Infektiöse Bindehautentzündung

(Rotes Auge; Bindehautentzündung)

VonZeba A. Syed, MD, Wills Eye Hospital
Überprüft vonSunir J. Garg, MD, FACS, Thomas Jefferson University
Überprüft/überarbeitet Apr. 2025
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN
Kurzinformationen

Eine infektiöse Entzündung der Bindehaut (Konjunktivitis) wird in der Regel durch Viren oder Bakterien verursacht.

  • Bakterien und Viren können die Bindehaut infizieren.

  • Rötungen, Tränenfluss oder Absonderungen sind verbreitete Symptome, und einige Betroffene sind lichtempfindlich.

  • Die Diagnose stützt sich gewöhnlich auf die Symptome des Betroffenen und das Aussehen der Augen.

  • Antibiotische Augentropfen werden häufig bei bakterieller Konjunktivitis verabreicht.

  • Eine gute Hygiene hilft, ein Ausbreiten der Infektion auf das andere Auge oder andere Personen zu vermeiden.

Eine Vielzahl von Mikroorganismen kann die Bindehaut (die Membran, die das Augenlid auskleidet und das Weiße des Auges bedeckt) infizieren und zu einer Entzündung führen. Am häufigsten handelt es sich bei den Erregern um Viren, insbesondere um solche, die zur Gruppe der Adenoviren gehören. Bakterien können ebenfalls Infektionen verursachen.

Sowohl die virale als auch die bakterielle Bindehautentzündung ist ziemlich ansteckend und breitet sich rasch vom befallenen auf das nicht befallene Auge und von Mensch zu Mensch aus.

Eine Entzündung der Bindehaut (Konjunktivitis) durch eine allergische Reaktion im Gegensatz zu einem Virus oder Bakterien wird allergische Bindehautentzündung genannt.

Manchmal breiten sich schwere Bindehautentzündungen auf die Hornhaut (die klare Schicht vor der Iris und Pupille) aus.

Blick ins Innere des Auges

Ursachen für eine infektiöse Bindehautentzündung

Viren

Einige Viren, die körperweite Symptome verursachen, können ebenfalls zu roten, gereizten Augen führen. Zu solchen Virusinfektionen zählen Masern, Mumps, Röteln, Windpocken, Zika und einige der Viren, die erkältungs- und grippeähnliche Symptome hervorrufen. SARS-CoV2 (das Virus, das COVID-19 verursacht) kann eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis) auslösen.

Bakterien

Eine Bindehautentzündung bei Neugeborenen wird durch Chlamydia trachomatis oder Neisseria gonorrhoeae verursacht. Neugeborene kommen während der Wehen und der Entbindung im Geburtskanal ihrer Mutter mit diesen Bakterien in Kontakt.

Eine Einschlusskörperchenkonjunktivitis (Paratrachom) ist eine besonders langanhaltende Form der Bindehautentzündung, die durch bestimmte Stämme des Bakteriums Chlamydia trachomatis hervorgerufen wird. In der Regel breitet sich eine Einschlusskörperchenkonjunktivitis durch den Kontakt mit Absonderungen der Genitalien einer Person aus, die an einer genitalen Chlamydieninfektion leidet. In seltenen Fällen wird eine Einschlusskörperchenkonjunktivitis durch kontaminiertes, unvollständig gechlortes Schwimmbadwasser übertragen (Schwimmbadkonjunktivitis).

Trachom: Das Trachom ist eine andere Form der Konjunktivitis, die ebenfalls von Chlamydia trachomatis hervorgerufen wird. Sie wird jedoch nicht durch sexuellen Kontakt mit einer Person übertragen, die eine genitale Chlamydieninfektion hat.

Die Gonokokken-Konjunktivitis wird durch Neisseria gonorrhoeae (Gonorrhö) verursacht, eine sexuell übertragbare Erkrankung, die sich durch Kontakt mit Genitalsekreten einer an Gonorrhö erkrankten Person auch auf das Auge übertragen kann.

Andere Ursachen

Pilzinfektionen sind selten und treten hauptsächlich bei Personen auf, die über längere Zeit hinweg kortikosteroidhaltige Augentropfen benutzen, oder bei Augenverletzungen, die durch organisches Material wie etwa Pflanzen oder Erde entstanden sind.

Symptome einer infektiösen Bindehautentzündung

Wenn sie mit Mikroorganismen infiziert ist, färbt sich die Bindehaut durch die erweiterten Blutgefäße rot und es tritt Ausfluss aus dem Auge aus. Oft verklebt dieses Sekret die Augenlider, besonders über Nacht. Diese Absonderung kann auch zu einer verschwommenen Sicht führen. Das Sehvermögen verbessert sich, wenn die Absonderung durch Blinzeln verschwindet. Ist die Hornhaut betroffen, wird die Sicht ebenfalls verschwommen, bessert sich jedoch durch Blinzeln nicht. Manchmal ist das Auge gereizt, und helles Licht kann Unbehagen verursachen. In sehr seltenen Fällen ziehen schwere Infektionen mit Bindehautvernarbungen Anomalien im Tränenfilm, langfristige Sehstörungen oder beides nach sich.

Eine virale Konjunktivitis unterscheidet sich von einer bakteriellen Konjunktivitis auf folgende Weise:

  • Der Ausfluss der Augen ist bei der viralen Konjunktivitis eher wässerig, bei der bakteriellen Konjunktivitis dicklich weiß, grün oder gelb.

  • Eine Infektion der oberen Atemwege erhöht die Wahrscheinlichkeit einer viralen Ursache.

  • Ein Lymphknoten vor dem Ohr kann bei einer viralen Konjunktivitis geschwollen sein und schmerzen, was bei einer bakteriellen Konjunktivitis normalerweise nicht vorkommt.

Diese Faktoren tragen jedoch nicht immer zu einer genauen Unterscheidung zwischen einer viralen und einer bakteriellen Konjunktivitis bei.

Menschen mit einer Einschlusskörperchenkonjunktivitis oder einer Konjunktivitis aufgrund einer Gonorrhö weisen außerdem häufig Symptome einer Genitalinfektion wie Ausfluss aus Penis oder Scheide und Brennen beim Wasserlassen auf.

Eine Bindehautentzündung bei Neugeborenen verursacht eine schwere Entzündung des Augenlids und Eiterabsonderung aus beiden Augen.

Diagnose einer infektiösen Bindehautentzündung

  • Beurteilung der Symptome und des Erscheinungsbilds durch den Arzt

  • Manchmal Anlegen einer Kultur der Sekrete

Eine infektiöse Bindehautentzündung (Konjunktivitis) wird vom Arzt in der Regel anhand von Symptomen und Aussehen diagnostiziert. In der Regel wird das Auge mit einer Spaltlampe (einem Instrument, das es dem Arzt ermöglicht, das Auge unter starker Vergrößerung zu betrachten) genau untersucht. Proben des infizierten Sekrets können in ein Labor gesandt werden, um den die Infektion verursachenden Organismus mithilfe einer Kultur zu bestimmen. Der Arzt schickt in folgenden Situationen eine Probe an das Labor:

  • Wenn die Symptome schwer sind oder immer wieder auftreten

  • Wenn der Arzt unsicher ist, ob eine bakterielle Infektion vorliegt

  • Wenn die vermutete Ursache Chlamydia trachomatis oder Neisseria gonorrhoeae ist

  • Wenn die Person einen Defekt des Immunsystems hat, wie z. B. eine fortgeschrittene HIV-Infektion (auch AIDS genannt)

  • Wenn ein Patient bereits ein Augenproblem hatte, beispielsweise eine Hornhauttransplantation oder durch Morbus Basedow verursachte hervorstehende Augen

Was bedeutet ein rotes Auge?

Bei fast allen Entzündungen des Auges färbt sich das Auge rot aufgrund der Erweiterung der Blutgefäße in der Bindehaut. Deswegen bezeichnen Ärzte im Englischen eine durch Viren oder Bakterien verursachte Bindehautentzündung in der Regel als „rotes Auge“ (engl.: pink eye).

Eine der schwersten Formen von „rotem Auge“ (Bindehautentzündung) wird durch eine Infektion mit sehr aggressiven Stämmen des Adenovirus verursacht. Diese extrem ansteckende Bindehautentzündung, die als epidemische Keratokonjunktivitis bezeichnet wird (siehe die Tabelle Einige Ursachen und Merkmale von Augenschmerzen), infiziert oft eine ganze Gemeinde oder Schule. Die Infektion breitet sich durch den Kontakt mit infizierten Absonderungen aus. Ein solcher Kontakt kann zwischen Personen oder durch infizierte Gegenstände erfolgen, darunter möglicherweise auch unzureichend desinfizierte Instrumente des Arztes.

Viele Symptome der epidemischen Keratokonjunktivitis wie Rötung und dünner, wässriger Ausfluss sowie in selteneren Fällen Reizung und Lichtempfindlichkeit sind denen anderer Formen einer viralen Konjunktivitis ähnlich. Bei manchen Menschen, die unter einer epidemischen Keratokonjunktivitis leiden, kann das Gefühl entstehen, als seien Körnchen oder Sand im Auge, und das Auge kann bei Kontakt mit hellem Licht schmerzen. Die Bindehaut kann anschwellen und sich um die Hornhaut herum vorwölben. Bei vielen Menschen schwillt der Lymphknoten vor dem Ohr der betroffenen Seite an. Diese Symptome halten gewöhnlich ein bis drei Wochen an. Einige Menschen haben eine verschwommene Sicht, und es kann Wochen oder Monate dauern, bis sich das Problem löst.

Eine epidemische Keratokonjunktivitis heilt ohne spezifische Behandlung vollständig aus. Manchmal erhalten Patienten mit starker Sehtrübung oder einer ausgeprägten Lichtempfindlichkeit vom Arzt kortikosteroidhaltige Augentropfen.

Um die Ausbreitung der Infektion zu verhindern, ist vor allem eine gute persönliche Hygiene, insbesondere die Anwendung von Handdesinfektionsmittel und gründliches Waschen der Hände nötig. Getrennte Waschlappen, Handtücher und Bettwäsche helfen dabei, die Verbreitung auf andere Familienmitglieder auf ein Minimum zu reduzieren. In der Regel bleibt der Patient zu Hause und der Arbeit und Schule mehrere Tage lang fern, in schweren Fällen sogar wochenlang. Personen mit einer Bindehautentzündung (Konjunktivitis) sollten nicht ins Schwimmbad gehen.

Behandlung einer infektiösen Bindehautentzündung

  • Bei Ausfluss durch eine bakterielle Konjunktivitis warme, nasse Kompressen

  • Die Infektion einer bakteriellen Konjunktivitis wird mit antibiotischen Augentropfen oder einer antibiotischen Salbe behandelt.

  • Bei schwerer viraler Konjunktivitis manchmal Augentropfen mit Kortikosteroiden

  • Zur Linderung der Symptome (Schwellung und Beschwerden) einer viralen Konjunktivitis, kalte Kompressen

  • Häufige Anwendung von Handdesinfektionsmitteln und andere Vorsichtsmaßnahmen, um einer Ausbreitung der Infektion vorzubeugen

Da eine Infektion (viraler oder bakterieller Art) sehr ansteckend ist, sollte der Betroffene vor und nach der Reinigung der Augen und Anwendung von Augenmedikamenten Handdesinfektionsmittel verwenden oder die Hände gründlich waschen. Um zu vermeiden, dass sich die Infektion auf das gesunde Auge ausbreitet, sollten die Hände das gesunde Auge nicht berühren, nachdem sie Kontakt mit dem erkrankten Auge hatten. Handtücher und Waschlappen, die mit dem erkrankten Auge in Berührung gekommen sind, sollten getrennt von anderen Handtüchern und Waschlappen aufbewahrt werden.

Menschen mit einer infektiösen Konjunktivitis bleiben in der Regel mehrere Tage lang der Arbeit oder Schule fern, ganz so, wie es bei einer Erkältung der Fall ist. In den schwersten Fällen einer viralen Konjunktivitis können die Patienten oft wochenlang zu Hause bleiben. Personen mit einer Bindehautentzündung (Konjunktivitis) sollten nicht ins Schwimmbad gehen.

Durch Bakterien verursachte Bindehautentzündung

Wenn sich Ausfluss im Augenlid ansammelt, sollte der Patient das Augenlid (bei geschlossenem Auge) mit Leitungswasser und einem sauberen Waschlappen sanft auswaschen.

Antibiotika helfen nur bei einer durch Bakterien verursachten Konjunktivitis. Da eine Unterscheidung zwischen einer durch Bakterien oder Viren verursachten Konjunktivitis manchmal schwierig ist, verschreiben einige Ärzte in allen Fällen von Konjunktivitis Antibiotika. Bei einer bakteriellen Infektion kann der Augenarzt antibiotikahaltige Augentropfen oder Salben verordnen, wie etwa Moxifloxacin, Ciprofloxacin oder Trimethoprim/Polymyxin. Diese Medikamente sind gegen viele Bakterienarten wirksam und werden sieben bis zehn Tage lang verabreicht. Augentropfen sind in der Regel wirksam. Doch werden manchmal Salben eingesetzt, da sie länger halten, wenn das Auge stark tränt. Einige Personen wenden jedoch lieber keine Salben an, da diese über bis zu 20 Minuten nach dem Auftragen zu verschwommener Sicht führen können.

Eine adulte Einschlusskörperchenkonjunktivitis muss mit Antibiotika behandelt werden, wie zum Beispiel Azithromycin, Doxyzyklin oder Erythromycin, die oral eingenommen werden. Diese Medikamente heilen auch die Infektion an den Genitalien. Die Sexualpartner der betroffenen Person sollten ebenfalls behandelt werden.

Eine Gonokokken-Konjunktivitis kann mit einer einzelnen Ceftriaxon-Injektion und einer einzigen oralen Dosis Azithromycin (oder 1 Woche lang orales Doxycyclin) behandelt werden.

Einer Bindehautentzündung bei Neugeborenen wird durch routinemäßige Verabreichung von Silbernitrattropfen (in den USA nicht verfügbar) oder Erythromycin-Salbe an alle Neugeborenen vorgebeugt. Falls es trotz dieser Behandlungen zu einer Infektion kommt, erhalten die Neugeborenen Medikamente gegen das Bakterium, das die Infektion verursacht. Durch Neisseria gonorrhoeae verursachte Infektionen werden mit Ceftriaxon behandelt, das entweder intravenös verabreicht oder in einen Muskel gespritzt wird, oder mit einer Einzeldosis Cefotaxim. Durch Chlamydia trachomatis verursachte Infektionen werden mit Erythromycin oder Azithromycin behandelt. Die Eltern sollten ebenfalls mitbehandelt werden.

Durch Viren verursachte Bindehautentzündung

Kalte Kompressen lindern manchmal das Gefühl von Reizungen einer durch Viren verursachten Konjunktivitis.

Bei den meisten Personen mit viraler Konjunktivitis klingt die Erkrankung innerhalb von 1 bis 3 Wochen ab, und eine besondere Behandlung ist nicht erforderlich. Allerdings können kortikosteroidhaltige Augentropfen bei manchen Betroffenen nötig sein, die bei hellem Licht starke Augenschmerzen haben oder deren Sehschärfe beeinträchtigt ist, sowie bei Personen mit einer epidemischen Keratokonjunktivitis (siehe Was bedeutet ein rotes Auge?), vor allem bei solchen Patienten, bei denen verschwommenes Sehen und Blendungen (Sternchen und Lichthöfe) wichtige tägliche Aktivitäten beeinträchtigen.

Antivirale Augentropfen helfen nicht bei durch Viren verursachter Bindehautentzündung (bei einigen durch Viren verursachten Infektionen der Hornhaut werden antivirale Augentropfen angewandt – siehe Herpes-simplex-Keratitis).

In schweren Fällen kann der Arzt die entzündete Membran entfernen, die das innere Augenlid auskleidet, um die Wahrscheinlichkeit einer Vernarbung der Bindehaut zu verringern.

Prognose bei infektiöser Bindehautentzündung

Meist bildet sich eine infektiöse Bindehautentzündung von allein und ohne Behandlung zurück. Einige Infektionen, vor allem solche, die von gewissen Bakterien hervorgerufen werden, können unbehandelt jedoch lange anhalten.

Eine Einschlusskörperchenkonjunktivitis kann unbehandelt sogar monatelang andauern.

Eine Bindehautentzündung bei Neugeborenen kann ohne Behandlung zu Blindheit führen.