Übersicht zur männlichen sexuellen Funktion und Dysfunktion

VonIrvin H. Hirsch, MD, Sidney Kimmel Medical College of Thomas Jefferson University
Überprüft/überarbeitet März 2022
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Es gibt 4 Hauptkomponenten der männlichen Sexualfunktion:

  • Libido

  • Erektion

  • Ejakulation

  • Orgasmus

Bei der sexuellen Funktionsstörung besteht ein Problem mit einer dieser Komponenten, wodurch das Interesse am Geschlechtsverkehr oder die Fähigkeit diesen auszuüben, gestört wird. Viele Medikamente und zahlreiche physische und psychische Veränderungen beeinträchtigen die sexuelle Funktion.

Libido

Die Libido ist die bewusste Komponente der sexuellen Funktion. Die verminderte Libido manifestiert sich in einem Mangel an sexuellem Interesse oder einer verminderten Frequenz und Intensität von sexuellen Gedanken, sei es spontan oder als Reaktion auf sexuelle Reize. Die Libido reagiert auf die Testosteronspiegel ebenso wie auf die allgemeine Ernährung, Gesundheit und Medikamente.

Beschwerden, die die Libido besonders verringern sind Hypogonadismus, chronische Nierenerkrankungen und Depression. Auf bis zu 25% der Männer mit Diabetes trifft die Diagnose Hypogonadismus zu.

Zu den Medikamenten, die möglicherweise die Libido verringern gehören schwache Androgen-Rezeptor-Antagonisten (z. B. Spironolacton, Cimetidin), luteinisierendes Hormon-Releasing-Hormon-Agonisten (z. B. Leuprorelin, Goserelin, Buserelin) und Antagonisten (z. B. Degarelix) zur Behandlung von Prostatakrebs, Antiandrogene, die verwendet werden, um Prostatakrebs zu behandeln (z. B. Flutamid, Bicalutamid), 5-alpha--Reduktase-Inhibitoren (z. B. Finasterid, Dutasterid) zur Behandlung von gutartiger Prostatahyperplasie, einige Antihypertensiva und nahezu alle Medikamente, die auf das Zentralnervensystem wirken (z. B. selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer [SSRI], trizyklische Antidepressiva, Antipsychotika). Der durch SSRI oder trizyklische Antidepressiva bedingte Libidoverlust kann durch zusätzliche Gabe von Bupropion oder Trazodon manchmal rückgängig gemacht werden.

Erektion

Erektion ist eine neurovaskuläre Reaktion auf bestimmte psychologische und/oder taktile Reize. Signale vom oberen Kortex und sakrale parasympathische Reflexe vermitteln die erektile Antwort. Die neurale Antwort erfolgt durch die kavernösen Nerven, welche die posterolaterale Fläche der Prostata erreichen. Endend in den Penisblutgefäßen, setzen diese nichtandrenergen, nichtcholonergen Nerven Stickstoffmonoxid, ein Gas, frei. Stickstoffmonoxid diffundiert in penile arterielle glatte Muskelzellen und verursacht eine erhöhte Produktion von zyklischem Guanosinmonophosphat (cGMP), das die Arterien entspannt und und mehr Blut durch sie und in die Schwellkörper fließen lässt. Wenn sich die Corpora mit Blut füllt, steigt der intrakavernöse Druck steigt, was die umliegenden Venen komprimiert und zu Venenverschluss und verringertem venösem Abfluss führt. Der erhöhte Zufluss von Blut und der verringerte weitere Abfluss erhöhen den intrakavernösen Druck und liefern einen Beitrag zur Erektion. Die Fähigkeit zur Erektion wird durch viele Faktoren beeinflusst (siehe Erektile Dysfunktion).

Ejakulation und Orgasmus

Die Ejakulation wird durch das sympathische Nervensystem kontrolliert. Die neurale Stimulation der alpha-adrenergen Rezeptoren in der männlichen Adnexe (z. B. Penis, Hoden, Damm, Prostata, Samenbläschen) verursacht Kontraktionen der Nebenhoden, Samenleiter, Samenbläschen und der Prostata, wodurch Sperma zur hinteren Harnröhre transportiert wird. Dann führen rhythmische Kontraktionen der Beckenbodenmuskulatur zur pulsierenden Ejakulation der angesammelten Samenflüssigkeit. Zur gleichen Zeit schließt sich der Blasenhals, um eine retrograde Ejakulation des Samens in die Blase zu verhindern. Selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer und Alphablocker können die Ejakulation verzögern oder hemmen, aufgrund der Rezeptorhemmung an diesen Stellen.

Der Orgasmus ist eine angenehme Empfindung, die im Gehirn gleichzeitig mit der Ejakulation wahrgenommen wird. Anorgasmie kann ein physikalisches Phänomen aufgrund der verringerten penilen Empfindsamkeit (z. B. von Neuropathie) sein oder ein neuropsychologisches Phänomen aufgrund psychiatrischer Störungen oder Antipsychotika.

Ejakulationsstörung

Eine Ejakulationsstörung bedeutet ein reduziert es oder kein Samenvolumen. Sie kann durch eine retrograde Ejakulation, die bei Männern mit Diabetes oder als Komplikation einer Blasehalsoperation oder transurethralen Resektion der Prostata auftreten kann. Sie kann auch durch eine sympathische Unterbrechung, entweder aufgrund einer Operation (z. B. retroperitoneale Lymphknotendissektion) oder von Medikamenten (z. B. Guanethidin, Phentolamin, Phenoxybenzamin, Thioridazin) entstehen. Eine radikale Prostatektomie (Entfernung der Prostatadrüse plus Samenbläschen und regionalen Lymphknoten) eliminiert jegliche Ejakulation, weil die Entfernung der Samenbläschen und der Prostata die Samenproduktion eliminiert.

Vorzeitiger Samenerguss

Die vorzeitige Ejakulation ist definiert als eine früher als vom Mann oder dessen Partner(in) erwünscht auftretende Ejakulation und stellt eine psychische Belastung dar. Sie wird meist durch sexuelle Unerfahrenheit, Angst oder andere psychische Faktoren verursacht und seltener durch Krankheiten. Sie kann erfolgreich mit topischen Anästhetika, Sexualtherapie, trizyklischen Antidepressiva und selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern behandelt werden.