Entwicklungsstadien des Fötus

VonRaul Artal-Mittelmark, MD, Saint Louis University School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Mai 2021 | Geändert Sept. 2022
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Kurzinformationen

Mit der Befruchtung beginnt ein Ablauf verschiedener Entwicklungsstadien. Die Eizelle wird zunächst zur Blastozyste, dann zum Embryo, später zum Fötus.

Befruchtung

Normalerweise setzen die Eierstöcke in jedem Zyklus etwa 14 Tage nach der letzten Menstruationsperiode eine Eizelle (Ovum) frei. Dieser Vorgang heißt Eisprung (Ovulation). Die Eizelle wandert zunächst in das fächerförmige Ende des Eileiters.

Zum Zeitpunkt des Eisprungs wird der Schleim im Gebärmutterhals flüssiger und elastischer, sodass die Samenzellen in die Gebärmutter vordringen können. Innerhalb von 5 Minuten können sie von der Scheide durch den Gebärmutterhals in die Gebärmutter wandern, bis hin zum tunnelförmigen Ende der Eileiter – dem üblichen Ort der Befruchtung. Zellen, die den Eileiter auskleiden, erleichtern die Befruchtung.

Wenn die Eizelle nicht befruchtet wurde, bewegt sich die Eizelle durch den Eileiter in die Gebärmutter, wo sie sich zurückbildet und bei der nächsten Menstruation durch die Gebärmutter ausgeschieden wird.

Die Eizelle ist befruchtet, sobald eine Samenzelle in sie eindringt. Die befruchtete Eizelle (Zygote) wird von feinen, haarartigen Zilien entlang der Eileiter zur Gebärmutter geschoben. Während dieses Transports durch den Eileiter zur Gebärmutter teilen sich die Zellen der Zygote bereits mehrfach. Die Zygote gelangt innerhalb von 3 bis 5 Tagen in die Gebärmutter.

Dort teilen sich ihre Zellen weiter, bis sie zu einem hohlen Zellklumpen, der Blastozyste, werden. Die Blastozyste nistet sich etwa 6 Tage nach der Befruchtung in der Gebärmutterwand ein.

Wenn mehr als eine Eizelle herangereift ist und befruchtet wurde, kommt es zur Mehrlingsschwangerschaft, meist mit Zwillingen. Da sich das Genmaterial in jeder Eizelle und in jedem Spermium leicht unterscheidet, ist auch jede befruchtete Eizelle anders. Dadurch entstehen zweieiige Zwillinge. Eineiige Zwillinge entstehen, wenn sich eine befruchtete Eizelle nach Beginn der Teilung in 2 Embryos aufspaltet. Da eine Eizelle von einem Spermium befruchtet wurde, ist das Genmaterial in beiden Embryos identisch.

Von der Eizelle zum Embryo

Einmal im Monat gibt ein Eierstock eine Eizelle in den Eileiter ab. Nach dem Geschlechtsverkehr wandern Samenzellen aus der Scheide durch den Gebärmutterhals und die Gebärmutter in die Eileiter, wo eine von ihnen die Eizelle befruchtet. Auf dem Weg durch den Eileiter zur Gebärmutter teilt sich die befruchtete Eizelle (Zygote) mehrfach. Zunächst ist die Zygote ein fester Zellhaufen. Danach entwickelt sie sich zu einem hohlen Zellklumpen, der Blastozyste genannt wird.

In der Gebärmutter setzt sich die Blastozyste in der Schleimhaut fest und entwickelt sich dort zu einem Embryo mit Plazenta, der von flüssigkeitsgefüllten Membranen umgeben ist.

Entwicklung der Blastozyste

Etwa 6 Tage nach der Befruchtung heftet sich die Blastozyste an die Gebärmutterschleimhaut an, gewöhnlich im oberen Bereich. Diese Einnistung ist ab dem 9. oder 10. Tag abgeschlossen.

Die Wand der Blastozyste ist eine Zelle dick, an einer Stelle jedoch drei bis vier Zellen dick. Die inneren Zellen im verdickten Bereich entwickeln sich zum Embryo weiter, während die äußeren Zellen in die Gebärmutterschleimhaut hineinwachsen und zum Mutterkuchen (Plazenta) werden. Die Plazenta produziert verschiedene Hormone, welche dazu beitragen, die Schwangerschaft aufrechtzuerhalten. Zu ihnen gehört das humane Choriongonadotropin, das die Eierstöcke davon abhält, weitere Eizellen freizusetzen, und sie stattdessen dazu anregt, kontinuierlich Östrogen und Progesteron auszuscheiden. Außerdem transportiert die Plazenta Sauerstoff und Nährstoffe von der Mutter zum Fötus und Stoffwechselprodukte des Fötus zur Mutter zurück.

Einige der Zellen von der Plazenta entwickeln sich zu der Außenschicht der Membranen (Chorion) um die sich entwickelnde Blastozyste. Andere Zellen entwickeln sich zur inneren Membranschicht (Amnion), welche die Fruchtblase bildet. Sobald sich die Fruchtblase gebildet hat (was etwa am 10. bis 12. Tag der Fall ist), wird die Blastozyste als Embryo bezeichnet. Die Fruchtblase füllt sich mit einer klaren Flüssigkeit (Fruchtwasser) und umschließt den Embryo, der während seiner Entwicklung darin treibt.

Entwicklung des Embryos

Im nächsten Entwicklungsstadium bildet sich der Embryo innerhalb der Fruchtblase seitlich unter der Gebärmutterschleimhaut. Es entstehen die meisten inneren Organe und äußeren Körperstrukturen. Die meisten Organe formen sich ab etwa 3 Wochen nach der Befruchtung, was der 5. Schwangerschaftswoche entspricht (da ab dem ersten Tag der letzten Menstruationsperiode gerechnet wird, der meistens 2 Wochen vor der Befruchtung liegt). Zu diesem Zeitpunkt streckt sich der Embryo und deutet zum ersten Mal die Form eines Menschen an. Kurz darauf entwickelt sich der Bereich, aus dem Gehirn und Rückenmark entstehen werden (Neuralrohr). Das Herz und die wichtigsten Blutgefäße entwickeln sich etwa ab dem 16. Tag. Ab dem 20. Tag beginnt das Herz, Flüssigkeit durch die Gefäße zu pumpen, am folgenden Tag tauchen die ersten roten Blutkörperchen auf. Im Embryo und in der Plazenta bilden sich weitere Blutgefäße.

Rund 10 Wochen nach der Befruchtung (also in der 12. Schwangerschaftswoche) sind nahezu alle Organe vollständig ausgebildet. Die Ausnahmen bilden das Gehirn und das Rückenmark, die sich während der gesamten Schwangerschaft bilden und weiterentwickeln. Die meisten Fehlbildungen (Geburtsfehler) treten in der Phase der Organbildung auf. Während dieser Zeit reagiert der Embryo besonders empfindlich auf die Einwirkungen von Medikamenten, Strahlen und Viren. Daher sollte eine Schwangere in dieser Zeit weder mit Lebendimpfstoff geimpft werden noch Arzneimittel einnehmen, sofern diese nicht für ihre Gesundheit unverzichtbar sind (siehe Drogen- und Medikamentenkonsum während der Schwangerschaft).

Plazenta und Embryo nach ca. 8 Wochen

In der 8. Schwangerschaftswoche entwickeln sich Plazenta und Fötus seit 6 Wochen. Die Plazenta bildet feine, haarartige Auswüchse (Zotten), die in die Gebärmutterwand hineinwachsen. In den Zotten entstehen Blutgefäße des Embryos, die durch die Nabelschnur bis in die Plazenta führen.

Eine feine Membran trennt das Blut des Embryos in den Zotten von dem der Mutter, das den Bereich um die Zotten herum durchströmt (intervillärer Raum). Auf diese Weise wird Folgendes ermöglicht:

  • Zwischen dem Blut der Mutter und dem des Embryos kann ein Stoffaustausch stattfinden.

  • Es wird verhindert, dass das Immunsystem der Mutter den Embryo angreift, weil die Antikörper der Mutter zu groß sind, um durch die Membran zu gelangen (Antikörper sind Proteine, die vom Immunsystem produziert werden, um dem Körper dabei zu helfen, sich gegen fremde Substanzen zu verteidigen)

Der Embryo schwimmt in einer mit Flüssigkeit (Fruchtwasser) gefüllten Fruchtblase.

Das Fruchtwasser hat folgende Aufgaben:

  • Dem Embryo Raum zum ungehinderten Wachstum zu bieten

  • Den Embryo vor Verletzungen zu schützen

Die Fruchtblase ist kräftig und widerstandsfähig.

Entwicklung des Fötus und der Plazenta

Ab dem Ende der 8. Woche nach der Befruchtung (10. Schwangerschaftswoche) wird der Embryo als Fötus bezeichnet. Ab diesem Zeitpunkt wachsen die bereits ausgebildeten Organe und entwickeln sich weiter. Folgende Merkmale sind während der Schwangerschaft bezeichnend:

  • Um die 12. Schwangerschaftswoche: Der Fötus füllt die gesamte Gebärmutter.

  • Um die 14. Schwangerschaftswoche: Das Geschlecht ist erkennbar.

  • Um die 16. bis 20. Schwangerschaftswoche: Normalerweise kann eine schwangere Frau die ersten Kindsbewegungen spüren. Frauen, die schon einmal schwanger waren, nehmen die Bewegungen oft bereits 2 Wochen früher wahr als bei der ersten Schwangerschaft.

  • Um die 24. Schwangerschaftswoche: Der Fötus hat außerhalb der Gebärmutter eine Überlebenschance.

Die Lungenreifung endet erst kurz vor der Geburt. Das Gehirn bildet während der gesamten Schwangerschaft und im ersten Lebensjahr nach der Geburt neue Zellen.

Wenn sich die Plazenta entwickelt, schieben sich feine, haarähnliche Auswüchse (Zotten) in die Gebärmutterwand. Die Auswüchse verzweigen sich in einer baumähnlichen Anordnung. Auf diese Weise vergrößert sich der Kontaktbereich zwischen der Gebärmutterwand und der Plazenta und es können mehr Nährstoffe und Abbauprodukte zwischen Fötus und Mutter ausgetauscht werden. Um die 18. bis 20. Woche ist die Plazenta voll ausgebildet, sie wächst jedoch während der ganzen Schwangerschaft kontinuierlich mit. Bei der Geburt wiegt sie ungefähr 500 Gramm.

Tabelle
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