der Plazenta nach und versorgt den Fötus mit weniger Nährstoffen und Sauerstoff.

  • Ein niedriger Blutzuckergehalt (Glukose) ist bei übertragenen Neugeborenen ein besonderes Problem.

  • Übertragene Neugeborene haben eine trockene, sich schälende, lose hängende Haut und sehen sehr dünn aus, da sie am Ende der Schwangerschaft nicht mehr ausreichend ernährt wurden.

  • Die Diagnose erfolgt auf Basis des Aussehens des Neugeborenen und des berechneten Schwangerschaftsalters.

  • Die Behandlung konzentriert sich üblicherweise auf eine gute Ernährung und Allgemeinversorgung.

  • Einige übertragene Neugeborene atmen bei Geburt nicht richtig und müssen wiederbelebt (reanimiert) werden.

(Siehe auch Übersicht über allgemeine Beschwerden bei Neugeborenen.)

Das Schwangerschaftsalter (Gestationsalter) bezieht sich auf die Anzahl der Schwangerschaftswochen. Das Schwangerschaftsalter wird anhand der Anzahl der Wochen berechnet, die zwischen dem ersten Tag der letzten Periode der Mutter und dem Tag der Geburt verstrichen sind. Dieser Zeitrahmen wird häufig auf der Basis weiterer Informationen, die der Arzt erhält, angepasst, unter anderem anhand der Ergebnisse von frühen Ultraschallaufnahmen, die weitere Hinweise zum Schwangerschaftsalter liefern. Die Geburt des Babys wird auf ein Schwangerschaftsalter von 40 Wochen (Entbindungstermin) geschätzt.

Neugeborene werden anhand des Schwangerschaftsalters eingestuft als:

  • Vorzeitig: Wenn sie vor der 37. Schwangerschaftswoche entbunden wurden

  • Vollständig ausgetragen: Wenn sie ab der 37. und bis zur 42. Schwangerschaftswoche entbunden wurden

  • Übertragung: Wenn sie nach der 42. Schwangerschaftswoche entbunden wurden

Eine übertragene Geburt (nach dem berechneten Geburtstermin) ist wesentlich seltener als eine Frühgeburt (vor dem berechneten Geburtstermin). Warum eine Schwangerschaft über den Termin hinaus andauert, ist meist unbekannt. Schwangere, die eine übertragenes Baby entbinden, haben ein höheres Risiko für ein weiteres übertragenes Baby.

Zum Ende der Schwangerschaft wird das Fruchtwasser weniger und die Plazenta (das Organ, das den Fötus mit Nahrung versorgt) kleiner und weniger effektiv bei der Versorgung des Fötus mit Nährstoffen und Sauerstoff. Um dieses Defizit auszugleichen, muss der Fötus sein eigenes Fett- und Kohlenhydratdepot (Zucker) angreifen, um Energie zu gewinnen. In der Folge verlangsamt sich das Wachstum und der Fötus kann an Gewicht verlieren.

Komplikationen während und nach der Entbindung

Die Plazenta kann so stark schrumpfen, dass sie den Fötus, vor allem während der Wehen, eventuell nicht mehr mit genügend Sauerstoff versorgen kann (siehe Neugeborenen-Asphyxie). Fehlt die ausreichende Versorgung mit Sauerstoff, kann dies zu einem fetalen Distress (Anzeichen, dass es dem Fötus nicht gut geht) und in extremen Fällen sogar zu einer Verletzung des Gehirns und anderer Organe führen.

Infolge des fetalen Distress kann der Fötus Mekonium (Stuhl vom Fötus) in das Fruchtwasser abgeben. Bei dem Versuch, in seiner Not nach Luft zu schnappen, kann der Fötus vor der Geburt das mekoniumhaltige Fruchtwasser auch in die Lungen einatmen. Daraus kann sich nach der Geburt eine schwere Atemstörung (Mekoniumaspirationssyndrom) entwickeln.

Wenn die Schwangerschaft weit über den Entbindungstermin hinaus andauert, kann der Fötus sterben.

Nach der Entbindung haben übertragene Neugeborene häufig niedrige Konzentrationen von Blutzucker (Glukose) (Hypoglykämie), da ihre Fett- und Kohlenhydratspeicher erschöpft sind oder weil sie hohe Konzentrationen von Insulin haben. Wenn der Fötus hohen Konzentrationen von Glukose ausgesetzt war, weil der Diabetes der Mutter während der Schwangerschaft schlecht eingestellt war, hat der Fötus einen hohen Insulinspiegel. Bei der Entbindung hört die Glukosezufuhr durch die Plazenta plötzlich auf und der hohe Insulinspiegel kann rasch zu einer massiven Senkung des Blutzuckerspiegels beim Baby und damit zu einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) führen.

Symptome eines übertragenen Neugeborenen

Der übertragene Säugling hat häufig trockene, sich schälende und lose hängende Haut und kann zu dünn aussehen, insbesondere, wenn die Funktion der Plazenta erheblich reduziert war. Fingernägel und Zehennägel sind verhältnismäßig lang. Wurde Mekonium ins Fruchtwasser abgegeben, können Nabelschnur, Haut und Nägel grünlich verfärbt sein.

Diagnose von übertragenen Neugeborenen

  • Aussehen des Neugeborenen

  • Schwangerschaftsalter

Ärzte stellen die Diagnose eines übertragenen Neugeborenen anhand seines Aussehens bei Geburt und dem berechneten Schwangerschaftsalter.

Behandlung von übertragenen Neugeborenen

  • Behandlung von Komplikationen

Wenn die Schwangerschaft über den Entbindungstermin hinaus andauert, kann mit der Einleitung der Wehen bei der Mutter das Risiko für einen Tod des Neugeborenen und die Notwendigkeit eines Kaiserschnitts gesenkt werden, sowie auch das Risiko, dass das Neugeborene am Mekoniumaspirationssyndrom leidet. Übertragene Neugeborene mit niedrigen Sauerstoffkonzentrationen und fetalem Distress müssen unter Umständen sofort per Kaiserschnitt entbunden und bei Geburt wiederbelebt (reanimiert) werden.

Wenn das Baby Mekonium in die Lunge eingeatmet oder aufgrund eines anderen Problems Atembeschwerden hat, kann der Arzt folgendes spritzen: Surfactant (ein Material, das die Innenseite der Luftbläschen auskleidet und somit das Atmen erleichtert). Zur Atmungsunterstützung muss eventuell eine Maschine, die hilft Luft in die und aus der Lunge heraus zu transportieren (Beatmungsgerät), eingesetzt werden.

Um eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) zu verhindern, bekommt das Kind intravenös Glukoselösungen oder es wird häufig gestillt/mit Säuglingsnahrung gefüttert.

Treten keine solchen Komplikationen auf, konzentriert sich die Versorgung hauptsächlich darauf, für eine gute Ernährung zu sorgen, damit das übertragene Neugeborene an Gewicht zulegen kann, bis das optimale Gewicht erreicht ist.