Zyklothymische Störung ist durch hypomanische und minidepressive Symptome gekennzeichnet, die einige Tage andauern, einen unregelmäßigen Verlauf haben und weniger schwerwiegend sind als bei der bipolaren Störung; diese Symptomperioden müssen an mehr als der Hälfte der Tage in einem Zeitraum von ≥ 2 Jahren auftreten. Die Diagnose wird klinisch und anhand der Anamnese gestellt. Die Behandlung besteht hauptsächlich aus Bildung, obwohl einige Patienten mit funktionalen Beeinträchtigungen Medikamente benötigen.
Zyklothymie geht häufig einer bipolar-II-Störung voraus. Sie kann sich jedoch auch als extreme Stimmungslabilität äußern, ohne dass sich daraus eine schwere affektive Störung entwickelt.
Bei chronischer Hypomanie einer klinisch selten beobachteten Variante, herrschen Episoden mit gehobener Stimmungslage und eine gewohnheitsmäßig reduzierte Schlafdauer von < 6 h vor. Die Betroffenen sind ständig übertrieben heiter, selbstbewusst, energiegeladen, voller Pläne, leichtsinnig, übermäßig engagiert und aufdringlich; sie eilen mit rastlosen Impulsen davon und können anderen Menschen gegenüber distanzlos sein.
Bei manchen Menschen kann eine zyklothyme und chronisch hypomane Disposition zum Erfolg im Geschäftsleben und in Führungspositionen, zur Leistungsfähigkeit und künstlerischen Kreativität beitragen; sie hat jedoch häufiger ernsthafte negative Auswirkungen auf zwischenmenschliche und soziale Beziehungen. Die Folgen zeigen sich oftmals als Instabilität mit unregelmäßiger beruflicher und schulischer Vorgeschichte, impulsivem und häufigem Wohnortwechsel, wiederholtem Scheitern ehelicher und nichtehelicher Beziehungen sowie episodischem Alkohol- oder Drogenmissbrauch.
(Siehe auch Übersicht über affektive Störungen.)
Diagnose der zyklothymischen Störung
Die Diagnose der zyklothymischen Störung basiert auf den folgenden diagnostischen Kriterien aus der Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders,, 5. Aufl., Text Revision, die seit mindestens 2 Jahren vorhanden sein muss (1):
Zahlreiche Phasen mit hypomanischen Symptomen, die nicht die Kriterien für eine hypomanische Episode erfüllen, und zahlreiche Phasen mit depressiven Symptomen, die nicht die Kriterien für eine schwere depressive Episode erfüllen.
Die Symptome sind seit mindestens der Hälfte des Zweijahreszeitraums vorhanden und die Person war nicht länger als zwei Monate am Stück symptomfrei
Auch sind die Symptome nicht auf eine andere psychiatrische Störung (z. B. schizoaffektive Störung, wahnhafte Störung) oder die psychologischen Auswirkungen einer Substanz (z. B. schizoaffektive Störung) oder eine andere Erkrankung (z. B. Hyperthyreose) zurückzuführen
Diagnosehinweis
1. Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 5th edition, Text Revision (DSM-5-TR). American Psychiatric Association Publishing, Washington, DC, pp 160-163.
Behandlung der zyklothymischen Störung
Unterstützende Behandlung
Manchmal ein Stimmungsstabilisator
Die Patienten sollten darin geschult werden, wie sie am besten mit ihrem extremen Temperament leben können; das Leben mit Zyklothymie ist allerdings nicht leicht, da zwischenmenschliche Beziehungen häufig stürmisch verlaufen. Zu empfehlen sind Berufe mit flexiblen Arbeitszeiten. Patienten mit künstlerischen Neigungen könnten vielleicht ermutigt werden, eine entsprechende Laufbahn einzuschlagen, da die Exzesse und Stimmungsumschwünge einer Zyklothymie dort eventuell eher toleriert werden.
Bei der Entscheidung, einen Stimmungsstabilisierer (z. B. Lithium; bestimmte Antikonvulsiva, besonders Valproate, Carbamazepine und Lamotrigine) einzusetzen, ist abzuwägen zwischen der Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit und den gesellschaftlichen Vorteilen oder den kreativen Schüben, die die Patienten erfahren könnten. Orales Divalproex wird oft besser vertragen als äquivalente Dosen von Lithium.
Antidepressiva sollten wegen ihres Switch-Risikos und des Risikos für Rapid Cycling ausschließlich bei schweren und anhaltenden depressiven Symptomen verschrieben werden.
Selbsthilfegruppen können die Patienten unterstützen, indem sie ihnen ein Forum für den Austausch gemeinsamer Erfahrungen und Gefühle bieten.
