Bronchiolitis ist eine Virusinfektion, die die unteren Atemwege von Säuglingen und Kleinkindern unter 24 Monaten befällt.
Bronchiolitis wird in der Regel durch Viren ausgelöst.
Zu den Symptomen gehören eine laufende Nase, Fieber, Husten, Keuchatmung beim Ausatmen und Atemschwierigkeiten.
Die Diagnose stützt sich auf die Symptome und eine körperliche Untersuchung.
Die Behandlung erfolgt in erster Linie über unterstützende Maßnahmen, wie etwa die Gabe von Flüssigkeit und gelegentlich Sauerstoff.
Die meisten Kinder können zu Hause betreut werden und erholen sich innerhalb weniger Tage, manche aber müssen ins Krankenhaus eingewiesen werden.
Die Atemwege ähneln einem auf den Kopf gestelltem Baum. Der Baumstamm ist die Luftröhre (Trachea), die sich in große Atemwege, den Bronchien, verzweigt. Die Bronchien selbst verzweigen sich viele weitere Male in kleinere Atemwege und enden in den engsten Atemwegen, den Bronchiolen. Bronchiolen sind nur etwa einen halben Millimeter (2/100 Zoll) im Durchmesser groß. An ihren Wänden befindet sich eine dünne runde Schicht glatter Muskeln, die sich entspannen oder zusammenziehen und so die Größe der Atemwege verändern.
Die Bronchiolitis betrifft in erster Linie Kinder unter 24 Monaten und tritt am häufigsten bei Säuglingen im Alter von 2 bis 6 Monaten auf. Jedes Jahr wird bei 150 Millionen Kindern weltweit eine Bronchiolitis diagnostiziert. Einige dieser Kinder werden ins Krankenhaus eingewiesen.
Bronchiolitis tritt häufig während Epidemien und in der Regel im Winter auf. In der nördlichen Hemisphäre treten die meisten Fälle von Dezember bis Februar auf. In der südlichen Hemisphäre treten die meisten Fälle von Mai bis Juli auf.
Ursachen für eine Bronchiolitis
Bronchiolitis wird am häufigsten von Infektionen mit Folgendem verursacht:
Schnupfenvirus (Rhinovirus)
Parainfluenza-Virus und andere Viren
Eine Infektion mit einem dieser Viren kann eine Entzündung der Atemwege verursachen. Dadurch verengen sich die Atemwege, und der Luftstrom in die und aus der Lunge verringert sich. In schweren Fällen ist der Sauerstoffspiegel im Blut niedrig.
Bei Säuglingen, deren Mütter rauchen, kommt eine Infektion möglicherweise häufiger vor bzw. verläuft schwerwiegender, insbesondere, wenn die Mütter auch während der Schwangerschaft geraucht haben.
Eltern und ältere Geschwister können mit demselben Virus infiziert sein, bei ihnen hat dies jedoch meist nur eine leichte Erkältung zur Folge.
Symptome der Bronchiolitis
Bronchiolitis beginnt mit den Symptomen einer Erkältung – einer laufenden Nase, Niesen, leichtem Fieber und Husten. Nach einigen Tagen bekommen einige Kinder Atemschwierigkeiten, wobei die Atmung schneller und der Husten schlimmer wird. Oft wird das Ausatmen von einem hochfrequenten Geräusch begleitet (Keuchatmung). Bei den meisten Kindern sind die Symptome nur leicht ausgeprägt. Obwohl die Kinder oft eine beschleunigte Atemfrequenz und eine verstopfte Nase haben, sind sie wach, fröhlich und bei gutem Appetit.
Kinder, bei denen die Erkrankung schwerer verläuft, atmen schnell und flach, wobei die Atemmuskulatur stark beansprucht wird und sich die Nasenlöcher weiten. Sie wirken quengelig und unruhig und können dehydrieren, da sie erbrechen und nur schlecht trinken. Meist wird die Erkrankung von Fieber begleitet. Bei mehr als der Hälfte der Kinder im Alter von 3 bis 18 Monaten kommt es ebenfalls zu einer Ohrenentzündung.
Frühgeborene Säuglinge und Kleinkinder unter 2 Monaten haben manchmal Episoden, in denen sie kurz zu atmen aufhören (Apnoe). In sehr schweren und ungewöhnlichen Fällen können Kinder in diesen Gruppen aufgrund eines Sauerstoffmangels eine bläuliche oder gräuliche Verfärbung um ihren Mund entwickeln (Zyanose).
Diagnose der Bronchiolitis
Untersuchung durch den Arzt
Pulsoximetrie
Manchmal Abstrich oder Röntgenuntersuchung des Brustkorbs
Ärzte stützen die Diagnose der Bronchiolitis auf die Symptome und eine körperliche Untersuchung. Mit einem Sensor am Finger (Pulsoximetrie) wird der Sauerstoffgehalt im Blut bestimmt.
Manchmal wird Schleim tief aus der Nase abgestrichen, der dann im Labor auf das Virus untersucht wird. Eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs oder andere Laboruntersuchungen können durchgeführt werden.
Behandlung der Bronchiolitis
Zu Hause: orale Aufnahme von Flüssigkeit
Im Krankenhaus: Sauerstofftherapie und Flüssigkeit über die Venen
Behandlung zu Hause
Die meisten Kinder können zu Hause mit Flüssigkeitszufuhr und unterstützenden Pflegemaßnahmen behandelt werden.
Während dieser Zeit sollte das Kind häufig kleine Mengen zu trinken bekommen. Wenn sich die Atemschwierigkeiten verstärken, sich die Haut bläulich oder gräulich verfärbt, das Kind schlapp ist und Anzeichen einer Dehydratation aufweist, muss es im Krankenhaus behandelt werden. Kinder mit einer angeborenen Herz- oder Lungenerkrankung oder einer Immunschwäche können früher ins Krankenhaus eingewiesen werden und sind für eine schwere Bronchiolitis viel anfälliger.
Behandlung im Krankenhaus
Im Krankenhaus wird der Sauerstoffgehalt im Blut mittels eines an einem Finger oder einer Zehe befestigten Sensors überwacht und Sauerstoff über ein Sauerstoffzelt, eine Nasensonde (Kanüle) oder eine Gesichtsmaske zugeführt (siehe Sauerstoffverabreichung). In seltenen Fällen kann ein Beatmungsgerät (ein Gerät, das dabei hilft, Luft in die Lunge und wieder herauszubefördern) erforderlich sein, um die Atmung zu unterstützen.
Nimmt das Kind nicht genügend Flüssigkeit auf, muss sie intravenös zugeführt werden.
Auch Medikamente zur Öffnung der Atemwege (Bronchodilatatoren) können verabreicht werden. Diese Medikamente lindern die Keuchatmung und die Verengung der Atemwege durch Asthma; ob sie die Bronchiolitis wirksam behandeln, ist fraglich. Manchen Kindern können Kortikosteroide (zur Unterdrückung der Entzündung) helfen.
Das Virostatikum Ribavirin (verabreicht über einen Vernebler) wird nur noch bei Kindern mit extrem schwachem Immunsystem oder mit einer sehr schweren Infektion eingesetzt. Antibiotika sind nur bei einer zusätzlichen bakteriellen Infektion wirksam.
Vorbeugung
Nirsevimab und Palivizumab sind zwei Medikamente, die Antikörper gegen RSV enthalten. Diese Medikamente sind in den USA zur Vorbeugung gegen RSV bei Säuglingen und Kleinkindern erhältlich.
Prognose bei Bronchiolitis
Die meisten Kinder können zu Hause behandelt werden und sind nach 3 bis 5 Tagen wieder gesund. Die Keuchatmung und der Husten können jedoch 2 bis 4 Wochen andauern. Bei angemessener Pflege ist das Risiko, dass eine Bronchiolitis ernste Folgen nach sich zieht, auch bei Kindern, die im Krankenhaus behandelt werden müssen, gering.
Manche Kinder, die früh in der Kindheit eine Bronchiolitis hatten, erleiden später immer wieder Schübe von Keuchatmung.