Akute Koronarsyndrome (Herzinfarkt, Myokardinfarkt, instabile Angina pectoris)

VonRanya N. Sweis, MD, MS, Northwestern University Feinberg School of Medicine;
Arif Jivan, MD, PhD, Northwestern University Feinberg School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Feb. 2024
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Kurzinformationen

Akute Koronarsyndrome sind die Konsequenz aus einem plötzlichen Verschluss in einer Koronararterie. Dieser Verschluss führt je nach Lage und Größe zu einer instabilen Angina pectoris oder einem Herzinfarkt (Myokardinfarkt). Bei einem Herzinfarkt stirbt Herzgewebe aufgrund mangelnder Blutversorgung ab.

  • Menschen, die an einem akuten Koronarsyndrom leiden, verspüren für gewöhnlich einen Druck auf oder Schmerzen in der Brust, Kurzatmigkeit und/oder Erschöpfung.

  • Bei Verdacht auf ein akutes Koronarsyndrom muss sofort der Notarzt verständigt und dann eine Aspirintablette eingenommen werden.

  • Mithilfe einer Elektrokardiographie und eines Bluttests wird festgestellt, ob eine Person an einem akuten Koronarsyndrom leidet.

  • Je nach Art des Syndroms ist die Behandlung unterschiedlich, doch zumeist wird versucht, den Blutfluss in die betroffenen Bereiche des Herzens zu erhöhen.

(Siehe auch Überblick über koronare Herzkrankheit.)

In den Vereinigten Staaten kommt es jedes Jahr zu etwa 1 Million Herzinfarkten oder plötzlichen Herztoden. Akute Syndrome verursachen jährlich beinahe 400.000 Tode.

Ursachen akuter Koronarsyndrome

Der Herzmuskel benötigt eine konstante Versorgung mit Blut, das mit Sauerstoff angereichert ist. Dieses Blut wird von den Koronararterien geliefert, die von der Aorta abzweigen, direkt nachdem diese das Herz verlässt. Ein akutes Koronarsyndrom tritt auf, wenn ein plötzlicher Verschluss in einer der Koronararterien die Blutzufuhr zu einem Bereich des Herzmuskels (Myokardium) stark verringert oder unterbricht. Eine mangelnde Blutversorgung eines Gewebes wird als Ischämie bezeichnet. Dauert dies länger als ein paar Minuten, stirbt Herzgewebe ab. Ein Herzinfarkt, auch als Myokardinfarkt (MI) bezeichnet, bezieht sich auf das Absterben von Herzgewebe aufgrund von Ischämie.

Ein Blutpfropfen ist eine häufige Ursache für eine verkalkte Koronararterie (siehe auch Überblick über koronare Herzkrankheit). Für gewöhnlich ist die Arterie durch Cholesterin- und andere Fettablagerungen in der Arterienwand (atherosklerotische Plaque) bereits teilweise verengt. Eine Plaque kann aufbrechen oder reißen, was wiederum Substanzen freisetzt, die die Thrombozyten verklumpen lassen und so die Bildung von Gerinnseln begünstigen. Bei etwa zwei Dritteln der Menschen löst sich ein Blutgerinnsel von alleine auf, zumeist innerhalb von etwa einem Tag. Zu diesem Zeitpunkt ist es allerdings im Normalfall bereits zu einer Herzschädigung gekommen.

In selteneren Fällen kann ein Herzinfarkt dadurch entstehen, dass sich im Herzen selbst ein Blutgerinnsel bildet, loslöst und in einer Koronararterie stecken bleibt. Eine weitere seltene Ursache ist ein Spasmus einer Koronararterie, bei dem der Blutfluss unterbrochen wird. Spasmen können durch Drogen, wie etwa Kokain, verursacht werden. Manchmal ist die Ursache nicht bekannt.

Klassifizierung

Ärzte stufen akute koronare Syndrome wie folgt ein:

  • Anhand des Vorliegens von Substanzen im Blut (kardialen Biomarkern), die vom beschädigten Herzen freigesetzt werden

  • Symptome

  • Anhand der Ergebnisse einer Elektrokardiographie (EKG)

Die Bedeutung dieser Klassifizierung liegt in den unterschiedlichen Behandlungen, die vom spezifischen akuten Koronarsyndrom abhängen. Die Klassifizierung erfolgt in eine instabile Angina pectoris oder in zwei Arten von Herzinfarkt.

  • Als instabile Angina pectoris wird eine Veränderung im Muster der Angina-pectoris-Symptome (Beschwerden in der Brust) bezeichnet, darunter eine anhaltende oder sich verschlechternde Angina pectoris oder ein erneutes Einsetzen schwerer Angina-pectoris-Symptome. Menschen mit instabiler Angina pectoris zeigen keine Anzeichen von Herzinfarkt im EKG oder in den Bluttests.

  • Unter einem Nicht-ST-Hebungsinfarkt versteht man einen Herzinfarkt, der anhand von Blutuntersuchungen erkennbar ist, aber keine typischen Veränderungen (ST-Hebungen) im EKG zeigt.

  • Ein ST-Hebungsinfarkt ist ein Herzinfarkt, der anhand von Blutuntersuchungen erkennbar ist und typische Veränderungen im EKG (ST-Hebung) zeigt.

Wussten Sie ...

  • Etwa ein Drittel der Menschen, die einen Herzinfarkt erleiden, haben keine Schmerzen in der Brust.

Symptome akuter Koronarsyndrome

Da sich die Symptome der akuten Koronarsyndrome sehr ähneln, ist es zumeist unmöglich, diese nur aufgrund ihrer Symptome zu unterscheiden.

Die Symptome einer instabilen Angina pectoris sind dieselben wie die einer Angina pectoris: in Abständen auftretender Druck oder Schmerz unter dem Brustbein (Sternum). Menschen beschreiben diese Gefühle oft eher als Unbehagen oder Schwere und eben nicht als Schmerz. Das Unbehagen kann in einer der beiden Schultern und auf der Innenseite eines Arms auftreten, es kann in Rücken, Hals, Kiefer und in die Zähne ausstrahlen. Bei Menschen mit instabiler Angina pectoris verändern sich die Muster jedoch. Menschen leiden unter häufigeren oder schwereren Angina-pectoris-Anfällen, die Anfälle treten in Ruhe oder nach geringerer körperlicher Belastung auf. Bei etwa 2 von 3 Personen, die einen Herzinfarkt erlitten, kam es wenige Tage oder Wochen vor dem Herzinfarkt zu einer instabilen Angina pectoris, Kurzatmigkeit oder Erschöpfung. Diese Art von Veränderung im Muster der Brustschmerzen oder -beschwerden kann zu einem Herzinfarkt führen.

Für gewöhnlich ist das deutlichste Zeichen eines Herzinfarkts ein Schmerz in der Mitte des Brustkorbs, der auf Rücken, Kiefer und in den linken Arm ausstrahlen kann. Seltener strahlt der Schmerz in den rechten Arm aus. Der Schmerz kann an einer oder mehreren dieser Stellen auftreten oder überhaupt nicht in der Brust. Das Schmerzgefühl bei einem Herzinfarkt ähnelt dem der Angina pectoris, ist aber deutlich stärker, hält länger an und lässt sich durch Ruhe und Nitroglyzerin nicht verringern. Seltener wird Schmerz im Bauch empfunden, wo er als Verdauungsstörung missdeutet werden kann, vor allem weil Aufstoßen oft teilweise oder vorübergehende Erleichterung bringt. Aus unbekannten Gründen haben Frauen häufig andere Symptome, die manchmal als atypische Brustschmerzen beschrieben und seltener richtig als Herzproblem diagnostiziert werden.

Etwa ein Drittel der Menschen, die einen Herzinfarkt erleiden, haben keine Schmerzen in der Brust. Hierzu gehören vor allem Frauen, Menschen mit nicht weißer Hautfarbe, Menschen über 75 Jahre, Menschen mit Herzinsuffizienz oder Diabetes und solche, die einen Schlaganfall überstanden haben.

Weitere Symptome sind Ohnmachtsgefühle oder tatsächliche Ohnmachtsanfälle, plötzliche starke Schweißausbrüche, Übelkeit, Kurzatmigkeit und ein heftiges Hämmern des Herzens (Palpitation).

Bei einem Herzinfarkt wird der Betroffene unruhig, schwitzt, verspürt Angst und Vernichtungsgefühle. Lippen, Hände und Füße können sich leicht bläulich oder gräulich färben.

Ältere Erwachsene verspüren oft ungewöhnliche Symptome. Bei den meisten besteht das offensichtlichste Symptom in Atemlosigkeit. Die Symptome können denen einer Magenverstimmung oder eines Schlaganfalls ähneln. Ältere Erwachsene verlieren möglicherweise die Orientierung. Trotzdem verspüren zwei Drittel der älteren Erwachsenen Brustschmerzen, genau wie jüngere. Insbesondere ältere Frauen lassen oft sehr viel mehr Zeit als jüngere Menschen vergehen, bevor sie sich eingestehen, krank zu sein, und medizinischen Rat suchen.

Trotz all dieser möglichen Symptome hat ein Fünftel der Personen, die einen Herzinfarkt erleiden, nur sehr leichte oder gar keine Symptome. Ein solch stummer Herzinfarkt wird oft erst zufällig bei einem späteren routinemäßigen EKG festgestellt.

In den ersten Stunden nach einem Herzinfarkt können Herzgeräusche und andere auffällige Herztöne durch ein Stethoskop wahrgenommen werden.

Komplikationen

Menschen, die eine instabile Angina pectoris oder einen Herzinfarkt haben, können zudem andere Komplikationen haben, die dauerhaft bleiben. Die Komplikationen hängen davon ab, wie viel des Herzmuskels beschädigt ist, was eine direkte Folge davon ist, wo ein Herzkranzgefäß blockiert wurde und wie lange diese Arterie blockiert war. Wenn der Verschluss einen großen Teil des Herzmuskels betrifft, kann das Herz nicht ausreichend pumpen und kann sich vergrößern, was ggf. zu einer Herzinsuffizienz führt. Unterbricht der Verschluss die Blutversorgung des elektrischen Systems des Herzens, kann der Herzrhythmus beeinträchtigt werden, was möglicherweise zu einer Herzrhythmusstörung und zum plötzlichen Tod (Herzstillstand) führt.

Diagnose akuter Koronarsyndrome

  • Symptome

  • Elektrokardiographie (EKG)

  • Bluttests

Bei Männern über ungefähr 30 Jahren und Frauen über ungefähr 40 Jahren lenkt die Klage über Brustschmerzen sofort den Verdacht auf ein akutes Koronarsyndrom. Doch können auch andere Erkrankungen ähnliche Schmerzen verursachen, z. B. Pneumonie (Lungenentzündung), ein Blutgerinnsel in der Lunge (Lungenembolie), Perikarditis, Rippenbruch, Verkrampfung der Speiseröhre, Verdauungsstörungen und schmerzempfindliche Brustmuskulatur nach einer Verletzung oder körperlicher Belastung.

Die sichere Diagnose kann innerhalb weniger Stunden anhand eines EKG und verschiedener Bluttests gestellt werden.

Elektrokardiographie

Die EKG ist die wichtigste diagnostische Erstmaßnahme bei Verdacht auf akutes Koronarsyndrom. Dabei werden die elektrischen Signale, welche die Herzschläge auslösen, aufgezeichnet und abgebildet. In vielen Fällen zeigt es sofort, ob eine Person einen Herzinfarkt erlitten hat. Abnormale EKG-Werte helfen den Ärzten bei der Entscheidung über die erforderliche Behandlungsart. Diese EKG-Werte helfen auch bei der Feststellung, ob und wo genau der Herzmuskel beschädigt worden ist. Hatte der Betroffene bereits früher Herzprobleme, die sich auf das EKG auswirken, kann die aktuelle Schädigung schwerer zu erkennen sein. Solchen Patienten wird empfohlen, eine Kopie ihres EKG bei sich zu tragen; treten nun Symptome eines akuten Koronarsyndroms auf, können die Ärzte das frühere mit dem aktuellen EKG vergleichen. Wenn das EKG über mehrere Stunden hinweg eine normale Kurve zeigt, ist ein Herzinfarkt unwahrscheinlich.

Kardiale Biomarker

Die Messung der Blutspiegel verschiedener Substanzen, die als „kardiale Biomarker“ bezeichnet werden, hilft ebenfalls bei der Diagnose akuter Koronarsyndrome. Diese Stoffe, die sich in den Herzmuskeln befinden, werden nur dann im Blut freigesetzt, wenn Herzmuskeln beschädigt oder abgestorben sind. Zu den am häufigsten gemessenen Markern gehören die Herzmuskelproteine Troponin I und Troponin T, sowie das Enzym CK-MB (Creatinkinase-Myokardtyp). Die Blutspiegel steigen innerhalb von 6 Stunden nach einem Herzinfarkt an und bleiben mehrere Tage lang erhöht. Die kardialen Marker werden für gewöhnlich bei der Einlieferung ins Krankenhaus ermittelt und dann in 6- bis 12-stündigen Intervallen für weitere 24 Stunden.

Laboruntersuchung

Andere Untersuchungen

Liefern das EKG und die kardialen Marker nicht genügend Informationen, werden möglicherweise eine Echokardiographie oder eine Radionuklidangiographie durchgeführt. Die Echokardiographie zeigt eventuell eine verlangsamte Bewegung in einem Teil der linken Ventrikelwand (der Herzkammer, die Blut in den Körper pumpt). Dieses deutet manchmal auf einen Schaden als Folge eines Herzinfarkts hin.

Während oder kurz nach dem Krankenhausaufenthalt können weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Diese Untersuchungen dienen der Feststellung, ob ein Patient eine zusätzliche Behandlung benötigt oder ob weitere Herzprobleme wahrscheinlich sind. Beispielsweise kann es erforderlich sein, dass ein Patient einen Holter-Monitor trägt, der die elektrische Aktivität des Herzens 24 Stunden oder länger aufzeichnet. Dadurch ist zu erkennen, ob Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien) vorliegen und ob Phasen einer symptomlosen unzureichenden Blutversorgung auftreten (stumme Ischämie). Ein Belastungstest (ein EKG bei körperlicher Aktivität), der kurz vor oder nach der Entlassung durchgeführt wird, hilft dabei, festzustellen, wie gut es einer Person nach dem Herzinfarkt geht und ob die Ischämie weiterbesteht. Ergeben diese Untersuchungen Herzrhythmusstörungen oder eine Ischämie, können Medikamente empfohlen werden. Dauert die Ischämie an, kann eine Koronarangiographie ratsam sein, um die Möglichkeit einer perkutanen Koronarintervention oder einer Koronararterienbypass-Operation zu erwägen, die den Blutfluss zum Herzen wiederherstellen würden.

Behandlung akuter Koronarsyndrome

  • Arzneimittel

  • Wiederöffnen oder Umgehen von verkalkten Arterien

  • Änderung der Lebensweise

Akute Koronarsyndrome sind medizinische Notfälle. Die Hälfte der Todesfälle aufgrund von Herzinfarkt geschehen in den ersten drei oder vier Stunden nach Eintreten der Symptome. Je früher die Behandlung einsetzt, desto besser sind die Überlebenschancen. Jeder Mensch mit Symptomen, die auf ein akutes Koronarsyndrom hindeuten könnten, sollte sich unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben. Der sofortige Transport mit dem Rettungs- oder Notarztwagen ins nächste Krankenhaus kann lebensrettend sein. Der Versuch, den Hausarzt des Betroffenen, seine Verwandten, Freunde oder Nachbarn zu kontaktieren, ist eine gefährliche Zeitverschwendung.

Wussten Sie ...

  • Bei einer Person mit Symptomen, die auf einen Herzinfarkt hindeuten, kann der sofortige Transport mit dem Rettungs- oder Notarztwagen ins nächste Krankenhaus lebensrettend sein. Der Versuch, den Hausarzt des Betroffenen, seine Verwandten, Freunde oder Nachbarn zu kontaktieren, ist eine gefährliche Zeitverschwendung.

Personen, bei denen Verdacht auf Herzinfarkt besteht, werden für gewöhnlich in ein Krankenhaus eingewiesen, das eine kardiologische Station hat. Im Krankenhaus werden Herzrhythmus, Blutdruck und der Sauerstoffgehalt im Blut engmaschig überwacht, um das Ausmaß der Herzschädigung einschätzen zu können. Das Pflegepersonal auf diesen Stationen ist speziell für die Pflege von Herzpatienten und den Umgang mit den entsprechenden Notfällen ausgebildet.

Häufig wird über eine Nasensonde oder Gesichtsmaske Sauerstoff zugeführt. Erhält das Herz mehr Sauerstoff, kann dabei helfen, die Gewebeschädigung auf ein Minimum zu beschränken.

Wenn innerhalb der ersten Tage keine Komplikationen auftreten, kann der Patient meist nach einigen Tagen das Krankenhaus ohne Risiko verlassen. Treten Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen oder eine unzureichende Pumpleistung des Herzens (Herzinsuffizienz) auf, kann der Krankenhausaufenthalt länger dauern.

Medikamentöse Behandlung

Das Wichtigste früh in der Behandlung eines Herzinfarkts ist, dass so rasch wie möglich medizinische Hilfe geholt wird, damit die Ärzte eine Chance haben, die Durchblutung in der betroffenen Arterie wiederherzustellen. Wenn man glaubt, einen Herzinfarkt zu haben, sollte man sofort den Rettungsdienst anrufen und dann ein Aspirin einnehmen. Wird das Aspirin nicht zu Hause eingenommen oder vom Rettungspersonal verabreicht, bekommt man es sofort im Krankenhaus. Diese Behandlung verbessert die Überlebenschancen, indem sie die Größe des Blutgerinnsels (falls vorhanden) in der Koronararterie verringert. Menschen mit einer Aspirin-Allergie können stattdessen Clopidogrel, Ticlopidin oder Ticagrelor erhalten. Manchen Betroffenen wird auch Aspirin und Clopidogrel, Ticlopidin oder Ticagrelor verabreicht.

Die Betroffenen erhalten Medikamente, mit denen die Bildung von Blutgerinnseln vermieden, das Angstgefühl verringert und die Größe des Herzens verkleinert wird. Sie müssen die Medikamente nur eine Zeit lang nehmen, nachdem sie sich von einem Herzinfarkt erholt haben. Die Medikamente werden verwendet, um die Belastung des Herzens während und nach einem Herzinfarkt zu reduzieren.

Da die Reduzierung der Arbeitsbelastung des Herzens auch dabei hilft, die Gewebeschädigung zu beschränken, wird zur Senkung der Herzfrequenz meist auch ein Betablocker verabreicht. Durch die gesenkte Herzfrequenz muss das Herz weniger stark pumpen, was den Bereich von geschädigtem Gewebe reduziert.

Die meisten Patienten erhalten auch ein Antikoagulans wie Heparin, um die Bildung weiterer Blutgerinnsel zu verhindern.

Meistens wird auch Nitroglyzerin verabreicht, da es durch die Verringerung der Arbeitsbelastung des Herzens und möglicherweise auch durch die Erweiterung der Arterien schmerzlindernd wirkt. Für gewöhnlich wird es zuerst unter der Zunge verabreicht und dann intravenös. Gelegentlich, wenn Nitroglyzerin nicht verwendet werden kann oder nicht wirkt, wird Morphin zur Linderung von Beschwerden und des Angstgefühls verabreicht.

Angiotensinkonversionsenzym(ACE)-Hemmer können die Vergrößerung des Herzens verringern und die Überlebenschancen der Betroffenen verbessern. Die Behandlung mit diesen Medikamenten beginnt daher meist in den ersten Tagen nach dem Herzinfarkt und wird unbegrenzt lange fortgesetzt.

Statine werden schon lange zur Vorbeugung gegen eine koronare Herzkrankheit eingesetzt. Erkenntnissen zufolge haben sie aber auch einen Kurzzeit-Nutzen bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom. Statine werden Menschen verabreicht, die nicht bereits welche einnehmen.

Weitere Informationen über die Medikamente für die Behandlung eines Herzinfarkts finden sich in der Tabelle Medikamente zur Behandlung der koronaren Herzkrankheit.

Öffnung der Arterien

Die Entscheidung über den Zeitpunkt und die Methode zur Öffnung einer verschlossenen Koronararterie hängt von der Art des akuten Koronarsyndroms ab und davon, wie schnell die betroffene Person ins Krankenhaus gelangt. Es gibt mehrere Möglichkeiten, verkalkte Arterien zu öffnen:

Bei Personen mit ST-Hebungsinfarkt rettet die sofortige Beseitigung des Koronararterienverschlusses Herzgewebe und verbessert die Überlebenschancen. Es wird versucht, die Blockade innerhalb von 90 Minuten nach Eintreffen des Patienten im Krankenhaus zu beseitigen. Je früher der Verschluss beseitigt wird, desto besser das Ergebnis. Vermutlich ist die Methode hier nicht so entscheidend wie der richtige Zeitpunkt.

Perkutane Koronarinterventionen (PCI), wie etwa eine Angioplastie und das Einsetzen eines Stents, scheinen die besten Möglichkeiten zu sein, blockierte Arterien bei einem ST-Hebungsinfarkt zu öffnen, wenn diese Behandlungen innerhalb von 90 Minuten nach Ankunft des Betroffenen im Krankenhaus durchgeführt werden können.

Blutgerinnselauflösende Medikamente (auch Thrombolytika oder Fibrinolytika genannt – siehe Tabelle Medikamente zur Behandlung der koronaren Herzkrankheit) werden über eine Vene (intravenös) verabreicht, um die Arterien zu öffnen, wenn PCI-Verfahren nicht innerhalb von 90 Minuten durchgeführt werden können. Zu den Thrombolytika gehören Streptokinase, Tenecteplase (TNK-tPA), Alteplase und Reteplase. Obwohl eine sofortige Verabreichung optimal wäre, können diese Medikamente auch innerhalb von 3 Stunden gut wirken und selbst innerhalb von 12 Stunden nach Eintreffen der betroffenen Person im Krankenhaus von Nutzen sein. In manchen Gebieten werden Thrombolytika bereits vor dem Eintreffen im Krankenhaus von speziell ausgebildetem Rettungspersonal verabreicht. Trotz Verabreichung eines Thrombolytikums benötigen die meisten Patienten eine PCI, bevor sie das Krankenhaus verlassen.

Da Thrombolytika Blutungen verursachen können, sollten Menschen mit Blutungen im Verdauungstrakt, starkem Bluthochdruck, einem vor Kurzem aufgetretenen Schlaganfall oder einer Operation im Monat vor dem Herzinfarkt diese nicht einnehmen.

Patienten mit einem Nicht-ST-Hebungsinfarkt oder einer instabilen Angina pectoris ziehen für gewöhnlich keinen Nutzen aus einer sofortigen PCI oder Thrombolytika. Trotzdem wird meistens innerhalb der ersten beiden Tage des Krankenhausaufenthalts eine PCI durchgeführt. Bei einer Verschlechterung der Symptome oder dem Auftreten bestimmter Komplikationen kann die Durchführung der PCI auch früher in Betracht gezogen werden.

In manchen Fällen entscheidet man sich während eines akuten Koronarsyndroms für eine Koronararterienbypass-Operation (CABG) anstatt für eine PCI oder ein Thrombolytikum. Eine CABG kann bei Patienten indiziert sein, denen keine Thrombolytika verabreicht werden können (zum Beispiel aufgrund einer Blutungserkrankung, eines vor Kurzem aufgetretenen Schlaganfalls oder einer größeren Operation). Außerdem kann eine CABG eingesetzt werden, wenn an Patienten aufgrund der Schwere ihrer Arterienerkrankung (zum Beispiel, weil es viele blockierte Bereiche gibt, oder weil die Herzleistung, insbesondere bei Diabetes, unzureichend ist) keine PCI durchgeführt werden kann.

Allgemeine Maßnahmen

Rauchen ist ein Hauptrisikofaktor für koronare Herzkrankheiten und Rauchern wird demnach geraten, mit dem Rauchen aufzuhören.

Stuhlweichmacher und milde Abführmittel können dafür sorgen, dass sich der Patient auf der Toilette nicht anstrengen muss. Ein Blasenkatheter wird gelegt, wenn der Patient kein Wasser lassen kann oder die exakt ausgeschiedene Menge Urin kontrolliert werden muss.

Bei Angstzuständen oder Stress (was das Herz belasten kann) kann ein angstlösendes Mittel (zum Beispiel ein Benzodiazepin wie Lorazepam) verschrieben werden. Bei leichten Depressionen oder einer Verleugnung der Krankheit, welche beide nach akuten Koronarsyndromen sehr häufig sind, werden die Patienten ermutigt, mit den Ärzten, dem Pflegepersonal, den klinischen Sozialarbeitern und ihrer Familie und Freunden über ihre Gefühle zu sprechen. Manche Patienten benötigen Antidepressiva.

Entlassung

Nach etwa 1 bis 3 Tagen Krankenhausaufenthalt werden Patienten nach einem komplikationsfreien Herzinfarkt und einer erfolgreichen PCI normalerweise entlassen. Andere Patienten müssen länger bleiben.

Die medikamentöse Behandlung besteht meist aus Nitroglyzerin, Aspirin und manchmal Clopidogrel, einem Betablocker, einem Angiotensinkonversionsenzym(ACE)-Hemmer und einem Lipidsenker (meist einem Statin).

Rehabilitation

Ein Herztraining (kardiale Rehabilitation) ist ein wichtiger Teil der Genesung und beginnt bereits im Krankenhaus. Eine Bettruhe, die mehr als 2 oder 3 Tage andauert, kann zu körperlicher Dekonditionierung und manchmal auch zu Depression und dem Gefühl von Hilflosigkeit führen. Wenn nichts dagegenspricht, können Menschen nach einem Herzinfarkt gewöhnlich schon am ersten Tag zeitweilig auf einem Stuhl sitzen, Krankengymnastik machen, einen Krankenstuhl benutzen und lesen. Am zweiten oder dritten Tag werden die Patienten ermutigt, ins Badezimmer zu gehen und nicht belastende Aktivitäten auszuführen, die mit jedem Tag gesteigert werden können. Wenn alles gut läuft, können die Patienten meistens bereits nach etwa 6 Wochen wieder zu ihren gewohnten Aktivitäten zurückkehren. Es wird empfohlen, ein dem Alter der betroffenen Person und deren Herzgesundheit entsprechendes Übungsprogramm zu absolvieren.

Prognose akuter Koronarsyndrome

Bei vielen Menschen mit instabiler Angina pectoris tritt innerhalb von 3 Monaten ein erneuter Herzinfarkt auf.

Die gefährlichste Zeit für jemanden, der einen Herzinfarkt erleidet, ist während der ersten Stunden nach dem Herzinfarkt, insbesondere bevor er im Krankenhaus eintrifft. Daher ist es extrem wichtig, sofort einen Arzt aufzusuchen, wenn ein Herzinfarkt vermutet wird. Überlebt ein Patient die ersten Tage nach einem Herzinfarkt, kann er auf eine vollständige Genesung hoffen, allerdings sterben etwa 10 Prozent innerhalb des ersten Jahres. Die meisten Menschen sterben in den ersten 3 bis 4 Monaten, in der Regel betrifft dies Patienten, bei denen die Angina pectoris, Herzrhythmusstörungen der Herzkammern (ventrikuläre Arrhythmien) und Herzinsuffizienz andauert. Bei einem nach einem Herzinfarkt vergrößerten Herz ist die Prognose schlechter.

Für ältere Erwachsene besteht eine größere Wahrscheinlichkeit, nach einem Herzinfarkt zu sterben oder an Komplikationen wie einer Herzinsuffizienz zu leiden. Frauen und Menschen mit Diabetes, Bluthochdruck oder Übergewicht haben ebenfalls mit einer größeren Wahrscheinlichkeit eine schlechtere Prognose.

Wussten Sie ...

  • Die Hälfte der Todesfälle aufgrund von Herzinfarkt geschehen in den ersten drei oder vier Stunden nach Eintreten der Symptome.

Vorbeugung gegen akute Koronarsyndrome

Ärzte empfehlen Patienten, nach einem Herzinfarkt täglich eine niedrigdosierte Aspirintablette oder eine halbe oder eine ganze normaldosierte Aspirintablette einzunehmen. Da Aspirin der Bildung von Blutgerinnseln vorbeugt, reduziert seine Einnahme das Sterberisiko und das Risiko für einen zweiten Herzinfarkt um 15 bis 30 Prozent. Personen mit einer Allergie gegen Aspirin können stattdessen Clopidogrel einnehmen. Im Allgemeinen wird die Einnahme von Aspirin zur Vorbeugung eines akuten Koronarsyndroms nicht für Menschen empfohlen, die noch keinen Herzinfarkt hatten.

Meist erhalten Personen, die bereits einen Herzinfarkt hatten, auch einen Betablocker (wie Metoprolol), da diese Medikamente das Sterberisiko um etwa 25 Prozent verringern. Je schwerer der Herzinfarkt war, desto größer ist der Vorsorgenutzen des Betablockers. Allerdings vertragen manche Patienten die Nebenwirkungen nicht (wie z. B. Keuchatmung, Müdigkeit, Erektionsstörung [erektile Dysfunktion] und kalte Gliedmaßen) und die Betablocker wirken auch nicht bei jedem.

Medikamente, die die Blutfettwerte senken (lipidsenkende Medikamente), senken das Sterberisiko nach einem Herzinfarkt.

Angiotensinkonversionsenzym(ACE)-Hemmer, wie Captopril, Enalapril, Perindopril-Erbumin, Trandolapril, Lisinopril und Ramipril, werden häufig nach einem Herzinfarkt verschrieben. Diese Medikamente helfen, das Sterberisiko zu senken und beugen der Entstehung einer Herzinsuffizienz vor, vor allem bei Menschen mit einem schweren Herzinfarkt oder solchen, die bereits an Herzinsuffizienz leiden.

Die betroffenen Personen müssen auch Veränderungen in ihrer Lebensweise einleiten. Sie sollten eine fettarme Kost zu sich nehmen und ihre körperliche Aktivität steigern. Menschen mit Bluthochdruck oder Diabetes müssen darauf achten, diese Erkrankungen gut unter Kontrolle zu haben. Raucher sollten mit dem Rauchen aufhören.