Unter einer kornealen Erosion (Erosio corneae) versteht man einen selbstbegrenzenden, oberflächlichen Epitheldefekt.
(Siehe auch Augenverletzungen im Überblick.)
Die häufigsten Verletzungen der Hornhaut sind zurückgehaltene Fremdkörper und Abschürfungen. Der unsachgemäße Umgang mit Kontaktlinsen kann die Kornea schädigen. Obwohl oberflächliche Fremdkörper oft spontan mit dem Tränenfilm weggeschwemmt werden, hinterlassen sie gelegentlich eine Residualerosion. Andere Fremdkörper bleiben auf oder in der Kornea. Manchmal bewirkt ein Fremdkörper, der unter dem oberen Lid eingeschlossen ist, eine oder mehrere vertikale Hornhautverletzungen, die sich durch das Augenblinzeln verschlimmern. Es kann auch durch scheinbare Bagatelltraumen zur intraokulären Penetration kommen, besonders durch Fremdkörper, die bei Hochgeschwindigkeitsapparaturen (z. B. Bohrer, Sägen und ähnliche metallverarbeitende Geräte), beim Hämmern oder bei Explosionen entstehen.
Bei einer Hornhautverletzung entsteht die Infektion in der Regel nicht aus einem metallischen Fremdkörper. Hornhautnarben und Rostablagerungen können sich jedoch entwickeln. Auch wenn ein Hornhautfremdkörper organisches Material oder Abschürfungen von Kontaktlinsen ist, kann sich eine Infektion entwickeln.
Wird die intraokulare Penetration nicht erkannt, kann es unabhängig von der Zusammensetzung des Fremdkörpers zu einer Infektion im Auge (Endophthalmitis) oder einer Entzündung (Iridozyklitis) kommen.
Symptome und Beschwerden
Zu den Beschwerden und Symptomen von EHornhauterosionen oder Fremdkörpern im Auge gehören Fremdkörpergefühl, Schmerzen, Tränen, Rötung und manchmal Sekretabsonderung. Das Sehen ist selten beeinträchtigt (im Gegensatz zum Einriss).
DR P. MARAZZI/SCIENCE PHOTO LIBRARY
Diagnose
Spaltlampenuntersuchung, in der Regel mit Fluoreszeinfärbung
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Nachdem ein Anästhetikum in das untere Augenlid eingetropft wurde (z. B. 1-2 Tropfen Proparakain-POS® 0,5%), wird jedes Lid umgeklappt und die ganze Konjunktiva und Kornea mit einem Binokular (Lupe) oder einer Spaltlampe begutachtet. Eine Fluoreszeinfärbung mit Kobaltlicht macht Erosionen und nichtmetallische Fremdkörper besser sichtbar. Das Seidel-Zeichen strömt das Fluoreszein von einer Hornhautverletzung weg, die bei der Spaltlampenuntersuchung sichtbar ist. Ein positives Seidel-Zeichen ist ein Hinweis auf ein Leck des Kammerwassers durch eine Perforation der Hornhaut. Patienten mit mehreren vertikalen linearen Abschürfungen sollten ihre Augenlider umgestülpt bekommen, um nach einem Fremdkörper unter dem Oberlid zu suchen.
Bei einer gefährlichen intraokulären Verletzung oder einer sichtbaren Bulbusperforation (selten) oder einer tränenförmigen Pupille sollte der Patient mit einer CT untersucht werden, um intraokuläre Fremdkörper auszuschließen. Außerdem sollte er so bald wie möglich von einem Ophtalmologen untersucht werden. Die MRT sollte nicht angeordnet werden, wenn ein metallischer Fremdkörper vermutet wird, da sich das Metall bewegen und weitere Verletzungen verursachen kann.
Behandlung
Bei oberflächlichen Fremdkörpern: Spülung oder Entfernen mit einem feuchten Wattestäbchen oder einer kleinen Nadel
Bei Hornhautabschürfungen, antibiotische Salbe und manchmal Pupillenerweiterung
Bei intraokulären Fremdkörpern: chirurgische Entfernung
Nachdem ein Anästhetikum in die Konjunktiva appliziert wurde, kann der Arzt konjunktivale Fremdkörper durch Spülung oder durch Herausheben mit einem feuchten und sterilen Wattetupfer entfernen. Lässt sich ein kornealer Fremdkörper nicht durch Spülung beseitigen, kann er vorsichtig mit der Spitze eines sterilen Spatels (ein Instrument zur Entfernung von okularen Fremdkörpern) oder einer 25- oder 27-Gauge-Nadel mit Hilfe einer Lupe oder vorzugsweise unter Spaltlampenvergrößerung herausgehoben werden. Der Patient muss dabei in der Lage sein, die Augen ohne Bewegung offen zu halten.
Fremdkörper aus Stahl oder Eisen, die mehrere Stunden auf der Kornea liegen, hinterlassen einen rostigen Ring auf der Kornea und müssen ebenfalls unter Spaltlampenvergrößerung abgeschabt oder mit Hilfe eines langsam rotierenden Korneaschleifers entfernt werden. Dies wird in der Regel durch einen Ophtalmologen durchgeführt. Verbleibende Hornhautabschürfungen werden behandelt.
Schürfwunden
Bei den meisten Schürfwunden wird eine antibiotische Augensalbe (z. B. Bacitracin/Polymyxin B oder Erythromycin) verwendet, bis der Epitheldefekt verheilt ist. Kontaktlinsenträger mit Korneaerosion erhalten ein Antibiotikum mit Pseudomonasabdeckung (z. B. Ciprofloxazin 0,3%ige Salbe, 4-mal täglich). Bei größeren schmerzhaften Erosionen (z. B. > 10 mm2) werden die Pupillen zur symptomatischen Erleichterung mit einem Zykloplegikum erweitert (z. B. 1 Tropfen Zyklopentolat 1% oder Homatropin 5%).
Eine Augenklappe ist meist nicht erforderlich, da sie das Infektionsrisiko erhöhen kann, besonders wenn die Erosion auf Kontaktlinsen oder z. B. Erde oder Pflanzenteile zurückzuführen ist. Die in der Augenheilkunde verwendeten Kortikosteroide fördern eher das Wachstum von Pilzen und eine Reaktivierung von Herpes-simplex-Viren und sind kontraindiziert. Die fortgesetzte Anwendung von Lokalanästhetika kann die Heilung beeinträchtigen und ist daher kontraindiziert. Schmerzen können mit oralen Analgetika gelindert werden. Topische Anästhetika sollten nicht verwendet werden. Topische NSAR-Tropfen sind für diese Behandlung nicht zugelassen; bei ausgewählten Patienten sollte eine engmaschige Nachsorge durchgeführt werden.
Das Korneaepithel regeneriert sich schnell, sogar große Erosionen heilen innerhalb von 1–3 Tagen. Kontaktlinsen sollten erst wieder getragen werden, wenn die Verletzung verheilt ist. Eine ophthalmologische Folgeuntersuchung 1–2 Tage nach der Verletzung ist empfehlenswert, besonders wenn ein Fremdkörper entfernt wurde.
Intraokuläre Fremdkörper
Intraokuläre Fremdkörper machen eine sofortige chirurgische Behandlung durch den Ophtalmologen notwendig. Systemische und topische Antibiotika (wirksam gegen Bacillus cereus, wenn die Verletzung eine Kontamination mit Erde oder Pflanzenteilen einschließt) sind angezeigt. Dazu gehören Ceftazidim 1 g IV alle 12 Stunden, in Kombination mit Vancomycin 15 mg/kg IV alle 12 Stunden und Moxifloxacin 0,5% als Augentropfen alle 1–2 Stunden. Bei einer Bulbusverletzung werden keine Salben angewendet.
Ein Augenschutz (z. B. eine Augenklappe aus Kunststoff oder Aluminium oder das untere Drittel eines Pappbechers) wird über das Auge gelegt und mit Klebeband befestigt, um unbeabsichtigten Druck zu vermeiden, der Augeninhalt durch die Einstichstelle austreten lassen könnte. Pflaster sollten vermieden werden. Eine Tetanusprophylaxe sollte nach offenen Bulbusverletzungen erfolgen.
Wie bei jeder Verletzung des Bulbus, sollte ein Erbrechen (z. B. aufgrund von Schmerzen), das den Augeninnendruck erhöhen kann, verhindert werden. Wenn Übelkeit auftritt, werden Antiemetika gegeben.
Wichtige Punkte
Symptome von Hornhautabrasion oder Fremdkörpern sind Fremdkörpergefühl, tränende Augen und Rötung; die Sehschärfe ist in der Regel unverändert.
Eine Spaltlampenuntersuchung mit Fluoreszeinfärbung führt in der Regel zur Diagnose.
Ein intraokulärer Fremdkörper sollte vermutet werden, wenn Fluoreszeinströme von einem Hornhautdefekt wegfließen, wenn die Pupille tränenförmig ist oder wenn der Unfallhergang eine Hochgeschwindigkeitsmaschine (z. B. Bohrmaschine, Säge, alle Geräte mit einem Metall-auf-Metall-Mechanismus), Hämmern oder Explosion einschließt.
Hornhauterosionen und Fremdkörper werden behandelt, indem fremdes Material entfernt wird, eine antibiotische Salbe verschrieben wird und manchmal durch Eintropfen eines Zykloplegikums.
Bei intraokulären Fremdkörpern werden systemische und topische Antibiotika angewendet, ein Schutzverband angebracht, Schmerzen und Übelkeit kontrolliert und ein Ophtalmologen für die chirurgische Entfernung konsultiert.