Escherichia-coli-Infektionen

(E. coli)

VonLarry M. Bush, MD, FACP, Charles E. Schmidt College of Medicine, Florida Atlantic University
Überprüft/überarbeitet Juni 2024
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN
Kurzinformationen

Escherichia coli (E. coli) gehört zu einer Gruppe von gramnegativen Bakterien, die im Darm gesunder Menschen von Natur aus vorkommen. Manche Stämme können jedoch eine Infektion im Verdauungstrakt, in den Harnwegen oder in vielen anderen Teilen des Körpers hervorrufen.

  • Harnwegsinfektionen sind die häufigsten Infektionen, die durch E. coli verursacht werden. Die Betroffenen können auch Darminfektionen entwickeln, indem sie verunreinigte Nahrungsmittel (wie ungenügend gegartes Rinderhackfleisch) zu sich nehmen, infizierte Tiere berühren oder verunreinigtes Wasser trinken.

  • Darminfektionen können Durchfall, manchmal schwer und blutig, sowie Bauchschmerzen hervorrufen.

  • Mithilfe von Antibiotika können E.-coli-Infektionen außerhalb des Verdauungstraktes und die meisten Darminfektionen wirksam behandelt werden. Für Darminfektionen, die durch einen bestimmten dieser Bakterienstämme ausgelöst werden, kann es jedoch nicht verabreicht werden.

(Siehe auch Übersicht über Bakterien.)

Manche Stämme von E. coli kommen von Natur aus im Verdauungstrakt gesunder Menschen vor. Einige Stämme von E. coli haben jedoch Gene erworben, durch die sie eine Infektion auslösen können.

Die häufigste Infektion, die von E. coli verursacht wird, ist eine

Bei Frauen ist E. coli die häufigste Ursache für:

Andere Infektionen, die durch E. coli verursacht werden können sind:

Viele durch E. coli hervorgerufene Infektionen betreffen Bereiche außerhalb des Verdauungstraktes, insbesondere bei Menschen, die körperlich geschwächt sind, sich in Gesundheitseinrichtungen aufhalten oder Antibiotika eingenommen haben.

E. coli kann auch Infektionen außerhalb des Darms hervorrufen, wenn dieser einen Riss aufweist oder auf andere Weise beschädigt ist – beispielsweise aufgrund einer Verletzung oder Erkrankung wie einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung. In einem solchen Fall können die Bakterien aus dem Darm in nahe gelegene Strukturen, wo keine entsprechende Abwehr besteht, oder in die Blutbahn gelangen.

Es gibt einen Stamm, der ein Toxin produziert, welches kurzfristig flüssigen Durchfall hervorruft. Diese Erkrankung (sogenannter Reisedurchfall) kommt gewöhnlich bei Reisenden vor, die in Gebieten, in denen das Trinkwasser nicht ordnungsgemäß aufbereitet wird, verunreinigte Nahrungsmittel oder Wasser zu sich nehmen.

Infektion mit E. coli O157:H7

Bestimmte E.-coli-Stämme bilden Toxine, die das Colon schädigen und eine schwere Entzündung (Colitis – siehe auch E.-coli-Gastroenteritis) hervorrufen. In Nordamerika handelt es sich dabei meist um den E.-coli-Stamm O157:H7. Es gibt aber noch über 100 weitere solcher Stämme. Sie werden mitunter gemeinsam als enterohämorrhagische E. coli bezeichnet („entero“ bedeutet „im Darm“ und „hämorrhagisch“ bedeutet „blutend“).

Eine Infektion mit diesen Stämmen findet in der Regel auf folgenden Wegen statt:

  • Durch Verzehr von kontaminiertem Rinderhackfleisch, das nicht durchgegart ist (eine der häufigsten Quellen), oder von nicht pasteurisierter Milch

  • Beim Besuch von Streichelzoos, wo Tiere diese Bakterien in ihrem Verdauungstrakt tragen

  • Durch Verzehr von Fertiggerichten (wie etwa solchen in Salatbars), die mit kontaminiertem Wasser zubereitet wurden oder durch Viehdung verunreinigt sind

  • Durch Schlucken von unzureichend gechlortem Wasser in Schwimm- oder Planschbecken, die mit dem Stuhl von infizierten Personen verunreinigt sind

Durch unzureichende Hygiene, besonders bei kleinen, Windeln tragenden Kindern, können sich die Bakterien problemlos von Mensch zu Mensch ausbreiten.

Eine Infektion mit E. coli O157:H7 kann bei Menschen in jedem Alter auftreten, doch schwere Infektionen sind unter Kindern und älteren Erwachsenen häufiger.

Symptome von E.-coli-Infektionen

E.-coli-Symptome hängen vom betroffenen Körperteil und vom E.-coli-Stamm, der die Infektion hervorruft, ab.

Wussten Sie ...

  • E. coli ist die häufigste Ursache von Blasenentzündungen bei Frauen.

Reisedurchfall

Personen mit Reisedurchfall leiden unter Bauchkrämpfen und wässrigem Durchfall und mitunter an Übelkeit und Erbrechen. Die Symptome sind in der Regel leicht und klingen nach drei bis fünf Tagen ab.

E. coli O157:H7

Infektionen mit E. coli O157:H7 und anderen enterohämorrhagischen E. coli beginnen in der Regel mit schweren Bauchkrämpfen und wässrigem Durchfall, der innerhalb von 24 Stunden blutig werden kann. (Diese Erkrankung wird manchmal als hämorrhagische Kolitis bezeichnet – siehe auch E.-coli-Gastroenteritis.) Die Betroffenen haben gewöhnlich starke Bauchschmerzen und der Durchfall tritt mehrere Male pro Tag auf. Oft verspüren sie auch den Drang zur Toilette zu müssen, wobei sie gar nicht müssen. In den meisten Fällen tritt kein Fieber auf.

Da sich diese Infektion sehr leicht ausbreitet, müssen die Betroffenen oft stationär behandelt und isoliert werden.

Der Durchfall kann innerhalb von 1 bis 8 Tagen von allein wieder verschwinden, wenn keine Komplikationen auftreten. Eine Infektion mit E. coli O157:H7 ist jedoch oft sehr ernst und kann schwere Komplikationen nach sich ziehen (wie z. B. ein hämolytisch-urämisches Syndrom), auch wenn der Durchfall zurückgeht. Die Bakterien können auch im Darmtrakt einer Person bleiben, nachdem die Symptome abgeklungen sind, und wiederholt Infektionen beim Patienten selbst auslösen oder andere Personen mit den Bakterien anstecken.

Das hämolytisch-urämische Syndrom ist eine Komplikation, die bei bis zu 22 Prozent der Betroffenen (hauptsächlich Kindern unter 5 Jahren und über 60-jährigen Erwachsenen) etwa 1 Woche nach Einsetzen der Symptome auftritt. Bei diesem Syndrom werden rote Blutkörperchen abgebaut (ein Vorgang, der als Hämolyse bezeichnet wird), und es kommt zu Nierenversagen, bei dem sich Giftstoffe im Blut anreichern (sogenannte Urämie). Diese Komplikation ist eine häufige Ursache für chronische Nierenerkrankungen bei Kindern.

Eine Infektion mit dem E.-coli-Stamm O157:H7 kann tödlich verlaufen, insbesondere bei älteren Erwachsenen, unabhängig davon, ob sich ein hämolytisch-urämisches Syndrom entwickelt oder nicht.

Diagnose von E.-coli-Infektionen

  • Anlegen einer Kultur von Urin, Stuhl oder anderem infektiösem Material

Es werden Blut-, Stuhl- und Urinproben oder Proben von anderem infektiösem Material entnommen bzw. gesammelt und zum Anlegen von Bakterienkulturen ins Labor geschickt. Durch Identifizierung der Bakterien in der Probe wird die Diagnose bestätigt.

Bei Verdacht auf E. coli O157:H7 legen die Ärzte eine Kultur an und testen den Stuhl auf Shiga-Toxine, die von diesen Bakterien produziert werden. Die Ergebnisse dieses Tests sind rasch verfügbar.

Wenn die Bakterien identifiziert sind, werden sie möglicherweise untersucht, um zu sehen, welche Art Antibiotika wirksam ist (ein Prozess, der als Resistenzprüfung bezeichnet wird).

Wenn E. coli O157:H7 entdeckt wird, müssen regelmäßige Blutuntersuchungen durchgeführt werden, um das hämolytisch-urämische Syndrom auszuschließen.

Behandlung von E.-coli-Infektionen

  • Bei vielen Infektionen Antibiotika

  • Bei Reisedurchfall Loperamid und mitunter Antibiotika

  • Bei Durchfall infolge einer Infektion mit E. coli O157:H7 Flüssigkeitszufuhr

Die Behandlung von E.-coli-Infektionen variiert je nach Folgendem:

  • Ort der Infektion

  • Wie stark sie sind

  • Art der verursachenden E.-coli-Bakterien

Bei Bildung eines Abszesses infolge der Infektion wird zum Beispiel ein chirurgischer Eingriff vorgenommen, um den Eiter zu entfernen.

Reisedurchfall

Bei Reisedurchfall ist reichliche Flüssigkeitszufuhr wichtig.

Es kann Loperamid verabreicht werden, um die Bewegung der Nahrung durch den Darm zu verlangsamen und somit den Durchfall unter Kontrolle zu bringen. Dieses Medikament kommt nicht bei Personen mit Durchfall und Fieber zum Einsatz, solchen mit blutigem Durchfall, diejenigen, die vor Kurzem Antibiotika eingenommen haben, die kleine, nicht sichtbare Mengen Blut im Stuhl haben oder die jünger als 2 Jahre sind. Die Anwendung dieses Medikaments ist bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 2 bis 18 Jahren eingeschränkt.

Bei mittelstarkem bis starkem Durchfall werden meist Antibiotika (wie z. B. Azithromycin, Ciprofloxacin oder Rifaximin) verabreicht, um ein rascheres Abklingen der Symptome zu erreichen. Bei leichtem Durchfall sind meistens keine Antibiotika notwendig.

Wenn der Durchfall mit Fieber einhergeht oder blutig ist, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Präventive Antibiotika (Prophylaxe) werden nur bei Personen mit einem geschwächten Immunsystem empfohlen. Das am häufigsten empfohlene Antibiotikum ist Rifaximin. Manche Reisende ziehen die Einnahme des nichtantibiotischen Bismutsubsalicylats zur Prophylaxe in Betracht.

Durchfall infolge einer Infektion mit E. coli O157:H7

Viele Patienten mit Durchfall infolge von E. coli O157:H7 benötigen intravenös salzhaltige Flüssigkeit.

Solch eine Infektion wird nicht mit Loperamid oder Antibiotika behandelt. Durch Antibiotika kann sich der Durchfall verstärken und das Risiko für das hämolytisch-urämische Syndrom erhöhen. Loperamid kann auch andere Komplikationen auslösen.

Wenn das hämolytisch-urämische Syndrom auftritt, werden die Betroffenen auf die Intensivstation eingewiesen und benötigen möglicherweise eine Hämodialyse.

Andere Infektionen mit E. coli

Viele andere durch E. coli hervorgerufene Infektionen, meistens Blasen- oder andere Harnwegsinfektionen, werden mit Antibiotika behandelt, z. B. mit Trimethoprim/Sulfamethoxazol, Nitrofurantoin oder einem Fluorchinolon. Viele Bakterien, insbesondere solche, die in Gesundheitseinrichtungen vorkommen, sind jedoch gegen manche Antibiotika resistent. Um die Wahrscheinlichkeit einer Wirksamkeit der Antibiotika bei Personen mit schweren Infektionen zu erhöhen, können mehrere Antibiotika zusammen verabreicht werden, bis die Untersuchungsergebnisse vorliegen, nach denen sich entscheidet, welche Antibiotika die beste Wirkung erzielen. Nachdem die Testergebnisse zur Verfügung stehen, werden die Antibiotika dann bei Bedarf ausgewechselt.

Bei schwereren Infektionen können Antibiotika verabreicht werden, die gegen viele verschiedene Bakterien (Breitbandantibiotika) wirksam sind.

Vorbeugung von E.-coli-Infektionen

Zur Vorbeugung von Harnwegsinfektionen, die durch E. coli verursacht werden, gehört das Trinken von ausreichend Flüssigkeit und die Vermeidung einer Verunreinigung der Harnröhre (der Öffnung, durch die der Urin ausgeschieden wird) durch Stuhl. Frauen sollten beispielsweise nach dem Wasserlassen oder Stuhlgang von vorne nach hinten abwischen.

Die Vorbeugung einer Infektion mit E. coli O157:H7 umfasst Folgendes:

  • Verzicht auf unpasteurisierte Milch und andere Milchprodukte aus unpasteurisierter Milch

  • Durchgaren von Rindfleisch

  • Gründliches Händewaschen mit Seife und fließendem Wasser nach dem Toilettengang, dem Wechseln von Windeln und dem Kontakt mit Tieren oder Tierbehausungen sowie vor und nach der Zubereitung und dem Verzehr von Nahrungsmitteln

  • Kein Verschlucken von Wasser beim Schwimmen oder Spielen in Seen, Teichen, Flüssen, Schwimmbädern oder Planschbecken

In den USA haben verbesserte Verarbeitungsverfahren in der Fleischproduktion dazu beigetragen, die Verunreinigungsrate von Fleisch zu reduzieren.

Um der Ausbreitung von Infektionen in Kindertagesstätten entgegenzuwirken, kann das Personal infizierte Kinder getrennt von nicht infizierten Kindern betreuen. Es können auch Belege verlangt werden, dass die Infektion abgeheilt ist (zwei Stuhlkulturen mit negativen Ergebnissen), bevor infizierte Kinder wieder aufgenommen werden.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quelle verantwortlich ist.

  1. Centers for Disease Control and Prevention (CDC): E. coli: Eine Quelle, die Informationen über E. coli bereitstellt, unter anderem zu Ausbrüchen und zur Vorbeugung